Andreas Resch: Maria Margareta Caiani, Maria Anna Rosa


MARIA MARGARETA CAIANI
(Maria Anna Rosa)
(1863-1921)

GRÜNDERIN
DER KL. SCHWESTERN VOM
HLST. HERZEN JESU

Selig: 23. April 1989
Fest: 8. August

MARIA MARGARETA CAIANI wurde am 2. November 1863 als drittes von fünf Kindern des Iacopo Caiani und der Luisa Fortini in Poggio a Caiano in der Provinz Florenz, Italien, geboren und am Tag darauf auf den Namen Maria Anna Rosa getauft. Vom Vater erbte sie die körperliche Robustheit, von der Mutter das Feingefühl und einen schlichten, aber festen Glauben. Maria war ein lebhaftes Kind und bewies schon von klein auf Sinn für das Religiöse sowie Barmherzigkeit. Als ihr Bruder Gustav schwer erkrankte, offenbarte sich bei ihr, was sie auch späterhin auszeichnen sollte: die Sorge für die Kranken und Leidenden.

Wie es damals der Brauch war, besuchte sie die ersten drei Klassen Volksschule bei einem Privatlehrer, und das mit Erfolg. Am 19. Oktober 1868 erhielt sie das Sakrament der Firmung.

Der plötzliche Tod des Vaters am 22. März 1886 und, nach langem Leiden, der Mutter am 23. Oktober 1890 sowie die lange Krankheit ihres Bruders Gustav festigten Maria im Glauben und in der Nächstenliebe. In dieser Lebenssituation war ihr der Pfarrer Johann Baptist Cappellini eine wertvolle Stütze. Ihre besonderen spirituellen Gaben ebneten ihr den Weg zu prominenten Persönlichkeiten. Von herausragender Bedeutung war die Freundschaft mit Luisa Giaconi; sie hinterließ dem Institut der Kleinen Schwestern schlussendlich ihre Villa, die diese zu einem Altersheim umbauten. Caiani war auch mit Mutter Theresia vom Kreuz befreundet, die 1868 in Campi Bisenzio das Institut der Karmeliten-Terziarinnen gegründet hatte. Als ebenso wertvoll erwies sich die Freundschaft mit der Seligen Helena Guerra, der Gründerin des Instituts der Schwestern von der heiligen Zita 1862. Diese Bekanntschaft wurde durch den Kapuzinerpater Raffaello Salvi ermöglicht, der bei der Gründung von Caianis Institut eine maßgebliche Rolle spielte.

Am 11. Januar 1891 lernte Caiani, während sie bei einer kranken Tante zu Besuch weilte, die junge Maria Fiaschi kennen, die ihre erste Gefährtin wurde. Zwischen den beiden entwickelte sich von Anfang an eine tiefe spirituelle Verbindung und sie vertrauten sich gegenseitig ihre gemeinsame religiöse Berufung an. Am 4. Oktober 1893 trat Caiani in das Kloster der Benediktinerinnen in Pistoia ein. Der Aufenthalt dort währte nicht lange. Maria kam zu Ohren, dass ein schwer kranker Bürger der Stadt die Sakramente verweigerte. Entgegen der monastischen Regel, welche ein Verlassen des Klosters untersagte, bat sie die Oberin, den Kranken besuchen zu dürfen. Diese aber hielt es für unangebracht, ihrem Wunsch zu entsprechen. Auf Anraten von Theresia vom Kreuz kehrte Maria am darauf folgenden 5. November nach Hause zurück. Auch Fiaschi machte eine ähnliche Erfahrung. Sie trat in dasselbe Kloster ein und kam am Vorabend von Pfingsten 1894 nach Poggio a Caiano. In der Zwischenzeit widmete sie sich der Ausbildung der Kinder. Als P. Raffaello Salvi die beiden jungen Frauen wieder voller Tatendrang zu Hause antraf, riet er ihnen in einem Gespräch am 13. Mai 1894, in Poggio a Caiano zu arbeiten. Die Gelegenheit für einen Anfang ergab sich, als Caiani von einigen Müttern des Ortes ersucht wurde, deren Kinder zu unterrichten. Maria zögerte, weil sie stets mit dem Gedanken spielte, in ein schon bestehendes Institut einzutreten. Ermutigt durch Don Fortunato Luti und im Einverständnis mit ihrer Freundin Maria Fiaschi eröffnete sie am 19. Oktober 1894 in Poggio a Caiano eine Schule für die Dorfkinder, wo diese nicht nur Religionsunterricht, sondern auch die ersten Allgemeinkenntnisse vermittelt bekamen. Die Arbeit begann mit primitivsten Mitteln, war aber von dem starken Willen getragen, Gutes zu tun. 1896 gesellte sich zu den beiden noch Redenta Frati, und gemeinsam führten sie die jungen Mädchen auch in die häusliche Arbeit ein. Am 6. November 1896 verließen die drei Frauen ihr Elternhaus und zogen in das von ihnen gemietete Haus Inverni. Um den Tagesablauf zu organisieren, erstellte Caiani für die kleine Gemeinschaft einen Stundenplan. Ihr persönliches Ziel war klar: ein heiligmäßiges Leben zu führen, sich der Katechese, dem Apostolat und – mangels einer öffentlichen Schule im Ort – dem Unterricht zu widmen sowie den Kranken und Sterbenden beizustehen. Am 22. März 1900 ging das Haus, in dem die jungen Frauen wohnten, in deren Eigentum über.

Die rudimentäre Ausbildung der drei Gefährtinnen, die den Erfordernissen der Schule nicht entsprach, machte die Anwesenheit einer diplomierten Lehrerin notwendig. Dank der Bemühungen von Msgr. Pius della Corona kam am 14. Februar 1901 Doralice Bizzaguti in Begleitung von Mathilde Pazzi nach Poggio a Caiano. Beide traten am 19. Februar nacheinander der Gemeinschaft bei. Am 17. März wurde Caiani zur Oberin gewählt und am 7. Dezember desselben Jahres wurden die von ihr erstellten Regeln und Konstitutionen vom Diözesanbischof approbiert. Am Tag der Einkleidung erging an Caiani jedoch die bischöfliche Weisung, die Feier aufzuschieben und sich mit ihren Gefährtinnen zu den Theresienschwestern nach Campi zu begeben. Dieser plötzliche Meinungsumschwung des Bischofs wurde durch Caianis permanente Unsicherheit verursacht, die sich nicht entscheiden konnte, die Leitung eines neuen Instituts zu übernehmen.

Nachdem der versuchte Zusammenschluss mit dem von der Seligen Theresia vom Kreuz in Campi Bisenzio (Florenz) gegründeten Institut der Karmeliten-Terziarinnen im Oktober 1902 gescheitert war, machte Caiani ihrer Unschlüssigkeit ein Ende und kehrte mit den Gefährtinnen am 15. Oktober 1902 nach Poggio a Caiano zurück.

Im gleichen Jahr erhielt die Gemeinschaft die Erlaubnis, in ihrer Kapelle das Allerheiligste Altarsakrament aufzubewahren. Am 15. Dezember 1902 nahmen die sechs jungen Frauen, mit Zustimmung des Diözesanbischofs und durch diesen ermutigt, das von Caiani am Modell der hl. Margareta Maria Alacoque, der großen Verfechterin der Herz Jesu-Verehrung, entworfene Ordenskleid. Bei der Einkleidung wechselten sie ihre Namen. Caiani nannte sich von nun an Maria Margareta vom hl. Herzen Jesu. Am 12. Oktober 1905 legten die ersten sechs Schwestern die Ordensprofess ab und die Gemeinschaft erhielt Zuzug von weiteren jungen Frauen. 1907 wählte Maria Margareta für ihre Schwestern die Bezeichnung Kleine Schwestern vom Heiligsten Herzen Jesu (Abb.). Gebet und Gemeinschaftsleben bildeten die Eckpfeiler des Instituts.

Am 24. Februar 1908 wurden die an den Regeln der Franziskaner-Terziarinnen orientierten Konstitutionen des Instituts neuerlich für drei Jahre und in der Folge dann für weitere Triennien approbiert.

Das Wachsen des Instituts veranlasste Maria Margareta, das Gebäude zu erweitern und dem Ansuchen um Eröffnung neuer Häuser nachzukommen. Die erste Zweigniederlassung wurde im Januar 1910 in Lastra Signa gegründet. Weitere Gründungen an verschiedenen Orten Italiens folgten.
Aufgrund ihrer unbestreitbaren Führungsqualitäten und vor allem wegen ihrer Tugenden wurde Caiani am 17. Oktober 1915 als Generaloberin bestätigt und Bizzaguti zu ihrer Assistentin ernannt. Beide Ernennungen erfolgten auf Lebenszeit. Obwohl Maria Margareta nur eine bescheidene Ausbildung erhalten hatte, kann man sagen, dass sie neben ihrer Eigenschaft als Gründerin auch umsichtig in der Führung und die Seele des Instituts war. Sie war es, die diesem das Siegel einer starken Spiritualität und eines grenzenlosen Apostolats aufdrückte. Während der Auseinandersetzungen in den Jahren 1915–1918 mussten die Kleinen Schwestern vom Heiligsten Herzen Jesu auf Geheiß der Militärbehörden und der kirchlichen Autoritäten in den Militärspitälern von Arezzo, Florenz und Mailand sowie in der Villa Reale di Castello und an anderen Orten Dienst tun.

1920 wurden die Konstitutionen dem neuen Kirchenrechtskodex angepasst und am 25. April 1921 kam es zur Eingliederung der Kleinen Schwestern in den Franziskanerorden. Die Ausbreitung des Instituts schritt munter voran. In allen Teilen Italiens entstanden neue Niederlassungen. Maria Margareta selbst eröffnete neben jener in Poggio a Caiano 12 weitere Häuser.

1921 erfuhr der Gesundheitszustand von Mutter Caiani, mit dem es schon länger nicht zum Besten stand, eine rapide Verschlechterung, weshalb sie in das von den Kleinen Schwestern gegründete Pflegeheim nach Montughi, Florenz, verlegt wurde. Die schwere Erkrankung, welche die Ärzte erst in ihrer letzten Lebensphase als solche diagnostizierten, führte zu ihrem frühzeitigen Tod am 8. August 1921, im Alter von 58 Jahren.

Ihre sterblichen Überreste wurden in der Kapelle des Gemeindefriedhofes beigesetzt und am 20. April 1961 in die Kapelle des Instituts der Kleinen Schwestern vom Heiligsten Herzen Jesu in Poggio a Caiano (Prato), Italien, übertragen.

Am 23. April 1989 wurde Maria Margareta Caiani von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1986 – 1990. Innsbruck: Resch, 2005 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 2). XIII, 298 S., 69 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-076-X, Ln, EUR 25.70 [D], 26.52 [A]

Bestellmöglichkeit: info@igw-resch-verlag.at