Andreas Resch: Maria Maravillas von Jesus Pidal y Chico de Guzmán

MARIA MARAVILLAS
VON JESUS PIDAL
Y CHICO DE GUZMÁN
(1891-1974)

PROFESSNONNE
DES ORDENS DER
UNBESCHUHTEN KARMELITINNEN

Heilig: 4. Mai 2003
Fest: 11. Dezember

MARIA MARAVILLIAS VON JESUS PIDAL Y CHICO DE GUZMÁN wurde am 4. November 1891 als viertes und letztes Kind des Grafen Luis de Pidal y Mon, Botschafter Spaniens beim Heiligen Stuhl, und von Cristina Chico de Guzmán y Muñoz in Madrid geboren. Bei der Taufe am 12. Dezember erhielt sie den Namen Maravillas. Der Vater war Wirtschaftminister und hatte auch noch andere Ämter und Ehrentitel. Er zeichnete sich stets durch sein Wirken zugunsten der Kirche und der religiösen Orden aus.

Von der Familie, besonders von der Großmutter mütterlicherseits, bekam die Kleine eine solide humane und christliche Erziehung vermittelt und lernte von Kindheit an, Gott und die Armen zu lieben. Am Tag ihrer Firmung, dem 11. Juli 1896, machte sie das Gelübde der Keuschheit; am 7. Mai 1902 ging sie zur Erstkommunion.

Mit großen natürlichen Gaben gesegnet und von einer klaren und tiefen Intelligenz pflegte Maravillas als junges Mädchen ihre Frömmigkeit und studierte privat Sprachen und allgemeine Kultur. Gleichzeitig widmete sie sich Werken der wohltätigen Nächstenliebe und half dadurch vielen Familien, Armen und Ausgegrenzten. Unter der Leitung von Pater Juan Francisco López SJ wuchs und reifte ihr spirituelles Leben. 1913 legte sie privat das Gelübde der ewigen Keuschheit ab und pflegte mit bewundernswerter Hingabe ihren kranken Vater, der im gleichen Jahr starb.

Als sie die Werke der hl. Theresia von Jesus und des hl. Johannes vom Kreuz las, fasste sie den Entschluss, sich dem kontemplativen Leben zu weihen. Nach Überwindung der Widerstände ihrer Mutter trat sie 1919 bei den Unbeschuhten Karmelitinnen des Klosters El Escorial bei Madrid ein, wo sie am 21. April 1920 eingekleidet wurde und den Namen Maria Maravillas von Jesus annahm. Nach Beendigung des Noviziats legte sie am 7. Mai 1921 die zeitliche Profess ab. Aufgrund ihrer Inspiration, auf dem Cerro de los Angeles (Madrid) ein Kloster zu gründen, verließ sie am 19. Mai 1924 El Escorial und begab sich mit drei weiteren Nonnen nach Getafe, wo sie am darauffolgenden 30. Mai in einer provisorischen Behausung die ewigen Gelübde ablegte.

Am 28. Juni 1926 wurde sie vom Bischof von Madrid zur Priorin der neuen Kommunität ernannt und wenige Monate später, am 31. Oktober, wurde der neue Karmel neben dem Monument des Heiligen Herzens Jesu auf dem Cerro de los Angeles eingeweiht. Im neuen Kloster verstand sie es, mit Entschiedenheit und Verständnis, durch Förderung vor allem der theresianischen Treue, eine großen apostolischen Geist und einen tiefen Sinn für das kontemplative Ideal zu wecken. Das Kloster erfreute sich bald zahlreicher Berufungen, worin Mutter Maravillas einen Auftrag sah, weitere Häuser zu gründen. 1933 schickte sie auf Gesuch eines Unbeschuhten Karmeliterbischofs acht Nonnen nach Indien, um in Kottayam einen Karmel mit Klausur zu gründen, wohin sie selbst gehen wollte, von den Oberen aber keine Erlaubnis bekam. Ausgehend von diesem Karmel entstanden weitere Gründungen.

Nach Ausbruch des Bürgerkriegs musste sie das Kloster am 22. Juli 1936 mit der Kommunität verlassen. Zunächst von den französischen Ursulinen von Getafe aufgenommen, übersiedelten sie im darauffolgenden August in eine Wohnung in Madrid, wo sie vierzehn Monate voll der Opfer und Entbehrungen, Durchsuchungen und Drohungen durchlebten. Als es ihnen dann gelang, über Valencia, Barcelona, Portbou und Lourdes in die westlichen Gebiete von Spanien zu gelangen, ließen sie sich im September 1937 in der alten Einsiedelei des Ordens in Las Batuecas (Salamanca) nieder, die Mutter Maravillas vor Ausbruch des Bürgerkriegs hatte erwerben können. Hier gründete sie auf Ersuchen des Bischofs von Coria-Cáceres mit einem Teil ihrer Nonnen einen weiteren Karmel.

Am 4. März 1939 konnte sie mit einer anderen Gruppe von Nonnen den Konvent vom Cerro de los Angeles zurückgewinnen, der vollkommen zerstört worden war. Unter ungeheuren Anstrengungen stellte sie im Juni desselben Jahres das Gemeinschaftsleben ziemlich rasch wieder her. Wenngleich durch enorme Einschränkungen behindert, gelang es Mutter Maria, Mut und Gelassenheit zu verbreiten, wobei sie allen Mitschwestern stets ein bewundernswertes Beispiel war.

Von da an vervielfachten sich die Gründungen innerhalb weniger Jahre. 1944 brach eine Gruppe von Nonnen zu einer neuen Gründung nach Mancera de Abajo (Salamanca) auf, 1947 gefolgt von einem Haus in Duruelo (Avila), am Ort der Erstgründung der Unbeschuhten Karmeliten, durch den hl. Johannes vom Kreuz. Als das Haus von Las Batuecas 1950 den Patres des Ordens als Einsiedelei überlassen wurde, übersiedelte die Kommunität nach Cabrera (Salamanca); 1954 folgte die Neugründung von Arenas de San Pedro (Avila). In diesem Jahr schickte Mutter Maria drei Nonnen zur Verstärkung eines Karmels nach Ecuador. Weitere Gründungen folgten: 1956 San Calixto auf den Bergen von Córdoba und 1958 Aravaca (Madrid). 1960 trug Mutter Maria zum Bau einer Kirche und eines Konvents für die Unbeschuhten Karmeliterpatres in Talavera de la Reina (Toledo) bei. 1961 gründete sie den Karmel von La Aldehuela (Madrid), wo sie dann zurückgezogen bis zu ihrem Tod lebte. Schließlich gründete sie 1964 noch einen Karmel in Montemar-Torremolinos (Malaga). Im gleichen Jahr erneuerte sie auf Ersuchen des Bischofs von Madrid den Karmel von El Escorial, wohin sie Nonnen aus verschiedenen Klöstern schickte. Acht Nonnen sandte sie 1966 zur Stärkung des Gemeinschaftslebens in das Kloster der Inkarnation nach Avila. Sie restaurierte auch das ehrwürdige Haus, in dem die hl. Theresia Nonne wurde und lange Zeit lebte (1536-1562).

Vom Konvent in La Aldehuel (Madrid) aus, in das sie sich 1961 als einfache Schwester zurückgezogen hatte, leitete Mutter Maravillas mit ihrem mütterlichen Wort und ihrem Beispiel nachhaltig den Fortgang und das reguläre Leben der verschiedenen Klöster. Als einigendes Band zwischen den von ihr gegründeten Klöstern und jenen, die sich anschlossen, erhielt sie 1972 vom Heiligen Stuhl die Approbation der „Gesellschaft Santa Teresa“, die sie 1973 einstimmig zur Vorsitzenden wählte.

Neben dieser Koordinierungsarbeit befasste sich Mutter Maravillas auch mit sozialen Initiativen, welche die realistische Öffnung dieser großen Kontemplativen der Welt gegenüber zeigen, der die Ehre Gottes und das Wohl der Mitmenschen so sehr am Herzen lagen.

1967 hatte sie unweit von La Aldehuela, in Ventorro, die Gründung von Internaten für Kinder vorangetrieben, von denen sie wusste, dass sie keine Möglichkeit zum Schulbesuch hatten. Sie ließ eine Vorstadt aus Fertigteilen und eine Kirche mit sechs Sälen, Erholungsräume und andere Baulichkeiten errichten. 1969 konnte sie 16 Häuser an ebenso viele Familien aus den Barackenlagern übergeben. Zudem kaufte sie in Madrid ein Haus zur Beherbergung der Karmelitinnen, die ärztliche Hilfe benötigten, sowie einen Grund, auf dem das Institut „Claune“, welches die bedürftigen Klöster unterstützte, eine Klinik für die Klausurschwestern bauen konnte.

Zwischen 1972 und 1974 half sie in Zusammenarbeit mit dem Ortspfarrer beim Bau und bei der Erhaltung eines Dorfes mit 200 Wohnungen in Perales del Rio. Vor allem ihr ist die dort im Zentrum eines Pfarrkomplexes (Seniorenzirkel, Konferenzsäle, Jugendzirkel usw.) errichtete Kirche zu verdanken, die von ihr forciert und unterstützt, aber erst nach ihrem Tod eingeweiht wurde; die erste Messe wurde am Christkönigfest 1974 gefeiert.
Zur Verwirklichung all dieser Werke vertraute Mutter Maravillas auf ihre zahlreichen Kontakte, in erster Linie aber auf die göttliche Vorsehung. Ob ihrer Tugenden und menschlichen Qualitäten weithin bekannt, war sie innerhalb wie außerhalb des Konvents gleichermaßen geschätzt. Aus der Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu, der Jungfrau Maria, des hl. Josef, der hl. Theresia und des hl. Johannes vom Kreuz, dessen Schriften sie zur Gänze kannte, schöpfte sie jenen Geist der kontemplativen Anbetung, jenes Verlangen, der Kirche zu helfen und die Menschen zu retten, was sie überaus treu zu ihrer Berufung stehen ließ und zur mutigen Unternehmerin großer Werke zur Ehre des Herrn machte.

Ihre geistlichen Briefe an die Direktoren und Beichtväter, die zum Großteil providenziell auf uns gekommen sind, zeigen die entschiedenen und gütigen Züge ihres Geistes, immer auf Vervollkommnung ausgerichtet und mit einem lebhaften Sinn für Versöhnung verbunden, was in unaufhörlichem Gebet, in der Armut, Schlichtheit und Heiterkeit ihres Lebens zum Ausdruck kam. Aus diesem Grund liebten sie die Mitschwestern und hörten auf sie, ohne dass sie es gebot, so groß war ihre Liebe und Hingabe für alle. Ihr Urteil war ruhig, ihre Person und ihre Gegenwart strahlten Frieden aus. In der Tat war ihr Innenleben überreich mit außerordentlichen Gaben ausgestattet, obwohl sie sehr zurückhaltend war, diese kundzutun. Es sind vor allem die Briefe an ihre Spirituale, die davon ein beredtes Zeugnis ablegen.

Am Karfreitag 1967 erkrankte sie an einer Lungenentzündung und wurde von da an immer schwächer, wenngleich ihre Kräfte in der Befolgung der Regel und der Konstitutionen niemals nachließen. Sie starb heiligmäßig am 11. Januar 1974, mit 83 Jahren, im Kloster La Aldehuela, in großem Frieden und mit der Bemerkung: „Welche Freude, als Karmelitin zu sterben!“

Zunächst auf dem Friedhof des Konvents beigesetzt, wurde der Leichnam dann in die Kapelle der Carmelitas Descalzas de La Aldehuela, Getafe, Madrid, übertragen.

Am 4. Mai 2003 wurde Maria Maravillas von Jesus Pidal von Papst Johannes Paul II. in Madrid heiliggesprochen, der sie am 10. Mai 1998 seliggesprochen hatte.

 

RESCH, ANDREAS: Die Heiligen Johannes Pauls II. 1982 – 2004. Innsbruck: Resch, 2012 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 5). XIV, 480 S., 109 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-094-0, Ln, EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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