Andreas Resch: Maria Katharina vom hl. Augustinus Simon de Longpré


MARIA KATHARINA VOM HL. AUGUSTINUS
(1632-1668)

AUGUSTINER SPITALSCHWESTER VON DER BARMHERZIGKEIT JESU

Selig: 23. April 1989
Fest: 8. Mai

KATHARINA SIMON DE LONGPRÉ wurde am 3. Mai 1632 als Tochter des Advokaten Jacques Simon de Longpré und der Richterstochter Francoise Jourdan de Launay in Saint-Sauveur-le-Vicomte, Diözese Coutances, Normandie/Frankreich, geboren und aufgrund ihres prekären Gesundheitszustandes noch am gleichen Tag auf den Namen Katharina getauft. Die Eltern waren überzeugte Christen und väterlicherseits stand die Familie in enger Verbindung mit dem hl. Johannes Eudes, der Katharinas spirituelle Entwicklung maßgeblich beeinflussen sollte.

Im Alter von zwei Jahren wurde die Kleine 1634 der Obhut der Großeltern mütterlicherseits anvertraut, die in ihrem Haus eine Art Spital für mittellose Kranke eingerichtet hatten. In diesem von tiefer Frömmigkeit und christlicher Nächstenliebe gezeichneten Umfeld erhielt Katharina die von der Vorsehung gewollte Vorbereitung auf ihre Berufung als Krankenschwester und die karitative Arbeit. Da in dem Haus Priester und Ordensleute ein und aus gingen, eröffnete sich ihr ein reichhaltiges spirituelles Leben. Bereits mit dreieinhalb Jahren regte sich bei der Kleinen, nach mehreren Gesprächen mit dem Jesuiten F. Malherbe, der Wunsch, stets in allem den Willen Gottes zu tun. Im Alter von vier Jahren legte das frühreife Mädchen seine erste Beichte ab. Nach der Erstkommunion mit acht Jahren schrieb sich Katharina im November 1640 in die Rosenkranzbruderschaft ein. 1642 weihte sie sich aus freien Stücken mittels eines Schriftstückes, das sie mit ihrem eigenen Blut besiegelte, der Jungfrau Maria. Im Jahr darauf machte sie, möglicherweise auf Empfehlung von Johannes Eudes, ein dreifaches Gelübde: die selige Jungfrau Maria als ihre Mutter anzunehmen, niemals eine Todsünde zu begehen und in immerwährender Keuschheit zu leben. Dem Rat ihrer spirituellen Begleiter folgend, führte Katharina ein Leben in Gebet und Meditation, legte zweimal wöchentlich die Beichte ab und ging einmal pro Woche zur Kommunion, wobei der Wunsch, in ein Kloster einzutreten, immer stärker wurde. 1643 prophezeite ihr der hl. Johannes Eudes, dass sie „mit Sicherheit Ordensfrau werden“ würde.

Den Entschluss, ins Kloster zu gehen, fasste sie am 1. Januar 1644; am 7. Oktober trat sie im Alter von zwölf Jahren als Aspirantin gemeinsam mit ihrer älteren Schwester bei den Augustiner Spitalschwestern von Bayeux ein, an deren Klostergründung ihre Eltern wesentlichen Anteil hatten. Nach zweijähriger Vorbereitungszeit erfolgte die Zulassung zum Noviziat. Am 24. Oktober 1646 wurde Katharina eingekleidet – am gleichen Tag, an dem auch ihre inzwischen verwitwete Großmutter mütterlicherseits den Schleier nahm. Im Noviziat „zeigte sie jene Inbrunst und jenen Eifer, wie man es von einem älteren Semester erwarten würde“. Nach Beendigung des Noviziats legte sie am 25. April 1648 die einfachen Gelübde ab; bereits am 4. Mai folgte, nach kaum vollendetem 16. Lebensjahr, die feierliche Profess in Nantes, bei der sie den Namen Maria Katharina vom hl. Augustinus annahm.

Schon während der Noviziatszeit reifte in Maria Katharina der Wunsch, „nach Kanada zu gehen“, wo in Quebéc einige Augustiner Spitalschwestern von der Barmherzigkeit Jesu 1639 das Spital „Hôtel-Dieu“ gegründet hatten. Diese waren erwartungsgemäß ständig auf der Suche nach jungen Kräften und wandten sich im Zuge dessen auch an das Kloster in Bayeux. Katharina, noch keine 16 Jahre alt, meldete sich umgehend als Freiwillige. Man versuchte, sie davon abzubringen; besonders ihr Vater leistete hartnäckig Widerstand. Katharina machte daraufhin das Gelübde, „in Kanada leben und sterben zu wollen, wenn Gott ihr Tür und Tor öffnete“. Der Vater respektierte schließlich ihre Entscheidung und auch die Obrigkeiten von Kloster und Diözese beugten sich den Gründen für ihre Berufung. Daraufhin bestieg sie am 27. Mai 1648 in Gesellschaft ihrer Mitstreiterin Mutter Anna von der Assumption in La Rochelle das Schiff nach Quebéc, wo sie am 19. August 1648 eintraf. Es tobte gerade der Irokesenkrieg und die Stadt schien in Gefahr. Ihr Auftrag stellte sie auf die äußerste Probe, und es herrschte ein ziemlich raues Klima. So schreibt Katharina: „Wäre ich nach Kanada gekommen, um meine Erfüllung im bereits Vorhandenen zu finden, so muss ich gestehen, hätte ich mich geirrt.“

Im Kloster selbst erwies sich Katharina bald von unschätzbarem Wert. Unermüdlich verrichtete sie ihre Arbeit als Krankenschwester und erledigte die vielen Aufgaben, die man ihr übertrug. Mit 22 Jahren wurde sie ein erstes Mal zur Ökonomin von Kloster und Spital gewählt, später zur Spitalsleiterin, zur Konsultorin der Oberin und zur Novizenmeisterin. Während ihres ersten Trienniums als Ökonomin leitete sie den Bau des neuen Krankenhauses. Neben all der Arbeit vertiefte sich Katharina noch in das Studium der lokalen Sprachen, um ihrer Tätigkeit in Apostolat und Katechese besser nachkommen zu können.
Noch dazu war die emsige junge Schwester „fast immer krank“. Laut einer Ursuline aus Quebéc, der sel. Maria von der Inkarnation, war sie „mehr als acht Jahre hindurch fiebrig, ohne sich je auszuruhen oder zu beklagen, ohne im Gehorsam nachzulassen oder ihre Aufgaben als Chorschwester, im Büro oder in der Kommunität zu vernachlässigen“. Darüber hinaus war sie stets von einer bezaubernden Liebenswürdigkeit und Freundlichkeit. Diese Zurückhaltung täuschte sogar ihre Mitschwestern über ihre innere Verfassung hinweg. Man war der Meinung, dass sie einfach nur das Beispiel einer guten Ordensfrau sei. Lediglich ihr Spiritual und der sel. Bischof Franz De Laval wussten, was in ihr vorging.

Am 24. August 1659 empfing sie mit 27 Jahren von Msgr. Franz De Laval, der im Juni nach Kanada gekommen war, das Sakrament der Firmung.
Rein äußerlich gab sich Katharina als umsichtige, mildtätige, gehorsame, ausgeglichene und demütige Schwester; sie besaß aber auch eine tiefe Innerlichkeit, die erst nach ihrem Tod entdeckt wurde. So war sie mit außergewöhnlichen mystischen Gnadengaben gesegnet, hatte Visionen und Offenbarungen; gleichzeitig führte sie einen ständigen Kampf gegen die Dämonen, die sie mit allerlei Versuchungen quälten. Der Herr sollte Katharina „einen im Paradies gewählten geistlichen Führer“ zur Seite stellen, von dem sie erfahren würde, was zu tun war. Tatsächlich schreibt sie: „Am 25. September 1662, nach der Kommunion, glaubte ich, die Erscheinung des ehrwürdigen Paters de Brébeuf vor mir gesehen zu haben.“ P. Jean de Brébeuf, der 1649 von den Irokesen ermordet worden war, schien betrübt und sagte, dass es eine Qual für ihn sei, mit ansehen zu müssen, wie gottlos und verabscheuungswürdig jenes Land geworden sei, für das er so viel gearbeitet und sein Blut vergossen habe, und er bat Katharina um ihre Hilfe: „Schwester des hl. Augustinus! Habt Mitleid mit uns! Ich bitte Euch, helft uns!“ Auf diesen Appell erwiderte Katharina hingebungsvoll: „um der göttlichen Gerechtigkeit willen, als ein sichtbares Opfer für die Sünden der andern“.

Am 5. Februar 1663 hatte sie „die unfehlbare Gewissheit, dass Gott im Begriff war, das Land für dessen Sünden zu bestrafen, im Besonderen für die Verachtung der Kirche gegenüber“. Am 27. Februar schreibt sie schließlich: „P. Brébeuf gab mir zu verstehen, das Gott sich seiner bedienen wollte, um das Land zu schützen; und dass jenen, die sich auf ihn beriefen, großzügige Hilfe zuteil würde.“ In diesem Kontext erteilte der Herr Katharina ihren missionarischen Auftrag für Kanada: „Sühneopfer für die Sünden der andern“ zu sein.

Katharina nahm die ihr zugewiesene Aufgabe sehr ernst und wandte sich dabei, wie sie schreibt, um Hilfe „an die sel. Jungfrau und die Heiligen, die, wie ich glaubte, eher dazu geeignet waren, diesem Land zu helfen“. Sie stellte sich nunmehr gänzlich in den Dienst zur Ehre des Herrn und zur Rettung der Seelen, der Franzosen wie der Eingeborenen. Noch nie hatte sie so viel gelitten, besonders von Seiten der Dämonen, die ihr keine Ruhe ließen, sie seelisch und auch physisch peinigten. Ihrerseits glaubte Katharina, dass „die Gnaden, die der Herr ihr zuteil werden ließ, auf drei Tugenden aufgebaut waren: Demut, Nächstenliebe und Geduld“.

Diese Erfahrungen wurden uns von dem Jesuiten Paul Ragueneau überliefert, der ihr Beichtvater war, bevor er ihre Biographie schrieb. Ragueneau bediente sich dabei Katharinas Schriften, im Besonderen des „Journal spirituel“, das von ihr auf ausdrücklichen Wunsch ihrer geistlichen Berater geführt wurde, dessen Original jedoch, wie es scheint, dem Brand von 1755 im Hôtel-Dieu in Québec zum Opfer fiel.

Nach schwerer Erkrankung am 20. April 1668 und dem Empfang der Krankensalbung starb Katharina am 8. Mai 1668 in Quebéc an Schwindsucht. Sie war gerade einmal 36 Jahre alt geworden. Ihr Grab befindet sich im Centre Catherine de St­-Augustin 32, rue Charlevoix, Quebéc, Kanada.

Am 23. April 1989 wurde Maria Katharina vom hl. Augustinus Simon de Longpré von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1986 – 1990. Innsbruck: Resch, 2005 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 2). XIII, 298 S., 69 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-076-X, Ln, EUR 25.70 [D], 26.52 [A]

Bestellmöglichkeit: info@igw-resch-verlag.at