Andreas Resch: Maria Katharina Troiani v. d. hl. Rosa von Viterbo

MARIA KATHARINA TROIANI
(Konstanze)
(1813-1887)

GRÜNDERIN DER
FRANZISKANER-MISSIONARINNEN
VOM UNBEFLECKTEN
HERZEN MARIENS

Selig: 14. April 1985
Fest: 6. Juni

MARIA KATHARINA TROIANI VON DER HEILIGEN ROSA VON VITERBO wurde am 19. Januar 1813 als drittes Kind von Thomas Troiani und Theresia Panici-Cantone in Julian di Roma, Provinz Frosinone, Italien, geboren und auf die Namen Konstanze Dominika Antonia getauft.
Nach dem Verlust ihrer Mutter, mit fünf Jahren, im Zuge einer plötzlichen Familientragödie wurde sie am 18. Juli 1816 den Schwestern des Klosters S. Klara della Caritii in Ferentino anvertraut, wo sie die denkbar beste Erzie­hung genoss. Da sie sich weit mehr zum Ordensleben als zum weltlichen Da­sein berufen fühlte, wurde sie am 8. Dezember 1829 zur Einkleidung zugelas­sen und nahm bei dieser Gelegenheit den Ordensnamen Sr. Maria Katharina von der hl. Rosa von Viterbo an. Am 16. Dezember 1830 legte sie die Profess ab. Am Tag der Einkleidung wurde ihr vom Bischof die Lehrbefugnis erteilt und bald nach der Profess wurde sie zur Sekretärin ernannt.

Bis zum 46. Lebensjahr verbrachte die Selige im Pensionat von Ferentino, wo sie einerseits unterrichtete, andererseits klösterliche Aufgaben wahrnahm, dabei aber zunehmend mit einer missionarischen Tätigkeit in fernen Landen liebäugelte. Schon in einem Brief von 1835 an ihren Cousin, Mgr. G. Bovieri, Beauftragter des Hl. Stuhls in der Schweiz, ist zu lesen: „In einem besonderen Gnadenerweis gab mir der Herr zu verstehen, dass ich mich um die Bekeh­rung der überseeischen Völker kümmern sollte.“ Katharina war damals 22 Jahre alt. Doch alles blieb so, wie es immer war.

Am 17. Juni 1842 approbierte die Kongregation der Bischöfe und Regularen die Konstitutionen des Konservatoriums, das 1803 als Fromme Schule eröff­net worden war, und so wurde dieses zu einem Kloster mit einfachen Gelüb­den und bischöflicher Klausur, geleitet von einer Äbtissin. Im Kapitel von 1843 wurde Sr. Aloisia Castelli in dieses Amt erhoben, die Sr. Troiani zu ihrer Kammerfrau wählte.
1845 wurde der Franziskaner P. Modena zum Beichtvater des Klosters be­stimmt, dem Katharina ihr Herz öffnete, wobei ihre innere Zerrissenheit zwi­schen dem Wunsch, missionarisch zu wirken, und der 1830 abgelegten Pro­fess für das Klosterleben zum Ausdruck kam. P. Modena erfasste Katharinas Sendung und er empfahl ihr, ihren Mitschwestern die Gründung einer Missi­on in Aussicht zu stellen. 1852 wurde P. Modena von Mgr. P. Guasco, aposto­lischer Vikar in Ägypten, als Prediger in das Land der Pharaonen gerufen. Bei dieser Gelegenheit wies der Vikar seinen Mitbruder auf die unabdingbare Not­wendigkeit von Ordensschwestern hin, um sich der Erziehung und Ausbildung der weiblichen Jugend anzunehmen. Wieder in Ferentino sprach P. Modena mit den Schwestern über diese dringliche Angelegenheit. Sr. Katharina erblickte in dieser Einladung den Ruf des Herrn und sie begann, das Interesse ihrer Mitschwestern für das Projekt zu wecken.
Nach positiver Stellungnahme des Diözesanbischofs und der Ermächtigung durch die Kongregation Propaganda Fide meldeten sich sechs Schwestern frei­willig für Ägypten, darunter Aloisia Castelli, die Oberin der Gruppe, und Katharina Troiani. Nach ihrer Abreise aus Ferentino am 25. August erhielten sie in Rom von Papst Pius IX. den apostolischen Segen und schifften sich dann am 4. September 1859 von Civitavecchia aus nach Alexandria in Ägyp­ten ein. In Malta musste praktisch Sr. Troiani die Verantwortung für die Gruppe übernehmen, nachdem sie dort Nachricht vom plötzlichen Tod des apostolischen Vikars und Delegierten in Ägypten erhalten und Sr. Castelli sich wegen schwerer Depressionen, die ihre geistigen Fähigkeiten langsam unter­minierten, zurückgezogen hatte. Es ist der Entschlossenheit Katharinas und ihrem unbeirrbaren Vertrauen auf die Hilfe Gottes zu verdanken, dass die missionarische Gruppe nicht umkehrte. Am 11. September 1859 gingen die Schwestern in Alexandria, Ägypten, an Land.

Am 14. desselben Monats trafen sie in Kairo ein und wurden in das Viertel Clot-Bey geführt, wo sie unter tatkräftiger Mithilfe der Franziskaner am 1. Ok­tober ein kostenloses Externat sowie ein Pensionat für Mädchen aller Nationa­litäten, Religionen und sozialen Schichten eröffneten, wobei die Armen und Ausgegrenzten den Vorzug erhielten. 1860 erforderte die Ankunft von zehn farbigen Mädchen, die Don Olivieri und Don Verre losgekauft hatten, die Eröffnung eines kleinen Kollegs, das bis zur Revolte der arabischen Paschas gegen die Engländer im Jahre 1882 Bestand hatte.

Inzwischen war Sr. Maria Katharina, die gleich nach ihrer Ankunft zur Lei­terin des Hauses von Clot-Bey ernannt worden war, 1863 zur Äbtissin bzw. Generaloberin der Mission gewählt worden. Es war gerade zu der Zeit, als sie das Amt abgeben wollte, 1865, dass das Kloster S. Klara della Caritä in Fe­rentino entgegen allen Bemühungen, den Beschluss fasste, die Mission in Ägypten aufzugeben. Da Maria Katharina nicht zulassen konnte, dass eine so fruchtbringende seelsorgliche Tätigkeit beendet würde, beschloss sie in Ägyp­ten zu bleiben und dort ein neues Institut zu gründen. Das war jedoch mit er­heblichen Schwierigkeiten verbunden. Es bedurfte der Zustimmung des Hl. Stuhls. Die Selige ließ sich jedoch nicht abschrecken: sie ging nach Rom und setzte durch hartnäckige Interventionen bei der Kongregation Propaganda Fide am 30. Juni 1868 die Gründung der Kongregation der Franziskaner-Missionarinnen von Ägypten durch, seit 1950 „Missionsschwestern vom Unbefleckten Herzen Mariens“ (Abb.) , deren Generaloberin sie bis zu ihrem Tode war. Nie beklagte sie sich über ihre Mitschwestern in Ferentino, sondern prophe­zeite lediglich, dass diese noch um Eingliederung in das neue Missionsinstitut ansuchen würden, was 30 Jahre später, 1895, auch geschah, als die Schwes­tern von Ferentino geschlossen um Aufnahme in die Gemeinschaft der Franziskaner-Missionarinnen von Ägypten baten und ihnen dies auch gewährt wurde.

All diese Hemmnisse waren für Sr. Maria Katharina ein echter Kreuzweg, konnten sie aber in ihrem missionarischen Eifer bei der Unterweisung der Mädchen, der mütterlichen Betreuung der unglücklichen Negermädchen im so genannten „Weinberg des hl. Joseph“ und der verlassenen Kinder – ein Werk, das 1870 für die Aufnahme ausgesetzter Kinder begonnen worden war – nicht bremsen.

Der Unternehmungsgeist und die Schaffenskraft von Sr. Maria Katharina ließen sich auf Dauer nicht auf das nähere Umfeld von Clot-Bey beschränken. Wo immer sich die Möglichkeit bot, wurden als Betätigungsfeld für die eifri­gen Missionarinnen neue Häuser eröffnet. So verdanken Mansura, Damiata, Ismailia, Kafr-el-Zayat und Alexandria ihre Gründung durchweg der Seligen.

Das eigentliche missionarische und soziale Werk von Katharina Troiani be­traf die „Negermädchen“ und die „Findlinge“. Die damalige gesellschaftliche Realität Ägyptens war nämlich von zwei Schandflecken geprägt: den Markt für kleine Negersklaven und das Aussetzen von Neugeborenen in den Straßen, zwischen den Büschen und im Müll. 748 Negermädchen wurden freigekauft und versorgt und 1.500 Findelkinder gerettet und in die missionarischen Zen­tren aufgenommen. Mit dem Taufen der Kinder und dem Loskaufen der Skla­venmädchen war die Nächstenliebe von Sr. Troiani aber noch lange nicht er­schöpft. Sie wollte das Problem der verlassenen Kinder in seiner ganzen Tragweite und auf allen Ebenen angehen: physisches Überleben, Schulbildung, Arbeit, Beruf und ein Leben in Würde.
1877 wurde sie zur Generaloberin gewählt. Vor ihrem Tod durfte sie noch die Eröffnung eines Hauses in Mailand, 1885 in Jerusalem und zuletzt, 1886, in Malta miterleben.

Schon damals hatte sie, bedingt durch eine Schwellung an den Beinen, mit einem zunehmenden Kräfteschwund zu kämpfen. Am 24. März 1887 wurde sie ernstlich krank und musste vom 10. April an, dem Osterfest, ständig das Bett hüten. Am 6. Mai 1887 entschlief Sr. Maria Katharina gottergeben, wie sie gelebt hatte, friedlich im Herrn. „Eine Heilige ist von uns gegangen!“ hörte man in Kairo bei Verbreitung ihrer Todesnachricht.

Ihr Grab befindet sich heute in der Kapelle der Franziskaner-Missionarin­nen vom Unbefleckten Herzen Mariens in der Via Katherina Troiani, 90, Rom.
Ihr Vermächtnis hat weltweite Ausdehnung erfahren, mit Zentren in Euro­pa, Afrika, Asien, Lateinamerika und in den Vereinigten Staaten.

Am 14. April 1985 wurde Maria Katharina Troiani von der hl. Rosa von Viterbo von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1979 – 1985. Innsbruck: Resch, 2000 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 1). XII, 248 S., 56 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-070-4, Ln, EUR 24.60 [D], 25.44 [A]

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