Andreas Resch: Maria Guadalupe García Zavala, Anastasia

MARIA GUADALUPE
GARCÍA ZAVALA

(Anastasia)
(1878-1963)

MITBEGRÜNDERIN DER DIENERINNEN DER
HL. MARGARETA MARIA UND DER ARMEN

Selig: 25. April 2004
Heilig: 12. Mai 2013
Fest: 24. Juni

MARIA GUADALUPE GARCÍA ZAVALA wurde am 27. April 1878 in Zapopan, Jalisco, in Mexiko als Tochter der wohlhabenden, frommen und aufrechten Eheleute Fortino García und Rifugio Zavala García geboren. Am darauffolgenden Tag wurde sie in der Pfarrkirche St. Peter auf den Namen Anastasia Guadalupe getauft und am 1. Juli 1878 gefirmt. Der Vater war Handelstreibender, er betrieb gegenüber der Basilica de Nuestra Señora de Zapopan ein Devotionaliengeschäft. Daher machte die kleine Anastasia oft einen Besuch in der Kirche und zeigte schon früh eine große Vorliebe für die Armen und für Werke der Nächstenliebe.

Aus ihrer Kindheit und Jugend, die sie ähnlich verbrachte wie die anderen Mädchen der guten bürgerlichen Gesellschaft, gibt es eine erwähnenswerte Besonderheit zu berichten: Jung und anmutig, besuchte sie, wenngleich sie durchaus am gesellschaftlichen Leben teilnahm, häufig die Kranken im Spital, vor allem die Ärmsten, und half ihnen in allem, was sie aus Liebe zu Gott tun konnte. In Ausübung dieses Dienstes spürte sie in ihrem Innern eine besondere spirituelle Befriedigung. Während ihrer Volksschulzeit bereitete sie ihre Tante, die Dienerin Gottes Maria Liberata vom hl. Herzen Jesu Orozco Santa Cruz (†1926), auf die Erstkommunion 1887 vor.

In Guadalajara, wohin Anastasia mit ihrer Familie gezogen war, betätigte sie sich in mehreren katholischen Laienverbänden. Obwohl ein sehr hübsches und sympathisches Mädchen, blieb sie immer einfach, aufgeschlossen und zu allen liebenswürdig. So richtete 1898 der junge Gustav Arreola sein Auge auf sie und es kam zur Verlobung, die jedoch nur von kurzer Dauer war. Es gab, so sagte man, Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden. Sicher ist, dass Anastasia, die an der 1896 in der Pfarrei des Heiligsten Namens Jesu von dem Priester Salomé Gutiérrez (†1909) einberufenen Konferenz der hl. Margareta teilnahm und sich mit großem Engagement der Pflege der armen Patienten in einem von Gutiérrez eröffneten kleinen Spital widmete, das von den Mitgliedern der Konferenz betreut wurde, immer deutlicher den Ruf zum Ordensleben verspürte, um ihren Wunsch, sich ganz auf die Krankenpflege zu konzentrieren, in die Realität umzusetzen.

Ihren Unruhezustand vertraute sie ihrem Spiritual, dem Priester Zyprian Iñiguez Martín del Campo, an, der nach der Abreise von Gutiérrez 1899 vom Erzbischof zum Direktor der Konferenz der hl. Margareta ernannt worden war. Dieser sagte ihr seinerseits im Vertrauen, dass ihn Gott inspiriert habe, eine Ordensgemeinschaft zur Pflege armer Kranker ins Leben zu rufen, und schlug ihr vor, an der Umsetzung eines so verdienstvollen Werkes mitzuarbeiten.

Anastasias Bereitschaft stieß bei ihren Angehörigen jedoch auf großen Widerstand, gegen den sie lange ankämpfen musste, bevor sie sich gänzlich der Krankenpflege widmen konnte. Erst am 13. Oktober 1901, im Alter von 23 Jahren, konnte sie mit Zustimmung der Familienmitglieder in das Spital der hl. Margareta Maria eintreten. Mit gleichem Datum betraute Zyprian Iñiguez Anastasia mit der Leitung der jungen Frauen, die sich ihr anschließen würden, um in Gemeinschaft zu leben, weshalb der 13. Oktober 1901 als das Geburtsdatum der Kongregation der Dienerinnen der hl. Margareta Maria und der Armen angesehen wird. Der Name der Kongregation deckt sich mit jener der Konferenz, die vom Gründer nach der hl. Margareta Maria Alacoque benannt wurde, zum Zeichen der Verehrung des hl. Herzens Jesu, wie es sich der Mystikerin von Paray-le-Monial geoffenbart hatte. Der Zweck des neuen religiösen Instituts war die materielle und spirituelle Versorgung der Kranken, vor allem der Armen unter ihnen; das Motto lautete: „Nächstenliebe bis zur Selbstaufgabe, Standhaftigkeit bis in den Tod“. An Opfern und Standhaftigkeit bedurfte es vor allem in den Anfängen der Kongregation, denn damals war das Spital nahezu noch eine Baracke. Es bestand aus einem Haus mit einem Ziegelgang, einem Saal mit Ziegeldach, einer Küche und einem Raum ohne Überdachung – alles mit einem noch unbearbeiteten Boden ausgestattet und Regen, Wind und Kälte preisgegeben.

Die Hingabe Anastasias, die am 8. Dezember 1901 privat die Ordensgelübde abgelegt und dabei den Namen Maria Guadalupe angenommen hatte, zog schon bald weitere Mädchen an, die bereit waren, ein Leben der Armut, der Arbeit und der Entbehrungen auf sich zu nehmen. So legten mit Anastasia 1903 noch drei junge Frauen, die an der Konferenz der hl. Margareta teilnahmen, die privaten Gelübde ab. Maria Guadalupe, die von 1905 an alle fünf Jahre anlässlich des Herz Jesu-Festes die Gelübde ablegte, machte 1924 privat die ewige Profess, auch wenn das Institut noch nicht kanonisch errichtet war.

Zur Oberin der Gemeinschaft gewählt – ein Amt, das sie ein Leben lang innehatte, wusste sie sich, obwohl aus einer begüterten Familie stammend, mit Freude einem äußerst schlichten Leben anzupassen und lehrte die Schwestern die Armut zu lieben, um sich den Kranken besser widmen zu können. Das Spital geriet kurzzeitig in große wirtschaftliche Schwierigkeiten, sodass Mutter Maria Guadalupe ihren Spiritual um Erlaubnis bat, auf den Straßen betteln zu dürfen. Nachdem ihr dies gestattet worden war, ging sie dieser Tätigkeit zusammen mit anderen Mitschwestern mehrere Jahre hindurch nach, bis es ihr gelang, das Problem des Unterhalts für die Kranken in den Griff zu bekommen.

An dieser Stelle ist es angebracht, einen flüchtigen Blick auf die politisch-religiöse Lage Mexikos zu werfen, in der die neue Kongregation entstand und sich entfaltete. Von 1911 an, mit dem Sturz von Präsident Porfirio Diaz, bis praktisch 1936 gestaltete sich die politisch-religiöse Situation ziemlich schwierig, weil die katholische Kirche in den blutigsten Jahren zwischen 1926 und 1929 von den Revolutionären Venustiano Carranza, Álvaro Obregón, Pancho Villa und vor allem Plutarco Elías Calles verfolgt wurde. Während dieser Verfolgungszeit versteckte Mutter Maria Guadalupe im Spital mehrere Priester und auch den Erzbischof von Guadalajara, S.E.D. Francisco Orozco y Jiménez. Sie setzte dabei ihr eigenes und das Leben ihrer Gefährtinnen aufs Spiel. Die Schwestern verköstigten und pflegten zudem die verwundeten Soldaten. Dies war mit ein Grund, weshalb die im Spital untergebrachten Soldaten die Schwestern nicht behelligten und sie und die Kranken sogar verteidigten.

Aufgrund der politischen Situation wurde das Noviziat erst 1930 eröffnet. Am 26. November 1931 stellte Erzbischof Msgr. Francisco Orozco y Jiménez – um die Bürde der Institutsleitung, die allein auf Mutter Maria Guadalupes Schultern lastete – zu mindern, dieser einen Rat aus vier Schwestern zur Seite. Bezüglich einer kanonischen Approbation wartete man auf die Konstitutionen, die vom Gründer Iñiguez begonnen, durch dessen Tod am 9. Oktober 1931 ausgesetzt und schließlich von dem Priester José Guadalupe González, dem Nachfolger von Iñiguez in der spirituellen Leitung des Instituts der hl. Margareta, zu Ende geführt wurden. Am 19. Mai 1935 konnte Maria Guadalupe die ausgearbeiteten Konstitutionen vorlegen, die vom Erzbischof von Guadalajara am 24. Mai 1935 zusammen mit der Kongregation der Dienerinnen der hl. Margareta Maria und der Armen (Abb. approbiert wurden. Am 17. Oktober des Jahres, am Fest der hl. Margareta Maria Alacoque, wurden die Gründerin und 16 Gefährtinnen der ersten Stunde zur öffentlichen ewigen Profess sowie weitere 14 Schwestern zu den zeitlichen Gelübden zugelassen. Am folgenden 16. Dezember wählte er den ersten Rat mit Maria Guadalupe als Generaloberin.

Es kam zu mindestens 11 Gründungen während ihrer Regierungszeit, die ihr ganzes Leben andauerte, da sie – als sich am 1. Oktober 1951 das erste Kapitel der Kongregation versammelte – auch zur Generaloberin gewählt wurde, ebenso im folgenden Generalkapitel am 1. Oktober 1957, wobei sie im ersten wie im zweiten Kapitel die Gesamtheit der Stimmen erhielt. Im gleichen Jahr aber ging es aufgrund eines Sturzes mit ihrer Gesundheit abwärts. Die Mitschwestern, die sie sehr schätzten und wie eine liebenswerte Mutter verehrten, wollten am 13. Oktober 1961 mit großer Festlichkeit das diamantene Jubiläum, also 60 Jahre Ordensleben, ihrer geliebten Gründerin begehen. Doch Maria Guadalupe, damals 83 Jahre alt, war durch ein schmerzhaftes Leiden, das sich zwei volle Jahre bis zu ihrem Tod hinzog, körperlich bereits zu schwach.

Versehen mit den religiösen Stärkungen entschlief sie am 24. Juni 1963 friedlich im Alter von 85 Jahren um 8.30 Uhr in Guadalajara, Jalisco, im Ruf der Heiligkeit. Bei der Nachricht von ihrem Tod strömten unzählige Menschen zum Spital, um der sterblichen Hülle ein letztes Mal die Ehre zu erwiesen. Am darauffolgenden Tag, den 25. Juni, wurde sie unter großer Anteilnahme auf dem Friedhof von Mezquitàn in Guadalajara beigesetzt. Am 30. September 1968 wurden die sterblichen Überreste dann endgültig in die Kapelle des Sanatoriums von Santa Margareta in Guadalajara, Mexiko, übertragen.

Die Dienerinnen der hl. Margareta Maria und der Armen betreuen derzeit 22 Gründungen in Mexiko, Peru, Island, Griechenland und Italien.

Am 25. April 2004 wurde Maria (Anastasia) Guadalupe García Zavala von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 2001 – 2004. Innsbruck: Resch, 2015 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 6). XIV, 482 S., 110 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-099-5, Ln; EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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