MARIA ELISABETH HESSELBLAD
(1870-1957)
GRÜNDERIN
DES ORDENS DES
HLGST. ERLÖSERS
VON DER HL. BIRGITTA
Heilig: 5. Juni 2000
Fest: 24. April
MARIA ELISABETH HESSELBLAD wurde am 4. Juni 1870 als fünftes von dreizehn Kindern des August Robert Hesselblad und der Cajsa Pettesdotter Dag in Fåglavik, Västergötland, in Schweden geboren und am 12. Juli 1870 in der lutherischen Pfarrkirche von Hundene auf den Namen Elisabeth getauft. Ihre Kindheit verbrachte sie an verschiedenen Orten, weil ihre Eltern aus wirtschaftlichen Gründen ständig auf Arbeitssuche waren. Sie wuchs in einem religiösen Ambiente auf, das von steten Kontroversen zwischen den Freikirchen (der meistverbreiteten Religion in Schweden) und anderen religiösen Gemeinschaften geprägt war, und litt innerlich sehr unter dieser Spaltung der Kirche – wobei sie nicht verstand, warum Gott unterschiedlich verehrt werden sollte.
Nach Beendigung der Volksschule ging Elisabeth 1886 nach Kârlosborg, um dort zu arbeiten, und emigrierte 1888, mit 18 Jahren, auf der Suche nach Arbeit in die Vereinigten Staaten, um den Bedürfnissen ihrer Großfamilie Rechnung zu tragen. Dort war sie viele Jahre (1888-1904) als emsige Krankenschwester im Roosevelt-Spital in New York tätig, wo sie im Kontakt mit Krankheit und Leiden ihr menschliches und spirituelles Empfinden schärfte, indem sie dieses jenem ihrer Landsmännin, der hl. Brigitta, anglich – stets auf der Suche nach dem „einen Schafstall“, wie sie in den Autobiografischen Memoiren schreibt: „Von Kindheit an, als ich zur Schule ging und sah, dass meine Gefährten vielen verschiedenen Kirchen angehörten, begann ich mich zu fragen, welches denn der wahre Schafstall sei, weil ich im Neuen Testament gelesen hatte, dass es nur einen Schafstall und nur einen Hirten gebe. Ich bat oft darum, zu jenem Schafstall geführt zu werden, und ich erinnere mich, dass ich dies speziell bei einer Gelegenheit tat. Als ich nämlich unter den mächtigen Pinien meines Heimatlandes dahinspazierte, blickte ich in einer besonderen Weise zum Himmel auf und sagte: ‚Lieber Vater, der du bist im Himmel, zeig mir, wo dieser eine Schafstall ist, in dem Du uns alle vereint haben willst.‘ Mir war, als ob ein wunderbarer Friede in meine Seele einkehrte und eine Stimme mir antwortete: ,Ja, meine Tochter, eines Tages werde ich ihn dir zeigen.‘ Diese Sicherheit begleitete mich all die Jahre bis zu meinem Eintritt in die Kirche.“
Ein für ihr spirituelles Leben bedeutsames Ereignis erfuhr Elisabeth im Dezember 1901 in Saratoga, New York. Es war dies die Begegnung mit einer kranken Ordensschwester, die Massagen und Physiotherapie in Anspruch nehmen musste. Elisabeth pflegte die Kranke mit großer Hingabe, was ihr von derselben mit Gebeten vergolten wurde. An diesem Punkt begann ihre Konversion zum Katholizismus.
Zu einem weiteren einschneidenden Ereignis kam es 1902, als ihre Freundin Emma Cisneros ins Kloster ging. Elisabeth wandte sich daraufhin am 12. August d. J. an die lokale Universität der Jesuiten, um mit einem Priester über die katholische Kirche zu sprechen. Unter der Leitung des gelehrten Jesuitenpaters Johannes Georg Hagen studierte sie mit großem Interesse die katholische Lehre, nahm diese, nachdem sie alles wohl durchdacht hatte, als die ihre an, ließ sich am Tag der Aufnahme Mariens in den Himmel sub conditione (mit Vorbehalt) taufen und empfing am 17. August 1902 die hl. Kommunion. Bei der Beschreibung jener Zeit, die ihrem Schritt in die katholische Kirche vorausging, bemerkt sie: „Es vergingen einige Monate, in denen meine Seele in einer Agonie versank, von der ich glaubte, ich würde sie nicht überleben. Doch das Licht kam und mit ihm die Kraft. Lange Zeit hatte ich gebetet: ,O Gott, Du liebenswertes Licht, geleite mich!‘ Und tatsächlich wurde mir ein wohlwollendes Licht geschenkt und mit ihm ein tiefer Friede und die feste Entschlossenheit, unverzüglich den entscheidenden Schritt zu tun und in die eine wahre Kirche Gottes einzutreten. Oh, wie sehr sehnte ich mich danach, äußerlich dieselbe zu sein, die ich seit langem in der Tiefe meines Herzens war! Und sogleich schrieb ich an meine Freundin im Kloster der Heimsuchung in Washington: ‚Jetzt sehe ich ganz klar, alle meine Zweifel sind verschwunden, ich muss sofort eine Tochter der wahren Kirche werden, und du sollst meine Patin sein… Bete für mich und danke Gott und der Seligen Jungfrau‘.“
Im Frühjahr 1903 war Maria Elisabeth zu Hause in Schweden und schrieb, bevor sie wieder nach Amerika zurückkehrte, in einem Brief an ihre Großmutter folgende Zeilen:
„Ich bete Dich an, o großes Wunder des Himmels,
auf dass Du mir geistige Speise im irdischen Kleid gibst!
Du tröstet mich in meinen dunklen Momenten.
Wenn jede andere Hoffnung für mich erloschen ist!
An das Herz Jesu bei der Predella des Altares
Werde ich in ewiger Liebe gebunden sein.“
Von einer schweren Krankheit heimgesucht und für unheilbar gehalten, musste sie ihr Medizinstudium abbrechen. Da bereits der Tod an ihre Tür klopfte, wollte sie sich 1904 nach Rom begeben, um wie ihre Landsmännin, die hl. Birgitta († 1373), ihr Leben für das von der Kirche von Rom getrennte Schweden aufzuopfern. Dort hatte sie in der Kapelle der hl. Birgitta zum ersten Mal eine Begegnung mit der schwedischen Heiligen. Dieses unerwartete Ereignis rief in ihre eine radikale Änderung hervor. Von da an sollte ihr Leben kein Suchen mehr sein, sondern die Erfahrung der Einheit mit Gott.
Am 19. März 1904 wurde Maria Elisabeth gefirmt und in diesem Augenblick spürte sie, dass sie ihr Leben der Bekehrung ihres Landes zum Katholizismus und der Annäherung an Rom widmen müsse. Am 24. November 1904 nahm sie im Haus der hl. Birgitta, das von Karmelitinnen geführt wurde, die sie wohlwollend aufnahmen, deren Ordenskleid und nannte sich von nun an Sr. Maria Elisabeth von der hl. Birgitta. Sie führte daraufhin ein Leben des Gebets und der Meditation, bis sie verschiedene Ereignisse im Jahre 1906 zur Verwirklichung ihres Kindheitstraumes führten: Der Wunsch, dass sich ihre Familienangehörigen zum Katholizismus bekehrten, wurde immer offenkundiger; die Ankunft von P. Hagen in Rom, der dem Vatikanischen Observatorium vorstand, machte ihr Mut. Der intensive Briefwechsel mit den Birgittenschwestern von Syon Abbey steigerte ihre Erwartungen und Pius X., von ihren Absichten unterrichtet, gestattete ihr, den Habit des Ordens des Heiligsten Erlösers von der hl. Birgitta zu tragen und die Gelübde als Tochter der schwedischen Heiligen abzulegen. So schlüpfte Elisabeth am 22. Juni 1906 zum ersten Mal in die Ordenstracht der Birgittinnen und legte die Gelübde ab.
Von ihrer Magendarmerkrankung unverhofft geheilt, machte sie sich 1908 auf den Weg, um die in Deutschland, England, Holland und Spanien verstreuten Birgittinnenklöster zu besuchen. Überall wurde sie liebevoll aufgenommen. Ihrem Wunsch aber, den Orden in das Heimatland Schweden zurückzubringen, blieb die nötige Aufmerksamkeit zumeist versagt.
Bei ihrer Rückkehr 1911 nach Rom wusste sie, dass sie für die Verwirklichung ihres Planes andere Wege beschreiten musste. In Beantwortung der Gesuche und der Zeichen der Zeit gründete sie auf Anregung ihres Spirituals, P. Hagen, am 9. September 1911 einen neuen Zweig der Birgittinnen, den Orden des Heiligsten Erlösers von der hl. Birgitta (Abb.), und begann mit drei jungen Frauen aus England ein Gemeinschaftsleben. Getreu der Tradition der Birgittinnen, mit dem Charisma der Kontemplation und der feierlichen Liturgie, gab sie ihrer Gemeinschaft, inspiriert von großen Ideal des ut omnes unum sint eine ausgeprägte ökumenische Ausrichtung, um den Dialog zwischen der Kirche von Schweden und Rom zu fördern.
Mit viel Mut und Weitblick brachte sie 1923 die Töchter der hl. Birgitta wieder nach Schweden, wobei sie all die körperlichen Leiden ertrug, die sie ein Leben lang begleiteten. Die Gründung war der erste Birgittinnen-Konvent in Schweden nach der Reformation. In den Jahren zwischen 1923 und 1937 setzte sich Elisabeth für die Eröffnung neuer Häuser in Europa ein und 1937 auch in Indien. Während des Zweiten Weltkriegs (1939-1944) wie auch in der Nachkriegszeit (1945-1954) gab sie vielen verfolgten Juden Unterkunft und machte ihr Haus zu einem Ort, an dem ihre Töchter an alle Notleidenden Lebensmittel und Kleider verteilen konnten. In dieser Zeit knüpfte sie Kontakte mit den Protestanten ebenso wie mit der jüdischen Umgebung und der entstehenden Gesellschaft für die Einheit der Christen, genannt Unitas, die in dem 1931 vom Heiligen Stuhl zur Verfügung gestellten Haus der hl. Birgitta untergebracht war. Ihr ökumenischer Horizont weitete sich zusehends.
Die letzten Jahre von Mutter Elisabeth (1954-1957) waren von körperlichen und seelischen Leiden gezeichnet, nicht zuletzt aufgrund innerer Qualen, in der sie eine unsägliche Liebe zur Kirche und eine grenzenlose Treue ihren Hirten gegenüber lebte, auch wenn diese mit bestimmten Aufgaben innerhalb des Ordens betraut waren.
Am 24. April 1957 starb sie nach einem langen, von Krankheit und Leiden gezeichneten Leben im Casa di Santa Brigida in Rom. Bei ihren geistlichen Töchtern, im Klerus und beim einfachen Volk, das sie als Mutter der Armen und als spirituelle Lehrerin verehrte, hinterließ sie einen großen Ruf der Heiligkeit.
Ihre sterblichen Überreste ruhen im kleinen Kloster des Hauses der hl. Birgitta, Piazza Farnese, 96, Rom.
Am 5. Juni 2016 wurde Maria Elisabeth Hesselblad von Papst Franziskus heiliggesprochen, nachdem sie Papst Johannes Paul II. am 9. April 2000 seliggesprochen hatte.