Andreas Resch: Maria del Carmen Sallés y Barangueras


MARIA DEL CARMEN SALLÉS Y BARANGUERAS
(1848-1911)

GRÜNDERIN
DER MISSIONARINNEN DER UNBEFL. EMPFÄNGNIS MARIAS
FÜR DEN UNTERRICHT

Selig: 15. März 1998
Heilig: 21. Oktober 2012
Fest: 25. Juli

MARIA DEL CARMEN SALLÉS Y BARANGUERAS wurde am 9. April 1848 als zweites von zehn Kindern der Eheleute José Sallés und Francisca Barangueras in Vic, Barcelona, Spanien, geboren und zwei Tage später auf den Namen Carmen getauft. Im Schoß der Familie wurde sie zu einem tief christlichen Leben erzogen. 1856 übersiedelte diese nach Manresa, wo der Vater, ein Handwerker, Arbeit fand und die kleine Carmen die Möglichkeit hatte, das Kolleg der Gesellschaft Mariens zu besuchen. In ihrer Jugend kamen zusehends eine besondere Verehrung für Maria, das Apostolat unter den Töchtern Mariens, Alten- und Krankenpflege und eine glühende Verteidigung des Glaubens zum Tragen, wo immer dieser in ihren Augen angegriffen wurde. Im April 1858 empfing Carmen die Erstkommunion.

Im Rahmen der marianischen Spiritualität lebte sie intensiv die Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis von 1854. Zu Füßen der hl. Jungfrau von Montserrat vernahm sie schließlich in ihrem Innern den Ruf, sich ganz nach dem Beispiel der Immacolata mit Körper und Geist Gott zu weihen. Die ablehnende Haltung des Vaters, der eine vorteilhafte Ehe für sie arrangiert hatte, und verschiedene andere Hindernisse stellten sie jedoch vor die Frage, was das für ein Dienst sei, zu dem Christus sie in der Kirche ausersehen hatte.

1869 überzeugte der Jesuit Antonio Goberna, der als Prediger nach Maresa gekommen war, den Vater, sich dem Willen der Tochter nicht zu widersetzen, die seinem Rat zufolge bei den „Hermanas Adoratrices Esclavas del Smo Sacramento y de la Caritas“ in Barcelona eintrat und am 9. August 1869 das Noviziat begann, dessen Spiritual P. Goberna war. Nach einigen Monaten gelangte Carmen bei der Betrachtung der Unbefleckten Empfängnis, die „von Anfang an“ von der Erbsünde befreit war, zu der Überzeugung, dass es besser sei, sich um die Erziehung der Mädchen schon von Kindesbeinen an zu kümmern. So verließ sie noch vor der Profess im November 1870 das Institut, obwohl dieses bezüglich Verehrung der Eucharistie ganz ihren Vorstellungen entsprach, nicht aber in der Betreuung der gestrandeten Mädchen, denen sich die Schwestern widmeten. Sie wollte allerdings auch nicht nach Hause zurück, wo der Vater und der versprochene Bräutigam auf sie warteten, sondern blieb in Barcelona und wohnte dort für einige Monate im Haus ihres Bruders Francisco. Auf der Suche nach einem Weg, dem Übel durch das Gute mit Erziehung und Liebe vorzubeugen, damit sich die jungen Mädchen für Familie, Gesellschaft und Kirche nützlich erweisen konnten, wandte sich Carmen an den Beichtvater ihres Bruders, der sie auf die Dominikanerinnen von der Verkündigung in Vic verwies, die am 15. August 1856 vom hl. Franziskus Coll gegründet worden waren. Am 8. Mai 1871 trat sie dort in das Noviziat ein und legte im Juli 1872 die Profess ab. Anschließend wurde sie in das Kolleg S. Andrea del Palomar, eines der wichtigsten Häuser des Instituts, versetzt, wo sie Kontemplation mit Aktion zu verbinden lernte.

1876 wurde Carmen zusammen mit einer Mitschwester nach Barcelona geschickt, um dort ein Haus zu eröffnen, das einem zweifachen Zweck dienen sollte: einerseits als Aufnahmestation für die Schwestern des Instituts, die ihrer Arbeit in der Umgebung der Stadt nachgehen mussten, und andererseits als Ausbildungszentrum. 1885 wurde Carmen zur Priorin der Kommunität von Barcelona ernannt. Nun hatte sie Gelegenheit, ihren Traum zu verwirklichen und beizutragen, dass sich junge Frauen dank harmonischer Ausgeglichenheit zwischen Frömmigkeit und Kultur zum Antriebsmotor von Familie und Gesellschaft entwickeln konnten. Und tatsächlich wurde das Haus unter ihrer Leitung aufgrund der Qualität des im Kolleg vermittelten Unterrichts in der Stadt zunehmend bekannter, was die Eifersucht ihrer Mitschwester Vila entfachte, die als Novizenmeisterin nach Vic versetzt worden war.

1889 starb unerwartet Mutter Rosa Santaeugenia, die Mitbegründerin und erste Generaloberin des Instituts, woraufhin im Generalkapitel von 1890 Vila zur Generaloberin gewählt wurde. In dieser Situation begann Carmen, die – keineswegs unbegründet – ein negatives Vorgehen gegen die Niederlassung in Barcelona befürchtete, mit dem Gedanken zu spielen, das Haus nach Einholung der nötigen Erlaubnis vom Institut zu lösen. Dieser Plan führte zu einer richtiggehenden Verfolgung Carmens, sodass diese keine andere Lösung sah, als am 28. Dezember 1891 gemeinsam mit fünf Schwestern den Bischof von Vic um die Dispens von den Gelübden des Gehorsam und der Armut zu ersuchen. Da sich dieser nicht für zuständig hielt, richtete sie eine Petition an Rom. Eine Antwort abzuwarten erübrigte sich jedoch, weil inzwischen sowohl Carmen als auch die anderen Schwestern in ihrem Gefolge am 6. April 1892 aus dem Institut ausgeschlossen wurden.

Nach diesen Ereignissen begab sich Carmen im September 1892 gemeinsam mit drei Gefährtinnen nach Antequera (Malaga), von wo aus sie, nach einer Zeit geistlicher Exerzitien und inbrünstiger Gebete, nach Madrid übersiedelte. Dort begegnete sie dem Priester Celestino Pazos, der, von der Situation in Kenntnis gesetzt, die Gründung eines neuen Instituts vorschlug und sie samt Mitstreiterinnen zum Erzbischof von Burgos schickte. Carmen zog sich daraufhin mit ihren Gefährtinnen zu einem längeren Gebet vor das Bild Unserer Lieben Frau vom Guten Rat in die Kapelle des Allerheiligsten der Kathedrale von Madrid zurück. Schließlich erhob sie sich und sagte mit Entschiedenheit: „Es ist Gottes Wille! Wir gehen nach Burgos und werden dort gegen alles kämpfen, was sich uns entgegenstellt. Und Gott wird mit uns sein!“

In Burgos segnete der Erzbischof die aufkeimende Institution und bot ihr einen ersten Sitz an. So gründete Carmen dort am 15. Oktober 1892 die „Kongregation der Schwestern vom hl. Dominikus“, heute Missionarinnen der Unbefleckten Empfängnis Marias für den Unterricht (Abb.). Am 7. Dezember des Jahres approbierte der Erzbischof die Gründung und ernannte Maria Carmen Sallés zur Generaloberin auf Lebenszeit. 1893 erfolgte die Approbation der Konstitutionen.

Von da an widmete sich Carmen mit ganzer Kraft der Entwicklung des Instituts für eine ganzheitliche Bildung der Frau nach dem von der Unbefleckten Empfängnis vorgelebten Modell. Sie verlangte von ihren Schwestern, „Brunnen zu sein, die sich durch Studium und Gebet mit Wissen und Tugend füllten, um dieselben zu verströmen“. Von einem war sie vollkommen überzeugt: „Dem Herrn gefällt es, seine Macht in der Schwachheit zu bekunden, die sich selbst misstraut, und Er stellt seine Weisheit der Unwissenheit zur Verfügung, die demütig ist.“ Auf diese Weise traf sich Carmens Spiritualität durch Maria und das Magnifikat mit den Armen und Geringen, die auf den Herrn vertrauen. Ein Zeuge, der sie gut kannte, sagte, dass „je mehr sich tat, je mehr Lärm entstand, je mehr sich die Menschen aufregten, umso gelassener blieb Mutter Carmen“. Den Grund dafür beschreibt sie selbst: „Von den Geschöpfen erwarte ich mir nichts, wohl aber von Gott, dem Spender alles Guten.“ Gott überließ sie Mittel und Resultate, diese aber in die Praxis umzusetzen, oblag ihr und ihren Mitschwestern, die sie mit den Worten ermunterte: „Als Eingeweihte in den großen Plan Gottes, den Er für uns hat, ist es an uns, sich würdig und fähig zu erweisen, diesen zu Ende zu führen.“

Carmen verstand diesen Plan als Aufruf zur Hoffnung, indem sie in jedem Kind, jedem jungen Menschen, jeder Frau nicht nur das sah, was sie waren, sondern auch, was sie durch Erziehung und Bildung sein könnten. Sie wusste aus Erfahrung, vor allem im Hinblick auf schwierige Personen, dass diese Aufgabe zwar nicht leicht, aber auch nicht unmöglich war. So hatte sie sich durch den häufigen Griff zur Heiligen Schrift und den Werken des hl. Johannes vom Kreuz mit dem Bild des „umzäunten Gartens“ vertraut gemacht, in den sie die Kinder legte, die im Gebet und bei der Arbeit anwesend waren: „In diesem Garten befinden sich die Mädchen, die uns der Herr anvertraut hat.“ Sie waren nicht allein, denn der Garten war reich bevölkert: „Im Zentrum unseres Gartens zeigt sich – fröhlich, schön, von himmlischem Licht umgeben, stark, weise und unbefleckt – unsere Mutter.“ Carmen schloss die Metapher nach Art des hl. Bernhard: „Lasst uns den Blick bei der Pflege unseres Gartens oft auf Maria lenken, denn sie gibt uns die Weisheit, sie gibt uns die Tugend und sie gibt uns die Kraft, um diese Blumen nach ihrem Bild zu gestalten.“ So entstand in Mutter Carmen und ihren geistigen Töchtern der für sie typische Vorsatz, in allem die Fülle der Gnade nachzuahmen, um nach dem Beispiel der Immacolata „heilig und unbefleckt in der Liebe“ zu sein.

In diesem Geist des Vertrauens und der Nachahmung zog Mutter Carmen 19 Jahre lang durch Spaniens Straßen und gründete dabei insgesamt 13 Gemeinschaften und Schulen. Schwierigkeiten bewältigte sie durch das Vertrauen in die göttliche Vorsehung, indem sie ein Bildchen bei sich trug, auf das sie folgenden Text geschrieben hatte: „Heiligste Jungfrau und Mutter mein, gewähre mir die Gnade eines heiligmäßigen Todes. Wenn meine Seele diese Erde verlässt, so nimm sie auf in deine Arme im Himmel.“

Mutter Carmen Sallés starb am 25. Juli 1911 in Madrid, nachdem sie ihren Mitschwestern gegenüber den Wunsch der missionarischen Ausbreitung des Instituts geäußert hatte. Diese verwirklichten ihr Begehren in weniger als einem Jahr nach ihrem Tod durch die Gründung eines Hauses in Brasilien, das zum Ausgangspunkt für Gründungen in den verschiedensten Ländern wurde. Zunächst auf dem Friedhof von San Justo in Madrid beigesetzt, ruhen ihre sterblichen Überreste heute in der Kapelle des Generalatshauses der Religiosas Concepcionistas Misioneras de la Eneseñanza in Madrid, calle Princesa, 19 und 21.

Am 15. März 1998 wurde Mutter Carmen Sallés y Barangueras von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.


RESCH, ANDREAS: Die Heiligen Benedikts XVI. 2005 – 2012. Innsbruck: Resch, 2013, XII, 204 S., 48 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-096-4, Ln, EUR 25.90 [D], 26.60 [A]

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