Andreas Resch: Maria Candida von der Eucharistie

MARIA CANDIDA
VON DER EUCHARISTIE

(Maria Barba)
(1884-1949)

NONNE
DES ORDENS DER UNBESCHUHTEN KARMELITINNEN

Selig: 21. März 2004
Fest: 12. Juni

MARIA CANDIDA VON DER EUCHARISTIE (bürgerlich: Maria Barba) wurde am 16. Januar 1884 in Catanzaro, Süditalien, geboren, wohin die aus Palermo stammende Familie der Arbeit des Vaters wegen vorübergehend gezogen war; Pietro Barba war Ratsherr am Appellationsgericht. Die Mutter, Giovanna Flosena, gehörte einer Adelsfamilie aus S. Stefano di Camastra an. Die Kleine, die drei Tage später auf den Namen Maria getauft wurde, war das zehnte von 12 Kindern, von denen fünf bereits im frühen Alter starben. Als Maria zwei Jahre alt war, kehrte die tiefgläubige Familie nach Palermo zurück, wo Maria ihre Jugend verbrachte. Von lebhaftem und leidenschaftlichem Temperament und mit einer außerordentlichen inneren Sensibilität bedacht, besuchte Maria die Volksschule und die unteren Klassen der Lehrerausbildung. Sie lernte auch einige Jahre Klavierspielen, wobei sie eine nicht alltägliche musikalische Begabung an den Tag legte. Mit zehn Jahren empfing sie mit großer Innerlichkeit die Erstkommunion.
Im Alter von 14 setzte sie ihre Studien privat fort, vor allem das Klavierspielen. Zum 15. Lebensjahr hin gab sie sich zunehmend eitler und sorgloser, bis sie sich im Juli 1899, nachdem sie an der Einkleidung einer Verwandten teilgenommen hatte, so sehr von Gott angezogen fühlte, dass mit ihr eine plötzliche Änderung geschah, die in ihrer Seele zu einer klaren, tiefgehenden und irreversiblen „Bekehrung“ führte. Gott geleitete sie vor allem durch die Hinwendung zum Geheimnis der Eucharistie, die zum spirituellen Zentrum ihres Lebens wurde. Die Bekehrung eröffnete ihr eine bis dahin unbekannte Welt, zu der sie sich zutiefst hingezogen fühlte. Mit 18 Jahren machte sie das Gelübde der Keuschheit. Die Familie verfolgte, vor allem nach dem Tod des Vater (1904), Marias Wandlung mit Besorgnis und versuchte, vor allem als sie von ihrer Berufung erfuhr, ihren Eifer mit allen Mitteln zu dämpfen, in der insgeheimen Überzeugung, dass es sich lediglich um eine momentane Schwärmerei handelte. Inmitten all der Probleme und Schwierigkeiten fand Maria Trost bei Gott, der ihr mit besonderen Zeichen zu Hilfe kam. Zu diesen zählte die Begegnung mit der Geschichte einer Seele der hl. Theresia von Lisieux, die einige Jahre später für ihre karmelitische Berufung bestimmend werden sollte. 1910 unternahm Maria zudem eine Reise nach Rom und wurde mit ihrer Familie von Papst Pius X. empfangen, der sie zu häufigem Kommunionempfang ermunterte und bei Maria einen unvergesslichen Eindruck hinterließ. Am 12. November 1912 erlaubte ihr die Mutter, die Nonnen der Heimsuchung zu besuchen. Doch nachdem Maria die Regel des Karmel gelesen hatte, wusste sie, dass dies ihr Weg war.

Dennoch konnte sie nicht gleich eintreten. Da sie nach dem Tod der Mutter 1914 bei den Geschwistern zum Mittelpunkt der Familie wurde, musste sie noch fünf Jahre warten und harte Prüfungen ertragen, um sich von zu Hause lösen zu können. Die Geschwister widersetzten sich ihrer Wahl mit Entschiedenheit. Nachdem sie schließlich die Visitandinerinnen und die Schwestern Maria von der Sühne besucht hatte, schritt sie auf Anraten des Dieners Gottes Alessandro Kardinal Lualdi, Erzbischof von Palermo, zur Tat und trat in das kurz zuvor entstandene und bettelarme Kloster der Unbeschuhten Karmelitinnen von Ragusa ein. Dies geschah am 25. September 1919, in ihrem 35. Lebensjahr. Bei diesem Schritt wurde Maria Barba von einer besonderen Verehrung des eucharistischen Geheimnisses getragen. In der Eucharistie sah sie die sakramentale Gegenwart Gottes in der Welt, die Konkretisierung seiner unendlichen Liebe für die Menschen, das Motiv unseres vollen Vertrauens in seine Verheißungen. Keines der Geschwister begleitete sie bei ihrem Eintritt in den Karmel. Niemand von ihnen nahm an der Einkleidung teil oder besuchte sie in den Jahren ihres Ordenslebens.

Am 16. April 1920 zog Maria das Ordenskleid der Karmelitinnen an und erhielt ihren neuen, in gewisser Hinsicht prophetischen Namen, Schwester Maria Candida von der Eucharistie. In der Tat wollte sie „Jesus in der Eucharistie so viel Gesellschaft als möglich leisten“. Sie verlängerte ihre Anbetungsstunden, und verbrachte vor allem donnerstags von 23 bis 24 Uhr vor dem Tabernakel. Am 17. April 1921 legte sie die einfache Profess ab. Danach engagierte sie sich lobenswerterweise in den verschiedensten Aufgabenbereichen – Pförtnerin, Sakristanin, Hilfsköchin – in solchem Ausmaß, dass sie in der Kommunität die „Lückenbüßerschwester“ genannt wurde. Inzwischen trug Papst Pius XI. am 29. April 1923 Theresia von Lisieux in das Album der Seligen ein. Bei dieser Gelegenheit verfasste Maria Candida einen Vortrag mit dem Titel Theresia, unser Modell und unser Leben, der in der Kommunität verlesen wurde. Am 23. April 1924 legte sie die feierliche Profess ab und sechs Monate später, am 10. November 1924, wurde Schwester Maria zum ersten Mal zur Priorin ihres Klosters gewählt: eine Bürde, die sie zum Zeichen des Gehorsams vor Gott auf sich nahm. Unter anderem bekleidete sie in den ersten drei Jahren ihres Priorats auch das Amt der Novizenmeisterin.

Maria Candida lebte die Aufgabe der Priorin des Klosters mit großem Einsatz und Ernst. 1927 machte sie „das Gelübde der größtmöglichen Vollkommenheit“. Die Verletzung der Regel war für sie ein Anlass zu großem Leid: „Aber, Tochter“ – sagte sie eines Tages zu einer Nonne – „wie können Sie den Herrn nur so beleidigen!? Wissen sie denn nicht, dass die Menschheit von uns viel erwartet? Warum sich in solche Albernheiten verlieren!?“ Die Nonnen erkannten bald den Wert ihrer Priorin. So ist es kein Zufall, dass sie für ein weiteres Triennium gewählt wurde und, nach einer Pause von drei Jahren (1930-1933), in der sie das Amt der ersten Beraterin, Sakristanin, und, für ca. ein Jahr, der Novizenmeisterin innehatte, wurde sie bis 1947 – zwei Jahre vor ihrem Tod – wiedergewählt, wobei sie ihrer Kommunität eine tiefe Liebe zur Regel der hl. Theresia von Jesus einflößte.
Das Kloster von Ragusa war in jenen Jahren eine der größten Triebfedern für eine Renaissance des theresianischen Karmel in Sizilien, der durch die unermüdliche Arbeit von Mutter Maria Immakulata vom hl. Joseph tatsächlich aufblühte und die Gründung des Karmel von Chiaramonte Gulfi, Enna, Catania und Vizzini vorwegnahm.

Am Ende des Krieges, der dem Kloster vor allem während des Durchzugs der Front erhebliche Schwierigkeiten bereitete, durfte Maria Candida miterleben, wie die Unbeschuhten Karmeliten, aus der Provinz Veneto kommend, wieder nach Sizilien zurückkehrten. Man schrieb den 28. September 1946. Maria Candida bot ihnen in gastfreundlicher Manier das Gästehaus an, in der Hoffnung, dass ihr Konvent in der Nähe der alten Kirche des Karmel sie werde aufnehmen können.

Auch während all der Jahre ihres Priorats schöpfte sie Kraft aus der Eucharistie und am Fronleichnamsfest des Jahres 1933, dem heiligen Jahr der Erlösung, begann sie das zu Papier zu bringen, was man als ihr kleines „Hauptwerk“ der eucharistischen Spiritualität bezeichnen kann – Die Eucharistie, „eine wahre Perle gelebter eucharistischer Spiritualität“. Es ist eine lange, intensive Meditation über die Eucharistie, immer hineingestellt zwischen die Erinnerung an die persönliche Erfahrung und die theologische Vertiefung dieser Erfahrung. In der Eucharistie sieht Mutter Candida alle Dimensionen der christlichen Erfahrung vereint: Den Glauben: „O mein geliebtes Sakrament, ich sehe Dich, ich glaube an Dich!…O heiliger Glaube“. „Mit doppeltem Glauben unseren Geliebten im Sakrament betrachten: von ihm, der jeden Tag kommt, leben.“ Die Hoffnung: „O meine göttliche Eucharistie, meine teure Hoffnung, ich erwarte alles von Dir… von Kindheit an war meine Hoffnung, die ich in die Allerheiligste Eucharistie setzte, groß.“ Die Liebe: „Mein Jesus, wie sehr ich Dich liebe! Es ist eine unendliche Liebe, die ich in meinem Herzen für Dich berge, o Sakrament gewordene Liebe… Wie groß ist die Liebe eines Gottes, der für die Seelen Brot geworden ist! Eines Gottes, der für mich zum Gefangenen wurde.“

In der Eucharistie begreift sie auch den tiefen Sinn der drei Ordensgelübde, die in einem intensiven eucharistischen Leben eine Art tiefer Askese und progressiver Angleichung an das einzige Modell einer jeden Weihe finden – Jesus Christus, der für uns gestorben und auferstanden ist.

1947 gab Mutter Candida das Amt der Priorin endgültig ab, wenngleich die Kommunität sie gerne noch einmal gewählt hätte, und widmete die ihr noch verbliebene Kraft der Vorbereitung der Gründung des Karmel von Syrakus. Kurz darauf wurde bei ihr ein Lebertumor diagnostiziert. Als echte Dienerin des Herrn ertrug sie alles Leid der Krankheit mit Gelassenheit, ohne je eine besondere Hilfe zu verlangen. Selbst der sie behandelnde Arzt war beeindruckt von der Kraft und der Heiterkeit, mit der sie die Schmerzen ertrug.

Nachdem sie mit äußerster Hingabe die Krankensalbung empfangen hatte, starb Mutter Candida nach langer Agonie am 12. Juni 1949, dem Fest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, in Ragusa, umgeben von den Mitschwestern und mit den Worten auf den Lippen: „Maria, hilf mir!“ Unzählige Menschen drängten sich an ihrem Sarg, sie alle hatten sie bereits „heilig“gesprochen.

Bei der Übertragung des Leichnams vom Kloster zum Friedhof gab es einen großen Andrang. Maria Candida wurde im Grab des Priesters Giorgio la Perla beigesetzt, der viele Jahre ihr Spiritual gewesen war. Der Ruf der Heiligkeit verbreitete sich rasch und unzählige Gnadenerweise wurden ihrer Fürsprache zugeschrieben. Ihr Grab befindet sich im Konvent der Unbeschuhten Karmelitinnen, via Marsala, 64, Ragusa, Italien.

Am 21. März 2004 wurde Maria Candida von der Eucharistie von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 2001 – 2004. Innsbruck: Resch, 2015 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 6). XIV, 482 S., 110 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-099-5, Ln; EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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