Andreas Resch: Maria Anna Mogas Fontcuberta


MARIA ANNA MOGAS FONTCUBERTA
(1827-1886)

GRÜNDERIN
DER MISSIONS-FRANZISKANERINNEN
VON DER MUTTER
D. GÖTTLICHEN HIRTEN

Selig: 6. Oktober 1996
Fest: 3. Juli

MARIA ANNA MOGAS FONTCUBERTA wurde am 13. Januar 1827 als Tochter des Großgrundbesitzers Lorenzo Mogas und der Magdalena Fontcuberta in Corró de Vall-Granollers, Barcelona, Spanien, geboren und am nächstfolgenden Tag auf den Namen Maria Anna Pellegrina getauft. Nach einer soliden christlichen Erziehung im Schoß der Familie besuchte sie mit Erfolg die Volksschule. Bei der Erstkommunion um das 6. oder 8. Lebensjahr war sie tief ergriffen und zeigte eine große Verehrung für die Eucharistie. Das beschauliche Familienleben wurde durch den Tod des Vaters 1834 und der Mutter 1840 jedoch jäh getrübt. Als Vollwaise kam Maria Anna in die Obhut ihrer Tante und Taufpatin Maria Mogas, die sie nach Barcelona mitnahm und die von den Eltern begonnene mustergültige geistige und moralische Erziehung fortführte, was die volle Zustimmung ihrer Nichte fand. Die Tante ließ sie auch an ihrem gehobenen sozialen und wirtschaftlichen Lebensstandard teilhaben. Doch Maria Anna, die am 5. Februar 1843 die Firmung empfangen hatte und sich für das geistliche Leben und die Seelsorgearbeit in der Pfarre interessierte, fühlte sich zunehmend zu einem Leben größerer Vollkommenheit hingezogen.

Um das Jahr 1848 nahm sie, kaum 20 Jahre alt, mit zwei Kapuzinernovizinnen Kontakt auf, die wegen der Verfolgungen der damaligen Zeit exklaustriert worden waren, und wollte mit ihnen ein Schulzentrum zur christlichen Erziehung der Jugend errichten. Auf den Rat des Kapuziners José Tous hin, der aufgrund der Verfolgung zu einem Leben außerhalb des Konvents gezwungen war, dachten Maria Anna und ihre Gefährtinnen Isabel Jubal und Marta Valdés o Suñol an die Gründung eines neuen Instituts der Terziarinnen von der Göttlichen Hirtin. Maria Anna wollte sich ihnen sofort anschließen, doch der Pfarrer und die Tante waren dagegen.

Als die aufkeimende Gemeinschaft aber tätig zu werden begann und mit bischöflicher Erlaubnis am 27. Mai 1850 das Haus von Ripoll eröffnete, konnte schließlich auch Maria Anna am darauffolgenden 13. Juni zu den Gefährtinnen stoßen. So entstand nach 14 Tagen mit der Inkraftsetzung der von P. Tous redigierten und vom Vikar von Vic approbierten Konstitutionen sowie mit der Einkleidung als Terziarinnen eine neue religiöse Gemeinschaft. Beim ersten Generalkapitel wurde Maria Anna Mogas, obwohl noch Novizin, einstimmig zur Oberin gewählt, trat aber das Amt erst nach Ablegung der Profess an. Sie erinnert sich: „Schwester Isabel Jubal und ihre Gefährtinnen vertrauten mir auf göttliche Eingebung hin die Kongregation an, obwohl ich unfähig und unwürdig war, eine solche Aufgabe zu bewältigen.“ In der Stadt traten die Schwestern als „Schulmeisterinnen“ auf.
Nach dem Rückzug von Isabel Jubal, die in ein Institut mit Klausur eintrat, lag die ganze Last der Neugründung auf den Schultern von Maria Anna, zumal sich P. Tous, der zum Generalleiter ernannt worden war, in Barcelona aufhielt.

Nach Ablegung der Profess am 25. Januar 1851 übernahm sie das Amt der Oberin und im März 1853 machte sie die Lehramtsprüfung, um auch die Leitung der Schule zu übernehmen. Ihre weise und umsichtige Führung kam dem Institut sehr zugute, das schon bald einen außergewöhnlichen Aufschwung erfuhr. In den ersten Jahren widmete sich Mogas der Konsolidierung der Gemeinschaft von Ripoll. Die Schwestern übten sich in der Vervollkommnung ihres Verhaltens und der religiösen Observanz. Dies führte zu einer erhöhten Disziplin und zu verbesserten Unterrichtsmethoden, wovon die Schülerinnen entsprechend profitierten. Alle, Lehrerinnen wie Schülerinnen, waren letztlich vom Wunsch der Vervollkommnung getragen, den sie unter der klugen Führung von Mutter Mogas umzusetzen versuchten.
Nachdem es Mutter Mogas gelungen war zu verhindern, dass ihre Gemeinschaft mit anderen Kommunitäten zusammengelegt wurde, eröffnete sie in Befolgung der Ratschläge des hl. Anton M. Claret zwischen 1858 und 1862 drei neue Häuser in Katalonien, zwei Kollegien – eines in Capellades, das andere in Barcelona – sowie eine Niederlassung für Krankenpflege und Mädchenerziehung in San Quirico de Besora.

Es folgte ein Asyl in Castiglia. Auf Ansuchen des demissionierten Bischofs Don Benito Serra im Dezember 1865 kam Mutter Mogas in Begleitung dreier Mitschwestern nach Ciempozuelos, um dort ein Zentrum zur Aufnahme und Umerziehung junger Frauen zu schaffen, die der Prostitution nachgingen. Der Wechsel von Katalonien nach Kastilien verlangte nicht nur eine tiefgreifende Veränderung in ihrem Leben, sondern auch eine Neuausrichtung der Grundsätze der Kongregation und der eigentlichen Berufung der Schwestern, die mit dieser Mission nichts zu tun hatte und für die sie sich weder berufen noch vorbereitet fühlten. Zwei Jahre leitete sie die Kommunität der Schwestern am Zufluchtsort der „Konvertiten“ in Ciempozuelos.

Aus diesen Unstimmigkeiten mit Benito Serra entstand die Kongregation der Oblatinnen des Allerheiligsten Erlösers. Sie nahmen die Stelle der Schwestern von Mogas ein, als diese nach Madrid abreisten, um dort die Leitung einer der sog. „Schulen der Dankbarkeit“ zu übernehmen. Auf die Ruhe, die ihren Aufenthalt in der ersten Zeit kennzeichnete, folgten jedoch große Schwierigkeiten. Für Maria Anna und ihre Gemeinschaft kamen Jugenderziehung und Ausbildung der Kinder nämlich vor den ökonomischen Interessen des Rektors der Schule. Es war dies daher ein zum Scheitern verurteilter Versuch in einem Unternehmen, das anderen gehörte und sich nicht mit den Werten und pädagogischen Prinzipien der Schwestern deckte.
Auf diese Erfahrung hin beschloss Mogas, eine Gruppe mit eigenen Zielen zu bilden und nicht die Projekte anderer zu betreuen. Sie besprach sich mit Erzbischof Anton Maria Claret, der ihr riet, die Aktivitäten des Instituts nach ihrer Berufung auszurichten und ihre Mission „in jenen Vierteln der Stadt auszuuüben, die ihrer am meisten bedürfen, zumal es für die Wohlhabenden im Zentrum schon eine Reihe erzieherischer Einrichtungen gibt“. Claret half ihr ein Haus zu finden und sorgte gemeinsam mit anderen Gönnern für die nötigsten Belange der Schwestern. So eröffnete Mutter Mogas 1868 ein eigenes Kolleg in Madrid.

In der Zwischenzeit verspürte sie zunehmend die Notwendigkeit, der Institution eine entsprechende Struktur zu geben und auf deren Legalisierung hinzuarbeiten. Infolge des plötzlichen Ablebens von P. Tous am 27. Februar 1871, der mit den für eine offizielle Anerkennung der Kongregation nötigen Modifizierungen befasst gewesen war, kam es jedoch zu Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Leitung des Instituts. Die Gründe dafür waren die räumliche Entfernung und die mangelnde Kommunikation zwischen den Gemeinschaften von Barcelona und Madrid. Nach dem Tod von P. Tous unterstellte Mutter Mogas das Institut zwecks größerer Stabilität der Leitung des Kardinal-Primas von Toledo, Cirillo Alameda y Brea, stieß dabei aber auf den Widerstand Barcelonas, wo man sie nicht als Oberin anerkannte. Die Folge waren ein Bruch zwischen den beiden Gemeinschaften und die Bildung zweier unterschiedlicher Zweige: der Missionsfranziskanerinnen von der Mutter des Göttlichen Hirten (Abb.) mit den unter Mogas verbliebenen Schwestern und der Kapuzinerinnen von der Mutter des Göttlichen Hirten mit den Schwestern von Barcelona. Auf diese Weise entstanden am 26. November 1872 zwei gesetzlich verschiedene Institute vom „Göttlichen Hirten“, das eine mit Sitz in Barcelona, das andere in Madrid.

Die Spaltung schmerzte die Gründerin sehr und sorgte für großes seelisches und auch körperliches Unbehagen. Versuche zur Wiedervereinigung führten lediglich zu einer definitiven Klärung der diesbezüglichen Positionen.

Inzwischen schritt man 1872 an die Neufassung der Konstitutionen, die mit den notwendigen Änderungen am 25. Mai 1875 approbiert wurden. Mutter Mogas führte die Reform zu Ende, indem sie – den ursprünglichen Intentionen des Instituts folgend – aktives und kontemplatives Leben in Harmonie vereinte, sodass die zahlreichen Berufungen im Verlauf nur weniger Jahre zu Neugründungen und damit zu einer Ausdehnung auf ganz Spanien führten: 1876 Fuencarral, Madrid (Konvent-Kolleg); 1879 Córdoba (Konvent für Hauskrankenpflege); 1881 – ebenfalls in Córdoba – Eröffnung eines Heims; im gleichen Jahr wurde die Gemeinschaft mit Aufgaben im Diözesanseminar von Corbán, Santander, betraut. 1883 folgte ein weiteres Heim-Kolleg in Quintana von Valdivielso, Burgos; 1884 entstand ein Konvent-Kolleg in Santander, 1885 ein Kolleg und ein Hilfswerk für Kranke in Toledo. Mutter Maria Anna nahm auch Verhandlungen zur Eröffnung eines Missionshauses in Tangeri (Afrika) auf und wickelte den Ankauf großer Liegenschaften in Madrid zur Errichtung eines neuen Heim-Kollegs ab.

Nach einem ersten Schlaganfall 1878 kam es zu einer progressiven Verschlechterung des Gesundheitszustandes von Mutter Mogas. Nach einem Leben, das gekennzeichnet war von unermüdlicher Tätigkeit, von einer von Schlichtheit, Freude und Würde getragenen Nächstenliebe an ihren Schwestern und der Jugend, vollendete sie schließlich ihr Leben am 3. Juli 1886 im Haus von Fuencarral in Madrid. 1967 wurden ihre sterblichen Überreste in das Mutterhaus des Instituts, calle Santa Engracia, 140, Madrid, übertragen.

Am 6. Oktober 1996 wurde Maria Anna Mogas Fontcuberta von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.


RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1996 – 2000. Innsbruck: Resch, 2010 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 4). XIII, 376 S., 86 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-088-9, Ln, EUR 39.90 [D], 40.98 [A]

Bestellmöglichkeit: info@igw-resch-verlag.at