Maria Alfonsina Danil Ghattas

MARIA ALFONSINA DANIL GHATTAS

1843 – 1927

PROFESS SCHWESTER
UND GRÜNDERIN
DER SCHWESTERN VOM ROSENKRANZ
(Wardiyye)

Selig: 22.09.2009 – Heilig: 15.05.2015
Fest: 10. August

Die hl. MARIA aLFONSINA DANIL GHATTAS wurde am 4. Oktober 1843 in Jerusalem geboren. Ihre Eltern, katholische Palästinenser, gaben ihr bei der Geburt den Namen Soultaneh (arabisch: Königin). Ihr Vater hieß Daniel und die Mutter Katharina. Bei der Taufe fügten die Eltern den Namen Maria hinzu. Dies war allgemeine Gepflogenheit bei den Palästinensern in Jerusalem. Die Familie Ghattas stammte ursprünglich aus Bethlehem. Verschiedene Mitglieder verließen jedoch Bethlehem, um in anderen Orten Palästinas zu leben, so auch in Jerusalem. Die Mutter besuchte täglich die hl. Messe, der Vater versammelte abends mit Vorliebe Freunde und Nachbarn zum Rosenkranz vor einer Marienstatue. Das war Brauch bei vielen christlichen Familien in Jerusalem.

Maria besuchte eine katholische Schule, die von den Schwestern des hl. Josef von der Erscheinung gegründet worden war. Sie zählte zu den besten Schülerinnen und entschloss sich im Alter von nur neun Jahren, ihr Leben dem Herrn zu weihen. Ihr Vater aber widersetzte sich dem Entschluss des Mädchens, da sie in Frankreich ihre Ausbildung vervollständigen sollte. Deshalb verschob sich ihr Eintritt in den Orden um einige Jahre.
Am Abend des 30. Juni 1860 erhielt sie schließlich mit 17 Jahren auf Golgota in Jerusalem das Ordenskleid der Schwestern des hl. Josef von der Erscheinung. Dabei nahm sie auch den Namen Maria Alfonsina an. So war sie nach vielen Jahrhunderten die erste katholische Schwester arabischer Muttersprache. Nach Vollendung des Noviziats legte sie 1863 die Gelübde ab und wurde mit dem Religionsunterricht an einer öffentlichen Schule in Jerusalem betraut. Schwester Maria Alfonsina freute sich über diese apostolische Arbeit, blieb dabei aber stets ruhig, gesammelt und vornehm. Sie war mit einer unbeschreiblichen Demut ausgezeichnet, bevorzugte das stille Arbeiten, am liebsten allein für Gott und die Menschen.

Am 6. Januar 1865 wurde sie als Lehrerin nach Bethlehem versetzt, wo sie die Bruderschaft der Unbefleckten Empfängnis (die später den Namen Töchter Mariens erhielt) und die Bruderschaft der Christlichen Mütter förderte.

Am 6. Januar 1874, dem Fest der Erscheinung des Herrn, hatte sie die erste Marienerscheinung. Sie betete gerade in der Kapelle der Schwestern den Rosenkranz, als ihr die Jungfrau, auf einer leuchtenden Wolke stehend, mit offenen Armen erschien. Auf der Brust trug sie ein Kreuz, von dem ein Rosenkranz in Kreisform hing, die offenen Arme berührte und fast bis zu den Füßen reichte. Der Kopf der Jungfrau war von 15 Sternen umgeben; unter ihren Füßen waren zwei Wolken, auf jeder von ihnen leuchtete eine Reihe von sieben Sternen.
Am 31. Mai desselben Jahres hatte die Schwester in der gleichen Kapelle beim Rosenkranzgebet eine zweite Erscheinung der Jungfrau. Dabei verspürte sie das erste Mal eine innere Eingebung zur Gründung der Schwestern vom Rosenkranz.

Amt 6. Januar 1876 erschien ihr die Jungfrau ein weiteres Mal und beauftragte sie, eine neue Ordensgemeinschaft zu gründen, die als Kongregation vom hl. Rosenkranz bekannt werden sollte. Diese mystischen Erfahrungen teilte sie dem Patriarchen von Jerusalem, Bischof Vinzenz Bracco, mit, der sie ermunterte und ihr in der Person von P. Antonio Belloni, einem italienischen Missionar, einen Spiritual zuwies. P. Belloni hatte in Bethlehem einen Kindergarten (heute Salesianer-Werk) errichtet und wurde vom Volk „Kinderpater“ genannt.

Als P. Belloni im Mai 1876 versetzt wurde, übernahm P. Joseph Tannous Alfonsinas Betreuung. Nach einigen Schwierigkeiten lernte er sie schätzen und ersuchte sie, ihre mystischen Erfahrungen unter Einschluss aller Hinweise zur neuen Kongregation, welche die Jungfrau Maria wünschte, niederzuschreiben.
Am Rosenkranztag von 1877 hatte Maria Alfonsina nach der Kommunion eine weitere Vision: „Ich sah einen Konvent in der Form eines Kreises wie eine Krone. Unsere Frau vom Rosenkranz stand auf der Terrasse über dem Eingang. An der Außenseite des Konventes öffneten sich fünfzehn Fenster und jedes Zimmer enthielt eine Rosenkranzschwester. Jede Schwester trug auf dem Haupt ihren Namen und den Namen des (Rosenkranz-)Geheimnisses, das ihr durch Los gegeben wurde. Man hatte so: Maria Himmelfahrt, Maria Heimsuchung, Maria Geburt usw. Was mich betrifft, so sah ich mich am 10. Fenster, unter dem Namen Maria vom Kreuz“, den sie angenommen hatte. „Auf dem Kalvarienberg hatte ich die Einkleidung gemacht, die Gelübde abgelegt und der eingeschlagene Weg bestand in einem reinen Kalvarienberg.“

Die Gründung einer neuen Kongregation war nicht einfach. Vor allem hieß es, die eigene Ordensgemeinschaft verlassen. Nach 20-jähriger Tätigkeit und mit allgemein anerkannten apostolischen Leistungen konnte man nicht voraussehen, dass die Oberen, die von ihren mystischen Erfahrungen nichts wussten, einer einfachen Anfrage zustimmen würden.

Eine entscheidende Begegnung war jene mit P. Joseph Tannous, ihrem Spiritual, der sich persönlich für die Gründung der Schwestern vom Rosenkranz interessierte. Er kannte den Eifer der Schwester schon seit geraumer Zeit, doch wollte er sich des übernatürlichen Charakters ihrer Visionen versichern. Als er sich von deren Echtheit überzeugt hatte, ersuchte er die Schwester um einen vollständigen Bericht über die Anfrage der Heiligen Jungfrau zur Kongregation und verlangte einen Entwurf der Konstitutionen. Dies war am 8. November 1879.

Für das Unternehmen meldeten sich zunächst fünf Mädchen. P. Tannous fand ein einfaches Haus mit fünf Zimmern, zwischen dem Patriarchat und der Pfarre vom Heiligen Erlöser gelegen. Am Samstag, den 24. Juli 1880, versammelte sich die kleine Familie der Aspirantinnen und zog in den provisorischen Konvent ein.
Zu dieser Zeit bekam auch Maria Alfonsina nach mehreren Schwierigkeiten vom Heiligen Stuhl die notwendige Erlaubnis, die Kongregation der Schwestern vom hl. Joseph zu verlassen und sich ihrer neuen Kongregation anzuschließen. 1883 erhielt sie das Kleid Unserer Lieben Frau von Rosenkranz.

Der Patriarch Vinzenz Bracco, der den Fortschritt mit väterlichem Auge verfolgte, erwarb für sie in der Nähe des Patriarchats eine Bleibe. Am 7. März 1884 legten die Novizinnen, die zur Profess zugelassen wurden, die Gelübde ab, indem sie sich der Mutter Gottes weihten. Sie traten zu zehnt an, doch musste eine wegen der strengen Auswahl darauf verzichten. So wurde das Fundament der von der Seligen Jungfrau und von Maria Alfonsina gewünschten Kongregation mit neun Schwestern grundgelegt.

Mit der Errichtung der Pfarreien hatte der Patriarch auch den Bau der Schulen begonnen, die nur den Knaben dienten. Für die Mädchen erwarteten die Pfarrer die Schwestern, und übten Druck auf P. Tannous aus, die Sendung zu beschleunigen. Das Programm wurde wenige Tage nach der Profess erstellt. Es waren vier ausgewählte Orte, wo je zwei Schwestern hingeschickt wurden: Nablux, Zabadheh, Bir Zeit und Giaffa von Galilea. Es war dies der Beginn der Verbreitung der Kongregation in vielen Teilen des mittleren Orients, aber auch einer langen Reihe von Schwierigkeiten und Unverständlichkeiten, welche die neue Ordensgemeinschaft in den ersten Jahren begleiteten.

Maria Alfonsina starb am 25. März 1927, während sie die 15 Geheimnisse des Rosenkranzes betete, bei der besonderer Betonung „Bitte für uns jetzt und in der Stunde des Todes“. Sie wurde in der Krypta beerdigt, die 1937 zur Rosenkranzkirche wurde.

Am 22. November 2009 wurde sie in Nazareth unter dem Pontifikat Benedikts XVI. seliggesprochen. Papst Franziskus sprach sie am 17. Mai 2015 heilig.