Andreas Resch: Magdalena Katharina Morano


MAGDALENA KATHARINA MORANO
(1847-1908)

PROFESS-SCHWESTER
DES INST. D. TÖCHTER VON MARIA HILF
(SALESIANERINNEN)

Selig: 5. November 1994
Fest: 26. März

MAGDALENA KATHARINA MORANO wurde am 15. November 1847 als sechstes von acht Kindern des Francesco Morano und der Katharina Pangella in Chieri (Turin) geboren und am darauffolgenden Tag auf den Namen Magdalena Katharina getauft.

Das familiäre Umfeld, in dem sie unter äußerst einfachen Verhältnissen heranwuchs, war von einem tiefen Glauben geprägt. Den Krieg zwischen Österreich und Piemont bekam 1849 auch das bescheidene Geschäft ihres Vaters zu spüren, sodass die Familie Morano in das Heimatdorf der Mutter, nach Buttigliera d’Asti, übersiedelte. Dort besuchte Magdalena zunächst die Volksschule. Doch starben am 7. Mai 1855, als sie erst acht Jahre alt war, infolge der Strapazen des Krieges zuerst der Vater und einige Monate später ihre älteste Schwester Francesca. Magdalena musste daraufhin ihrer Mutter zur Hand gehen, die als Weberin arbeitete, und blieb der Schule zeitweilig fern. Sie tat ihre Arbeit mit Freuden, auch um die Mutter zu trösten: „Mama, wein nicht länger! Sei guten Mutes! Bald bin ich erwachsen und werde dir eine große Hilfe sein, so wie Papa und Francesca es waren… Sie sind jetzt im Himmel und beten für uns.“

Magdalenas große Sorge aber war das Studium. Dass sie nicht zur Schule gehen konnte, obwohl sie eine sehr lebhafte Intelligenz und eine rasche Auffassungsgabe besaß, schlug sich auf ihre Gesundheit nieder. Ein Cousin der Mutter, Don Pangella, der die Familie unterstützte, merkte dies sehr bald. Er kaufte die nötigen Bücher, woraufhin Magdalena den Schulbesuch fortsetzen und die Grundausbildung abschließen konnte.

Sie war noch keine 15 Jahre alt, als ihr der Pfarrer von Buttigliera den erst kürzlich errichteten Dorfkindergarten anvertraute. Es war dies die Gelegenheit für Magdalena, ihr erzieherisches Talent unter Beweis zu stellen, und zwar zur vollen Zufriedenheit der Kinder und deren Familien. Gleichzeitig bekam sie für die Arbeit ein geringes Gehalt, sodass sie ihr Studium fortsetzen und 1864, mit erst 17 Jahren, das Grundschullehrerdiplom abschließen konnte. 1866, kaum 20 Jahre alt, weitete sie das Diplom auf die höheren Klassen aus. Durch das Studium festigte sich bei ihr auch die christliche Lehre, und ihr Wunsch, sich Gott zu weihen, wurde immer stärker. Die Notsituation der Familie verlangte von ihr jedoch noch eine Wartezeit ab. Zwölf Jahre lang, von 1866 bis 1878, brillierte sie in Montaldo Torinese, wo sie eine fixe Anstellung an der Gemeindeschule hatte, durch pädagogisches Können und ein lebendiges, kreatives Apostolat. Sie lancierte zur wichtigsten Mitarbeiterin des Pfarrers, wobei sie den Kindern in der Schule kontinuierlich Katechismusunterricht erteilte. Ihre erzieherische Tätigkeit reichte in Wahrheit über die Schule hinaus und erfasste über die Mädchen auch die Knaben, die Jugendlichen und die gesamte Pfarrgemeinde. So entstanden neue Initiativen für die christliche Erwachsenenbildung und für den Dienst an den Alten und Kranken. Der Pfarrer schreibt über sie: „Der Ernst der Lehrerin Morano, gepaart mit ihrer Freundlichkeit, hat viel Gutes bewirkt… Auch die Burschen und Männer zollten ihr Wertschätzung und Respekt.“ Das ging sogar so weit, dass ein Wink von ihr genügte, und alle, die auf dem Vorplatz der Kirche standen, sich spontan entschlossen, der Sonntagsmesse beizuwohnen.

1877, im Alter von 30 Jahren, gelang es ihr, ein Haus und einen Weinberg zu erwerben. Beides schenkte sie, ohne zu zögern, ihrer Mutter und sicherte ihr damit eine ruhige Zukunft. Schließlich fühlte sich Magdalena frei genug, um sich ganz Gott zu weihen. In Turin besprach sie sich mit Don Bosco, der ihr von einem Klosterleben, wie sie sich das vorstellte, überzeugten Herzens abriet und ihre Aufmerksamkeit stattdessen auf die noch junge Gemeinschaft der Töchter von Maria Hilf lenkte, die 1872 in Mornese (Alessandria) entstanden war. Magdalena wurde dort am 15. August 1878 von der Gründerin persönlich, Sr. Maria Domenica Mazzarello, empfangen. Nach einem kurzen, aber intensiven Noviziat, in dem sie durch mustergültiges Verhalten auffiel, legte sie am 4. September 1879 die zeitliche Profess ab; am 2. September 1880 folgte die ewige Profess.

In dem der salesianischen Mission eigenen Aufgabenbereich tat sich Sr. Magdalena schon bald durch ihr erzieherisches Talent hervor. So wurde sie am 10. September 1881, als andere Schwestern bereits die amerikanischen Missionen erreicht hatten, mit dem Segen Don Boscos zur Leiterin der Gemeinschaft in Trecastagni (Catania) bestimmt, wohin sie die lokalen Autoritäten berufen hatten, um sich dort um ein in jeder Beziehung heruntergekommenes Waisenhaus für Mädchen („Konservatorium“) zu kümmern, dem sie – in Anlehnung an die Grundsätze der salesianischen Methode – mit pädagogischem Geschick einen neuen Stempel aufdrückte.

Von da an wurde Sizilien zu ihrem bevorzugten Einsatzbereich. Innerhalb kurzer Zeit führte ihre apostolische Tätigkeit zu mutigen Initiativen im Hinblick auf die Katechese, die Unterweisung und erzieherische Unterstützung der Mädchen sowie die christlich humane Förderung der weniger begüterten Klassen. Eines der schwächsten Glieder der Gesellschaft war die Frau. Die Mädchen waren vor allem arm in dem Sinn, dass sie keine Meinungs- und Entscheidungsfreiheit besaßen, nur mangelhaft ausgebildet waren und ein schweres Erbe auf ihren Schultern lastete. Es war daher dringend notwendig, an der weiblichen Bildungsfront etwas zu unternehmen, wobei die solide Ausbildung und integrale Erziehung der Person im Mittelpunkt standen. Einige Jahre später hatten die jungen Frauen dann, dank der umsichtigen Führung durch Morano und ihre ersten Gefährtinnen, freien Zugang zum Bildungssektor bis hin zum Lehrerdiplom.

In Sizilien setzte man damals große Erwartungen in die Erzieher der weiblichen und männlichen Jugend. Kinder und junge Leute strömten zahlreich in das Oratorium, „mit einer Begeisterung, die fasziniert“, schreibt Morano. Vor allem die religiöse Bildung verlangte nach ganz neuen Wegen, denn in der offiziellen Ausbildung hatte der Religionsunterricht mittlerweile keinen Platz mehr, oder, wenn er schon geduldet war, so rangierte er an letzter Stelle bzw. war ein Wahlfach. Aus diesem Grund nahm Morano eine gründliche Situationsanalyse vor, erwog jeweils Für und Wider, nahm an den Begegnungen des Bischofs mit den Priestern der Diözese teil, schulte Laien- wie Ordenskatechetinnen und schickte diese aus, um den Mädchen und Frauen, die es nötig hatten, die christliche Botschaft zu bringen.

Im Verlauf von 26 Jahren entstanden auf diese Weise überall in Sizilien Institute, Kollegien, Schulen, Pfarrzentren, Gemeinschaften, Werkstätten und Internate: an die 20 Häuser, inspiriert von der reifen Persönlichkeit ihrer Gründerin und religiös offen für alles Gute. Bemerkenswert war auch ihre Aktivität im Hinblick auf die religiöse Ausbildung, die sie mit der Kraft der Intuition und fester mütterlicher Hand leitete.

Erstaunt über die vielen Initiativen, die Sr. Morano – inzwischen Oberin der soeben konstituierten sizilianischen Provinz – durch ihren Eifer in Bewegung setzen konnte, ersuchten die Bischöfe um ihre Mitarbeit und vertrauten dem Institut der Töchter von Maria Hilf neue Aufgabenbereiche in kleinen und großen Zentren an, vor allem im Hinblick auf die Frauenförderung.

Im täglichen Leben war Sr. Morano Mädchen für alles: Direktorin, Pförtnerin, Wäscherin, Erzieherin, Köchin, Lehrerin, Bäckerin und Katechetin. „Vor dem Programm“, pflegte sie zu sagen, „kommt der Dienst“. Ihre Qualitäten wurden vor allem vom seligen Kard. Giuseppe B. Dusmet, Erzbischof von Catania, sehr geschätzt, der angab, noch nie eine fleißigere, frommere und liebenswürdigere Schwester als Mutter Morano getroffen zu haben. Sein Nachfolger, Kard. Giuseppe Francica-Nava übertrug ihr das Werk der Katechismen in der Diözese, damit sie dieses persönlich koordiniere und auf möglichst viele Pfarreien ausdehne.

Die Aktivitäten von Sr. Morano waren in der Tat außergewöhnlich. Innerhalb von 26 Jahren gründete sie, wie erwähnt, 19 Häuser, 12 Oratorien, 6 Schulen, 5 Kinderhorte, 11 Werkstätten, 4 Konvikte und drei Religionsschulen.
Am Ende ihres Schaffens erreichte sie ein Brief der Generaloberin mit der Einladung zur endgültigen Rückkehr nach Piemont. Im Gehorsam traf Mutter Morano nach 27-jähriger Tätigkeit in Sizilien Vorkehrungen für die Abreise. Am Sonntagmorgen des 22. März 1908, als alles vorbereitet war, fühlte sie sich jedoch plötzlich nicht wohl. Nach nur vier Tagen verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand aufgrund der Strapazen und verstärkt durch einen inoperablen Tumor bis zum Äußersten. Sie starb am 26. März 1908 in Catania im Alter von 60 Jahren in der von ihr gegründeten Niederlassung.

Die sterblichen Überreste ruhen in der Kapelle der sel. Magdalena Morano, Alì Terme-Messina, an der linken Seitenwand der an das Institut der Töchter von Maria Hilf anschließenden Kirche.

Am 5. November 1994 wurde Magdalena Katharina Morano von Papst Johannes Paul II. in Catania, Sizilien, seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1991 – 1995. Innsbruck: Resch, 2008 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 3). XIII, 321 S., 67 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-083-4, Ln, EUR 27.70 [D], 28.63 [A]

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