LUDWIG ZEPHYRIN MOREAU
(1824-1901)
BISCHOF
VON SAINT-HYACINTHE
Selig: 10. Mai 1987
Fest: 24. Mai
LUDWIG ZEPHYRIN MOREAU wurde am 1. April 1824 als Sohn der einfachen Bauersleute Ludwig Zephyrin Moreau und Margarita Champoux in Bétancour (Québec), Kanada, früher als erwartet geboren. Er war das fünfte in einer Schar von dreizehn Kindern, aus der zwei Priester und zwei Nonnen hervorgingen.
Ludwig, ein sehr zartes Kind, erhielt im Schoß der Familie eine solide christliche Erziehung. Dem Pfarrer und Lehrer der örtlichen Schule fiel er schon bald durch seine lebhafte, überdurchschnittliche Intelligenz auf; für den Besuch eines Kollegs reichte es aus finanziellen Gründen aber nicht. Daher übernahmen sie nach und nach die Rolle eines Beraters respektive Gönners und animierten den Jungen dazu, in der Schule des Ortes, die er drei Jahre lang besuchte, Latein zu lernen. Wenngleich die Eltern, wie viele ihrer Zeitgenossen, Analphabeten waren, lag es ihnen fern, sich einer möglichen Berufung ihres Sohnes zu widersetzen, obwohl sie mithin auf die helfende Hand eines männlichen Nachkommen verzichten mussten. Sie freuten sich und nahmen die Opfer, die seine Ausbildung kostete, gläubig an. So konnte Moreau 1839 in das Kolleg von Nicolet eintreten, um dort seinen Studien weiter nachzugehen. Er war dort so erfolgreich, dass ihn seine Oberen nach Abschluss des Philosophiestudiums 1844 ersuchten, einen erkrankten Professor zu vertreten. Also wechselte er in das Seminar von Québec, wo er den Talar entgegennahm. Im Herbst 1844 begann er mit dem Unterricht und gleichzeitig mit dem Studium der Theologie. Diese Doppelbelastung erforderte jedoch einen immensen Kräfteaufwand, sodass er gezwungen war, 1845 eine Ruhepause einzulegen. Moreau suchte Zuflucht bei seinem ehemaligen Pfarrer, Karl Dion di Beçancon, der ihm die Theologie in einem angemesseneren Rhythmus nahe brachte. Inzwischen machte ihm der Bischof von Québec unmissverständlich klar, dass er in seinem Klerus keine „zerprungenen Vasen“ dulden konnte. Moreaus Pfarrer und der Lehrkörper von Nicolet waren jedoch anderer Ansicht und schickten ihn nach Montréal, wo ihn Bischof Msgr. Ignace Bourget und dessen Koadjutor, Msgr. Jean-Charles Prince, mit offenen Armen in das Seminar aufnahmen. Am 18. Oktober empfing Moreau die niederen Weihen, am 6. Dezember wurde er Subdiakon; am 13. Dezember wurde er zum Diakonat zugelassen und am 19. Dezember 1846 im Alter von 22 Jahren zum Priester geweiht. Es war dies der Beginn eines arbeitsreichen Priesterdaseins, getragen von einer besonderen Liebe zu den Armen.
Mit Moreaus Gesundheit stand es allerdings nie zum Besten, weshalb Bischof Msgr. Bourget beschloss, ihn am Bischofssitz zu behalten, wo er sechs Jahre lang als Vizekanzler, Kaplan der Kathedrale und der Armen der Schwestern von der Vorsehung tätig war. Diese unterschiedlichen Ämter erlaubten ihm, die ihm angeborene Großherzigkeit und vor allem seine große Nächstenliebe frei zu entfalten, weshalb er schon bald „der gute Msgr. Moreau“ genannt wurde, ein Titel, der ihn sein ganzes Leben hindurch auszeichnete.
1852 wurde die Diözese von Montréal geteilt und so entstand am 8. Dezember die neue Diözese Saint-Hyacinthe. Deren erster Bischof war Msgr. Prince, der Moreau in den letzten Abschnitten seiner Priesterausbildung geführt, ihn geweiht und seine Arbeit in den letzten fünf Jahren begleitet hatte. So lag es in der Natur der Sache, dass ihn dieser als seinen Sekretär (Kanzler) und ersten Mitarbeiter einstellte. Moreau arbeitete unermüdlich und ohne Unterbrechung als Sekretär der ersten drei Bischöfe, Msgr. Prince (1852-1860), Msgr. Josef La Rocque (1860-1865) und Msgr. Karl La Rocque (1865-1875), als Apostolischer Adiministrator, nachdem der Bischofssitz mit dem Tod des ersten Bischofs vakant geworden war, sowie als Generalvikar. Eine solche Kontinuität des Wirkens unter drei Bischöfen, die sich sowohl im Charakter als auch in der Art der Amtsführung unterschieden, zeugt von Moreaus totaler Hingabe und Selbstlosigkeit, die für sein ganzes Leben bestimmend waren. Gleichzeitig wirkte er als Beichtvater diverser Gemeinschaften und von 1859 bis 1866 auch im Hôtel-Dieu, wo er täglich Krankenbesuche abstattete. Als Dompfarrer war er auch mit den materiellen Bedürfnissen der Menschen befasst und gründete daraufhin 1874 die St. Josefs-Vereinigung, die erste aus Laien bestehende wechselseitige Versicherung in Kanada, zur Unterstützung der Arbeiterschaft. Er verfolgte die Tätigkeit dieses Verbandes während seines gesamten Episkopats aus unmittelbarer Nähe. Ein Teil der Beiträge der Vereinsmitglieder wurde für mittellose Arbeiter verwendet.
Die Ernennung von Ludwig Zephyrin Moreau zum Bischof der Diözese von Saint-Hyacinthe am 19. November 1875 kam weder für die Priester noch für die Gläubigen überraschend, hatten ihn doch die kanadischen Bischöfe in Rom vorgeschlagen, und alle, Laien wie kirchliche Würdenträger, stimmten vorbehaltlos für ihn. Die Bischofsweihe erfolgte am 16. Januar 1876, und der neue Bischof enttäuschte die in ihn gesetzten Hoffnungen nicht. Er kümmerte sich in erster Linie um das geistige Wohl und um seelsorgliche Belange, indem er auch außerhalb der territorialen Grenzen verschiedene Werke forcierte. In seine Amtsführung fielen: der Bau der Kathedrale, die Bildung des Kapitels, die periodischen Versammlungen der Diözesansynoden und die Ausbildung des Klerus. Er umgab sich gerne mit weisen Beratern und Experten und pflegte den Dialog mit den Priestern, denen er wiederholt einprägte: „Aus euren Worten und Predigten von der Kanzel sollen stets Wärme, Demut und Nächstenliebe sprechen, auch wenn ihr gegen Verfehlungen und Ausschweifungen zu Felde zieht. Behandelt alle eure Pfarrkinder, gute wie schlechte, wie ein gütiger und verständnisvoller Vater, bringt allen die gleiche Liebe und das gleiche Wohlwollen entgegen.“
Dieser Sorge um den Klerus fügte er noch sein Bemühen um die verschiedenen religiösen Gemeinschaften hinzu. Er setzte sich für die Konsolidierung und Entfaltung der in seiner Diözese bereits bestehenden Gemeinschaften ein, besonders für die Anbeterinnen des Kostbaren Blutes. Er fungierte als Berater von Elisabeth Bergeron bei der Gründung der Schwestern des hl. Joseph, deren Institut 1877 als beschauliche Gemeinschaft errichtet wurde, sich aber gleichzeitig auch um die Ausbildung der armen Landbewohner kümmerte. Da die Gründerin Moreau über ihre Bildungsmängel aufklärte (sie war des Schreibens unkundig) und somit das Amt einer Superiorin nicht bekleiden konnte, willigte Moreau ein, sie durch eine andere zu ersetzen, überließ ihr jedoch den Aufgabenbereich einer Vikarin. Außerdem ermächtigte er den Priester seiner Diözese, Remi Ouelette, zur Gründung der Schwestern von der hl. Martha für den Dienst in Seminaren, Kollegs und Instituten. Er wirkte bei der Gründung neuer Männergemeinschaften mit, der Maristen und Dominikaner, und sorgte auf allen Ebenen für eine religiöse und christliche Unterweisung.
Diese Aktivitäten im pastoralen und kirchlichen Bereich wurden von der Sorge um die materielle und soziale Lage seiner Herde begleitet. Er kümmerte sich um die Tätigkeit der St. Josefs-Vereinigung und der Bauernverbände, indem er solche in allen Pfarreien der Diözese einführte und das christliche und gesellschaftliche Leben mit allen Mittel förderte.
Hinsichtlich der Probleme, mit denen die Kirche Kanadas damals konfrontiert war, fungierte Moreau in erster Linie als Berater. Er verstand es, die Unverrückbarkeit von Prinzipien mit einer optimalen Kenntnis der Sachlage zu verbinden. Er setzte sich mit den Problemen sorgsam auseinander und informierte sich auf allen möglichen Gebieten durch verschiedene Literatur. Seine Schriften geben Zeugnis von seinem aktiven Interesse an sämtlichen großen Themen seiner Zeit. Die umfangreiche Korrespondenz, die mehr als 18.000 Briefe umfasst, ist auch Ausdruck seiner Sorge um die Nöte eines jeden einzelnen Bürgers.
Darüber hinaus widmete er sich mit großem Einsatz der Mittelschul- und Universitätsausbildung, kämpfte für eine Zweigniederlassung der Universität Laval von Québec in Montréal und lud viele Priester seiner Diözese zum Spezialstudium nach Rom ein.
Die letzten Lebensjahre Moreaus waren von körperlichen Gebrechen gezeichnet, die seine Gesundheit noch stärker in Mitleidenschaft zogen, ohne jedoch seine geistigen Fähigkeiten gänzlich zu beeinträchtigen; diese wurden durch seinen Sinn für Verantwortung und sein Pflichtgefühl als Bischof sogar noch gesteigert. Moreaus gesamte Spiritualität tat sich in seiner bischöflichen Devise kund: „Alles vermag ich durch ihn, der mich stark macht.“ (Phil. 4,13) Das Volk sprach bereits vom „hl. Msgr. Moreau“.
Inzwischen schwanden die physischen Kräfte immer mehr und am 24. Mai 1901 empfing Moreau die Krankensalbung und die Sterbesakramente. Gegen fünf Uhr abends verschied er, 77-jährig, im Ruf der Heiligkeit.
Sein Grab befindet sich in der Kathedrale von Saint-Hyacinthe, 1900 West Giroward, Québec, Kanada.
Am 10. Mai 1987 wurde Ludwig Zephyrin Moreau von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1986 – 1990. Innsbruck: Resch, 2005 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 2). XIII, 298 S., 69 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-076-X, Ln, EUR 25.70 [D], 26.52 [A]
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