Andreas Resch: Lorenz Maria vom hl. Franz Xaver Salvi


LORENZ MARIA VOM HL. FRANZ XAVER SALVI
(1782-1856)

PROFESSPRIESTER
DER KONGREGATION VOM
LEIDEN JESU CHRISTI
(PASSIONISTEN)

Selig: 1. Oktober 1989
Fest: 12. Juni

LORENZ MARIA VOM HL. FRANZ XAVER wurde am 30. Oktober 1782 als Sohn der Eheleute Anton Salvi und Marianne Biondi im Palast der Grafen Carpegna in Rom geboren, wo Vater Anton Haushofmeister war, und auf den Namen Lorenz Kajetan Emanuel getauft. Der Freude über die Geburt des ersten Kindes folgte umgehend die Trauer über den Tod seiner Mutter, die einen Monat später starb. Der Vater sah sich somit genötigt, den Jungen zu einer Amme im benachbarten Frascati zu geben. Bald darauf aber ging er eine zweite Ehe mit Anna Maria Costa ein, die ihm weitere vier Kinder schenkte und den kleinen Lorenz als ihren Sohn annahm. Anna war eine tiefgläubige, sehr mütterliche und liebevolle Frau, der Lorenz zeitlebens verbunden blieb. So bestand die Hochzeitsreise darin, den Kleinen nach Hause zu holen. Die Familie war immer zusammen und Lorenz führte ein einfaches, aber untadeliges Leben, sodass er von den anderen als „kleiner Heiliger“ bezeichnet wurde. Sein Studienerfolg war sowohl zu Hause, wo er von Privatlehrern unterrichtet wurde, als auch im nahe gelegenen Collegio Roman, das er besuchte, überaus zufriedenstellend. Zu seinen Mitschülern gehörte Kaspar del Bufalo, und der Kamaldulenser Mauro Cappellari, der spätere Papst Gregor XVI., war sein Freund und Lehrmeister. Mit zehn Jahren erhielt Lorenz in der Vatikanbasilika das Sakrament der Firmung.

Mit 18 Jahren bat er den Vater, bei den Passionisten eintreten zu dürfen. Seine Wahl war gut durchdacht, hatte er sich doch eine sehr junge und kleine, aber anspruchsvolle Gemeinschaft ausgesucht. Sein Vater versuchte, ihn zurückzuhalten: „Warte noch ein Jahr, dann kannst du gehen!“ Und er fügte hinzu: „Aber sprich mir ein Jahr lang weder von Priestern noch von Brüdern oder Nonnen!“ Genau ein Jahr später sagte Lorenz zu seinem Vater: „Ich habe deinen Willen erfüllt, jetzt bist du an der Reihe, dein Versprechen einzulösen.“ Dieser hielt sich an die Abmachung und erteilte ihm die Erlaubnis, in das Noviziat der Passionisten einzutreten, das damals 200 Mitglieder zählte. Deren Gründer war 1775 gestorben, Lorenz aber bewunderte dessen Gesinnung und Kompromisslosigkeit der Weihe.
Am 14. November 1801 erhielt er im Noviziat von San Josef del Monte Argentario (GR) das Ordenskleid der Passionisten und nahm den Namen Lorenz Maria vom hl. Franz Xaver an. Am 20. November 1802 folgte die Ordensprofess und nach erfolgreichem Abschluss der theologischen Studien in Rom wurde er am 29. Dezember 1805 zum Priester geweiht. Am Vorabend erinnerte ihn seine Stiefmutter daran, dass seine leibliche Mutter vor 23 Jahren gestorben war: „Denk’ an sie bei deiner ersten hl. Messe!“

Die ersten Jahres seines Priesterdaseins stellte er in den Dienst der Verkündigung. 1810 musste er allerdings das Kloster verlassen, weil Napoleon im Mai desselben Jahres die Aufhebung der religiösen Orden angeordnet hatte. P. Lorenz lehnte es ab, den Treueid auf den Kaiser zu schwören, weshalb ihm das Ruhegehalt für ehemalige Ordensangehörige abgesprochen wurde. So zog er sich vorerst nach Rom in die Kirche Santa Maria in Publicolis zurück, doch kaum hatte er erfahren, dass in Pievetorina eine kleine Passionistengemeinschaft bestand, begab er sich unverzüglich dorthin und nahm wieder deren gestrenges Leben auf. Er blieb dort von 1811 bis 1814 und stand in dieser Zeit bei den Ortsbewohnern, die ihm ihre Kinder zum Unterricht brachten, in hohem Ansehen. Es war in der Einsamkeit des Klosters von Pievetorina, wo P. Lorenz 1812 jene Erfahrung machte, die ihn für das Leben prägen sollte. Schwer erkrankt, rief er das Jesuskind an, es möge ihm doch erscheinen und ihn gesund machen. Fest steht, dass P. Lorenz von diesem Zeitpunkt an zu einem begeisterten Anhänger des Jesuskindes wurde.

Am 24. Mai 1814 zog Papst Pius VII. wieder in Rom ein, und zu seinen ersten Amtshandlungen gehörte die Verfügung, dass die Passionisten wieder ihr Ordenskleid tragen durften. P. Lorenz war einer der Ersten, die dem Appell des Generalsuperiors Folge leisteten. Nach Rückkehr in die Kongregation wurde er dem Haus „SS. Johann e Paul al Celio“ zugeteilt. Bald darauf begann er mit seiner missionarischen Arbeit, die er über 40 Jahre lang, von 1815 bis 1856, ausübte. In ihm sollte sich in Fülle bewahrheiten, was das Evangelium von den Aposteln berichtet: Wo immer er predigte, stand ihm der Herr zur Seite und untermauerte seine Worte durch Zeichen und Wunder. Neben den Volksmissionen engagierte er sich – durch Einkehrtage und Exerzitien – auch in der Ausbildung und Formung des Klerus, der Priesterkandidaten und der Ordensgemeinschaften. Bei den Bischöfen war er sehr gefragt; gerne vertrauten sie ihm die unter ihrer Jurisdiktion stehenden Nonnenklöster an.

Um seiner außergewöhnlichen Verehrung für das Jesuskind in vollem Maß gerecht zu werden, legte er 1815 neben den drei traditionellen Gelübden und dem speziellen Gelübde der Passionisten, ständig der Passion eingedenk zu sein, privat ein fünftes Gelübde ab, nämlich die Förderung der Verehrung des Jesuskindes. Als Superior trug er in seiner Kongregation große Verantwortung. So war er Oberer in Terracina, am Monte Argentario, in Todi und in S. Angelo di Vetralla. 1829 wurde er zu einem sehr delikaten Zeitpunkt zum Superior des Generalatshauses der hl. Johannes und Paulus in Rom ernannt. Er sollte dort nämlich den amtsführenden Superior ersetzen, der wegen Divergenzen mit dem General gemeinsam mit etwa zehn rebellierenden Ordensmännern die Kongregation verließ. P. Lorenz wurde in diesem Amt 1832 auch bestätigt, als ihm der Selige Dominikus Barberi als Vizesuperior zur Seite gestellt war. Die beiden brachten wieder Frieden in die Gemeinschaft und garantierten für das Ansehen der Passionisten in der Hauptstadt. 1848 wurde P. Lorenz neuerlich zum Superior des Generalatshauses gewählt und mindestens sechsmal bekleidete er auch das Amt des Provinzkonsultors.

Während seiner Amtszeit agierte er mit viel Verständnis, stellte aber auch Ansprüche, was hingebungsvolles Beten betraf. Gleichzeitig mangelte es ihm jedoch nicht an Humor, er liebte die Musik und verstand es, die Orgel zu spielen. Ein Zeuge, der ihn zu Weihnachten 1852 hörte, schrieb: „Mit Staunen gewahrten wir seine Verzückung, den herrlichen, dynamischen Klang der Orgel, die er auf so wunderbare Weise zu spielen wusste.“
Diese Hingabe war auch bezeichnend für seinen pastoralen Eifer und seine außergewöhnliche Verehrung für das Jesuskind. Als Passionisten-Missionar bereiste er ganz Latium und hielt mindestens 260 Missionen und Exerzitien auch in der Toskana, in den Abruzzen und Marken. Um die Verehrung des Jesuskindes zu fördern, gründete er Gesellschaften, ließ Medaillen prägen, verteilte Tausende von Andachtsbildchen, Blättchen und Statuetten und verfasste Bücher. Die Verehrung des Jesuskindes durch P. Lorenzo bewirkte, dass er zu den Ersten gehörte, die in der Art wie später die hl. Theresia vom Kinde Jesu den Weg der spirituellen Kindheit gingen.

In diesem Kontext als Superior, Missionar und Förderer der Verehrung des Jesuskindes entstanden seine Bücher. Dazu gehören: Diario necrologico dei Passionisti e monache passioniste vissuti fino al 1848 (Nekrolog der Passionisten und Passionistinnen bis 1848), Invito a tutti i fedeli del mondo cattolico con alcuni esercizi devoti in onore della santa infanzia von Jesus Cristo (Einladung an alle gläubigen Katholiken mit geistlichen Übungen zu Ehren der heiligen Kindheit Jesu; 1825), L’anima innamorata in Gesù Bambino (Die in das Jesuskind verliebte Seele; 1832) sowie L’anima, mistica nutrice von Jesus Bambino, ossia l’anima occupata con Gesù Bambino in tutto il corso dell’anno (Die Seele, mystische Nährmutter des Jesuskindes, oder Die Seele und das Jesuskind im Jahreslauf). Durch all diese Arbeiten zieht sich als roter Faden das Argument der gläubigen und dankbaren Betrachtung des Jesuskindes.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte P. Lorenz als Provinzkonsultor im Kloster S. Angelo di Vetralla. Schon seit geraumer Zeit hatte er mit einem Nervenleiden zu kämpfen, das ihn sehr belastete, doch deutete nichts auf seinen bevorstehenden Tod hin, als er sich am 10. Juni 1856 auf Einladung einiger Wohltäter von S. Angelo in Vetralla nach Capranica, Viterbo, begab, um die Kranken zu segnen. Drei Tage später, am 12. Juni, nachdem er mit seinen Gönnern zu Mittag gegessen hatte, erlitt er einen Schlaganfall, an dem er unmittelbar verschied. P. Lorenz war 74 Jahre alt. Sein Leichnam wurde in den Konvent von S. Angelo überführt und in der Kirche der Passionisten, Cura di Vetralla (Viterbo), Italien, beigesetzt.

Am 1. Oktober 1989 wurde Lorenz Maria vom hl. Franz Xaver Salvi von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1986 – 1990. Innsbruck: Resch, 2005 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 2). XIII, 298 S., 69 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-076-X, Ln, EUR 25.70 [D], 26.52 [A]

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