Andreas Resch: Laura Montoya y Upegui

LAURA MONTOYA Y UPEGUI
(1874-1949)

GRÜNDERIN
DER KONGREGATION DER MISSIONARINNEN
V. MARIA IMMAKULATA UND DER HL. KATHARINA VON SIENA

Heilig: 12. Mai 2013
Fest: 21. Oktober

LAURA MONTOYA Y UPEGUI wurde am 26. Mai 1874 in Jericó, Antioquia, einem kleinen kolumbianischen Dorf, als Tochter der tief religiösen Familie des Juan de la Cruz Montoya und der Dolores Upegui, die in bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen lebten, geboren. Bei der Taufe, vier Stunden später, erhielt sie den Namen Maria Laura von Jesus.

Ihre Kindheit verbrachte sie im Schoß der Familie, doch als sie kaum zwei Jahre alt war, wurde ihr Vater im blutigen Bruderkrieg zur Verteidigung von Religion und Vaterland ermordet. Seine Frau blieb mit den drei Kindern in bitterer Armut zurück, da sein Besitz von den Gegnern konfisziert wurde. So lernte Laura schon früh die Leiden eines armen Waisenkindes kennen. Die Mutter, die nicht für den Unterhalt der gesamten Familie aufkommen konnte, vertraute Laura der Obhut der Großeltern mütterlicherseits an, die auf dem Gut „La Vívora“ nahe Amalfi lebten. Die sehr frommen Leute ließen ihrer Enkelin eine optimale Erziehung angedeihen. Das ging so weit, dass sie den Katechismus auswendig lernte und im Juli 1881 mit sieben Jahren zur Erstkommunion zugelassen wurde. Später sagte Laura, dass sie von diesem Moment an begonnen habe, ein Leben des Gebets zu führen und sich der Verehrung des Allerheiligsten zu widmen.

Laura besuchte die Volksschule in Aná und Amalfi, wo ihre Mutter als Lehrerin tätig war. Schließlich wurde sie in Medellín sesshaft und trat im Alter von 16 Jahren in die „Normal de Institutoras“ von Medellín ein, um Volksschullehrerin zu werden und sich so den täglichen Unterhalt zu verdienen. Nach Erlangen des Diploms nahm sie ihre Tätigkeit auf, zuerst als Direktorin der „Höheren Frauenschule“ in Amalfi, daraufhin in Fredonia und dann 1896 in Santo Domingo. Schließlich übernahm sie 1898 in Medellín die Leitung des Kollegs der Immakulata, das 1906 wegen Verleumdungen gegen Laura geschlossen wurde. Von 1907 bis 1913 unterrichtete sie in La Ceja, Marinilla und Medellín.

Es war in dieser Zeit, genauer: von 1891 an, dass Laura in ihrem Innern den Ruf zum Ordens- und Missionsleben verspürte; vor allem wollte sie die christliche Botschaft den Ureinwohnern bringen, die weite Gebiete Kolumbiens besetzten. An einem gewissen Punkt fühlte sie sich dazu berufen, das zu verwirklichen, was sie „das Werk der Indios“ nannte. Als sie sich 1907 in der Stadt Marinilla befand, schrieb sie: „Ich sah mich in Gott, als würde er mich mit seiner Väterlichkeit umhüllen und mich so, in der intensivsten Form, zur Mutter der Ungläubigen machen, die mir Schmerzen bereiteten wie leibliche Kinder.“ Dieses Feuer der Liebe trieb sie zu heroischen Taten im Dienst der Ureinwohner in den Wäldern Amerikas.

Mit Hilfe einiger Priester und mit Zustimmung des Bischofs von Santa Fe de Antioquia, Msgr. Maximilian Crespo, konnte sie ihre Wünsche verwirklichen. Ihre erste apostolische und missionarische Reise unternahm sie 1908 zusammen mit zwei Gefährtinnen und einem Priester. Die freudige Erfahrung erbrachte ein zweifaches Ergebnis: die kollektive Taufe von 72 Eingeborenen und die Entscheidung, ihr Leben der missionarischen Arbeit zu widmen.

Nach Medellín zurückgekehrt, beschloss sie, sich ganz der Evangelisierung der Ureinwohner zu widmen. In den Jahren 1909 –1914 organisierte sie missionarische Reisen in deren Gebiete, gemeinsam mit ihrer Mutter und einigen Gefährtinnen, die sich ihr im Werk der „Missions-Katechistinnen der Indios“ anschlossen.
1912 wurde sie beim Bischof von S. Fe de Antioquia vorstellig mit dem Ansinnen, in die Wälder des Golfes von Urabà aufzubrechen, um mit einigen Gefährtinnen die Evangelisierung der Kariben bzw. Kunas voranzutreiben. Am 5. Mai 1914 verließ Laura Medellín, begleitet von ihrer Mutter und vier ihrer Freundinnen aus der Gruppe der „Missions-Katechistinnen der Indios“, um sich nach Dabeiba zu begeben. Ihre Abreise war getragen von der Kraft des Glaubens an Christus und der Liebe zu Maria, der Mutter des Werkes: „Sie, die Unbefleckte Empfängnis, zog mich so in ihren Bann, dass es mir unmöglich war, sie nicht als den Mittelpunkt meines Lebens zu sehen.“ Laura erkannte die Würde des Menschen und die göttliche Berufung der Ureinwohner. Sie wollte sich in deren Kultur einfügen, mit ihnen in Armut, Einfachheit und Demut leben und auf diese Weise die Mauer der Rassendiskriminierung ihrer Zeit niederreißen. Die Solidität ihrer Tugenden wurde auf die Probe gestellt und geläutert durch das Unverständnis und die Verachtung seitens jener Personen in ihrem Umfeld, die diesen religiösen Lebensstil zum damaligen Zeitpunkt nicht verstanden.

Auf Anraten einiger kirchlicher Oberer und mit Unterstützung des Bischofs versuchte sie daher, dem Unternehmen eine sichere Grundlage zu geben, indem sie 1914 in Dabeiba mit der Gründung einer neuen religiösen Familie begann, die von Anfang an den Namen Missionarinnen von Maria Immakulata und der hl. Katharina von Siena (Abb.) trug, um ihr missionarisches Ideal zur Vollendung zu bringen, wie sie sich in ihrer Autobiografie ausdrückt: „ Ich brauchte unerschrockene, tüchtige, von der Liebe Gottes entflammte Frauen, die ihr Leben mit den armen Bewohnern der Wälder teilten, um sie zu Gott zu führen.“ Laura wollte, dass die Mitschwestern in ihren missionarischen Handlungen Mystikerinnen seien, wie sie in den Konstitutionen sagt: „In Berücksichtigung des letzten Zieles der Kongregation, für das ihre Mitglieder oft fast ein Nomadenleben führen müssen, damit die Eingeborenen in den Genuss der Schönheit und Güte der katholischen Prinzipien kommen, werden sich die Schwestern bemühen, das innere geistige Leben zu bewahren und weiter zu entfalten“ (Art. 4). „Unser Gebet orientiert sich an der geschichtlichen Realität des Volkes, indem es Aktion und Kontemplation in das Leben integriert“ (Art. 40).

Am 16. November 1916 erhielt sie die erste kirchliche Approbation ihres Instituts; die erste Profess legte sie am 1. Januar 1917 ab, die ewige Profess am 8. Dezember 1924. Bereits 1914 wurde sie zur ersten Generaloberin der neuen Kongregation gewählt, die sie zunächst bis 1929 leitete und dann von 1938 bis zu ihrem Tod.

In diesen Jahren ihres Ordenslebens arbeitete Laura als Lehrerin, half den Ureinwohnern und setzte sich für deren Schutz ein, verteidigte sie gegen die zivilen Behörden und die Pächter, die sich ihre Ländereien aneignen wollten; sie ersuchte um Hilfestellung zu ihren Gunsten und um Gesetze, die dem Ziel dienen sollten, ihre Kultur und ihre unveräußerlichen Rechte zu bewahren. In ihren an die Regierung gerichteten Schreiben verteidigte sie die Interessen der Eingeborenen, damit diese als Besitzer des immensen Territoriums anerkannt würden, das ihnen seit vielen Jahrhunderten gehörte, bevor die sogenannte „Entdeckung und Eroberung Amerikas“ sie aller Güter beraubte.

Ihrer Feder entsprangen verschiedene Schriften wie Cartas Missionales y Aventura de Dabeiba oder Werke historischen Charakters wie Lampos de luz, Proyecciones de un corazón Humano-divino. Werke wie Visitas Eucaristicas, Manual de Oraciones und Voces Misticas de la Na­turaleza dienten den Gebeten ihrer missionarischen Töchter als Stütze. Werke wie Constituciones, Circulares und Directorio spiegelten hingegen die spirituelle und kanonische Struktur ihrer Kongregation wider. Ferner verfasste Laura verschiedene Artikel für die von ihr gegründete Zeitschrift Alma. Darin beschrieb sie das Los der Ureinwohner und lud zur Instandhaltung eines christlichen Gewissens ein, das sich ihrer annahm. Zudem existieren tausende Briefe an kirchliche und zivile Behörden verschiedener Nationen, an Priester, Ordensfrauen und Laien, die sie befragten. Das Hauptwerk, ihre Autobiografie, die auf Anregung des Klaretiners Esteban Le Doussal geschrieben wurde, ist frei von persönlichen Bekenntnissen. Hier zeigt sie ihre „Pädagogik der Liebe“, eine der Mentalität der Ureinwohner angepasste Pädagogik, die es ihr ermöglichte, zur Kultur und zu den Herzen der Indios und Farbigen, die auf den Kontinent gekommen waren, Zugang zu finden.

Mutter Laura lebte für die Kirche, die sie leidenschaftlich liebte und für deren Ausbreitung sie keinerlei Schwierigkeiten, Opfer, Demütigungen und Verleumdungen scheute. Ihre optimal vorbereitete Kongregation führte ein Wanderleben. Zunächst wurde sie in der Präfektur von Dabeiba tätig, wo das Apostolat unter den Indios von Urabà begonnen wurde. Nach zehn Jahren aber musste sie die Region verlassen, weil die Behörden ihre Art, als Ordensfrauen und Missionarinnen zu leben, missbilligten. In der Tat sprengte Lauras missionarisches Werk die traditionellen Formen, indem sie die Frauen als Missionarinnen an die vorderste Front der Evangelisierung Lateinamerikas stellte. Dann gründete sie in der Diözese Santa Rosa de Osos das Generalatshaus und das Noviziat, das sie jedoch aufgrund einiger Schwierigkeiten praktisch gleich wieder verlassen musste. Sie begab sich daraufhin in die Diözese Santa Fe de Antioquia und ließ sich schließlich 1940 endgültig in Medellín nieder. Diese letzte Übersiedlung markierte aber auch den letzten Schritt Lauras. Die noch verbliebenen neun Jahre ihres Lebens verbrachte sie nämlich im Rollstuhl, ohne allerdings ihr Apostolat des Wortes und der Feder aufzugeben. Laura Montoya starb nach einer langen und schmerzhaften Agonie am 21. Oktober 1949 in Medellín. Die Missionarische Kongregation war zu diesem Zeitpunkt auf 90 Häuser verteilt, die über drei Länder verstreut waren und 467 Schwestern beherbergten. Zurzeit arbeiten die Missionarinnen in 19 Ländern, verteilt auf Amerika, Afrika und Europa.

Lauras Grab befindet sich in Carrera 92 N. 34 D 43, Barrio Belencito, Medellín Antioquia, Republik Kolumbien, Südamerika.

Am 12. Mai 2013 wurde Laura Montoya y Upegui von Papst Franziskus heiliggesprochen, nachdem sie Papst Johannes Paul II. am 25. April 2004 seliggesprochen hatte.