Andreas Resch: Ladislaus Batthyány-Strattmann

LADISLAUS BATTHYÁNY-STRATTMANN
(1870-1931)

ARZT

Selig: 23. März 2003
Fest: 22. Januar

LADISLAUS BATTHYÁNY-STRATTMANN wurde am 28. Oktober 1870 als elftes von vierzehn Kindern des Grafen József und der Gräfin Lujza Batthyány, einer alten ungarischen Adeslfamilie, in Dunakiliti, Ungarn, geboren und am darauffolgenden 4. November auf die Namen Ladislaus Anton Johann Ludwig getauft.

1876 übersiedelte die Familie auf der Flucht vor dem bedrohlichen Hochwasser der Donau nach Köpcsény, dem heutigen Kittsee in Österreich. Von den 14 Kindern starben sechs bereits in zartem Alter. Zwei Buben und sechs Mädchen überlebten. Als Ladislaus noch klein war, ließ sich der Vater, der dem katholischen Glauben abgeschworen hatte und Lutheraner geworden war, scheiden, um in einer lutherischen Kirche eine Edeldame aus der Gesellschaft seiner ersten Frau zu ehelichen. Die Mutter, samt Kindern im Stich gelassen und schwer krank, schickte ihre beiden Söhne, den elfjährigen Josef und den neunjährigen Ladislaus, 1879 in das Kolleg der Jesuiten nach Kalksburg bei Wien, um sie von der Stiefmutter fernzuhalten; dort blieben sie vier Jahre.

Nach der Geburt des letzten Kindes wurde Lujza mit Blindheit und einer schweren Nierenfunktionsstörung geschlagen, sodass sie das Bett hüten musste. Ende 1881 brachte man sie in ein Krankenhaus nach Wien, wo sie nach einem Monat unsäglicher Schmerzen am 14. Juli 1882 im Alter von 39 Jahren verstarb. Dieser Verlust hinterließ in der Seele von Ladislaus tiefe Spuren. Oft sagte er: „Ich werde Arzt und die mittellosen Kranken unentgeltlich behandeln.“ In der Folge bekehrten sich der Vater und seine Frau zum katholischen Glauben. Ladislaus, von Heimweh geplagt, kümmerte sich nicht im Geringsten um sein Studium, weshalb er einige Klassen wiederholen musste. Erst bei der Vorbereitung auf die Erstkommunion machte er einen totalen Wandel durch und wurde zu einem Musterschüler.

1885 brachte der Vater die beiden Brüder in das Jesuitenkolleg nach Kalocsa in Ungarn, wo Ladislaus zur IV. Gymnasialklasse zugelassen wurde. Nachdem er den Präfekten einen „dreckigen Preußen“ genannt hatte, wurde er am 5. Februar 1890 aus dem Kolleg entlassen. Dank der Hilfe eines anderen Paters konnte er dann das Lyzeum in Ungvár besuchen, wo er am 13. Juni desselben Jahres als Privatschüler das Abitur ablegte. Da sein älterer Bruder in der Zwischenzeit an Tuberkulose gestorben war, schrieb sich Ladislaus auf Druck des Vaters, der ihn auf die Verwaltung des enormen Batthyány-Besitzes vorbereiten wollte, in die Fakultät für Agrarwissenschaften der Universität Wien ein, wo er allerdings nur ein Semester besuchte, ohne irgendeine Prüfung abzulegen. Daraufhin unterbrach er das Studium und absolvierte sein Militärdienstjahr beim Husarenregiment „Radeczky“, von dem er als Reserveoberleutnant seinen Abschied nahm.

1893 nahm Batthyány-Strattmann das Universitätsstudium wieder auf. Er besuchte sechs Semester die Fakultät für Chemie, gleichzeitig studierte er Philosophie und Agrikultur und befasste sich mit anderen Wissenschaften wie der Astronomie; er bestand sogar eine Prüfung als Maschinist und als Chauffeur. Später baute er in Kittsee ein eigenes Observatorium. Zudem war er musikbegabt und spielte außerordentlich gut Klavier.

Wenngleich er die religiösen Praktiken beibehielt, geriet Batthyány auf der Suche nach seinem Weg in eine große Ideen- und Verhaltenskonfusion. In diese Zeit fiel auch eine amouröse Beziehung mit einer jungen Frau, die 1896 ein Mädchen namens Aloisia zur Welt brachte. Batthyány sorgte gewissenhaft für Mutter und Kind, unter großzügiger Anwendung aller zur Verfügung stehenden Mittel. Er übertrug Aloisias Erziehung den Ursulinen von Sopron, wo das Mädchen dann das Lehrerinnendiplom machte, stellte der Mutter ein Haus bei und gewährte ihr eine großzügige Apanage. Die Episode bedeutete für ihn sein Leben lang eine Demütigung.

Ebenfalls 1896 begann Batthyány mit 25 Jahren an der Universität Wien Medizin zu studieren, wo er 1900 promovierte. Noch Student heiratete er am 10. November 1898 Maria Theresia Gräfin von Coreth, eine tiefreligiöse Frau. Die Ehe der beiden verlief sehr glücklich und harmonisch und wurde von 13 Kindern gesegnet. Ein Mädchen starb im zarten Alter, zwei unmittelbar nach der Geburt und der Erstgeborene im Alter von 21 Jahren.

Sein Familienleben gestaltete Batthyány im Schloss von Köpcsény (Kittsee) in wohlgeordneter Weise: morgens hl. Messe mit täglichem Kommunionempfang, abends gemeinsames Rosenkranzgebet, ansonsten Obsorge für die Familie und Erfüllung im Arztberuf. Bereits 1901 ließ „Seine gräfliche Hoheit, der Herr Doktor“, wie ihn die Leute nannten, auf seine Kosten ein Spital errichten, zunächst mit 30 Betten, später erweitert auf 70. Er behandelte fast ausschließlich mittellose Personen. Sämtliche Krankenhausspesen, das Personal eingeschlossen, wurden von ihm getragen. Auch aus fernen Ortschaften strömten die Menschen in Massen herbei.

Anfangs war Batthyány Allgemeinarzt, spezialisierte sich dann aber als Chirurg. 1906 begann, vor allem auf Grund der Arbeitsbelastung, seine schwache Gesundheit wegen Morbus Basedow und Herzproblemen ernsthaft Sorge zu bereiten. Er musste seine Tätigkeit als Chirurg aufgeben und zog sich mit seiner Familie zu einem langen Aufenthalt nach Nizza zurück, wo er mit seiner Frau eine Generalbeichte ablegte, die ihm den inneren Frieden, ja, seine „Bekehrung“ zurückbrachte, wie er zu sagen pflegte. Nachdem er sich wieder erholt hatte, beschloss er, sich in Augenheilkunde zu spezialisieren, und erwarb nach Rückkehr in sein Spital schon bald den Ruf eines ausgezeichneten Augenarztes. Während des Ersten Weltkriegs wurde das Spital zur Behandlung der verwundeten Soldaten auf 120 Betten ausgebaut.

Mit dem Tod seines Onkels, Ödön Batthyány-Strattmann, 1915 erbte Ladislaus das Schloss Körmend in Ungarn und ebenso den Titel „Fürst“ sowie den zweiten Schreibnamen „Strattmann“. Der franziskanischen Spiritualität verbunden, trat er gemeinsam mit seiner Frau und seinem Sohn Edmund unter dem Namen Bruder Joseph in den Dritten Orden des hl. Franziskus ein.

Nach einer Fülle von Auszeichnungen wurde Batthyány-Strattmann am 2. Mai 1917 zum Ehrenmitglied der ungarischen Akademie der Wissenschaften und am 12. August 1918 zum Präsidenten des „Zentralunternehmens der Presse“ ernannt, um die katholische Presse wiederzubeleben. Die politischen Ereignisse zwangen ihn jedoch zur Flucht nach Wien und von dort aus in die Schweiz. Erst im August 1919 konnte er nach Kittsee zurückkehren und seine Spitalsarbeit wieder aufnehmen.

Mit dem Friedensvertrag von Trianon wurden die Grenzen Ungarns neu gezogen und die Ortschaft Köpcsény unter dem Namen Kittsee zu Österreich geschlagen. Batthyány-Strattmann entschied sich jedoch dafür, in Ungarn zu bleiben, und so übersiedelte die Familie 1920 von Kittsee nach Körmend, wo Ladislaus in einem Teil des Schlosses ein Spital einrichtete, um vor allem als Augenarzt zu arbeiten. Seine Tätigkeit an diesem Ort ging ins Unermessliche. So nahm er in dem neuen Krankenhaus innerhalb von etwas mehr als zehn Jahren, bis zu seinem Tod, mehr als 20.000 Eingriffe an den Augen vor.

Als „Preis“ für Therapie und Spitalsbehandlung bat er darum, ein Vater Unser für ihn zu beten. Häufig wurden die Bedürftigen von ihm auch finanziell großzügig unterstützt. Außer um das körperliche Wohl kümmerte sich Ladislaus Batthyány-Strattmann nicht zuletzt um das Seelenheil seiner Patienten. Vor Operationen erflehte er gemeinsam mit den Kranken den Segen des Herrn. Bei der Entlassung aus dem Spital gab er den Patienten Bildchen und eine Broschüre mit dem Titel „Öffne die Augen und sieh“ mit auf den Weg. Dies sollte den Leuten in religiösen Belangen eine Hilfe sein. Viele seiner dankbaren Patienten sahen in ihm schon zu Lebzeiten einen Heiligen. So dachten auch seine Familienangehörigen. Unter diesem Gesichtspunkt ist das bedeutendste Dokument das Tagebuch seines Sohnes Ödön, Diener Gottes, der mit 21 Jahren starb. Darin ist zu lesen: „Mein Vater verfügt über alle positiven Eigenschaften, die man sich bei einem idealen Vater nur vorstellen kann. Er ist gerecht und gut, weise und bescheiden, ernst und fröhlich, tüchtig, ein wahrer Heiliger. So achten wir in ihm nicht nur unseren idealen Vater, sondern auch unseren besten, uneigennützigsten und großzügigsten Freund.“

1923 begab sich der Fürst für einige Wochen mit Frau und drei Kindern nach Italien; in Rom wurde ihm eine Privataudienz bei Papst Pius XI. gewährt, der ihm im gleichen Jahr anlässlich des 25-jährigen Hochzeitsjubiläums den Orden vom Goldenen Sporn verlieh. In der Presse wurde damals hervorgehoben, dass der Fürst „anlässlich des Jubiläums 5 Millionen Kronen für die Armen des Ortes gespendet hat: zudem unterhält er auf eigene Kosten zwei Klöster“.

Dennoch fehlten auch die Prüfungen nicht. 1926 stellte Batthyány-Strattmann erste Symptome von Krebs fest, arbeitete aber trotz dieser Belastung mit unbändigem Fleiß noch vier Jahre weiter. Am 14. November 1929 wurde er in das Sanatorium Löw in Wien aufgenommen, und am 27. November an Krebs operiert. Es folgten 14 lange Monate des Leidens. Seiner Tochter Lilli schrieb er: „Ich weiß nicht, wie sehr mich der Herr leiden lässt. Er hat mir in meinem Leben so viel Freude geschenkt, also muss ich nun, mit 60 Jahren, auch die schweren Zeiten in Dankbarkeit annehmen.“ Zu seiner Schwester sagte er: „Ich bin glücklich. Ich leide zwar ziemlich, aber ich mag meine Schmerzen und tröste mich mit der Tatsache, das ich sie für Christus ertrage.“

Am 22. Januar 1931 starb Ladislaus Batthyány-Strattmann in Wien im Ruf der Heiligkeit und wurde im Familiengrab in Güssing beigesetzt. Heute ruhen seine sterblichen Überreste in der Franziskanerkirche in Güssing, Österreich.

Am 23. März 2003 wurde Ladislaus Batthyány-Strattman von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 2001 – 2004. Innsbruck: Resch, 2015 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 6). XIV, 482 S., 110 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-099-5, Ln; EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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