Andreas Resch: Klara Dina Bosatta


KLARA DINA BOSATTA
(1858-1887)

PROFESS-SCHWESTER
MITBEGRÜNDERIN
DES INSTITUTS DER TÖCHTER MARIENS
VON DER VORSEHUNG

Selig: 21. April 1991
Fest: 20. April

KLARA DINA BOSATTA wurde am 27. Mai 1858 als elftes Kind von Alessandro Bosatta und Rosa Mazzucchi in Pianello Lario (Provinz und Diözese Como), Italien, geboren und auf den Namen Dina getauft. Die Kleine war körperlich zwar eher schwach, hatte aber ein sonniges Gemüt. Bereits im Alter von drei Jahren verlor sie ihren Vater, der am 21. Oktober 1861 47-jährig an einem Schlaganfall starb. Die Mutter, die von nun an allein für Familie und Kindererziehung aufkommen musste, übertrug die Leitung der Seidenfabrik ihrem ältesten Sohn. Dina vertraute sie der Obhut ihrer 15-jährigen Tochter Marcellina an, die ziemlich intelligent war und später gemeinsam mit Don Luigi Guanella die Töchter Unserer Lieben Frau von der Göttlichen Vorsehung gründete. Marcellina nahm sich der Erziehung Dinas in besonderer Weise an. Am 14. September 1868 empfing Dina das Sakrament der Firmung, im Jahr darauf die Erstkommunion.

Da es in Pianello keine Grundschule für Mädchen gab, musste sich Dina mit dem Unterricht begnügen, den der Pfarrer jeden Sonntagnachmittag erteilte. Zwischen 1871 und 1877 arbeitete sie als Küchenhilfe und Sakristanin. Nebenbei konnte sie bei den Canossianerinnen von Gravedona Lario, wo sie sehr geschätzt war, die Lehrerausbildungskurse besuchen. Da sie Ordensschwester bei den Canossianerinnen werden wollte, trat sie 1877 in deren Noviziat in Como ein, wurde aber aufgrund ihrer Introvertiertheit für die Aufgaben der Schwestern, bei denen Gebetsleben und Erziehungsarbeit Hand in Hand gingen, als ungeeignet erachtet und höflich abgewiesen. Neben ihrer angeborenen Schüchternheit hatte Dina ernsthafte Schwierigkeiten, ihr Herz zu öffnen, und wurde daher für verschlossen und unzugänglich gehalten.

Völlig entmutigt kehrte sie 1878 nach Pianello Lario zurück, wo sie bei ihrer Schwester Marcellina Aufnahme fand. Nachdem sie ihre inneren Barrieren überwunden hatte, trat sie auf Empfehlung von Don Carlo Coppini in das Hospiz vom Hlst. Herzen Jesu in Pianello ein, das von diesem 1871 für Waisen und alte, verlassene Menschen gegründet worden war. Geleitet wurde das Hospiz von ihrer Schwester Marcellina und zwei Gefährtinnen, die sich unter der Bezeichnung „Ursulinen“ zu einer frommen Gemeinschaft zusammengeschlossen hatten. Gemeinsam mit ihnen legte Dina am 28. Juni 1878 zum ersten Mal die drei Ordensgelübde ab und nahm dabei den Namen Klara an.

Im Hospiz vom Hlst. Herzen Jesu, wo die vier Schwestern in großer Armut, beharrlicher Arbeit und steter Aufopferung, aber in ungebrochenem Vertrauen auf die göttliche Vorsehung ihr Leben fristeten, erfüllte Klara sieben Jahre lang mit bewundernswertem Eifer die ihr übertragenen vielfältigen Aufgaben, zunächst unter Anleitung von Don Coppini und anschließend von Don Guanella, der diesem am 11. November 1881 als Seelsorger von Pianello Lario nachgefolgt war. Unter ihm wurde aus der frommen Gemeinschaft eine religiöse Kongregation mit Namen Töchter Mariens von der Vorsehung und einer originellen Regel: in omnibus caritas, über allem die Nächstenliebe.

Trotz ihrer eher schwächlichen Konstitution und angeborenen Schüchternheit wurde Klara als die am besten ausgebildete Schwester im Hospiz für erzieherisch-didaktische Aufgaben herangezogen. So unterrichtete sie die Waisenmädchen, wirkte als Lehrmeisterin für die ersten Kandidatinnen und Novizinnen und als stets zuvorkommende Betreuerin der Alten und Kranken. Gleichzeitig arbeitete sie in der Kinder- und Jugendseelsorge der Pfarre von Pianello und in der Hauskrankenpflege, ohne ihre religiösen Pflichten je zu vernachlässigen. In dieser Zeit kehrte sie zu den Canossianerinnen nach Gravedona zurück, wo sie sich von Ende Oktober 1881 bis Mitte Juli 1882 aufhielt. Sie wollte dort für die Erlangung des damals gesetzlich eingeführten Lehrerdiploms für die Unterstufe einen Vorbereitungskurs auf die Lehramtsprüfung besuchen. Doch erreichte sie unmittelbar vor den Prüfungen die unerwartete Nachricht, dass der Bildungsminister die diesbezüglichen Gesetze aufgehoben hatte. Schwester Klara konnte daraufhin, mit Erlaubnis der Oberin des Hospizes, bis Mitte Juli im Kolleg bleiben, um den Kurs abzuschließen. Danach kehrte sie nach Pianello zurück, wo sie von den Waisen im Heim und den Jugendlichen im Ort erwartet wurde. Im Hospiz arbeitete Schwester Klara abwechselnd als Krankenschwester, Lehrerin und Ausbildnerin für Näherinnen und Stickerinnen sowie als Stellvertreterin der Spitalsleitung.

Zwei Jahre später, 1884, wurde Schwester Klara von den Canossianerinnen ersucht, in deren Kirche einige Verschönerungsarbeiten auszuführen, dem sie für kurze Zeit nachkam, hegte sie doch innerlich den Wunsch, zu den Schwestern zurückzukehren – und der Zeitpunkt schien günstig. Doch Don Guanella, der inzwischen für die geistige Ausrichtung des Hospizes und die spirituelle Führung der Ursulinen verantwortlich war, wiederholte, worauf sie seinerzeit schon Don Coppini mit Nachdruck hingewiesen hatte: „Ihr Platz ist hier, im Hospiz vom Hlst. Herzen Jesu!“ Dieses beherbergte damals in seinen alten Mauern Schwestern, Postulantinnen, Waisenmädchen, Alte, Kranke und sogar Sterbende. Nebenbei kümmerten sich die Schwestern schon bald um die Laien-Ursulinen, die Töchter der Maria Immaculata, die Katechese der Mädchen im Ort und die Hauskrankenpflege. Außerdem wurde Schwester Klara damals von Don Guanella gebeten, in einer Schule in Dongo, einem Dorf am Comer See, als Ersatzlehrerin auszuhelfen. Für eine so verschlossene Person wie sie bedeutete das ein großes Opfer, nicht so sehr physischer als vielmehr moralischer Natur, musste sie doch jeden Tag zu Fuß dorthin gehen und sich der Kritik und dem Gerede missgünstiger Leute aussetzen. Aber der Gehorsam siegte und dies in einer Weise, dass sie noch auf dem Sterbebett sagte: „Am meisten war mein Gehorsam gefordert, als ich nach Dongo gehen sollte. Dann aber hat Gott mir alle nur erdenklichen Gnaden erwiesen.“

1885 wurde Schwester Klara gemeinsam mit zwei Gefährtinnen vom Superior Don Guanella nach Ardenno Valtellina geschickt, um dort eine Niederlassung zu gründen. Von jetzt an musste sie noch mehr Arbeit auf sich nehmen und sich mit noch größeren moralischen Problemen herumschlagen. Ihr Aufenthalt dort war aber kein ständiger, weil auch die Arbeit in Pianello so weit als möglich ihre Anwesenheit erforderte. In den ersten Monaten des Jahres 1886 gelang es Don Guanello, in Como ein Haus anzumieten, das er schon lange im Visier gehabt hatte und nun „Kleines Haus der Göttlichen Vorsehung“ nannte. Soeben aus Ardenno nach Pianello zurückgekehrt, war es wiederum Schwester Klara, die sich dem Gehorsam beugen musste. Zwischen 12. und 14. Mai 1886 wurde sie nach Como versetzt, um dort das neue Haus zu leiten, das einige Jahre später zum Mutterhaus des Werkes Don Guanella werden sollte. Dem Seligen gelang es nämlich, die bescheidene Schwesterngemeinschaft von Don Coppini in eine Kongregation umzuwandeln, die er Töchter Mariens von der Vorsehung nannte (Abb.) und von der sämtliche seiner Werke, die es heute in Italien und in anderen Ländern gibt, ihren Ausgang nahmen. Zu der harten Arbeit und der Verantwortung für die neue Niederlassung gesellten sich bei Schwester Klara zunehmend diverse körperliche Gebrechen und innere Qualen mystischer Art, die vornehmlich zwischen der Liebe zu Christus und einem Schuldgefühl schwankten, das sich in ihr zu einer Stimme der Anklage erhob. Klara durchlebte diese Prüfungen bereits seit mehreren Jahren und dies in völligem Einklang mit ihrer Überzeugung, ohne dass jemals etwas nach außen drang. Ihrer schwachen physischen Konstitution war es jedoch anzulasten, dass sie sehr darunter litt. Vor diesem Hintergrund kam es auch zum Ausbruch ihrer Krankheit.

Mitte Herbst 1886 traten bei den Patienten aufgrund der unfreundlichen Jahreszeit die verschiedensten Krankheiten auf. Es herrschte ein Mangel an Bettdecken, sodass Schwester Klara für eine betagte Patientin zuweilen sogar ihre eigenen opferte. Die Folge davon war, dass sie sich ein Lungenleiden, eine Bronchitis und eine Brustfellentzündung zuzog, was zu einer allgemeinen Auszehrung führte. Nach der Rückkehr in ihr Heimatdorf Pianello Lario manifestierten sich bei ihr verschiedene physische und psychische Leiden, die sie zu fast fünfmonatiger Bettruhe zwangen, sodass sie am Ende Gott sogar ihr eigenes Leben für die Bekehrung der Sünder und den Fortgang des Werkes der Nächstenliebe in Como anbot. Als sich ihr Zustand verschlechterte, riet ihr der Arzt, für immer in heimatlichen Gefilden zu bleiben. So fand Schwester Klara am 13. Dezember Aufnahme im Pfarrhaus von Pianello. Die Krankheit nahm immer

schwerwiegendere Formen an, sodass man das Schlimmste befürchtete. Versehen mit den Tröstungen der Religion, legte Schwester Klara am 20. April 1887 im Alter von 29 Jahren ihren Geist in Gottes Hände. Ihre sterbliche Hülle verblieb auf dem Friedhof von Pianello Lario bis zum 3. Juni 1967, als die Überführung in die Kapelle des Mutterhauses von Como-Lora erlaubt wurde. Der Sarg mit den Gebeinen der Seligen befindet sich nunmehr im Mutterhaus des Werkes Guanella im Herz Jesu-Heiligtum in Como, via T. Grossi, 18.

Am 21. April 1991 wurde Klara Dina Bosatta von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

Resch, Andreas: Die Seligen Johannes Pauls II. 1991 – 1995. Innsbruck: Resch, 2008 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 3). XIII, 321 S., 67 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-083-4, Ln, EUR 27.70 [D], 28.63 [A]

Bestellmöglichkeit: info@igw-resch-verlag.at