Andreas Resch: Katharina Maria Drexel

KATHARINA MARIA DREXEL
(1858-1955)

GRÜNDERIN
DER KONGR. DER
SCHWESTERN VOM ALLERHLGST. SAKRAMENT
FÜR DIE INDIANER UND
DIE FARBIGEN

Heilig: 1. Oktober 2000
Fest: 3. März

KATHARINA MARIA DREXEL wurde am 26. November 1858 als zweite Tochter des bekannten Bankiers Franz Anton Drexel und seiner ersten Frau Anna Langstroth in Philadelphia, USA, geboren und am 29. Dezember auf den Namen Katharina Maria getauft. Am darauffolgenden Tag starb die Mutter. Der Vater heiratete dann 1860 Emma Bouvier, eine Vorfahrin von Jacqueline Bouvier, der Frau des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy. Dieser zweiten Ehe entstammte eine dritte Tochter namens Louise.

Die Töchter Drexel wuchsen in einem fürsorglichen familiären Umfeld auf, hatten Privatleh­rer und genossen das luxuriöse Leben der gehobenen Klasse von Philadel­phia. Bei der religiösen Ausbildung entfachten die Eltern bei ihren Töchtern den Gedanken, dass ihnen der Reichtum bloß geliehen war und daher mit anderen geteilt werden müsse. Von daher, wegen ihrer Mildtätigkeit Bedürftigen gegenüber, war die Familie Drexel so bekannt, dass die Stiefmutter Emma sogar die „großzügige Frau“ von Philadelphia genannt wurde. An drei Nachmittagen pro Woche öffnete Frau Drexel mit ihren Töchtern die Türen des Hauses den Besitzlosen und versuchte deren Bedürfnissen entgegenzukommen. Der Vater bezahlte die Spesen und gab einer Reihe von katholischen karitativen Einrichtungen unentgeltlich administrative Ratschläge. Jeden Morgen, während er auf das Boot wartete, das ihn zur Arbeit brachte, unterhielt er sich mit den Armen. Er ging von einem zum andern, schüttelte jedem die Hand und erkundigte sich nach dem Gesundheitszustand eines jeden ihrer Kinder und der Angehörigen.

Am 3. Juni 1870 empfing Katharina das Sakrament der Firmung und ging das erste Mal zur hl. Kommunion, wobei sie zunehmend den Wunsch verspürte, sich ganz dem Herrn zu weihen. 1872 unterstellte sie sich der geistlichen Führung von Msgr. O’Connor, der sie fortan immer begleitete, auch als er 1876 zum Bischof von Omaha ernannt wurde. Katharina lebte schon damals sehr religiös und führte Tagebuch. Der bereits in ihrer Kindheit aufgetauchte Wunsch, den Indianern zu helfen, veranlasste sie dazu, alle zu unterstützen, die diesen Volksgruppen beistanden. Selbst als 1865 die Freiheit der amerikanischen Negersklaven und deren Gleichstellung ausgerufen wurde, blieben diese weiterhin Gegenstand rassischer Vorurteile, worunter auch die Indianer zu leiden hatten. Beide Gruppen lebten größtenteils in Unwissenheit und Armut.

Nach dem Tod ihrer Stiefmutter Emma Bouvier 1883 und ihres Vaters 1885 verwendete Katharina die ihr vererbte Gabe der Nächstenliebe und das umfangreiche finanzielle Vermögen zur Gänze für die Evangelisierung der an den Rand gedrückten Indianer und amerikanischen Neger – in der Absicht, in eine Ordensgemeinschaft einzutreten, um sich so auf die Gründung einer neuen religiösen Gemeinschaft vorzubereiten, welche die Evangelisierung der Schwarzen Amerikas und der Indianer zum Ziel haben sollte.

Ihr Spiritual empfahl ihre jedoch, geduldig zu warten. Er kannte die Not, in der sich die Indianer befanden, sehr gut, und im Zuge der Verteidigung ihrer Rechte lernte er auch die bedauernswerten Umstände kennen, die unter den Schwarzen des Südens herrschten. Fünf lange Jahre hielt er Katharina in der Warteschleife. Es war zu der Zeit, exakt am 27. Januar 1887, dass die drei Drexel-Schwestern von Papst Leo XIII. in Privataudienz empfangen wurden. Dabei berichtete Katharina dem Papst vom großen Bedürfnis der amerikanischen Indianer an Missionaren und ersuchte ihn, Missionsgemeinschaften zu entsenden, um mit ihnen zu arbeiten. Mit einem Lächeln und einem durchdringenden Blick, der sie im Innersten ihres Herzens traf, fragte der Papst: „Warum, mein Kind, werdet Ihr nicht selbst Missionarin?!“ Es war dies eine rundum prophetische Antwort.

In der Tat eröffnete ihr Bischof O’Connor nach ihrer Rückkehr seinen Plan zur Gründung einer Gemeinschaft, die für die Bekehrung der Indianer und der farbigen Bevölkerung arbeiten sollte. Katharina trat am 6. Mai 1889 in das Noviziat der Barmherzigen Schwestern in Pittsburgh ein und vertiefte dort ihre Kenntnis von den Prinzipien und der Praxis des religiösen Lebens wie auch von der Tätigkeit der Hilfswerke, in der Absicht, eine religiöse Gemeinschaft zur Anbetung des Allerheiligsten Altarsakraments zu gründen, deren äußeres Apostolat in der Evangelisierung der farbigen Amerikaner und der Indianer bestehen sollte.

Nachdem inzwischen beide Schwestern geheiratet hatten (Louise 1889 und Elisabeth 1890), konnte Katharina an die Verwirklichung ihres Projekts schreiten. Vom brennenden Wunsch erfüllt, ihr Leben der kontemplativen Anbe­tung des Allerheiligsten Altarsakraments zu widmen, folgte sie dem Rat ihres Spirituals und beschloss die Gründung der Schwestern vom Allerheiligsten Altarsakrament, die ihr Gebetsleben den In­dianern und Farbigen aufopfern sollten.

Am 12. Februar 1891 gründete Drexel die neue Kongregation der Schwestern vom Allerheiligsten Sakrament für die Indianer und Farbigen und legte gemeinsam mit 13 Gefährtinnen in der Kapelle der hl. Maria von Pittsburgh in Gegenwart des Erzbischofs Patrick Ryan von Philadelphia (Bischof O’Connor war ein Jahr zuvor gestorben) die Gelübde und das besondere Versprechen ab, sich dem Dienst an den Indianern und der farbigen Bevölkerung zu widmen.

Nach Abfassung der Regel des neuen religiösen Instituts wurde den Mitgliedern der tägliche Empfang der hl. Kommunion gestattet (was vor dem Pontifikat Pius’ X. eine Seltenheit war). Aufgabe der Kongregation ist es, den Indianern und Schwarzen Amerikas auf dem Weg katholischer Erzie­hung und sozialer Hilfeleistung Christus in der Eucharistie nahezubrin­gen. Diese so einzigartige Initiative fand von Anfang an große Resonanz. „In der gesamten Geschichte der Kirche Amerikas findet sich keine Person, die gelobt hätte, all ihre Kraft einzig und allein zum Wohl der farbigen Bevölkerung und der Indianer einzusetzen“, schrieben die Zeitungen damals und unterstrichen so die heroische Geste der reichsten Erbin von Philadelphia.

Kaum vier Monate nach der Gründung – Drexel hatte im ersten Bildungshaus des Instituts in St. Michael of Torresdale gerade ein Noviziat eröffnet – erreichte sie ein Brief vom ersten farbigen Priester, der das breite Echo bezeugte, das ihr Unterfangen in allen Schichten der amerikanischen Bevölkerung hervorgerufen hatte, und von allen Seiten trafen Bitten um Hilfe ein. Katharina ließ sich jedoch in ihrem Weitblick nicht von bloßen Begeisterungsstürmen hinreißen, sondern bediente sich der kirchlichen Hierarchie, des katholischen Amtes für die Indianer und – je mehr Berufungen kamen – auch der Schwestern vom Allerheiligsten Sakrament.

Die Gemeinschaft wuchs sehr rasch und dieses Tempo zeigte, wie sehr es einer solchen Kongregation bedurfte, die in der Lage war, auf eine der größten sozialen und christlichen Notwendigkeiten der Vereinigten Staaten zu antworten. Die erste Gründung war die Mission von Santa Caterina für die Indianer von Neumexiko. Innerhalb von sechs Jahren wurde das Mutterhaus von Cornwells Heights gebaut, drei weitere Häuser wurden im Süden gegründet, dem klassischen Land der Indianer und Schwarzen, andere entstanden bei verschiedenen Indianerstämmen (Navajos, Pueblos, Sioux, Apachen usw.). Die Wirtschaftshilfe der Gründerin erreichte nicht nur die Vereinigten Staaten, sondern sogar Afrika, Ostindien, Kanada usw. Bei all diesen Gründungen stützte sich Drexel immer mehr auf die Hilfe Gottes als auf finanzielle und menschliche Unterstützung.

Kaum sechs Jahre nach der Gründung, am 16. Februar 1897, gewährte der Heilige Stuhl das Dekret und 1913 dann die endgülti­ge Bestätigung der Ordensregel. Am 15. August 1912 erfolgte der Anschluss an den Orden der Minoriten.

Der Höhepunkt von Drexels Bemühungen auf dem Bildungssektor war die 1925 erfolgte Errichtung der „Xavier University“ in Louisiana. Diese wurde von ihr vor allem deshalb gegründet, weil keine katholische Universität des Südens farbige Studenten aufnehmen wollte. Die „Xavier University“ hatte, wie die übrigen ca. 60 Gründungen Drexels auch, einen praktischen Zweck: nämlich die Förderung größtmöglichen Zusammenhalts unter den Studenten, die alle Kinder Gottes seien, sowie die Entfaltung unterneh­merischer Aktivitäten, die ihren Ursprung in geeinten und ausgeglichenen Familien haben sollten, welche in der Lage waren, dem Glauben eine sichere Zukunft zu garantieren. Zudem zögerte Katharina nie, ihre Stimme gegen Ungerechtigkeiten zu erheben, wann immer es Anzeichen rassischer Diskriminierung gab.

Alljährlich besuchte Drexel die entlegensten Missionen, bis ihr schlechter Gesundheitszustand von 1935 an keine Reisen mehr erlaubte. Zur Generaloberin wurde sie bis 1937 ohne Unterbrechung gewählt. Nachdem sie immer kränker wurde, so dass sie sich fast nicht mehr bewegen konnte, verbrachte sie die restlichen 18 Jahre ihres Lebens im Gebet und in der Kontemplation, so wie sie es sich von Kindheit an gewünscht hatte. Drexel starb am 3. März 1955 in Cornwells Heights in Pennsylvania.

Ihr Grab befindet sich im Mutterhaus der Schwestern vom Allerheiligsten Sakrament, Saint Katharine Drexel Mission Centre and Shrine, Sisters of the Blessed Sacrament, 1663 Bristol Pike, Bensalem (Pa), USA.

Am 1. Oktober 2000 wurde Katharina Maria Drexel von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen, der sie am 20. November 1988 seliggesprochen hatte.

 

RESCH, ANDREAS: Die Heiligen Johannes Pauls II. 1982 – 2004. Innsbruck: Resch, 2012 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 5). XIV, 480 S., 109 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-094-0, Ln, EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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