Andreas Resch: Kateri Tekakwitha

KATERI TEKAKWITHA
(1656-1680)

INDIANERIN

Heilig: 21. Okt. 2012
Fest: 17. April

KATERI TEKAKWITHA wurde 1656 als Tochter einer zum Christentum bekehrten Algonkin und eines Mohawk-Indianers bei Auriesville in jenem Teil Nordamerikas geboren, der heute den Staat New York bildet. Die Namen der Eltern sowie Tag und Monat der Geburt sind nicht bekannt.
Die Eltern und der einzige Bruder starben 1660 bei einer Pockenepidemie, von der auch Tekakwitha in Mitleidenschaft gezogen wurde; sie aber überlebte. Allerdings blieb ihr Gesicht nach der Heilung entstellt, und sie litt fortan an einer Sehschwäche. Gemeinsam mit anderen Überlebenden übersiedelte sie in ein anderes Lager Richtung Westen und danach in ein Dorf im Westen des heutigen Fonda im Staate New York, wo sie von einem Onkel, einem angesehenen Dorfbewohner, in dessen Familie aufgenommen wurde und sich als Haushaltshilfe verdingte. Da sie nicht mehr ohne Kopfbedeckung in die Sonne gehen konnte, hielt sie sich fast ständig im Haus auf.

Der Name Tekakwitha, der ihr als Kind gegeben wurde, heißt soviel wie „jene, die die Dinge in Ordnung bringt“ bzw. – vielleicht auf ihr Augenleiden bezogen – „jene, die ständig irgendwo anstößt“.

In der Familie erhielt Tekakwitha die bestmögliche Ausbildung und lernte sämtliche Hausarbeiten, wobei sich zunehmend ihre praktischen und intellektuellen Fähigkeiten zeigten. Als sie ein Alter erreicht hatte, in dem sich indianische Mädchen verheiraten, begannen der Onkel und ihre Tanten, einen Krieger für sie auszusuchen. Tekakwitha aber erklärte, dass sie nicht die Absicht habe, zu heiraten, und zog damit den Unmut der Familie auf sich. All ihre Anstrengungen, sie von ihrem Weg abzubringen und zur Heirat zu zwingen, scheiterten. Sie ertrug es, dass sie fortan nicht mehr als Adoptivtochter, sondern als Sklavin angesehen wurde. Gleichzeitig führten ihr Widerstand und ihre Zähigkeit bei den Familienmitgliedern aber zunehmend zu einem Sinneswandel, und sie respektierten sie wieder so wie früher.

Tekakwithas einziges Ziel war eine christliche Taufe, was nicht einfach war. Die Mission der Jesuiten unter den Irokesen in den Jahren 1632-1648 gestaltete sich ziemlich schwierig. Zwischen 1642 und 1649 starben acht Jesuiten den Märtyrertod, drei von ihnen wurden in Auriesville von Mohawk-Indianern niedergemetzelt. Nach einer Reihe von Feindseligkeiten und Kämpfen zwischen Kolonisatoren und Irokesen schlossen letztere im Jahre 1667 schließlich auch Frieden mit den Missionaren.

Im Herbst des Jahres 1667 kamen drei Jesuiten in das neu errichtete Dorf Kahnawake (Caughgnawaga), wo ihnen im Hause von Tekakwithas Onkel Unterkunft gewährt wurde. Sie war damals gerade elf Jahre alt und sollte die Jesuiten während ihres dreitägigen Aufenthaltes dort betreuen. Nach arbeitsreichen Jahren als „Wandermissionare“ gründeten die drei 1670 in Kahnawake die Mission Sankt Peter, die sie 1674 P. Jakob de Lamberville anvertrauten. Die Arbeit gestaltete sich schwierig und Bekehrungen gab es nur wenige. Tekakwitha nahm am Unterricht der Missionare teil, was sie jedoch – aus Angst vor dem Onkel, von dem sie völlig abhängig war – verheimlichte. Nach einem Besuch bei den Alten und Kranken traf P. Jakob de Lamberville 1675 auch auf Tekakwitha, die an einem Beinleiden erkrankt war. Ihm schüttete sie ihr Herz aus und äußerte den Wunsch, getauft zu werden. Sechs Monate später, nach dem Katechumenenunterricht, empfing sie von P. de Lamberville am Ostersonntag des Jahres 1676 die Taufe und erhielt dabei den Namen Kateri bzw. Katharina. Für Kahnawake war dies ein echtes Fest. Sämtliche Dorfbewohner versammelten sich in der Kapelle um Kateri, die wegen ihrer Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit von allen geschätzt wurde.

Nach der Taufe änderte Kateri unverzüglich ihren Lebensstil und ging den Weg der Vervollkommnung. Vor allem an Sonn- und Feiertagen gab sie sich ganz dem Gebet hin und zog so den Hass ihrer Verwandten und das mitleidige Lächeln einiger Personen auf sich, die ihr sogar Steine nachwarfen und mit dem „Kopfabreißen“ drohten. Kateri ertrug alles in Geduld und im Herbst 1677 verließ sie, dem Rat der Missionare folgend, das Territorium der Mohawks, um sich in die Mission des hl. Franz Xaver an den Ufern des St.-Lorenz-Stroms in der Nähe der heutigen Stadt Montreal zu begeben. Der heidnische Onkel, dem Kateris Flucht zu Ohren gekommen war, setzte ihr nach – jedoch ohne Erfolg. Im Gepäck hatte sie einen Brief von P. de Lamberville an P. Jakob Fremin, den Oberen der Mission, mit folgendem Inhalt: „Ich schicke Euch einen Schatz. Hütet ihn gut!“ Nach einem Fußmarsch von ca. 300 km erreichte Kateri im Oktober 1677 die Mission. Durch ihr immerwährendes freundliches und liebenswertes Wesen, ihre Güte, den Frohsinn, die Bescheidenheit und Klugheit eroberte sie schon bald die Herzen der Bevölkerung.

Jeden Morgen wohnte sie zunächst um 4.00 Uhr, dann um 7.00 Uhr der hl. Messe bei. In ihrem Übereifer erlegte sie sich strengste Bußübungen auf, bis ihr Seelenführer, P. Cholenec, zur Mäßigung riet. Die höchste Freude war für Kateri das Gebet, besonders vor dem Allerheiligsten. Trotzdem vernachlässigte sie ihre Arbeit nicht, weder in ihrer Hütte noch auf den Feldern. So hieß es: „Für Kateri gibt es nur zwei Wege, den auf die Felder und den in ihre Hütte; und nur zwei Orte, an denen sie sich aufhält: ihre Hütte und die Kirche.“ Am Weihnachtstag des Jahres 1677 empfing sie schließlich mit Freuden die erste hl. Kommunion. Von da an machte sie bezüglich Spiritualität ungeheure Fortschritte.

Sie trug sich mit dem Gedanken, auf einer Insel des St. Lorenz-Stroms gemeinsam mit einigen Gefährtinnen eine religiöse Gemeinschaft zu gründen. Ihr geistlicher Führer riet ihr jedoch von diesem Vorhaben ab, weil dies seiner Meinung nach noch zu früh war. Um sich den Wunsch eines Ordenslebens aber zumindest teilweise zu erfüllen, zog sie sich, wann immer möglich, an einen Ort im Wald zurück, wo sie vor einem Kreuz, das sie aus Baumästen geformt hatte, lange im Gebet verweilte, ohne allerdings ihre religiösen Aufgaben, den täglichen Messebesuch, den Dienst in der Gemeinschaft oder die Arbeit in ihrer Gastfamilie zu vernachlässigen.

Trotz allem war sie Verleumdungen und anderen grausamen Prüfungen ausgesetzt, nahm dies jedoch mit der Gelassenheit derer, die sich ohne Schuld und in Gott geborgen wissen. Am 25. März 1679 erhielt Kateri von P. Fremin die Erlaubnis, das Gelübde immerwährender Jungfräulichkeit abzulegen und sich der seligen Jungfrau Maria zu weihen, die sie ganz besonders verehrte. Zu Beginn des Jahres 1680 verschlechterte sich ihr ohnehin labiler Gesundheitszustand, nachdem sie an einem besonders kalten Tag eine Freundin nach Lapriarie, einige Kilometer von der Mission entfernt, begleitet hatte. Am Mittwoch der Karwoche empfing sie die Krankensalbung, wofür sie sich ein Gewand ausborgte, weil dasjenige, das sie am Leibe trug, ihrer Meinung nach für diese Gelegenheit zu schäbig war.

Tags darauf schickte sie ihre Gefährtinnen zum Sammeln von Brennholz, da sie, wie sie sagte, nicht vor ihrer Rückkehr sterben würde. Und so geschah es. Kurz nach 15.00 Uhr, am 17. April 1680, während sie leise „Jesus, Maria“ murmelte, starb Kateri, noch keine 24 Jahre, völlig erschöpft durch Krankheit und Entbehrungen. Der Ruf ihrer Tugenden verbreitete sich rasch, und viele Menschen gaben an, auf ihre Fürbitte hin Gnaden empfangen zu haben. In mehreren Sprachen wurden Biografien Kateris veröffentlicht, überall auf der Welt ist sie ein Begriff.

P. Cholenec (1640-1723), dem die geistliche Führung Kateris oblag und der sie bis zu ihrem Tod begleitete, beschreibt sie u. a. mit folgenden Worten: „Für mich ist es nicht schwer zu glauben, dass Kateri innerhalb so kurzer Zeit ein solches Maß an Vollkommenheit erlangt hat, wenn ich an die glühende Liebe denke, die sie Gott entgegengebracht hat. Sie liebte ihn so sehr, dass ihre ganze Freude darin bestand, sich Tag und Nacht mit ihm zu unterhalten und ihm unentwegt all ihre Gedanken, Worte und Handlungen mitzuteilen. Das ist auch der vorrangige Grund, weshalb ihr so daran gelegen war, allein zu sein.“ Von der Liebe des Herrn getroffen, lebte sie ihr Leben, als befände sie sich in einer anderen Welt. „Bei ihr war das der Fall“, fährt P. Cholenec fort. „Ja, dieses junge Mädchen, so ungebildet es auch sein mochte, war für gewöhnlich so vom Geist Gottes getragen und kostete die Wonne dieses Geschenks so aus, dass sich dies in seinem Innern niederschlug: Augen, Gesten, Worte sprühten in solchen Augenblicken vor Feuer, und man brauchte nicht lange mit Kateri beisammen zu sein, um selbst tief bewegt und von diesem göttlichen Feuer entflammt zu werden.“

Das Grab der Seligen befindet sich im „Centre Kateri“ in Kahnawake, Kanada.

Am 21. Oktober 2012 wurde Kateri Tekakwitha von Papst Benedikt XVI. heiliggesprochen, nachdem sie Papst Johannes Paul II. am 22. Juni 1980 seliggesprochen hatte.

 

RESCH, ANDREAS: Die Heiligen Benedikts XVI. 2005 – 2012. Innsbruck: Resch, 2013, XII, 204 S., 48 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-096-4, Ln, EUR 25.90 [D], 26.60 [A]

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