Andreas Resch: Karl vom hl. Andreas Houben, Johannes Andreas


KARL V. HL. ANDREAS HOUBEN
(Johannes Andreas)
(1821-1893)

PROFESSPRIESTER
DER KONGR. VOM
LEIDEN JESU CHRISTI
(PASSIONISTEN)

Selig: 16. Oktober 1988
Heilig: 3. Juni 2007
Fest: 5. Januar

KARL VOM HL. ANDREAS HOUBEN wurde am 11. Dezember 1821 als viertes von zehn Kindern der Eheleute Peter Josef Houben und Johanna Elisabeth Luyten in Munstergeleen, Region Limburg, Holland, geboren und auf den Namen Johannes Andreas s getauft. Die Eltern, die ein vorbildliches Familienleben führten, besaßen eine leistungsfähige Mühle, eine florierende Fabrik und einige sehr ertragreiche Felder. Die tägliche Arbeit warf somit mehr als genug ab, um zehn Kinder zu versorgen. Johannes verbrachte eine ruhige Kindheit und wurde von seinen Eltern zu einem beispielhaften christlichen Leben erzogen. Er war ein zugänglicher und jovialer Junge, wenngleich in sich gekehrt und grüblerisch.

Anlässlich seiner Erstkommunion am 26. April 1835 wurde er Mitglied der Ewigen Anbetung. Am 28. Juni desselben Jahres erhielt er die Firmung. Von seinen Altersgenossen unterschied sich Johannes durch eine besondere Verehrung für die Eucharistie und die Gottesmutter. „Sucht ihn in der Kirche!“ pflegte seine Mutter zu sagen, wenn sich ihr Sohn wieder einmal verspätete. Als Heranwachsender verspürte er zunehmend den Wunsch zu studieren, um einmal Priester zu werden. So besuchte er das Humanistische Gymnasium in Sittard und setzte anschließend seine Studien in Broeksittard fort, die er allerdings am 2. März 1840 unterbrechen musste, um seinen Militärdienst abzuleisten. Während dieser Zeit, die für Johannes nur drei Monate dauerte, festigte sich seine Berufung durch die Begegnung mit den Passionisten.

Nach dem Militärdienst nahm er sein Studium wieder auf und brachte dieses 1845 zum Abschluss. Am 5. November desselben Jahres ging er in das Passionistenkloster nach Ere-Tournai in Belgien, wo er am 2. Dezember 1845 eingekleidet wurde und unter dem Namen Karl vom hl. Andreas s das Noviziat begann. Einer seiner Gefährten beschrieb ihn wie folgt: „Er war ein beispielhafter Novize, sehr gläubig und fromm, regeltreu, einfach, liebenswert und von freundlichem und offenem Charakter. Seine Frömmigkeit und sein natürlicher Frohsinn machten ihn bei allen beliebt.“ Nach Beendigung des Noviziats am 10. Dezember 1846 legte er die drei Gelübde und zusätzlich das vierte Gelübde der Passionisten ab, welches darin besteht, das Mysterium des Leidens Christi in sich zu erfahren und den anderen zu verkünden. Großen Einfluss auf sein Fortkommen hatte der Gründer der belgischen Passionistenprovinz, der Selige Dominikus Barberi, der aus dem Noviziat in Ere berichtet: „Wir haben acht Novizen. Alle scheinen vorzüglich, und besonders die sechs Holländer sind von engelsgleichem Wesen.“ Das letzte Mal, dass P. Karl die Gelegenheit hatte, mit dem Seligen Barberi zu sprechen, war 1949, als die Studenten diesen angesichts seiner bevorstehenden Abreise nach England zum Bahnhof von Tournai begleiteten. Während er sie segnete, sagte der Selige, dass sie ihn in dieser Welt nicht wiedersehen würden.

Nach Abschluss des Philosophie- und Theologiestudiums, dem er sich mit großem Fleiß gewidmet hatte, wurde Karl am 21. Dezember 1850 zum Priester geweiht. Bei der Feier war niemand von seiner Familie anwesend. Die Mutter war vor sechs Jahren, der Vater vor vier Monaten gestorben.
Nach zwei Jahren Aufenthalt im Kloster von Ere wurde P. Karl nach England eingeladen. Als er dort 1852 ankam, waren die Passionisten bereits ein fester Bestandteil des Vereinigten Königreiches und die Erinnerung an den vor kaum einem Jahr verstorbenen Seligen Dominikus Barberi war noch aufrecht. P. Karl wohnte in Aston Hall, wo er freundschaftliche Bande mit den irischen Einwanderern knüpfte, die der harten Arbeit in den Bergwerken nachgingen. Im November 1854 wählten ihn die Oberen zum Koadjutor des Novizenmeisters im Kloster St. Wilfried in Cotton-Hall. Er war den jungen Novizen ein lebendiges Beispiel, doch wurde das Noviziat 1855 nach Broadway, Worchester, verlegt. P. Karl und ein anderer Priester blieben vor Ort, um die Pfarrei St. Wilfried weiterzuführen. Eine Zeit lang verbrachte auch er betend und meditierend in einer kleinen Zelle im Kloster von Broadway. Als man ihn dann in das Kloster von S. Anna in Sutton (Lancashire) schickte, scheute er weder Mühe noch Arbeit, Tag und Nacht bei den Kranken zu verbringen, ihnen die Sakramente zu spenden und mit Erfolg das Evangelium zu verkünden.

Am 9. Juli 1856 wurde er in das ein Jahr zuvor gegründete Kloster Mount Argus bei Dublin in Irland versetzt. Dort gab es seelsorglich viel zu tun, und P. Karl setzte sich mit ganzer Kraft ein. Da er das Alleinsein liebte und dem Gebet ergeben war, verbrachte er die meiste Zeit im Beichtstuhl, der von morgens bis abends von reuigen Sündern umlagert war. Er bewegte sich nur von dort weg, um die Messe zu feiern, als Missionar unermüdlich das Evangelium zu verkünden oder um den Leuten den Segen zu erteilen. Arm und Reich kamen zu ihm, um in ihrer Not um Beistand zu bitten, und viele schrieben die wunderbare Hilfe, die ihnen zuteil wurde, den Segnungen von P. Karl zu.

Neben diesem intensiven Einsatz in Seelsorge und Caritas hatte P. Karl von seiner Gemeinschaft auch den Auftrag, Irland bis an seine äußersten Grenzen zu bereisen, um die hilfsbereiten Iren zum Bau der Kirche und des Klosters von Mount Argus anzuhalten. Es war dies Apostolat und Dienst zugleich. In allen Häusern, in denen er Einkehr hielt, hinterließ er die angenehme Erinnerung an einen konsequenten Ordensmann und erteilte seinen priesterlichen Segen. Ein Mitbruder schreibt: „Gott allein weiß, was er alles getan hat, um Mount Argus zu dem zu machen, was es ist.“

In ganz Irland wurde er der „Heilige von Mount Argus“ genannt. Von dieser Zeit an bis in die letzten Tage seines Lebens umgab P. Karl der Nimbus des Wundertäters. Er suchte die Einsamkeit und darin die Einheit mit Gott, doch wurde diese Abgeschiedenheit ständig von Menschen durchbrochen, die ihn, den Verkünder der Botschaft, den Segens-­ und Gnadenspender, Tag und Nacht aufsuchten. So schreibt der Chronist: „Die Leute kamen aus allen Teilen Irlands, auch aus England und Schottland und sogar aus Amerika. Viele, so heißt es, wurden von ihrer Krankheit geheilt.“ Sein Ruf drang bis nach Australien, Neuseeland und Tasmanien. Unter den Besuchern fehlten aber auch die Schlitzohre nicht, die den Namen P. Karls für ihre Zwecke ausnutzten. Wegen des nicht enden wollenden Zustroms an Menschen „aufgrund der außergewöhnlichen Heilungen, die sich ereigneten“, wurde P. Karl 1866 neuerlich nach England versetzt, wo er acht Jahre blieb und dabei in verschiedenen Klöstern wohnte: in Broadway, Sutton und London. Sein Wirken war stets dasselbe. Und so wurde P. Karl wie üblich innerhalb und außerhalb des Klosters belagert.

Am 10. Januar 1874 ging er wieder nach Dublin. Die Nachricht von seiner Rückkehr verbreitete sich wie ein Lauffeuer und erneut füllte sich das Kloster von Mount Argus mit allen möglichen Pilgern. In der Tat bewunderte und liebte P. Karl „seine Iren“, die – wie er schrieb – „über 300 Jahre grausame Verfolgungen erleiden mussten und trotzdem der katholischen Religion die Treue hielten“. Er empfing sie daher stets mit offenen Armen und nahm vollen Anteil an jedem Schmerz und jeder Tragödie. Am 25. Juli 1885 wurde er zur Erholung in das Kloster nach Belfast geschickt, aber die Menschen suchten ihn auch dort auf. Nicht einmal drei Wochen später war P. Karl wieder in Dublin, wie gewöhnlich umringt von Hilfesuchenden.

Trotz dieses Einsatzes verbrachte P. Karl viel Zeit im Gebet vor dem Tabernakel. Wer seine Zelle betrat, fand ihn in Ekstase, wie dies auch häufig während der Messe der Fall war. In der Gemeinschaft wirkte seine Anwesenheit ausgleichend.

Am 12. April 1881 hatte die Kutsche, in der sich P. Karl befand, einen Unfall, bei dem er sich eine Fraktur des rechten Beines und der Hüfte zuzog, wovon er sich nie mehr so recht erholte. Die letzten Jahre waren aufgrund einer Gangrän am Bein von heftigen Beschwerden gekennzeichnet. Am Abend des 9. Dezember 1892 begab sich P. Karl auf den Chor, um gemeinsam mit seinen Ordensbrüdern die Komplet zu verrichten. Diesen aber fiel sein schlechter Zustand auf. Der herbeigerufene Arzt diagnostizierte ein malignes Erypel. Am Samstag, den 10. Dezember, wurde ihm die Krankensalbung gespendet, die er mit großer Freude empfing und die ihm half, die langwierige und schmerzhafte Krankheit standhaft und gelassen zu ertragen. Er starb am 5. Januar 1893, betrauert von der gesamten Kommunität. Die Bewohner von Dublin waren tief bewegt, als sie vom Tod des „Heiligen von Mount Argus“ erfuhren.

Houbens Grab befindet sich in der rechten Seitenkapelle der Kirche der Passionisten in Mount Argus bei Dublin, Irland.

Am 16. Oktober 1988 wurde Karl vom hl. Andreas Houben von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Heiligen Benedikts XVI. 2005 – 2012. Innsbruck: Resch, 2013, XII, 204 S., 48 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-096-4, Ln, EUR 25.90 [D], 26.60 [A]

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