Andreas Resch: Josef Sebastian Pelczar

JOSEF SEBASTIAN PELCZAR
(1842-1924)

BISCHOF VON PRZEMYŚL

GRÜNDER
DER KONGREGATION DER DIENERINNEN
VOM HL. HERZEN JESU

Heilig: 18. Mai 2003
Fest: 28. März

JOSEF SEBASTIAN PELCZAR wurde am 17. Januar 1842 als drittes Kind von Adalbert Pelczar und Maria Mięsowicz in Korczyna, Diözese Przemyśl, Polen, geboren und zwei Tage später auf den Namen Josef Sebastian getauft. Er wuchs in einer stark vom christlichen Glauben geprägten Mittelstandsfamilie auf.

Ab 1847 besuchte Josef Sebastian die Volksschule von Korczyna mit ausgezeichnetem Erfolg. Schon damals spielte er mit dem Gedanken, Priester zu werden. Im Frühjahr 1850 empfing er die Erstkommunion. Im gleichen Jahr besuchte er ein Seminar in Rzeszów, wo er 1852 mit den Gymnasialstudien begann. 1854 empfing er das Sakrament der Firmung und 1860 legte er in Przemyśl mit gutem Erfolg die Reifeprüfung ab. Von 1858 bis 1864 studierte er dann im dortigen Seminar und besuchte gleichzeitig zwei Jahre die philosophische und vier Jahre die theologische Fakultät. Er wusste mittlerweile genau, was sein Lebensideal war. So vermerkte er damals in seinem Tagebuch:
„Die irdischen Ideale verblassen. Ich sehe das Lebensideal in der persönlichen Aufopferung und das Ideal des Opfers im Priestertum. Der Funke der Berufung, der durch die geistlichen Exerzitien an Mächtigkeit gewinnt, wächst mit Gottes Hilfe und brennt für die Flamme des Glaubens und der Liebe. Die Massaker und Verfolgungen 1861 in Warschau wecken die Liebe zum Vaterland und die Bereitschaft zum Opfer. Mich bezaubert die Berufung zum polnischen Priester und als meine Leitidee sehe ich die spirituelle Arbeit für die Menschen.“

Anlässlich des Aufstandes vom 22. Januar 1863 beschloss er gemeinsam mit einigen Seminaristen, in den Kampf zu ziehen. Lediglich auf Anraten des Rektors ließ er schließlich von diesem Vorhaben ab.

Nach Abschluss der Studien wurde Pelczar am 17. Juli 1864 in Przemyśl zum Priester geweiht. Anschließend erfolgte die Ernennung zum Kaplan von Sambor, wo er vom 20. August 1864 bis zum 4. Dezember 1865 blieb. Vom 19. Dezember 1865 bis 17. April 1868 setzte er in Rom seine Studien fort, und zwar parallel am Collegium Romanum (heute Gregoriana) und am Institut Sant’Apollinare (heute Lateranuniversität), und erlangte innerhalb kurzer Zeit zwei Doktorate: 1866 in Theologie und 1868 in Kirchenrecht. Aus spontaner Begeisterung widmete er sich damals auch der mystischen Literatur und so entstand während der Sommerferien in Genzano di Roma der Entwurf zu seinem bedeu­tendsten mystischen Werk, Das geistliche Leben, welches dann 1873 in Przemyśl gedruckt wurde. Die Arbeit erreichte acht Auflagen und hatte gro­ßen Einfluss auf die spirituelle Ausbildung von Priestern, Ordensleuten und Laien. Am 13. Juli 1868 in die Heimat zurückgekehrt, überzeugte sich Pelczar persönlich davon, welcher Anstrengungen es bedurfte, das kirchliche Leben neu zu beleben, das sich nach der Ära des Josephinismus langsam wieder zu erholen begann, und so ging er mit doppelter Energie an die Arbeit, zunächst als Vikar in Wajutycze (1868) und anschließend in Sambor (1869).

Von 1870 bis 1877 erfüllte Pelczar verschiedene Aufgaben in seiner Diö­zese, so als Professor im Diözesanseminar von Przemyśl, als Beichtvater und Spiritual, als stellvertretender Prosynodalexaminator sowie als Referendar und Berater des bischöflichen Konsistoriums.

1872 unternahm er eine Pilgerreise in das Heilige Land, um Klarheit über seine Zukunft zu gewinnen. In ihm war nämlich wieder der Wunsch nach dem Ordensleben aufgeflammt, und es gelang ihm nicht herauszufinden, was zur Ehre Gottes und dem Wohle der Menschen das Nützlichere sei. Innere Ge­lassenheit fand er dann wiederum in der Ausübung seines Apostolats als Diözesan­priester.

Im April 1877 übersiedelte Pelczar nach Krakau, wo er im Mai desselben Jahres Kirchengeschichte und Kanonisches Recht zu unterrichten begann und anschließend Pastoraltheologie an der Jaghellonischen Universität, wobei er sich in besonderer Weise um die spirituelle Ausbildung der Studenten bemühte. Sein Herzensanliegen war die Reform der Theolo­gischen Fakultät und der Universität insgesamt. Nacheinander wurden ihm die Aufgaben des Prorektors, des Dekans der Theologie und des Rector magnificus dieser alten Universität übertragen.

Im Dezember 1880 wurde er zum Kanoniker des Kapitels von Krakau ernannt. Unter den Priestern zeichnete sich Pelczar durch besondere Gottesliebe und Marienverehrung sowie durch großen apostolischen Eifer aus. Er tat alles in seiner Macht Stehende, um die Menschen für das Heiligste Herz Jesu, das Al­lerheiligste Altarsakrament und die Allerheiligste Jungfrau Maria zu gewinnen. Als Franziska­nerterziar legte er am Grab des hl. Franz von Assisi seine Profess ab. Vom General der Franziskanerkonventualen erhielt er die Befugnis zur Aufnahme künftiger Novizen.

Es war die Zeit des aufstrebenden Materialismus auch unter den Studenten. 1883 erhielt Pelczar vom Statthalter die Namen von 16 Studenten, die sich in die sozialistische Partei eingeschrieben hatten. Der Statthalter verlangte deren Bestrafung, Pelczar aber rief sie zu sich; und seine väterliche Mahnung, sich auf das Studium zu konzentrieren, zeigte Früchte. 1884 hielt er dann in diesem Zusammenhang die berühmten apologetischen Vorträge „Über die Notwendigkeit der Religion und die Ursachen des Atheismus“, zu denen sich außer der Jugend die gesamte intellektuelle „Elite“ sowie ein ausgewähltes Publikum aus dem damaligen Krakau versammelte. Nach der Erstveröffentlichung erschienen die Referate, überarbeitet in einer zweiten und dritten Auflage, in Form einer wissenschaftlichen Abhandlung.

Ende 1893 hatte Pelczar die Idee zu einer Frauenkongregation. Um auf die Bedürfnisse seiner Zeit in angemessener Weise eingehen zu können, gründete er am 27. März 1894 in Krakau die Kongregation der Dienerinnen vom heiligen Herzen Jesu mit dem Ziel, die Herz Jesu-Verehrung zu fördern und den Dienstmädchen, Arbeiterinnen, Kindern und Kranken zu Hause und im Spital hilfreich zur Seite zu stehen. Die Kongregation wuchs so rasch, dass sie nach kaum 15 Jahren, am 15. Februar 1909, bereits das „Decretum Laudis“ und drei Jahre später, am 19. März 1912, die endgültige Approbation durch den Hl. Stuhl erhielt. Pelczar setzte sich mit großer Hingabe für die Entfaltung des Instituts ein.

Inzwischen wurde auch die kirchliche Hierarchie auf seine Fähigkeiten aufmerksam. Am 27. Februar 1899 wurde Josef Pelczar zum Weihbischof von Przemyśl ernannt und am 19. März vom Ordinarius Lukas Solecki zum Titularbischof von Milet geweiht. Dieser starb am 2. März 1900 und am folgenden 17. Dezember wurde Pelczar zum Titularbischof von Przemyśl präkonisiert, das er am 13. Januar 1901 in Besitz nahm.

Während seiner Amtszeit übte Pelczar eine vielfältige Tätigkeit aus. Er setzte sich, bis zu seinem Tod, vor allem für die spirituelle Ausbildung der Priester ein, weil er überzeugt war, dass nur heiligmäßige Priester die Heiligkeit des Volkes und die bestmögliche Ausbildung der Jugend gewährleisten konnten.

Zur Glaubensstärkung erweckte er die katholischen Vereine zu neuem Leben und gründete zusätzlich den Katholisch-sozialen Verband. Die Gläubigen un­terwies er durch asketische Schriften und Hirtenbriefe, die in der von ihm 1901 gegründeten Zeitschrift Chronik der Diözese Przemyśl abgedruckt wurden. Wo immer es um die Förderung des geistigen, kulturellen und sozialen Wohls der Menschen ging, befand sich Pelczar an vorderster Front. Ungeachtet der damaligen politischen Lage hatte er als Einziger von allen Bischöfen den Mut, nach einer Pause von 179 Jahren 1902 die Diözesansynode zu organisieren. Die Normen dieser Synode wurden dann durch die nachfolgenden Synoden von 1908 und 1914 ergänzt. Ebenfalls 1902 trieb er, zur Stärkung der Berufe und des Apostolats unter seinen Diözesanen, die Gründung des Kleinen Seminars voran, indem er ca. 30 neue Arbeitsplätze im Bereich der Seelsorge schuf, die er mit Priestern besetzte. Darüber hinaus unterstützte er spürbar die Tätigkeit der Orden innerhalb seiner Diözese, die er jedes Jahr persönlich besuchte. Sogar als er schon schwer krank war, ging er noch selbst in die Pfarreien und nahegelegenen Kirchen, während er die Visitation der abgelegeneren Pfarren seinem Suffraganbischof überließ, mit dem er ein sehr gutes Verhältnis hatte.

Während des Ersten Weltkrieges bemühte sich Pelczar, auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen. Er organisierte das Bischöfliche Hilfskomitee und gründete in Przemyśl eine Gratisküche. Beim Herannahen der Armee des Zaren im September 1915 verließ er seinen Sitz, um die Kontakte mit der Diözese zu sichern und um das Diözesanvermögen zu retten; er ging nach Jaśliska, Krakau, Zakopane und Wien, wo er dieses unterbrachte. Im Dezember 1914 begab er sich nach Rom und wandte sich um Hilfe für seine bedrängte Heimat an den Papst. Der Vertrag von Brześć vom 9. Februar 1918, der in Polen große Empörung hervorrief, machte seinen Hoffnungen, die er auf Österreich setzte, jedoch ein Ende.

Am 25. Oktober 1919 reiste er auf Einladung des Nuntius Achille Ratti, des späteren Papstes Pius XI., nach Warschau, um von ihm zum Bischof geweiht zu werden.

Im März 1924 hatte Pelczar bereits eine vierte Synode anberaumt, doch sollte er diese nicht mehr erleben. Er starb am 28. März 1924 im Ruf der Heiligkeit und wurde in Przemyśl in der Krypta der der Madonna von Czèstocho­wa geweihten Kapelle in der Kirche vom heiligen Herzen Jesu beigesetzt.

Am 18. Mai 2003 wurde Josef Sebastian Pelczar von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen, der ihn am 2. Juni 1991 in Rzeszów in Polen seliggesprochen hatte.

 

RESCH, ANDREAS: Die Heiligen Johannes Pauls II. 1982 – 2004. Innsbruck: Resch, 2012 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 5). XIV, 480 S., 109 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-094-0, Ln, EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

Bestellmöglichkeit: info@igw-resch-verlag.at