Josef Sánchez del Rio

JOSÉ SÁNCHEZ DEL RÍO

1913-1928

MEXIKANISCHER MÄRTYRER

Seligsprechung: 22. November 2005
Heiligsprechung: 16. Oktober 2016
Fest: 10. Februar

JOSÉ SÁNCHEZ DEL RÍO wurde am 28. März 1913 als Sohn einer tief christlichen Familie in Sahuayo im Staate Michoacán, Mexiko, geboren. Er ging zunächst in seiner Heimatstadt zur Schule und nach der Übersiedlung mit seinen Eltern, Makarius Sanchéz und Maria del Rio, in Guadalajara im Staat Jalisco. Hier empfing er die Erstkommunion, wobei er besonders durch seine Marienverehrung hervortrat.

Für die Christen Mexikos war das Leben zur damaligen Zeit schlicht unerträglich. Wenn es nach dem Präsidenten Plutarch Elías Calles ging, trug an allem Übel im Lande die Kirche die Schuld. Nach der Promulgation antiklerikaler Gesetze seitens des Präsidenten 1926, bekannt als „Leges Calles“, mit denen er Art. 130 der Konstitution in Kraft setzte, wurden kirchliche Güter vom Staat konfisziert und die kirchliche Tätigkeit im öffentlichen Leben stark eingeschränkt: Seminare und katholische Schulen wurden geschlossen, mexikanische Priester zahlenmäßig reduziert und der zivilen Behörde unterstellt, ausländische Priester des Landes verwiesen. Die Zahl der Priester in Mexiko sank von 4.500 vor 1926 auf lediglich 334 im Jahre 1934. An die 4000 Priester wurden in die Verbannung geschickt oder ermordet, mehrere tausend mexikanische Bürger wurden verfolgt, gefoltert und getötet. 1935 verfügten mindestens 17 mexikanische Bundesstaaten nicht einmal über einen einzigen Priester.

Darüber hinaus entsandte der Präsident Bundestruppen, um jeden brutal zu ermorden, der sich seinen Ideen widersetzte. Das gemeine Volk wurde vor die Entscheidung gestellt, entweder dem Glauben abzuschwören oder die Arbeit zu verlieren. Aus dem Gefängnis mit seinen erdrückenden Mauern gab es kein Entkommen.
Diese antiklerikale Politik führte anfangs zu friedlichen Protestmärschen der Bevölkerung, die zu 95% katholisch war. Schließlich war der Aufstand unvermeidlich. Bauern, Arbeiter und Studenten griffen zu den Waffen. Es entstand so eine gewaltsame Antwort unter dem Namen Cristeros (1926-1929). Sie waren nicht für den Kampf gerüstet, sondern wollten Mexiko nur die Freiheit wiedergeben, den Namen Gottes auszusprechen. Es lebe Christus der König!,war ihr Schlachtruf und die Madonna von Guadalupe das Banner, unter dem sie sich verteidigten.

Dieser Volksarmee schlossen sich auch die beiden Brüder Josés an. Ihm selbst, gerade einmal 13 Jahre alt, wurde dies in seiner Heimatstadt Sahuayo verwehrt. Daraufhin begab er sich in das einige Kilometer entfernte Cotija, wo ihn General Prudencio Mendoza auf sein beharrliches Drängen hin einberief und ihm gestattete, die Kriegsstandarte zu tragen. Die Cristeros nannten ihn „Tarcisus“ nach dem jungen Römer, der bei der Verteidigung der konsekrierten Hostien, die er bei sich trug, getötet wurde.
In der Schlacht vom 25. Januar 1928 wurde das Pferd von Josés General, Luis Guizar Morfin, getötet. José stellte ihm rechtzeitig das seine zur Verfügung und ermöglichte ihm so den Rückzug mit den Worten: „Euer Leben ist von größerem Nutzen als das meine.“ Die Cristeros versuchten, den Rückzug trotz mangelnder Munition zu decken, doch die Bundestruppen hatten schließlich die besseren Karten und konnten am 6. Februar mehrere Gefangene machen, darunter José.

Am 7. Februar wurde José in seine Heimatstadt Sahuayo überstellt, wo er in einer Pfarrkirche gefangen gehalten wurde, die bereits von den Bundestruppen profaniert und verwüstet worden war. Der Abgeordnete Rafael Picazo, der José zusammen mit anderen Gefangenen in Gewahrsam hatte, bot ihm zwei Alternativen, die ihn vor der Todesstrafe bewahren sollten: Zahlung eines Lösegeldes von 5.000 Pesos oder die Aufnahme in die Militärakademie zu akzeptieren. José lehnte jedoch beide Vorschläge ab und blieb bis zum 10. Februar, dem Tag seiner Hinrichtung, im Gefängnis.

Während der ersten Nacht im Gefängnis schrieb er der Mutter einen Brief: „Meine liebe Mutter, ich bin heute im Kampf gefangen genommen worden. Ich denke an den Augenblick, in dem ich sterben werde. Das ist aber nicht wichtig, Mamma. Du musst dich dem Willen Gottes fügen. Ich sterbe zufrieden, weil der Herr bei mir ist. Mach dir wegen meines Todes keine Sorgen – das ist es, was mich beschämt. Sag vielmehr meinen anderen Brüdern, dem Beispiel des Kleinsten zu folgen, und du wirst den Willen unseres Gottes erfüllen. Hab den Mut, mir gemeinsam mit meinem Vater Deinen Segen zu schicken. Grüße mir alle ein letztes Mal und empfangt das Herz Eures Sohnes, der Euch beide liebt und Euch vor dem Tod gern noch gesehen hätte.“
Im Kerker wurde José misshandelt, auch deshalb, weil er einige Hähne getötet hatte, die von den Bundestruppen in der inzwischen zum Hühnerstall umfunktionierten Kirche gehalten wurden. Zudem wurde er am 8. Februar gezwungen, der Hinrichtung eines anderen Jungen namens Lazarus beizuwohnen, der gemeinsam mit ihm verhaftet worden war und jetzt gehängt wurde. José sollte so dazu gebracht werden, seinem Glauben abzuschwören und seinem unmittelbaren Todesurteil am Friedhof zu entgehen, doch er beugte sich nicht. Den Körper von Lazarus, der für tot befunden wurde, schleifte man zum nahen Friedhof und ließ ihn dort liegen. Dieser war aber nur dem Augenschein nach tot. In Wirklichkeit erholte er sich wieder und konnte dann das Weite suchen.

Inzwischen gingen die Misshandlungen an José weiter. Außerhalb der Kirche hörte man ihn singen und laut beten, auch während sie ihn schlugen, quälten und beschimpften. Einen Prozess machte man ihm nicht, weil es für seine Gefängniswärter peinlich gewesen wäre, gegen einen Knaben zu prozessieren. Man versuchte vielmehr, ihn vom Glauben abzubringen, indem man ihm neben der Freiheit Geld im Überfluss, eine glänzende militärische Karriere, ja, sogar die Ausreise in die USA in Aussicht stellte. José lehnte sämtliche Angebote entrüstet ab mit dem Ausruf: „Es lebe Christus König, es lebe die Madonna von Guadalupe!“
Nachdem es ihm gelungen war, die Eltern davon abzuhalten, das Lösegeld zu zahlen, das die Regierung von ihnen verlangte, und nachdem er insgeheim von seiner Tante die Kommunion als Wegzehrung hatte empfangen können, entlud sich die ganze Aggression der Soldaten auf ihn. José weinte und stöhnte vor Schmerzen, gab aber nicht nach.

Am Abend des 10. Februar 1928 gegen 23 Uhr – zu später Stunde, damit niemand sehen konnte, was eine Gruppe Soldaten einem Knaben antat und auch weil es eine Niederträchtigkeit war – beschlossen diese, ihren Grausamkeiten an José freien Lauf zu lassen. Sie zogen ihm die Haut von den Fußsohlen ab, zwangen ihn anschließend, auf Salz hin- und herzulaufen und schließlich unter starken Schmerzen den langen Weg zum Friedhof zurückzulegen. Vor der Grube postiert, in der er beerdigt werden sollte, wurde ihm ein Dolchstoß versetzt und man forderte ihn von Neuem auf, seinem Glauben abzuschwören, doch José rief bei jeder Wunde, die man ihm zufügte: „Es lebe Christus der König!“ Dann bat er darum, erschossen zu werden. Man wollte ihn mit Messerstichen töten, doch der Hauptmann, durch das Verhalten des Jungen nervös geworden, erschoss ihn an Ort und Stelle mit der Pistole.

Dem sterbenden José gelang es noch, mit seinem Blut ein Kreuz auf die Erde zu zeichnen. Dann hauchte er seinen Geist aus. Zwei Kinder im Alter von sieben und neun Jahren wurden Zeugen des tragischen Ereignisses. Sie gründeten später religiöse Kongregationen.
Die sterblichen Überreste von José Sánchez Del Río ruhen nach wie vor in der Herz Jesu-Kirche in Sahuayo in Mexiko, die zu einer Pilgerstätte wurde.

Seine Seligsprechung erfolgte am 20. November 2005 unter dem Pontifikat Benedikts XVI. in einer feierlichen Zeremonie mit Vorsitz von Kardinal José Saraiva Martins in Guadalajara in Mexiko. Am 16. Oktober wurde er von Papst Franziskus heiliggesprochen.

Die Verfolgungen fanden nach den bedeutenden Siegen über die Bundestruppen durch General Enrique Gorostieta, dem Führer der Cristeros, ein Ende. Er zwang den Präsidenten, eine gemäßigtere Haltung einzunehmen.

© Prof. Dr. Dr. P. Andreas Resch

Franziskus

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