Andreas Resch: Josef Nascimbeni


JOSEF NASCIMBENI
(1851-1922)

PRIESTER UND GRÜNDER
DES INSTITUTS DER KLEINEN SCHWESTERN DER HL. FAMILIE

Selig: 17. April 1988
Fest: 21. Januar

JOSEF NASCIMBENI wurde am 22. März 1851 in Torri del Benaco, Diözese und Provinz Verona, Italien, als Sohn von Anton Nascimbeni und Amedea Sartori geboren. Da sein Leben in Gefahr war, wurde er unmittelbar darauf auf den Namen Josef Alois getauft. Der Vater war Tischler und Musiklehrer, die Mutter Hausfrau. Josef war ein sehr lebhaftes und auch gutmütiges Kind, so sehr, dass er eines Tages einem armen Mädchen seine Schuhe schenkte.

Nach Beendigung der Volksschule in seinem Heimatdorf schickte man ihn im November 1862 nach Verona, wo er das von den Jesuiten geleitete Realgymnasium S. Anastasia besuchte. Nascimbeni schloss das erste Semester mit ausgezeichnetem Erfolg ab und erhielt so Zugang zum Kolleg des von Don NikolausMazza in Verona gegründeten Instituts für „intellektuell und moralisch besonders hoch stehende, aber finanziell minder bemittelte junge Männer“. An diesem Seminar (bischöfliches Gymnasium) verbrachte er gemeinsam mit den anderen Zöglingen von Mai bis September 1863 das zweite Semester. Am Ende des ersten Gymnasialjahres wurde Nascimbeni, obwohl er aufsteigen hätte können, wegen zu geringen Schulerfolgs vom Institut Mazza und dessen Privilegien ausgeschlossen. Er trat daher im zweiten Jahr (1863/64) in das Kolleg Accoliti der Kathedrale von Verona über, dessen Schüler Seite an Seite mit den eigentlichen Seminaristen auch die Kurse des Seminars besuchten. Nascimbeni traf so seine Kollegen aus dem Vorjahr wieder und konnte gemeinsam mit ihnen die nachfolgenden Klassen von Gymnasium und Lyzeum sowie die theologische Ausbildung abschließen.
In der dritten Stufe des Lyzeums, das Nascimbeni mit großem Eifer besuchte, entschied er sich schließlich für das Priesteramt. Wegen seiner guten Führung und des ausgezeichneten Studienerfolgs wurde er am 8. Dezember 1869, ein Jahr früher als gewöhnlich, zur Einkleidung zugelassen. Nach der Tonsur und den am 21. August 1870 empfangenen niederen Weihen konnte Nascimbeni am 10. August 1873 das Subdiakonat, am 28. Februar 1874 das Diakonat und am 9. August 1874 die Priesterweihe entgegennehmen.

Nach Erhalt des Diploms für Volksschullehrer am 22. August 1874 wurde er im November desselben Jahres nach San Peter di Lavagno geschickt, um dort als Kooperator des Pfarrers und als Lehrer zu wirken. Er erfüllte die verschiedenen Aufgaben, nicht nur im Unterrichtsbereich, mit glühendem Eifer. So setzte er sich besonders für die Jugend ein, machte Krankenbesuche, spendete die Sakramente, gab Gesangsstunden und predigte auch in anderen Pfarreien.
Nach drei Jahren intensiver Arbeit wurde er am 2. November 1877 als Kooperator des Pfarrers Donato Brighenti und als Lehrer nach Castelletto versetzt. In weniger als zwei Jahren gelang es ihm, durch Spenden und mit Hilfe vor allem der jungen Leute, die er zu mobilisieren verstand, die alte Pfarrkirche zu restaurieren. Er hauchte den bereits bestehenden Einrichtungen und Verbindungen neues Leben ein und realisierte einige Neugründungen, wie z. B. die Vereinigung christlicher Mütter oder den Dritten Orden des hl. Franziskus und des Karmel. Außerdem führte er die Feier der vierzigstündigen Anbetung und das Rosenkranzfest wieder ein. 1879 erkrankte Nascimbeni lebensgefährlich an Typhus, erholte sich aber wieder.

Nach dem Ableben von Don Brighenti am 27. Juni 1884 richteten die Familienväter von Castelletto, die das „Patronatsrecht“ ausübten, an den Bischof das Gesuch, er möge doch ihren Kooperator zum Pfarrer ernennen. Dieses wurde am 5. Oktober 1884 ohne Umstände angenommen, und so hielt Josef Nascimbeni am 25. Januar 1885 unter dem Jubel der gesamten Bevölkerung feierlichen Einzug in der Pfarre. Motiviert wie er war, entfaltete er eine segensreiche Tätigkeit, begleitet von umfangreichen wirtschaftlichen und sozialen Aktivitäten zum Wohle des Ortes, der Nascimbeni die Errichtung eines Gymnasiums für Priesteramtsanwärter verdankt; ebenso ein kleines Asyl, das 1894 mehrere betagte Menschen aufnehmen konnte; eine Strickerei, die 1904 eingeweiht wurde und in der die Mädchen des Dorfes Arbeit finden sollten, sowie eine Druckerei, die den Bedürfnissen des Instituts und der Pfarrei entgegenkam und wo einige Waisen ein Anstellung bekamen. Nascimbenis Engagement für die Waisen, vor allem während des Krieges, führte zu mehreren einschlägigen Niederlassungen auch außerhalb von Castelletto. Darüber hinaus bemühte sich Nascimbeni um eine Post­ und Telegrafenstation (1895), eine Sparkasse (1896), elektrisches Licht (1909), Trinkwasser – zunächst mittels Saugleitungen, 1914 dann über Aquädukte – und schließlich gelang ihm, nach dem Versuch, eine Getreidemühle zu bauen, die Errichtung einer mit Dampf betriebenen Ölfabrik, wobei er sich auch um die entsprechende Schulung der Olivenbauern kümmerte.
Nascimbenis soziales Engagement war begleitet von einer großen Liebe zu Gott und den ihm anvertrauten Menschen. Wenn er verlassene Kinder auf den Straßen sah, Mädchen, die auf sich selbst angewiesen waren, oder Kranke ohne die notwendige Unterstützung, fühlte er sich berufen, in jeder nur erdenklichen Weise zu helfen. Nach erfolglosen Anfragen bei religiösen Instituten, ob man ihm nicht mit Schwestern aushelfen könne, wurde er schließlich beim Bischof von Verona vorstellig, der ihm nach seiner Anhörung erwiderte: „Wenn Ihnen niemand welche zur Verfügung stellt, dann machen Sie es so, wie Sie es für richtig halten!“

Dies war der Anlass für die Gründung eines neuen religiösen Instituts, dessen Aufgaben sich auf die Mitarbeit in der Pfarre und die Krankenfürsorge konzentrieren sollten. Nascimbeni profitierte dabei von der Hilfsbereitschaft einiger junger Frauen, die er in einer Art religiöser Kongregation zusammenführte und denen er eine schriftlich verfasste Ordensregel auferlegte. Sie verpflichteten sich zu allen nur erdenklichen Werken spiritueller und weltlicher Nächstenliebe. Am 4. November 1892 erhielten die ehrwürdige Maria Dominika Mantovani, Dominika Brighenti, Josefa Nascimbeni sowie eine junge Frau aus Bassano, die im Oktober 1892 allesamt als Novizinen in das Kloster der Franziskaner­-Terziarinnen des hl. Bernhard in Verona eingetreten waren, das Ordenskleid und zogen – nachdem sie vor dem Weihbischof von Verona, Msgr. Bartolomäus Bacilieri, die Profess abgelegt hatten – in das für sie vorbereitete Haus in Castelletto. Damit nahm das Institut der Kleinen Schwestern der Hl. Familie (Abb.) seinen Anfang, dessen von Nascimbeni persönlich redigierte Konstitutionen vom Bischof von Verona am 1. Januar 1903 approbiert wurden – „nach zehn Jahren der Prüfung und wegen des guten Geistes, von dem die Schwestern beseelt schienen“. In der Tat versuchte Nascimbeni, der Strenge und Güte in seiner Person vereinte, alles Weltliche aus den Schwestern zu verbannen und sie zu Schlichtheit, Demut und Arbeitsamkeit anzuhalten. Er wachte darüber, ob und wie sie ihre Gebete verrichteten und verabsäumte es nicht, sie durch Wort und Tat zu Frömmigkeit und strikter Observanz zu erziehen; gleichzeitig wurde er bei seiner Tätigkeit in der Pfarre tatkräftig von ihnen unterstützt. So erntete er als Pfarrer und Ordensgründer reiche Frucht für seine Pfarrkinder und die Gründung selbst.

Für all diese Verdienste wurde Nascimbeni am 15. Dezember 1911 von Pius X. zum apostolischen Protonotar ad instar participantium ernannt und erhielt die weltliche Auszeichnung eines Ritters des Ordens der Arbeit verliehen.

Am 31. Dezember 1916 befiel Nascimbeni, der sich stets bester Gesundheit erfreut hatte, während der Messe eine linksseitige Lähmung, was zu einer langen und beschwerlichen Krankheit führte, die sich für den Rest seines Lebens hinzog. Von den Pfarrangehörigen verabschiedete er sich mit folgendem geistigen Vermächtnis:

„Ich opfere dem Herrn mein Leben und Sterben in Huldigung Seines Allerheiligsten Willens und zur Sühne für meine Sünden. Ich möchte als guter Priester sterben… Ich bitte all jene um Vergebung, die ich verletzt oder denen ich kein gutes Beispiel gegeben habe. Ich scheide in Frieden mit allen, ohne die geringsten Ressentiments. Meinen Pfarrkindern empfehle ich, die Religion ihrer Väter stets zu bewahren… Allen lege ich dringlichst die unablässige Verehrung der Hl. Familie ans Herz, der besonderen Schirmherrin dieser Pfarre und ihrer Bewohner… Ich verlasse euch mit meinem bescheidenen Segen, meine teuren Kinder; ich segne auch alle eure materiellen Ansprüche. Doch vergesst nicht, dass das Einzige, worum ihr euch bis zu eurem Tod bemühen sollt, die Rettung eurer Seele ist.“

Versehen mit den hl. Tröstungen entschlief Nascimbeni am 21. Januar 1922 im Herrn.

Am 24. Oktober 1923 wurde sein Leichnam aus dem örtlichen Friedhof in die Kapelle des Mutterhauses der Kleinen Schwestern der Hl. Familie von Castelletto di Brenzone überführt.

Am 17. April 1988 wurde Josef Nascimbeni von Papst Johannes Paul II. in Verona, Italien, seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1986 – 1990. Innsbruck: Resch, 2005 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 2). XIII, 298 S., 69 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-076-X, Ln, EUR 25.70 [D], 26.52 [A]

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