Andreas Resch: Josef Maria Rubio y Peralta

JOSEF MARIA
RUBIO
Y PERALTA
(1864-1929)

PROFESSPRIESTER
DER
GESELLSCHAFT JESU

Heilig: 4. Mai 2003
Fest: 2. Mai

JOSEF MARIA RUBIO Y PERALTA wurde am 22. Juli 1864 in der Ortschaft Dalías (Provinz Almería, Diözese Granada), Spanien, als erstes von 12 Kin­dern der Bauersleute Francisco Rubio und Mercedel Peralta, von denen sechs überlebten, geboren. Bei der Taufe erhielt er den Namen Josef Maria.

Er wuchs in seinem Heimatdorf heran, wo er die Gemein­deschule besuchte. 1875 schickte ihn sein Onkel zum Studium an das Istituto Medio nach Almería und nachdem er die Neigung des Jungen zum Priesterberuf erkannt hatte, vermittelte er ihm 1876 die Aufnahme im lokalen Diözesan­seminar.

Die Jahre zwischen 1878 und 1886 verbrachte Josef im Seminar von San Cecilio in Granada. Dort studierte er nacheinander zwei Jahre Philosophie, vier Jahre Theologie und zwei Jahre Kirchenrecht. Als er von einer Krankheit heimgesucht wurde, nahm ihn der Kanonikus der Kathedrale und Professor für Theologie, Don Joacquin Torres Asensio, zur Genesung in sein Haus auf. Er behielt ihn schließlich bei sich und übernahm eine Art Vormundschaft.

Als Don Joacquin 1887 nach Madrid übersiedelte, nahm er Josef mit und schrieb ihn dort am Seminar der Immakulata und des hl. Damasus für den 5. Theologiekurs ein. Am 24. September 1887 wurde Josef zum Priester geweiht.

Unmittelbar nach der Primiz begann er mit der seelsorglichen Arbeit. Am 1. No­vember 1887 wurde er zum Koadjutor der Pfarre von Chinchón (Provinz und Diözese Ma­drid) ernannt. Auch belegte er im Seminar noch zwei weitere theologische Wahlfächer und erhielt am 2. August 1888 in Toledo das Lizenziat für Theologie und 1897, ebenfalls in Toledo, das Lizenziat für Kanonisches Recht.

Am 24. September 1889 wurde Rubio y Peralta nach Estremera (Provinz und Diözese Madrid) ver­setzt und dort zum Pfarrer ernannt. Auch hier fiel er durch seinen besonderen Einsatz für die Pfarrmitglieder auf. Nach einem Jahr allerdings erreichte Don Joacquin für Josef eine Professur für verschiedene Disziplinen am Semi­nar von Madrid, und so musste er in die Hauptstadt übersiedeln. Am Diözesan­seminar unterrichtete er Latein, Philosophie und Pastoraltheologie, wurde dann zum bischöflichen Notar ernannt und später mit dem Register des Vika­riats beauftragt. Schließlich wurde er zum Kaplan der Bernhardinerinnen bestellt, ein Amt, das er 13 Jahre lang zur vollsten Zufriedenheit der Schwes­tern ausübte.

Schon während dieser intensiven pastoralen Tätigkeit, die für den Rest seines Lebens bezeichnend war, fühlte er sich von der Gesellschaft Jesu angezogen, doch aus Dankbarkeit seinem Förderer gegenüber schob er die Verwirklichung dieses Wunsches vorerst auf.

Am 10. Januar 1906 starb sein unzertrennlicher Freund und Gönner, Don Joacquin Torres Asensio, und so trat Rubio y Peralta am darauffolgenden 11. Oktober im Alter von 42 Jahren in das Noviziat der Gesellschaft Jesu in Grana­da ein. Dort wurde er von P. José Valera empfangen, der ihn als Novizenmei­ster in das Ordensleben einführte und dann bis zu seinem Tod als Spiritual be­gleitete. Nach Beendigung des zweijährigen Noviziats legte Josef am 12. Ok­tober 1908 die ersten Gelübde ab. Er blieb aber noch ein weiteres Jahr in Granada, in dem er wiederum Theologie zu studieren begann, während der Fastenzeit einige seelsorgliche Tätigkeiten ausübte, vor allem aber Exerzitien abhielt und Volksmissionen predigte.

Im Jahr darauf arbeitete Rubio y Peralta seelsorglich für das Haus in Sevilla, wo er umfassende Aktivitäten entfaltete. Er leitete die Marianische Kongregation der Jugend, den Verein zur Wiedergutmachung an Kriegsgeschädigten, das Gebetsapostolat, die Vinzenzkonferenzen und die Abendschule für Arbeiter. Dazu kamen noch unzählige Stunden im Beichtstuhl, das Predigen und die Unterstüt­zung der Mitglieder des Vereins der Nächtlichen Anbetung.

Im September 1910 ging P. Rubio für sein drittes Probejahr nach Manresa (Barcelona). Als in der Fastenzeit einige Patres Aufgaben außerhalb übernehmen mussten, wurde P. Rubio für Madrid bestimmt, wo er am 2. Fe­bruar 1917 die ewigen Gelübde ablegte.

Von da an war Madrid das Zentrum seiner pastoralen Tätigkeit, bei der er sich durch bewundernswerten Einsatz hervortat. Seine Hingabe, seine pries­terliche Gesinnung, seine seelsorglichen Initiativen sorgten dafür, dass man ihn den „Apostel von Madrid“ nannte. Sein Wirken als Priester hatte nichts Außergewöhnliches, doch verstand er es, bei jedem, der zu ihm kam und in seinen Augen zum Gemeinwohl verpflichtet war, bis zu den existenziellen Wurzeln vorzudringen, mit stets klaren Antworten auf die Bedürfnisse einer jeden einzelnen Berufung. Gerade durch seine Tätigkeit als Spiritual und Beichtvater formte er Apostel, denen er in einer breit angelegten Aktion für die Bedürftigen Triebfeder und Führer war.

Ob arm oder reich, ob Arbeitgeber oder Arbeitneh­mer, Akademiker oder Analphabet – er behandelte alle gleich, weil es vor Gott keine Unterschiede gibt. Dabei war seine geistliche Führung so angelegt, dass ein jeder zum bewussten Über­denken der persönlichen Pflichten angeregt wurde. Dieser Geistesschule entsprangen viele seiner Mitarbeiter, Personen, denen P. Rubio vol­les Vertrauen schenkte und die er auch in schwierigen und feindseligen Situatio­nen zum Handeln ermutigte. Berühmt ist sein Ausspruch, der unter den Mitarbeitern kursierte: „Man muss sich darauf einlassen!“

Bei diesen von ihm geführten Mitarbeitern handelte es sich um Tausende von Personen, die mit dem Vorsatz, ein authentisches Christentum le­ben zu wollen, in die beiden Organisationen eintraten, denen er vorstand. Während sich die einen in besonderer Weise um das Schmücken der in den Kirchen von fast 300 Dörfern vernachlässigten Altäre kümmerten und für die ärmsten Pfarreien die großteils von Mitgliedern der Organisation gefertigten Kultgegenstände und Paramente bereitstellten, gingen die anderen – eine Gruppe von 5000 Mitgliedern, getragen von einer echten Herz Jesu- bzw. Christusverehrung – zu den Armen, um deren Schmerzen zu lindern und der ärgsten Not abzuhelfen. P. Rubio war die Seele und die Stütze all dieser Unternehmungen, die im Einzelnen zehntausende Bedürftige erreichte. Doch obwohl er die treibende Kraft war, wusste er sich im Hintergrund zu halten, arbeiten zu lassen, Vertrauen zu schenken und so die Initiativen seiner Mitarbeiter zu stimulieren, ihnen ihre Verantwortung als Christen und damit als Apostel bewusst zu machen.

Dennoch besuchte P. Rubio auch selbst die Armenviertel am Stadtrand von Madrid und mischte sich mit so viel Herzlichkeit mitten unter die Verlassenen, Ausgegrenzten und gesellschaftlich Gestrandeten, dass diese Unglücklichen in ihm jenen Freund sahen, an den sie sich wenden und dabei sicher sein konnten, dass sie nicht abgewiesen würden. Dieser Einsatz für die sozialen und persönlichen Belange kann aber nicht in gebührendem Ausmaß bewer­tet werden, wenn man ihn nicht im Zusammenhang mit seiner umfassenden priesterlichen Tä­tigkeit sieht. Stunden um Stunden verbrachte er im Beichtstuhl, umringt von reuigen Sündern, die ihn unentwegt, zu jeder Tages- und Nachtzeit, aufsuchten. Seine Predigten boten nichts Außergewöhnliches, wurden aber doch von vielen Menschen gehört, die von seiner Ehrlichkeit und Spiritualität be­eindruckt waren.

Neben dem Beichthören und Predigen sind noch die geistlichen Exerzitien zu nennen, die Inthronisationen des Herzens Jesu in den Familien, die Förde­rung der Ehrenwache und des Werkes „Marias de los Sagrarios“, die Kran­kenbesuche, das Arbeiterapostolat und die Katechesen vor allem im Vorort „La Ventilla“. Die Anbetung des Herrn in der Eucharistie war die Quelle, aus der für ihn und die Mitarbeiter jene Liebe strömte, die Christus selbst jedem angeboten hat, der der Güte, des Mitgefühls und der Barmherzigkeit bedarf. Eine Liebe, die Er durch die Glieder seines mystischen Leibes, der die Kirche ist, fortsetzen und ausdehnen möchte, eben durch die Christen, die sich von Seinem Geist animieren lassen.

Darüber hinaus regnete es auf P. Rubios Schreibtisch tagtäglich Briefe von Verzweifel­ten, Notleidenden, Kranken und Pechvögeln jeder Art, die ihn ängstlich um Schutz und Hilfe baten. Und nie hat jemand erfahren, wie er die ganze Arbeit trotz seiner angeschlagenen Gesundheit bewältigen konnte.

Als die Oberen in den letzten Apriltagen des Jahres 1929 erkannten, wie geschwächt P. Rubio durch ei­n Herzleiden und die immense Arbeitslast war, brachten sie ihn zur Erholung in das Noviziat von Aranjuez. Doch starb er bereits drei Tage nach seiner Ankunft, am 2. Mai 1929, an den Fol­gen einer Angina pectoris im Ruf der Heiligkeit. Etwa 2000 Personen, allen voran der Diözesanbischof, kamen zu seinem Begräbnis aus Madrid angereist. Nachdem er zunächst auf dem Friedhof des Noviziats beigesetzt worden war, wurden seine sterblichen Überreste dann im Juni 1953 in die Kirche der Jesuitenresidenz Sagrado Corazón y San Francis­co de Borja, in Maldonado 1, Madrid, übertragen.

Am 4. Mai 2003 wurde Josef Maria Rubio y Peralta von Papst Johannes Paul II. in Madrid heiliggesprochen, der ihn am 6. Oktober 1985 seliggesprochen hatte.

 

RESCH, ANDREAS: Die Heiligen Johannes Pauls II. 1982 – 2004. Innsbruck: Resch, 2012 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 5). XIV, 480 S., 109 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-094-0, Ln, EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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