Andreas Resch: Josef-Maria Escrivá de Balaguer y Albás

JOSEF-MARIA ESCRIVÁ
DE BALAGUER Y ALBÁS
(1902-1975)

PRIESTER
UND
GRÜNDER

DES „OPUS DEI“

Heilig: 6. Oktober 2002
Fest: 26. Juni

JESEF-MARIA ESCRIVÁ DE BALAGUER Y ALBÁS wurde am 9. Januar 1902 als Sohn von José Escrivá und María Dolores Albás, eifrigen Christen, in Bar­bastro, Spanien, geboren, am 13. Januar getauft und von seiner Familie sehr religiös erzogen. Schon von klein auf zeichnete er sich durch einen wachen Verstand aus. Im Alter von zwei Jahren erkrankte er schwer; die Eltern schrieben seine Genesung schließlich der Jungfrau von Torreciudad zu, wo später, unter Zutun von Escrivá, ein Heiligtum entstand. Zunächst besuchte er die Volksschule bei den Piaristen und empfing mit zwölf Jahren die Erstkommunion. Kindheit und Jugend wurden vom Tod dreier Schwestern und vom Zusammenbruch des väterlichen Betriebes überschattet, der die Familie in ein prekäre wirtschaftliche Lage brachte. 1915 übersiedelten die Belaguers nach Logroño, woein Ereignis im Winter 1917/18 entscheidenden Einfluss auf das künftige Leben von Escrivá nehmen sollte: Als er die Fußspuren eines unbeschuhten Karmeliten im Schnee betrachtete, spürte er in seinem Innern die Vorahnung einer göttlichen Berufung aufkeimen: „Ich begann die Liebe zu erahnen, zu begreifen, dass mein Herz etwas Großes von mir verlangte, etwas, das Liebe war.“ Ohne genau zu wissen, was der Herr von ihm wollte, beschloss er, Priester zu werden.

Nach Abschluss des Lyzeums begann Escrivá 1918 am Seminar von Logroño mit den kirchlichen Studien und wechselte dann 1920 zum Abschluss derselben an das Seminar des hl. Franz von Paula nach Saragossa. In beharrlichem Gebet versuchte er, den Willen Gottes zu erkennen: „Ich ahnte, dass der Herr etwas wollte; Jahre vergingen, ohne dass ich wusste, was; und während mir der Blinde aus dem Evangelium in den Sinn kam, schickte ich immer wieder ein Stoßgebet zum Himmel. Auch ich blind in Bezug auf meine Zukunft und den Dienst, den Gott von mir wünschte, wiederholte ich Jahre hindurch „Domine ut videam! Domine, ut sit! (Herr, lass es mich sehen! Herr, lass es geschehen!) Was immer es sei, Dein Wille geschehe!“ An der Uni­versität von Saragossa begann Escrivá außerdem, Rechtswissenschaften zu studieren. In seiner universitären Umgebung, unter Professoren und Studenten, übte er ein fruchtbares Apostolat aus. Am 28. März 1925 wurde er zum Priester geweiht und erhielt seine erste pastorale Aufgabe zugewiesen: als Hilfspriester der Pfarrei von Perdiguera, einem kleinen Bauerndorf.

Nach Erhalt der Lizenz in Zivilrecht ging Escrivá im April 1927 nach Madrid, um das Doktorat in Rechtswissenschaften zu machen, wofür zur damaligen Zeit die zentrale Universität zuständig war. In der Hauptstadt widmete er sich, neben der Fortsetzung seiner Studien und seiner Dozententätigkeit zum Unterhalt der Fa­milie, einer umfangreichen priesterlichen Tätigkeit in den verschiedensten sozialen Bereichen, wobei er sich besonders zum Wohl der Armen in den mehr als bescheidenen Quartieren sowie der Kranken in den überfüllten Spitälern einsetzte.

Am 2. Oktober 1928, während er an den Exerzitien teilnahm und seine Notizen meditierte, worin er die inneren Impulse, die er in den letzten Jahren empfangen hatte, festhielt, „sah“ er plötzlich (mit diesem Ausdruck pflegte Escrivá Grunderfahrungen zu bezeichnen), was der Herr von ihm erwartete: nämlich in der Kirche einen neuen Weg der Berufung zu eröffnen, um bei Menschen aus allen sozialen Schichten das Streben nach Heiligkeit und die Verwirklichung des Apostolats durch die Heiligung der gewöhnlichen Arbeit inmitten der Welt zu fördern, ohne den Stand zu wechseln. Es handelte sich nicht um ein pastorales Projekt, sondern vielmehr um einen Ruf, der unvermittelt in die Seele des jungen Priesters eindrang.

An jenem Tag gründete er das Opus Dei. Wenig später, am 14. Februar 1930, dehnte er dieses Programm des Opus Dei auch auf Frauen aus und investierte fortan seine gesamte persönliche Energie in diesen einen Auftrag, wobei er das Fundament in das Gebet, das Opfer, das Bewusstsein unserer göttlichen Kindschaft verlegte. Es folgten ihm Personen aller sozialen Schichten: vor allem universitäre Gruppen, die durch die Initiativen der Mitglieder des Opus Dei sensibilisiert wurden – nämlich mit Hilfe der Gnade Gottes jede geschaffene Realität zu Gott zu erheben, damit Christus in jedem und in allem herrsche.

1933 eröffnete Escrivá eine universitäre Akademie, an der er einen Bildungsaustausch für Studenten und junge Professoren ins Leben rief, da er in der Welt der Wissenschaft und der Kultur einen neuralgischen Punkt für die Evangelisierung sah.

Während des Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) waltete Escrivá seines pries­terlichen Amtes und war dabei allen möglichen Gefahren ausgesetzt. Nach dem Konflikt kehrte er nach Madrid zurück und gab der Entwicklung des Opus Dei in ganz Spanien neue Impulse, nicht ohne auf erbitterte Schwierigkeiten zu stoßen. 1941 gewährte der Bischof von Madrid die erste kanonische Approbation des Opus Dei. Gleichzeitig verbreitete sich der Ruf der Heiligkeit des Gründers. Viele Bischöfe luden ihn ein, dem Klerus und den Laien verschiedener katholischer Organisationen die Exerzitien zu predigen. Ähnliche Einladungen kamen von den Oberen der verschiedenen Orden.

Am 14. Februar 1943 gründete Escrivá die unauflöslich mit dem Opus Dei verbundene Priestergemeinschaft vom Heiligen Kreuz, was die Priesterweihe für Laienmitglieder des Opus Dei sowie deren Inkardination in den Dienst des Werkes selbst ermöglichte, ebenso wie später die Eingliederung in diese Gemeinschaft von Diözesanpriestern, die, wenngleich sie in der Ausübung ihres Priesteramtes ausschließlich vom betreffenden Ordinarius abhing und sich in enger Verbindung mit den Priestern der Diözese wusste, ihre Heiligung im Geiste des Opus Dei suchte. Am 8. Dezember 1943 erfolgte die kanonische Errichtung der Gemeinschaft durch den Bischof von Madrid unter Zustimmung des Heiligen Stuhls. Am 25. Juni 1944 erhielten drei junge Ingenieure, unter ihnen Alvaro del Portillo, der künftige Nachfolger des Gründers in der Leitung des Opus Dei, die Priesterweihe.

1946 begab sich Escrivá nach Rom, wohin er seinen ständigen Wohnsitz verlegte. Am 24. Februar 1947 gewährte Pius XII. das Decretum laudis und am 16. Juni 1950 erhielt das Opus Dei vom Hl. Stuhl die endgültige Approbation als Institution päpstlichen Rechts. Von Rom aus lenkte Escrivá die Verbreitung des Opus Dei über den gesamten Erdkreis und verwandte seine ganze Energie darauf, den Söhnen und Töchtern der Gemeinschaft eine fundier­te theoretische und religiöse Ausbildung zukommen zu lassen. Sein apostolischer Eifer hat Tausende von Laien dazu geführt, sich ihrer Rolle als aktive Mitglieder der Kirche bewusst zu werden, und sie zu einer Vielzahl von missionarischen und humanitären Initiativen in allen Bereichen der Gesellschaft angespornt, wobei er persönlich den Anstoß zur Errichtung von mehr als 700 Zentren gab, darunter Studentenheime, Schul­typen aller Art und Bildungsstufen, Universitäten, Jugendclubs, Ex­erzitienhäuser, Kliniken, Apotheken usw. Sämtliche Aktivitäten werden von Laien bestritten und professionell verwaltet. Dank seiner Sorge um Ge­rechtigkeit sind sie ein eindringliches Spiegelbild der Gesellschaft und eine adäquate Antwort auf spezifische lokale Bedürfnisse bzw. Erfordernisse in bestimmten Berufsbereichen (etwa Hotelfachschulen, Landwirtschaftsschu­len oder Berufsschulen im Allgemeinen). Vor allem aber verstand er diese als Instrument einer – geistig wie menschlich – umfassenden Ausbil­dung, die sich von der Einzelperson auf die jeweilige Umgebung übertragen soll.

In dieser so dynamischen Entwicklung mangelte es nicht an Prüfungen. Zu Escrivás angeschlagener Gesundheit aufgrund zahlreicher Entbehrungen gesellten sich finanzielle Engpässe und die mit der Ausbreitung des Apostolats auf die ganze Welt verbundenen Schwierigkeiten. Dennoch verströmte seine Person Frohsinn und Freude: „Die wahre Tugend ist nicht Traurigkeit und Antipathie, sondern liebenswerte Heiterkeit.“ Sein durchgehend guter Humor gründete auf der Liebe: „Die Welt ist sehr klein, wenn die Liebe groß ist.“
Im Rahmen seiner Mission unternahm Escrivá zudem sehr anstrengende Rei­sen, die ihn durch ganz Europa und Amerika führten, um unablässig seine Katechesen zu predigen. Überall eilte ihm ein großer Ruf voraus, der in jedem Breitengrad eine Masse von Menschen anzog, um ihn zu hören. Während des II. Vatikanischen Konzils begegneten ihm viele Bischöfe und hörte seinen Unterweisungen.

Um die Mittagszeit des 26. Juni 1975 erlitt Escrivá am Hauptsitz des Opus Dei in Rom einen Herzinfarkt, der seinem irdischen Dasein ein jähes Ende setzte. Am gleichen Tag hatte er bei der hl. Messe erneut das Angebot bekräftigt, sein Leben für Kirche und Papst hinzugeben. Seine sterblichen Überreste ruhen in der Krypta der Prälaturkirche des Opus Dei, Santa Maria della Pace a Villa Tevere, viale Bruno Buozzi, 75, in Rom und sind das Ziel unzähliger Pilgerströme aus der ganzen Welt.

Beim Tod des Gründers zählte das Opus Dei mehr als 60.000 Mitglieder aus 80 Nationen und war über alle fünf Kontinente verteilt. Seine Werke über Spiritualität (Der Rosenkranz, Gespräche mit Msgr. Escrivá de Balaguer, Christus begegnen, Freunde Gottes, Der Kreuzweg, Die Spur des Sämanns, Im Feuer der Schmiede, Liebe zur Kirche, Der Weg usw.) erreichten Millionenauflage.

Am 28. November 1982 erfolgte die kanonische Errichtung des Opus Dei im Dienst des Hl. Stuhls und der Ortskirchen in Personalprälatur mit universaler Reichweite.

Am 6. Oktober 2002 wurde Josef-Maria Escrivá de Balaguer y Albás von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen, der ihn am 17. Mai 1992 seliggesprochen hatte.

 

RESCH, ANDREAS: Die Heiligen Johannes Pauls II. 1982 – 2004. Innsbruck: Resch, 2012 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 5). XIV, 480 S., 109 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-094-0, Ln, EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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