Andreas Resch: Josef Benedikt Dusmet


JOSEF BENEDIKT DUSMET
(1818-1894)

BENEDIKTINERMÖNCH
VON MONTECASSINO,
TITULARKARDINAL
VON S. PUDENTIANA,
ERZBISCHOF VON CATANIA

Selig: 25. September
1988 Fest: 4. April

JOSEF BENEDIKT DUSMET wurde am 15. August 1818 als Sohn des aus Belgien stammenden Louis Dusmet, Marquis de Smour, und der Marquise Maria Dragonetti-Gorgone aus Neapel in Palermo geboren und noch am gleichen Tag auf die Namen Josef, Maria, Jakob, Philipp, Lupo, Dominik, Anton, Rosolino, Melchior, Franz von Paula, Benedikt getauft, in der Familie aber aus Reverenz gegenüber dem Großvater mütterlicherseits Melchior gerufen. Mit fünf Jahren wurde der Kleine als „Mönchlein“ zur Erziehung den Benediktinern von Montecassino im Kloster S. Martin delle Scale bei Palermo anvertraut, wo er die Erstkommunion empfing und die Firmung erhielt. Als Heranwachsender verspürte er dann zunehmend den Wunsch, Mönch zu werden.

Nach einer gewissen Bedenkzeit im Schoß der Familie und nach Überwindung der Vorbehalte des Vaters kehrte er 1833 als Fünfzehnjähriger in das Kloster von S. Martin delle Scale zurück, diesmal jedoch als Novize, und bekam den Namen Josef Benedikt. Am 15. August 1840 legte er die feierlichen Gelübde ab und zwei Jahre später wurde er zum Priester geweiht.

Dusmet nahm unverzüglich die pastorale Arbeit auf, vor allem als Prediger. Gleichzeitig wurde er mit dem Philosophie- ­und Theologieunterricht im Studentat des Klosters betraut. Von 1845 an übte er zusätzlich die Ämter eines Prokurators und eines königlichen Beauftragten für die Güterverwaltung aus. Die Entbindung von diesen Aufgaben zwang ihn, nach Palermo zu übersiedeln, wo er Gelegenheit hatte, als Priester, und hier vor allem als Prediger, zu wirken. Einige seiner Predigten zwischen 1842 und 1844 wurden gedruckt.

1847 wurde Dusmet zum Sekretär des Klosters von S. Flavia in Caltanisetta und im April 1850 zum Prior der Abtei der hl. Severin und Sossio in Neapel ernannt.
Im Mai 1852 beschloss das Generalkapitel der Benediktiner von Montecassino – um dem beharrlichen Drängen des Bischofs von Caltanisetta zumindest teilweise zu entsprechen –, Dusmet als Prior-Administrator des Klosters von S. Flavia nach Caltanisetta zu entsenden, wo er den Historikern zufolge „eine der schönsten Seiten der Geschichte von Caltanisetta“ schrieb.

Beim neuen Generalkapitel am 28. April 1858 in Perugia wurde Dusmet zum Abt des Klosters S. Nicolò in Catania gewählt, dessen Amt er am 1. August 1858 antrat. Im Kloster selbst führte er einen neuen Lebensstil ein. Leider aber entlud sich 1866 der Sturm der subversiven Gesetze zur Auflösung der Klöster auch über der Abtei S. Nicolò. Am 25. Oktober 1866 wurde dort die „zur Annexion delegierte Kommission“ vorstellig. Abt Dusmet begleitete seine Mitbrüder bis zur Pforte und händigte jedem von ihnen noch einen Geldbetrag für den Unterhalt aus. Dann übersandte er dem Präfekten ein vornehmes, abgewogenes Protestschreiben und verblieb, in Erwartung der formellen Übergabe, die noch Monate auf sich warten lassen sollte, mit zwei weiteren Mönchen im Kloster. Für Dusmet, der Garibaldi und dessen Anhänger beherbergt hatte, bedeutete dies eine Feuerprobe. Sein Ruf verbreitete sich nunmehr über die Grenzen des Klosters hinaus, und die Bevölkerung Catanias bewunderte seine Qualitäten als Mensch wie als Priester.

Ausgerechnet in dieser heiklen Situation erreichte ihn am Morgen des 19. Februar 1867 die Ernennung zum Erzbischof von Catania. Die Weihe erfolgte am 10. März in der römischen Basilika S. Paul fuori le Mura. Am 14. März war Dusmet bereits mitten in der Arbeit und verfasste den ersten Hirtenbrief, in dem er sein Programm darlegte und alle zu Frieden und Eintracht aufrief. Am Nachmittag des 8. April 1867 erfolgte Dusmets Einzug in die Stadt und in seine Residenz S. Nicolò, aus der ihn ungerechte Gesetze vertrieben hatten. Vom ersten Tag an bemühte er sich um eine feierliche Gestaltung der Liturgie und erwies sich als eifriger Förderer der Volksfrömmigkeit. Die christliche Ausbildung und Erziehung wurde von Grund auf mittels Predigten und Katechese reformiert, und mit besonderem Interesse engagierte sich Dusmet für die Jugend, die Armen und Leidenden.

Bevorzugte Aufmerksamkeit widmete er auch dem Klerus und der Ausbildung der Priesterkandidaten und eröffnete zu diesem Zweck ein Seminar. Bei seinen Pastoralvisiten beanspruchte er nichts vom Klerus; vielmehr war er es, der dessen finanziellen Bedürfnissen entgegenkam und zu ernsthaftem und konstantem seelsorglichen Einsatz ermunterte: „Eine Haltung, die zu keinerlei Widersprüchen herausfordert, damit der Priester das Gefühl hat, seine Pflicht getan zu haben, genügt nicht.“ Es gilt, „inmitten der Menschen aktiv, unerschrocken und beharrlich seinen Glauben zu bezeugen. (…) Wenn der Eifer für die Seelen vorhanden ist, tut man alles.“

Dusmets pastorales Empfinden veranlasste ihn zu verschiedenen sozialen Initiativen: das Werk der kleinen Vagabunden für die verlassenen Kinder, wobei er die spirituelle Unterweisung und Vorbereitung den Salesianern anvertraute; ein Mädcheninternat, dessen Leitung er den Töchtern von der Nächstenliebe übertrug; und das Oratorium des hl. Philipp Neri für Knaben. Im kulturellen Bereich förderte er die gute Presse, indem er 1872 die Zeitschrift Il buon seme gründete, die später in La campana umbenannt wurde.

Als 1867 die Cholera ausbrach, gönnte sich Erzbischof Dusmet keine Schonung und bot geradezu ein Musterbeispiel an heroischer Nächstenliebe. Dies wiederholte sich auch bei anderen Gelegenheiten, so besonders bei der neuerlichen Choleraepidemie 1887.

1869 nahm Dusmet mit großer Begeisterung am I. Vatikanischen Konzil (1869-1870) teil. Nach der feierlichen Eröffnung am 8. Dezember 1869 befand er sich unter den Abgesandten der Regularkleriker und war einer der Redner, die das Thema „de Ecclesia“ zu behandeln hatten. Er unterschrieb das „Postulat“ zur Definition der Unfehlbarkeit des Papstes und redigierte eigenhändig ein langes und fundiertes schriftliches Votum zugunsten der dogmatischen Definition. Am 23. Februar 1870 unterbreitete er dem Konzilsvorsitz ein von ca. 200 Konzilsvätern unterzeichnetes Gesuch, damit die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel zum Dogma erklärt werde. Ein zweites diesbezügliches Gesuch, dem sich weitere 112 Konzilsväter mit ihrer Unterschrift anschlossen, richtete er direkt an Pius IX.

Am 18. Januar 1885 wurde Dusmet vom Hl. Stuhl zum Apostolischen Administrator der Diözese Caltagirone ernannt, woraufhin in eine verworrene und konfliktgeladene Situation wieder Disziplin, Ruhe und Frieden einkehrten.
Papst Leo XIII. übertrug ihm prestigereiche und verantwortungsvolle Aufgaben im Schoß der großen Gemeinschaft der Benediktiner und ernannte ihn beim Konsistorium vom 11. Februar 1888 zum „Titular“-Kardinal von S. Pudentiana, wobei er die Wahl mit folgenden Worten begründete: „Er zeichnet sich durch bischöfliche Tugenden und vornehmlich durch Umsicht und Nächstenliebe aus.“

1890 rief Dusmet das Hilfswerk für mittellose Kranke ins Leben und verfügte, dass zu dessen Aufrechterhaltung dreimal jährlich in sämtlichen Kirchen der Diözese Sammlungen durchgeführt und deren Erträge veröffentlicht würden.
Am 18. April 1893 stand Kard. Dusmet der Grundsteinlegung des von ihm initiierten neuen Instituts Sant‘Anselm und der Gründung der neuen Benediktinerkonföderation vor.

Nach Erfüllung so vieler Aufgaben zum Wohle der Kirche, der Diözesen und seines Ordens ging er in vollem Bewusstsein dem nahenden Tod entgegen. Nachdem er in der Nacht zum 16. Februar schwer erkrankt war, beendete er seinen irdischen Lebensweg nach drei leidvollen Wochen am Abend des 4. April 1894. Bei der Beerdigung wurden Plakate mit der Aufschrift „Dem tröstenden Engel der Unglücklichen“, „Dem Beispiel aller christlichen Tugenden“, „Dem Engel von Catania“, „Dem Vater der Armen“ gehisst.

Zunächst auf dem lokalen Friedhof begraben, wurden seine Gebeine am 13. Mai 1904 in die Kathedrale von Catania überführt.

Am 25. September 1988 wurde Josef Benedikt Dusmet von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1986 – 1990. Innsbruck: Resch, 2005 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 2). XIII, 298 S., 69 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-076-X, Ln, EUR 25.70 [D], 26.52 [A]

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