Andreas Resch: Josef Allamano


JOSEF ALLAMANO
(1851-1926)

PRIESTER UND GRÜNDER
D. MISSIONSINSTITUTS
UNSERER LIEBEN FRAU
VOM TROST

Selig: 7. Oktober 1990
Fest: 16. Februar

JOSEF ALLAMANO wurde als viertes von fünf Kindern der Eheleute Josef Allamano und Maria Anna Cafasso am 21. Januar 1851 in Castelnuovo d’Asti (heute Castelnuovo Don Bosco) geboren. Seine Mutter war die jüngere Schwester des hl. Joseph Cafasso, dessen Werk zur Ausbildung des Klerus dann von Allamano in einer Weise fortgeführt wurde, dass man von „einer nahezu perfekten Kopie des großen Vorgängers und Onkels“ sprach. Getauft wurde der Kleine am darauf folgenden Tag auf den Namen Josef Oktavius. Nachdem der Vater am 3. Dezember 1853 im Alter von 50 Jahren plötzlich an Milzbrand gestorben war, stand er ganz unter dem Einfluss der Mutter, die den kleinen Josef schon bald in den Dorfkindergarten schickte.

Nach Beendigung der Volksschule trat er 1862 in das Salesianer-Oratorium von Valdocco ein, wo er Don Bosco als ständigen Beichtvater hatte. Dort blieb er vier Jahre, bis zum Abschluss des Gymnasiums. Während dieser Zeit stattete dem Oratorium auch Kard. Wilhelm Massaja, Kapuziner und Apostel Äthiopiens, einen Besuch ab. Diese Begegnung wurde für Josef zu einem faszinierenden Erlebnis und war möglicherweise ausschlaggebend für den Wunsch, Missionar zu werden. Nach seinem Abgang vom Oratorium kehrte er nach Hause zurück, um seiner Berufung zu folgen. Eines schönen Tages eröffnete er, mit der Kraft von oben ausgestattet, seinen Geschwistern: „Der Herr ruft mich heute. Ich weiß nicht, ob er mich in zwei oder drei Jahren rufen wird.“

Am Sonntag, den 21. Oktober 1866, erhielt er den Talar und im November begann er mit dem Philosophiestudium am Diözesanseminar, das er jedoch aufgrund einer ernsthaften Krankheit kurzfristig unterbrechen musste. Nach seiner neuerlichen Rückkehr in das Seminar legte er sich ein Lebensprogramm zurecht, das in der Nachfolge Christi bestand und das Grundgerüst seines Priesterdaseins und seines Strebens nach Heiligkeit bilden sollte. Die schwache Konstitution, die sich im ersten Seminarjahr abzeichnete, sollte Allamano ein Leben lang begleiten und ihn mehr als einmal dem Tode nahe bringen.

Nach der Priesterweihe am 20. September 1873 wollte er sich der pastoralen Arbeit widmen. Aber der Erzbischof bestimmte ihn zum Assistenten bei der Ausbildung der Seminaristen (1873 – 1876). Gleichzeitig besuchte er als Externer das Alumnat und promovierte am 30. Juli 1874 an der Theologischen Fakultät von Turin im Fach Theologie. Am 17. Oktober 1876 wurde er zum Spiritual des Diözesanseminars ernannt, wobei er sich durch seine Prinzipientreue und seine gütige Art bei der Forderung, diese umzusetzen, auszeichnete. In diesem Aufgabenbereich bewies er höchste Qualität, weshalb man ihn für einen „wahren Meister in der Klerikerausbildung“ hielt. Am 12. Juni 1877 erwarb er die Lehrberechtigung für den Unterricht an der Universität. Daraufhin wurde er zum adjungierten Mitglied der Fakultät für Kirchen- und Zivilrecht ernannt und bekleidete an beiden Fakultäten das Amt des Präsidenten.

Am 2. Oktober 1880 ernannte man ihn zum Rektor des Heiligtums der Consolata von Turin, des (zum damaligen Zeitpunkt geschlossenen) Alumnats, des Heims für betagte Priester und des Heiligtums von St. Ignatius in Lanzo samt angrenzendem Exerzitienhaus. Allamano nahm die Ernennung aus Gehorsam an und so vollzog sich seine Arbeit von da an bis zu seinem Tod stets im Schatten des Marienheiligtums der Diözese. Als erster Mitarbeiter gesellte sich der Priester Jakob Camisassa zu ihm. Die daraus resultierende Freundschaft und priesterliche Kooperation, die das ganze Leben ungetrübt blieb und in gegenseitiger Achtung vor dem jeweiligen Aufgabenbereich und der gemeinsamen Wahrnehmung von Idealen erfolgte, gilt als bewundernswertes Beispiel.

Das Heiligtum, ein Zentrum der Marienverehrung in Turin, erwachte zum Leben. Don Allamano trieb die Restaurierungsarbeiten voran und vertiefte die Sympathien der Mitbürger für das Heiligtum, wodurch es zu einer Quelle der Erneuerung des christlichen Lebens wurde. Die engagierten Laien fanden in Allamano eine Stütze für neue Initiativen, die ein Gebot der Zeit geworden waren: katholische Presse, katholische Aktion, soziale Initiativen sowie Arbeitervereinigungen zur Unterstützung und Verteidigung des Klerus.

Er war Kanonikus der Kathedrale, Mitglied diverser Kommissionen und Ausschüsse, Oberer der Visitantinnen und der Schwestern vom hl. Joseph Cafasso. Während des ersten Weltkrieges engagierte sich Allamano besonders in der Betreuung der Flüchtlinge, Priester und zum Militär eingezogenen Seminaristen. Im Exerzitienhaus beim Heiligtum des hl. Ignatius bei Lanzo fand er günstige Bedingungen für die Priester- und Laienausbildung vor. Er trieb das Kanonisationsverfahren des hl. Joseph Cafasso voran und brachte es bis zur Seligsprechung (1925).

Allamano bemühte sich den großen Bruch, der durch die Schließung des kirchlichen Konvikts in der Diözese entstanden war, zu kitten. Diese ging auf einen Beschluss des Erzbischofs wegen der gewalttätigen, von Jansenisten beeinflussten Auseinandersetzungen hinsichtlich des Moralunterrichts zurück. Nach dessen Wiedereinführung am 4. November 1882 mit bischöflicher Approbation engagierte sich Allamano, dem die Leitung übertragen worden war, neuerlich in der Ausbildung des Klerus und gab Unterricht in Moraltheologie.

Vor diesem Bildungshintergrund erfolgte seine Öffnung zur Mission hin. Die Begegnung mit unzähligen jungen Leuten, die Anzeichen einer missionarischen Berufung zeigten, entfachte in ihm die Idee, sie alle zusammenzuholen, weil er erkannte, dass sich viele Berufungen mangels einer entsprechenden Institution nicht realisieren ließen. 1891 hielt Allamano den Augenblick zum Handeln für gekommen, doch wollte er nicht ohne Zustimmung des Erzbischofs agieren. Die Gelegenheit bot sich, als Kard. Augustin Richelmy den Bischofssitz von San Massimo einnahm. Im Januar 1900 kam es im Zuge der Betreuung einer armen Frau zu einer lebensgefährlichen Erkrankung Allamanos. Seine Heilung, die für ein Wunder der Consolata gehalten wurde, war für ihn ein Zeichen, dass er das Institut gründen sollte. Die Schwierigkeiten blieben nicht aus. Diese wurden der Reihe nach überwunden und so entstand – mit Approbation seines Bischofs sowie 17 weiterer Bischöfe auf der Bischofskonferenz beim Heiligtum der Consolata – am 29. Januar 1901 das Missionsinstitut Unserer Lieben Frau vom Trost (Consolata-Missionare). Allamano lehnte es stets ab, als dessen Gründer bezeichnet zu werden – zutiefst davon überzeugt, dass die Gründung einzig und allein der Consolata selbst zuzuschreiben war.

Am 8. Mai 1902 machten sich die ersten vier Missionare, zwei Priester und zwei Laien, nach Kenia auf, bald gefolgt von anderen. Ihnen zur Seite standen Cottolengos Vinzentinerinnen. In den Folgejahren wurden ihnen weitere Gebiete in Äthiopien, Tanganjika, Somalia und Mozambique anvertraut. Allamano wollte über alles unterrichtet werden und empfahl einem jeden von ihnen, das Gute ohne viel Aufhebens zu tun, allein getreu der „göttlichen Weisung“ und vom Wunsch getragen, der Mission auch um den Preis des eigenen Lebens zu dienen.
In den Missionsländern erkannte man schon bald die Notwendigkeit, auch Frauen in den missionarischen Dienst zu stellen, doch Allamano reagierte auch diesmal zurückhaltend. Dann aber erging das Wort von Papst Pius X.: „Wenn du die Berufung nicht hast, werde ich sie dir geben.“ Und so rief Allamano am 29. Januar 1910 das Parallelinstitut der Consolata-Missionarinnen (Abb.) ins Leben.

Das gute Fortkommen des Instituts berauschte ihn nicht. Er war vielmehr um die Ausbildung der Missionare und Missionarinnen besorgt, die ihm bis zu seinem Tod ein beständiges Anliegen war. 1912 initiierte Allamano eine Bittschrift an den Papst um ein Dokument über die missionarische Zusammenarbeit. Daraus entstand schließlich der Weltmissionstag. In der Überzeugung, dass man den Missionen das Beste geben müsse, verfolgte er den Weg der beiden Institute aus nächster Nähe, wenngleich er weiterhin in der Diözese Turin seinen Dienst als Pfarrer versah. Allamano hieß die Kandidaten persönlich willkommen, organisierte für die Missionare und Missionarinnen wöchentliche Fortbildungstreffen und unterhielt eine rege Korrespondenz mit jenen, die bereits im Einsatz waren.

1925 verschlechterte sich sein ohnehin kränklicher Zustand, der ihn schon von Jugend auf daran gehindert hatte, selbst Missionar zu werden. Die Monate, die ihm noch verblieben, waren aufgrund des physischen Verfalls, der Isolation und des Unvermögens, die Ausbildung der Missionare in angemessener Weise zu begleiten, sehr schmerzlich für ihn. Die letzten Worte, die über seine Lippen kamen – „Amen“ und „Ave Maria“ – bringen zum Ausdruck, wonach er sein ganzes Leben gestrebt hatte: „allein Gott und Seinem heiligen Willen zu folgen“ sowie „alles für Jesus, nichts ohne Maria“ zu tun. Am 16. Februar 1926 entschlief Josef Allamano im Herrn. Zwei Tage später wurde er unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem allgemeinen Friedhof beerdigt.

Am 11. Oktober 1938 wurde sein Leichnam in das Mutterhaus des Instituts überführt, in einen Marmorsarkophag gebettet und auf der rechten Seite des Mutterhauses der Consolata-Missionare, Corso Ferrucci 18, Turin, beigesetzt.

Am 7. Oktober 1990 wurde Josef Allamano von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1986 – 1990. Innsbruck: Resch, 2005 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 2). XIII, 298 S., 69 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-076-X, Ln, EUR 25.70 [D], 26.52 [A]

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