Andreas Resch: Josaphat Kocylovskyj und Gefährten

JOSAPHAT KOCYLOVSKYJ, Bischof
(1876-1947)
Fest: 17. November

JAKYM I. SENKYVSKYJ,
Priester

(1896-1941),
Fest: 28. Juni

SEVERIJAN BARANYK, Priester
(1889-1941),
Fest: 28. Juni

VITALIJ V. BAJRAK,
Priester

(1907-1946),
Fest: 16. Mai

Ukrain. Märtyrer vom
Basilianerorden des
hl. Josafat

Selig: 27. Juni 2001

Josaphat Kocylovskyj wurde am 3. März 1876 im Dorf Pakošivka, Region Sjanok, heute Polen, geboren. Bei der Taufe erhielt er den Namen Josef. Nach Volksschule und Gymnasium inskribierte er 1895 an der Juridischen Fakultät von Lemberg. 1898 unterbrach er seine Studien, um die Militärlaufbahn einzuschlagen; er trat in die Offiziersschule der Reserveartillerie in Wien ein. Schließlich entschied er sich für das Priestertum und ging 1901 an das Ukrainische Seminar nach Rom. Nach den philosophischen und theologischen Studien wurde Kocylovskyj am 9. Oktober 1907 zum Priester geweiht. Wieder in der Heimat, wurde er Vizerektor und Professor für Theologie am Seminar von Stanislaviv, jetzt Ivano-Frankiwsk. Am 2. Oktober 1911 trat er in das Noviziat des Basilianerordens des hl. Josaphat im Kloster von Kreiv, unweit von Lemberg, ein und nahm den Namen Josaphat an.
Der Basilianerorden des hl. Josaphat wurde 1617 in Vilnius in Litauen auf Anregung des heiligen Märtyrers Josaphat Kuncevyč und auf Initiative des Metropoliten Josef Ruts’kyj gegründet. Heute zählen die Basilianer, die auch unter dem Zaren verfolgt wurden, über 600 Mitglieder, von denen sich die Hälfte in der Ukraine befindet.

Nach Ablegung der zeitlichen Gelübde unterrichtete Kocylovskyj Theologie im Kloster zum hl. Onofrius. Anschließend predigte er in Lemberg die Mission für die Gläubigen und hielt Exerzitien für Priester, Mönche und Nonnen. Während des Ersten Weltkriegs wurde er zum Rektor des Seminars von Kromeryž in Mähren bestellt und am 23. September 1917 zum Bischof der Eparchie von Przemyšl ernannt. Der erste Schritt des neuen Bischofs galt der Erneuerung des Lebens in der Diözese, die von den Kriegserfahrungen schwer gezeichnet war. 1918 gründete er die Gesellschaft „Diözesanhilfe“ und setzte auf die Wiederbelebung des spirituellen Lebens. 1931 rief er die Katholische Aktion ins Leben. Bis 1937 war Kocylovskyj praktisch ständig auf Visitation in sämtlichen Pfarreien. Im September 1939 wurde die Diözese in einen Teil unter sowjetischer und einen Teil unter nationalsozialistischer Besatzung aufgeteilt. Mit dem Einmarsch der sowjetischen Truppen begann die Verfolgung. Am 17. September 1945 wurde Kocylovskyj zum ersten Mal von den kommunistischen Behörden Polens verhaftet, wegen der politischen Wahlen im Februar 1946 jedoch wieder freigelassen. Am 11. Februar 1946 wurde die Deportation der in Polen residenten Ukrainer angeordnet. Am 26. Juni wurde Kocylovskyj zum zweiten Mal verhaftet und in den Kerker von Kiew in der Ukraine deportiert, wo er an einer schweren Lungenentzündung erkrankte. Schließlich brachte man ihn ins Lager von Čapajivka, Region Kiew. Ungeachtet der Versuche, ihn durch Unterschrift zum Übertritt zur russisch-orthodoxen Kirche zu bewegen, starb er am 17. November 1947 im Alter von 71 Jahren im Lager an einer Gehirnblutung. Seine sterblichen Überreste befinden sich in der Kathedrale Mariä Himmelfahrt in Stryj bei Lemberg.

Jakym Ivan Senkyvskyj wurde am 2. Juli 1896 im Dorf Haji Velyki in der Region Ternopil, Ukraine, geboren. Nach Volksschule und Gymnasium studierte er in Lemberg Theologie. Am 4. Dezember 1921 zum Priester geweiht, setzte er sein Studium in Innsbruck, Österreich, fort. Da er sich zunehmend zum Ordensleben berufen fühlte, trat er am 10. Juli 1923 in das Noviziat des Basilianerordens vom hl. Josaphat in Krexiv ein. Am 1. März 1925 legte er die ersten Gelübde ab und nahm den Namen Jakym an. Anschließend wurde er in das Kloster von Krasnopušča, Region Ternopil, geschickt, wo er bis 1927 als Priester wirkte. Von 1927 bis 1931 war er Professor für die humanistischen Fächer an der St. Onofrius-Schule im Dorf Lavriv, die von Priestern und Ordensleuten sowie von Lehrern der Pfarrschulen besucht wurde. Gleichzeitig unterrichtete er den Katechismus und predigte verschiedene Volksmissionen in Galizien. Senkyvskyj war bei allen sehr geschätzt. Sein Kampf gegen Alkoholismus und Unmoral ebenso wie sein Einsatz für die Vereinigung „Prosvita“ zielten dahin, im Volk das Bewusstsein für die christlichen Werte wiederzubeleben. Von 1932 bis 1938 lebte er im Kloster St. Onofrius in Lemberg, wo er verschiedene Ämter innehatte und diese aufgrund seiner Vielseitigkeit gut zu koordinieren wusste. So war er Kaplan der Marianischen Gruppe für die Jugendlichen der höheren Schule, Kaplan der Marianischen Gruppe für die Familien, Kaplan des Gebetsapostolats, des Dritten Ordens der Basilianer vom hl. Josaphat und Beichtvater der Basilianerinnen.
1939 wurde er zum Erzpriester und Superior des Basilianerklosters zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit in Drohobytsch ernannt, das wegen seines Schuldistrikts berühmt war. P. Jakym versuchte sofort das religiöse Leben der Stadt durch große Missionen wiederzubeleben. Zusammen mit Pater Severijan Baranyk flößte er dem wieder auflebenden religiösen Bewusstsein von Drohobytsch einen neuen Geist ein. Nach der sowjetischen Invasion in Galizien wurden die Klöster aufgehoben, die Mönche gewaltsam auf die Straße getrieben, ausgesiedelt oder umgebracht. Damals wurde Pater Jakym in der Stadt zum Symbol der Kirche wie auch der Nation. Der Hauptort seiner Tätigkeit war die Sakristei der Pfarrkirche. Furchtlos bestärkte er die Gläubigen weiterhin darin, an ihrem Glauben an die Kirche festzuhalten. Die enorme seelsorgliche Tätigkeit des Klosters bis zu den letzten Tagen der ersten bolschewistischen Besatzung war den Kommunisten ein Dorn im Auge. In der Tat feierte Pater Jakym am Morgen des 26. Juni 1941 seine letzte hl. Messe. Zusammen mit Pater Baranyk wurde er vor Mittag von den Bolschewiken verhaftet. Einige Tage zuvor hatten die Gläubigen die beiden Basilianer noch gebeten, sich zu verstecken, doch Pater Jakym gab zur Antwort: „Ich werde mich nicht verstecken, nicht ein Haar wird von meinem Haupte fallen, ohne dass Gott es will.“ Als Häftlinge der Zelle Nr. 9 des Stadtgefängnisses wurden sie getötet. Pater Jakym starb zwischen dem 27. und 28. Juni 1941. Sein Leichnam wurde nie gefunden.

Severijan Baranyk wurde am 18. Juli 1889 geboren. Der Ort seiner Geburt ist nicht bekannt, auch gibt es aufgrund der wegen des Hasses der Sowjets gegen die griechisch-katholische Kirche verübten Zerstörungen keine sicheren Anhaltspunkte über seine Jugendzeit. Am 24. September 1904 trat er in das Noviziat des Basilianerordens vom hl. Josaphat im Kloster von Krexiv ein, wo er seine monastische Ausbildung absolvierte und am 16. Mai 1907 die ersten Gelübde ablegte. Nach Beendigung des Theologiestudiums wurde er am 14. Februar 1915 zum Priester geweiht und anschließend dem Kloster von Schowkwa zugewiesen, das für seine missionarische und publizistische Tätigkeit bekannt war. 1932 wurde Baranyk Oberer des Klosters und Pfarrer der Kirche zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit in Drohobytsch. 1939 kam es zum Einmarsch der sowjetischen Truppen. Die Gläubigen ahnten, was geschehen würde, und rieten, aus dem Kloster zu fliehen, doch P. Baranyk lehnte es ab, in seiner Verantwortung nachzulassen. Am 26. Juni 1941 wurde er von den Agenten des sowjetischen Geheimdienstes verhaftet und in das Stadtgefängnis gesperrt. Als die deutschen Truppen einmarschierten, fanden sie unter den Gefangenen ein Blutbad vor. Pater Baranyk wurde nie gefunden. Es ist anzunehmen, dass er zwischen dem 27. und 28. Juni 1941 im Kerker von Drohobytsch sein Leben ließ. Einige sagten aus, dass er verkocht und den Mitgefangenen als Suppe serviert wurde.

Vitalij Volodymyr Bajrak wurde am 24. Februar 1907 in Šhvaikivci, Region Ternopil, Ukraine, geboren. Am 4. September 1922 trat er in das Noviziat des Basilianderordens von hl. Josaphat ein und legte am 9. Mai 1926 die ersten Gelübde ab, wobei er den Namen Vitalij annahm. Nach Ablegung der feierlichen Profess am 26. Februar 1933 wurde er am 13. August 1933 zum Priester geweiht.
In Schowkwa vollendete er seine Studien und engagierte sich gleichzeitig im pastoralen Leben der Pfarrei. Nach dem Tod von Jakym Senkyvskyj 1941 wurde er Oberer des Klosters von Drohobytsch. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges übernahmen die Bolschewiken die Kontrolle über einen Teil der Westukraine und Drohobytsch wurde zum regionalen Verwaltungszentrum. Am 17. September 1945 wurde Pater Bajrak verhaftet und beschuldigt, „einen Artikel mit falschen Angaben über die bolschewistische Partei verfasst zu haben, der dann in einer antisowjetischen Zeitung veröffentlicht wurde“. Er wurde zu acht Jahren Gefängnis in Umerziehungslagern verurteilt und in das Brygidky-Gefängnis in Drohobytsch gesteckt, wo er am 16. Mai 1946 im noch jungen Alter von 39 Jahren starb. Sein Leichnam wurde nicht gefunden, das Volk aber hat ihn nie vergessen.

Am 27. Juni 2001 wurden Josaphat Kocylovskyj, Jakym Ivan Senkyvskyj, Severijan Baranyk und Vitalij Volodymyr Barjak von Papst Johannes Paul II. in Lemberg seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 2001 – 2004. Innsbruck: Resch, 2015 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 6). XIV, 482 S., 110 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-099-5, Ln; EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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