Andreas Resch: Johannes Paul II.

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JOHANNES PAUL II.
(1978 – 2005)
Karol Józef Wojtyla
(1920 – 2005)

Seligspr.: 1. Mai 2011
Heiligspr.: 27. April 2014

Fest: 22. Oktober

Papst JOHANNES PAUL II. (Karol Józef Wojtyła), am 16. Oktober 1978 zum Papst gewählt, wurde am 18. Mai 1920 in Wadowice, Polen, geboren. Er war das Dritte von drei Kindern des Karol Wojtyła und der Emilia Kaczorowska, die 1929 starb. Sein älterer Bruder Edmund wurde Arzt, starb aber bereits 1932. Der Vater, Unteroffizier in der Armee, starb 1941. Seine Schwester Olga starb noch bevor er geboren wurde.
Am 20. Juni 1920 wurde Karol in der Pfarrkirche von Wadowice von Pfarrer Franciszek Zak getauft. Mit neun Jahren empfing er die Erstkommunion, mit 18 Jahren das Sakrament der Firmung.
Nach Volksschule und Gymnasium in Wadowice inskribierte sich Wojtyla an der Jagiellonen-Universität und an einer Schauspielschule in Krakau.

Als die nationalsozialistischen Besatzungskräfte die Universität 1939 schlossen, musste der junge Karol von 1940–1944 in einem Steinbruch und anschließend in der Chemischen Fabrik Solvay arbeiten, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen und nicht nach Deutschland deportiert zu werden.

Da er sich seiner Berufung zum Priestertum sicher war, begann er 1942 Kurse am geheimen Großen Seminar von Krakau unter der Leitung von Kardinal Adam Stefan Sapieha, Erzbischof von Krakau, zu besuchen. Gleichzeitig war Wojtyla einer der Pioniere des ebenfalls geheimen „Rhapsodie-Theaters“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte er seine Studien am neu eröffneten Großen Seminar von Krakau und an der Theologischen Fakultät der Jagiellonen-Universität bis zu seiner Priesterweihe fort. Am 1. November 1946 wurde Wojtyla von Kardinal Sapieha in Krakau zum Priester geweiht. Kurz darauf sandte ihn der Kardinal nach Rom, wo er unter Anleitung des französischen Dominikaners Réginald Garrigou-Lagrange an der Päpstlichen Universität Angelicum studierte. 1948 promovierte er an der genannten Universität mit einer Dissertation in lateinischer Sprache zum Thema Doctrina de Fede apud Sanctum Iohannem a Cruce (Glaube beim hl. Johannes vom Kreuz). Während dieser Studienzeit wirkte Wojtyla in den Ferien als Seelsorger unter polnischen Immigranten in Frankreich, Belgien und Holland. 1948 kehrte er nach Polen zurück und arbeitete als Vikar zunächst in der Pfarre Niegowić in der Nähe von Krakau, dann in St. Florian in Krakau sowie als Kaplan der Universitätsstudenten bis 1951, wo er seine philosophischen und theologischen Studien wieder aufnahm.

1953 verteidigte er an der Katholischen Universität Lublin eine These über die „Bewertung der Möglichkeiten, eine Katholische Ethik auf dem ethischen System von Max Scheler zu gründen“. Später wurde er dann Professor für Moraltheologie und Sozialethik am Großen Seminar von Krakau und an der Theologischen Fakultät von Lublin.

Am 4. Juli 1958 wurde Karol Wojtyla von Papst Pius XII. zum Titularbischof von Ombi und zum Weihbischof von Krakau ernannt und am 28. September 1958 von Erzbischof Eugeniusz Baziak in der Wawel-Kathedrale in Krakau zum Bischof geweiht. Am 13. Januar 1964 ernannte ihn der selige Papst Paul VI. zum Erzbischof von Krakau und am 26. Juni 1967 zum Kardinal mit dem Titel von S. Cesareo in Palatio des Ordens von Diakonen, später pro illa vice zum Orden von Priestern.

Von 1962 bis 1965 nahm Kardinal Wojtyla am II. Vatikanischen Konzil teil, wo er wesentlich zum Entwurf der Konstitution Gaudium et spes beitrug. Er nahm vor seinem Pontifikat auch an 5 Bischofssynoden teil.
Beim Konklave vom 16. Oktober 1978 von den Kardinälen zum Papst gewählt, nahm er den Namen Johannes Paul II. an. Am Sonntag, den 22. Oktober, übernahm er feierlich sein apostolisches Amt als 263. Nachfolger des Apostels Petrus. Sein Pontifikat, eines der längsten in der Geschichte der Kirche, dauerte beinahe 27 Jahre.

Getrieben von der Sorge um alle Kirchen, übte er sein Apostelamt in tiefer Nächstenliebe zur gesamten Menschheit aus, mit unermüdlichem Missionsgeist und unter Hingabe seiner ganzen Energie. Diesen Eifer vermochte auch das am 13. Mai 1981 auf dem Petersplatz verübte Attentat, bei dem er schwere Verletzungen davontrug, nicht zu mindern. Gerettet durch die Hand Mariens, wie er sagte, verzieh er dem Attentäter nach langem Leiden, im Bewusstsein, ein neues Leben erhalten zu haben, um seine Missionsarbeit mit noch größerem Einsatz fortzusetzen. Die Früchte blieben nicht aus. Weltpolitisch kam es zum Fall des Eisernen Vorhangs und kirchlich zu einer neuen Blüte des spirituellen Lebens.

In Italien machte er als Papst 146 Pastoralbesuche. Als Bischof von Rom besuchte er 317 der 332 römischen Pfarreien. Ferner absolvierte er 104 Pastoralbesuche außerhalb Italiens. Wie keiner seiner Vorgänger hatte er Begegnungen mit dem Volk Gottes und mit Führern von Staaten und Nationen. Über 17.600.000 Pilger nahmen an den mehr als 1160 Audienzen teil, die mittwochs abgehalten wurden, Sonderaudienzen und religiöse Feierlichkeiten nicht eingeschlossen. Allein während des großen Jubeljahres 2000 nahmen 8 Millionen Pilger teil. Nicht gezählt sind auch die Millionen Gläubigen, die er während der Pastoralbesuche in Italien und auf der ganzen Welt traf. Hier sind auch die zahlreichen Regierungspersönlichkeiten zu nennen, denen er während der 38 offiziellen Besuche, bei 738 Audienzen und bei Treffen mit Staatsoberhäuptern sowie bei den 246 Audienzen und Treffen mit Premierministern begegnete.

In seiner Liebe und Sorge um die Jugend führte Johannes Paul II. die Weltjugendtage ein. Die 19 Weltjugendtage, die während seines Pontifikats stattfanden, brachten Millionen junge Menschen aus der ganzen Welt zusammen. In gleicher Weise kam seine Fürsorge in den Welttreffen der Familien zum Ausdruck, die er 1994 einführte. Ferner ermutigte er erfolgreich zum Dialog mit den Juden und Vertretern anderer Religionen durch Gebetstreffen für den Frieden, besonders in Assisi. Durch die Instruktion des Apostolischen Schreibens Tertio Milennio adveniente bereitete er die Feier des großen Jubeljahres 2000 vor. Mit dem Schreiben Novo Milennio ineunte wies er den Gläubigen den zukünftigen Weg. Die geistige Erneuerung der Kirche förderte er mit dem Jahr der Erlösung, dem Marianischen Jahr und dem Jahr der Eucharistie.

Einen besonderen Impuls erfuhren die Heilig- und Seligsprechungen. So feierte Johannes Paul II. 147 Seligsprechungen, bei denen 1.338 Personen zur Ehre der Altäre erhoben wurden, sowie 51 Heiligsprechungen für insgesamt 482 Personen. Die Biografien dieser Seligen und Heiligen wurden von P. Andreas Resch in 6 Bänden, jeweils italienisch und deutsch verfasst und unter dem Titel „Beati e Santi di Giovanni Paolo II“ bzw. „Die Seligen und Heiligen Johannes Pauls II.“ im Vatikan-Verlag in Rom und im Resch Verlag in Innsbruck herausgegeben.

Die hl. Theresia vom Kinde Jesu ernannte Johannes Paul II. zur Kirchenlehrerin. Er erweiterte das Kollegium der Kardinäle, indem er in 9 Konsistorien 231 Kardinäle (plus einen Kardinal in pectore) kreierte. Zudem rief er sechs Vollversammlungen des Kardinalskollegiums ein, organisierte 15 Bischofsynoden, sechs allgemeine Versammlungen (1980, 1983, 1987, 1990, und 2001), darunter eine außerordentliche allgemeine Versammlung (1985) sowie acht Sonderversammlungen (1980,1991, 1994, 1995, 1997, 1998 (2) und 1999). Zu seinen wichtigsten Dokumenten zählen 14 Enzykliken, 15 Apostolische Exhortationen, 11 Apostolische Konstitutionen und 45 Apostolische Schreiben.

Privat veröffentlichte der Papst folgende 5 Bücher: Varcare la soglia della speranza (Überschreiten der Schwelle der Hoffnung, Oktober 1994); Dono e mistero: nel cinquantesimo anniversario del mio sacerdozio (Geschenk und Geheimnis: zum fünfzigsten Jahrestag meines Priestertums, November 1996); Trittico romano (Römisches Triptychon, 2003), Meditationen in Gedichtform: Alzatevi, andiamo (Steht auf, gehen wir, Mai 2004) und Memoria e identità (Erinnerung und Identität, Februar 2005).

Johannes Paul II. starb unter enormer Anteilnahme am Samstag, den 2. April 2005, um 21.37 Uhr im Apostolischen Palast des Vatikans, dem Vorabend des Weißen Sonntags bzw. des von ihm eingeführten Sonntags der Barmherzigkeit.

Die feierliche Beerdigung fand am 8. April 2005 unter weltweiter Beteiligung auf dem Petersplatz und in der Gruft des Vatikans statt.

Bereits am 1. Mai 2011 wurde er von seinem langjährigen Mitarbeiter und Nachfolger, Papst Benedikt XVI., seliggesprochen und am 27. April 2014 von Papst Franziskus in Anwesenheit der von der Parkinsonkrankheit geheilten Sr. Marie Simone-Pierre Normand aus Frankreich und der von einem Aneurysma geheilten Floribeth Mora Díaz aus Costa Rica, heiliggesprochen.