Andreas Resch: Johannes Grande Román

JOHANNES GRANDE ROMÁN
(1546-1600)

VOM SPITALSORDEN DES
HL. JOHANNES V. GOTT
(BARMHERZIGE BRÜDER)

Heilig: 2. Juni 1996
Fest: 3. Juni

JOHANNES GRANDE ROMÁN wurde am 6. März 1546 als Sohn von Cristoforo Grande und Isabella Román, einer tief christlichen Familie, in Carmona bei Sevilla, Spanien, geboren und auf den Namen Johannes getauft. Zunächst erhielt er eine sorgfältige christliche Erziehung im Schoß der Familie, dann besuchte er vom 7. bis zum 12. Lebensjahr die „Pfarrschule“. Mit elf Jahren verlor er den Vater, der von Beruf Handwerker war. Als intelligentes und eher frommes Kind wurde Johannes 1557 zur menschlichen und beruflichen Vervollkommnung nach Sevilla geschickt, wo er das Weberhandwerk erlernte. 1561 kehrte er nach Hause zurück, um sich im Textilhandel selbständig zu machen. Schon bald aber stürzte ihn sein Beruf in eine tiefe spirituelle Krise.

Nach zwei Jahren verließ er seine Familie und zog sich in die Einsiedelei Santa Olalla in Marcena bei Carmona zurück, wo er ein Jahr lang im Gebet das Leben eines Eremiten führte, um seine wahre Berufung zu ergründen. Die weltlichen Gewänder legte er ab, zog eine grobe Kutte an und beschloss, sich voll und ganz Gott zu weihen. Er verzichtete auf eine Heirat und legte sich die Bezeichnung „Johannes der Sünder“ als Übernamen zu. Zur gleichen Zeit nahm er sich eines alten, auf sich allein gestellten Ehepaares an, führte die Leute in seine Wohnung und sorgte durch Almosensammeln für ihre Bedürfnisse. Auf diese Weise erkannte er den Dienst an den Armen und Bedürftigen als seine neue Berufung.

Getrieben von einer eindringlichen inneren Stimme, die ihn auf Jerez de la Frontera bei Cádiz als jenen Ort verwies, an den ihn der Herr berief, brach Johannes der Sünder 1564 dorthin auf und begann ein neues Leben. Er kümmerte sich um die Gefangenen des Königlichen Gefängnisses, die Rekonvaleszenten und die völlig vernachlässigten Unheilbaren. Um ihnen zu helfen, zog er Almosen bettelnd durch die Straßen der Stadt. Dabei besuchte er auch die Franziskanerkirche, wo er sich im Gebet sammelte und sich mit einem der Brüder beriet.

Voller Mitgefühl für die verlassenen Kranken, vor allem für die Unheilbaren und Rekonvaleszenten, die mangels eines Zufluchtsortes auf den Straßen und unter den Arkaden starben, ließ er sich 1565 in an eine alte Kapelle der Heilmittel angrenzenden Räumlichkeiten nieder, stellte dort Betten zurecht und begann damit, die ersten Armen aufzunehmen. Nachdem der erste Versuch, ein großes Spital zu gründen, fehlgeschlagen war, übersiedelte er 1567 mit seinen Kranken in das Spital der Bruderschaft San Giovanni in Laterano. Wegen seines großmütigen Zeugnisses der Nächstenliebe gewann Johannes der Sünder schon bald die Bewunderung der Bürger von Jerez. Und so konnte er 1572 von derselben Bruderschaft einen Teil des Spitalsfriedhofs erwerben.

1574 brach in Jerez eine große Pestepidemie aus. Erschüttert von der allgemeinen Untätigkeit, sandte Johannes an die Gemeindebehörden ein Memorandum, in dem er zu dringenden Hilfsmaßnahmen für die wachsende Zahl der sich selbst überlassenen Kranken in den Straßen aufforderte, während er persönlich alles in seiner Macht Stehende tat, um diesen beizustehen. Gestärkt durch die Erfahrung, beschloss er am Ende ein eigenes Spital zu gründen, das nach und nach Realität wurde und sich auf dem erworbenen Grund auszudehnen begann. Er weihte es der Seligen Jungfrau und gab ihm den Namen Spital Maria Lichtmess. Der Bau wurde 1576, nachdem er ein weiteres angrenzendes Grundstück erworben hatte und durch einige Klauseln die angrenzende Wandererherberge von S. Sebastian zugesprochen bekam, zu einem effizienten Allgemeinen Krankenhaus. Der einzige Grund für das Leben und Arbeiten von Johannes dem Sünder war Gott: Ihn sichtbar zu machen durch den Dienst an den Armen. In diesen seinen Bemühungen stützte er sich auf ein intensives Gebets- und Glaubensleben.

Als er erfuhr, dass es in Granada eine Einrichtung gab, die sehr ähnliche Zwecke verfolgte, gegründet von Johannes von Gott und vom Heiligen Stuhl 1571 als Kongregation anerkannt, begab er sich 1574 dorthin in der Absicht, sich ihr anzuschließen, deren Regeln zu befolgen und die dort praktizierte Lebensform auch in seinem Spital einzuführen. Sein Projekt, sein Zeugnis und sein beispielhafter Einsatz zogen weitere Männer an, die seine Gefährten wurden. Er eröffnete daher ein Noviziat und vermittelte den Neuankömmlingen eine Ausbildung nach „den Statuten des Johannes von Gott“. Dies ermöglichte ihm in den Jahren 1580-1590 eine Ausweitung seiner Tätigkeit durch die Eröffnung weiterer Gründungen in Medina Sidonia, Arcos de la Frontera, Puerto Santa Maria, Sanlúcar de Barrameda und Villamartín.

Die Pflege der ärmsten Kranken von Jerez ließ viel zu wünschen übrig. Andererseits bildeten sich in der Stadt unverhältnismäßig viele kleine Pflegezentren. Angesichts dieser Situation beschlossen die Behörden, die Zahl dieser kleinen Spitäler zugunsten einer größeren Effizienz des Gesundheitsdienstes zu reduzieren. Diese Maßnahme störte jedoch die Interessen von nicht wenigen, die an den kleinen Zentren nicht so sehr aus Liebe zu den Kranken hingen, sondern vielmehr wegen der persönlichen Vorteile, die sie daraus zogen. Daher stieß der Plan auf scharfe Kritik und großen Widerstand. Die Maßnahme betraf auch das Spital von Johannes dem Sünder, der ebenso wie die übrigen Betroffenen den Behörden eine Verteidigungsschrift unterbreitete, worin er darlegte, wie die Kranken in seinem Spital betreut wurden.

Als es um die Entscheidung ging, wem man eine so heikle Aufgabe anvertrauen sollte, fiel die Wahl des Erzbischofs von Sevilla, Kardinal Rodrigo de Castro, auf Johannes den Sünder, da er in diesem aufgrund seiner Einstellung, Berufung und Spitalserfahrung die geeignetste und fähigste Person für diesen Zweck sah. Grande ging die Reduzierung mit Mut und Liebe an, wobei er den vielen daraus erwachsenden Unstimmigkeiten mit großer Sensibilität, Geschicklichkeit, Charakterstärke und Effizienz begegnete. Nach dem gemeinsam mit dem Kardinal ausgearbeiteten Plan reduzierte er den Komplex in den Jahren 1589-1595 auf drei Spitäler und ein Hospiz für Wanderer (St. Sebastian), nachdem er üble Nachreden, Verleumdungen und Verfolgungen seitens betroffener Parteien und Spekulanten mit heroischer Geduld überwunden hatte. Auch die sieben kleinen Spitäler von Sanlùcar de Barrameda wurden von ihm auf drei reduziert.

Über sein Spital liest man in einer zur damaligen Zeit verfassten informativen Notiz, dass die Betreuung mit Sorgfalt, Umsicht und großem Einfühlungsvermögen durchgeführt wurde und man damit einen sehr nützlichen und guten Dienst dem Herrn gegenüber machte, da Grande und seine Mitbrüder tugendhafte Männer waren und Nächstenliebe übten, um die armen Kranken zu pflegen. Grande dehnte daher sein Apostolat über sein eigenes und die anderen ihm unterstellten Spitäler hinaus aus. Er sammelte Jugendliche von der Straße ein und lehrte sie den Katechismus, wobei er die wichtigsten Formeln – damaligem Brauch entsprechend – singend vortragen ließ. Besonders eifrig engagierte er sich in der Bekehrung der Prostituierten, indem er diese zu frommen Familien brachte oder einer ehrenhaften Ehe zuführte; gleichzeitig wies er die Behörden von Jerez an, die Freudenhäuser zu schließen.

Innerlich gefestigt, widmete sich Johannes der Sünder mit Leib und Seele der Pflege und dem Dienst an den Armen und Kranken; dabei legte er besonderes Augenmerk auf die schwersten und dringendsten Fälle: Gefangene, Rekonvaleszente und Unheilbare, Prostituierte, aus dem Heer entlassene kranke Soldaten, verlassene Kinder usw. Genau betrachtet übte er Barmherzigkeit auf jede nur erdenkliche Weise.

In Johannes Grande begegnen wir einem Menschen, der es, ausgehend von der Güte seines Herzens, verstand „das Gute gut zu machen“. Ein Mann weniger Worte, dem Praktischen verpflichtet, ein barmherziger Diener des „Evangeliums des Lebens“, ein guter Samariter, ein fachkundiger Organisator in Sachen Spitäler und Sanitätsdienst, ausgestattet mit einem kritischen Bewusstsein gegenüber Ungerechtigkeiten, Missbräuchen und Mängeln, war Bruder Johannes letztlich ein echter Prophet und ein Apostel der Heilfürsorge. Im Tiefsten war er eine sehr kontemplative Seele, gelangte zu den höchsten Graden der Mystik mit Ekstasen, Entrückungen und Visionen und empfing von Gott außerordentliche Gnadengaben, die er mit seiner apostolischen und organisatorischen Tätigkeit wunderbar zu verbinden wusste.

1596, nach der Eroberung durch die Engländer, nahm er die Flüchtlinge von Cadiz auf, und 1599 leitete einer seiner Schüler das Spital von S. Lucia del Puerto Santa María. Im gleichen Jahr kam es, ähnlich wie 1574, zu einer großen Pestepidemie und wiederum fand sich Bruder Johannes an vorderster Front, wobei er sich dem Herrn als Sühneopfer für ein Ende der schrecklichen Krankheit anbot. Am 3. Juni 1600, noch während er voll beschäftigt war mit der Leitung des Spitals und der Kommunität, starb er schließlich mit 54 Jahren nach achttägigem Leiden an der Pest und wurde in aller Eile im Garten des Spitals beigesetzt. Ein Jahr später wurde sein Leichnam aufgrund außerordentlicher Phänomene, die sich an seinem Grab ereigneten, exhumiert und unter großer Anteilnahme in der nahegelegenen Kirche von S. Sebastian, die von ihm wieder aufgebaut worden war, bestattet. Als der Orden der Barmherzigen Brüder 1928 wieder instand gesetzt wurde, überführte man seine sterblichen Überreste in die Kapelle des Sanatoriums in Santa Rosalía y San Juan Grande a Jerez, Spanien, wo sie nun im Diözesanheiligtum San Juan Grande verehrt werden.

Johannes Grande Román wurde am 13. November 1853 von Papst Pius IX. seliggesprochen, 1986 zum Patron der Diözese Jerez de la Frontera erhoben und am 2. Juni 1996 von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Heiligen Johannes Pauls II. 1982 – 2004. Innsbruck: Resch, 2012 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 5). XIV, 480 S., 109 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-094-0, Ln, EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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