Andreas Resch: Johannes Baptist Mazzucconi

JOHANNES BAPTIST MAZZUCCONI
(1826-1855)

MISSIONAR UND ERSTER MÄRTYRER
DES PÄPSTLICHEN INSTITUTS FÜR AUSLANDSMISSIONEN

Selig: 19. Februar 1984
Fest: 7. September

JOHANNES BAPTIST MAZZUCCONI wurde am 1. März 1826 als neuntes von zwölf Kindern der Eheleute Jakob Mazzucconi und Anna Maria Scuri in Rancio di Lecco, Diözese Mailand, Italien, geboren und am folgenden Tag auf die Namen Johannes Baptist Albin getauft. Die Eltern waren fest im christlichen Glauben verwurzelt und schenkten dem Herrn drei Priester und vier Ordensschwestern.

Die religiöse Erziehung in der Familie war sehr intensiv: jeden Morgen hl. Messe, abends Rosenkranz, Liebe zu den Armen, Ansporn zur Arbeit, Dienst in der Kirche. Johannes zeigte schon von Kindheit an eine Vorliebe für geistige Be­lange, die während der vier Volksschuljahre, zwischen dem 7. und 11. Lebens­jahr, in der Pfarrschule (in Lecco damals die einzige) unter Leitung des Pfar­rers noch vervollkommnet wurde. Am 23. Oktober 1834 erhielt er die Firmung.

Nach Beendigung der Grundausbildung 1837 besuchte Johannes drei Jahre als Interner das Collegio Cavalieri von Parabiago in der Nähe von Mailand, um hier die ersten Gymnasialjahre zu absolvieren und die lateinische Sprache zu erlernen. Hier ging er auch zur Erstkommunion, was bei ihm einen tiefen Ein­druck hinterließ, wie der Rektor des Kollegs bezeugt: „Ich sah, wie er die Erst­kommunion empfing; von dem Augenblick an erblickte ich jedes Mal, wenn er zu mir kam, einen Engel in ihm.“

Mit 14 Jahren wusste Johannes bereits, dass er Priester werden wollte, und so trat er im Herbst 1840 in das zwischen Seveso und Meda gelegene bischöfli­che Seminar des hl. Märtyrers Petrus ein, wo er trotz Aufnahme die dritte Gym­nasialklasse wiederholte, weil es unumgängliche Regel des Seminars war, nie­manden gleich zur vierten Klasse zuzulassen. Nach Beendigung der Studien im Kleinen Seminar wechselte er in das Philosophie-Seminar von Monza, das er in den Jahren 1844 — 1846 besuchte. Im November 1846 begann er im Seminar für Kanonisches Recht in Mailand Theologie zu studieren. Die aufmerksame Lektüre der Annalen der Kongregation Propaganda Fide, eine Begegnung mit dem Prior der Kartause von Pavia, vormals Missionar in Indien, und der Be­such des apostolischen Vikars von Sri Lanka im Seminar ließen in ihm die Beru­fung zum Missionar reifen. Während der geistlichen Exerzitien in Vorberei­tung auf die Priesterweihe, die er am 25. Mai 1850 empfing, verfasste er einen Brief, in dem er darum ersuchte, als einer der ersten Schüler zum Missionsin­stitut zugelassen zu werden, das Mgr. Angelo Ramazotti, Bischof von Pavia und dann Patriarch von Venedig, auf Anweisung von Pius IX. in Mailand zu grün­den gedachte.

Johannes befand sich somit unter den Mitbegründern des Päpstlichen Insti­tuts für Auslandsmissionen und trug zur Ausarbeitung von dessen Regeln und Aktivitäten bei.

Am 16. März 1852 reiste er mit sechs Begleitern, vier Priestern und zwei Brüdern, zur Mission nach Melanesien und Mikronesien in Ozeanien, die dem neuen Institut zugewiesen worden war. Am 26. Juli desselben Jahres erreich­ten die Missionare Sidney. In der Prokura der Maristen trafen sie sich mit Mgr. Bataillon, dem apostolischen Vikar von Zentralozeanien, und mit einigen katho­lischen Insulanern.
Am 21. September 1852 fuhr Johannes mit seinen Gefährten von Sidney aus zu den Inseln Woodlark und Rook, dem Ziel ihrer künftigen Missionsarbeit. Am 22. Oktober ging er mit dem Apostolischen Präfekten, P. Paul Reina, P. Angelo Ambrosoli und Bruder Josef Corti in seinem Distrikt, auf der Insel Rook, an Land. Gemeinsam mit seinen Mitbrüdern studierte er die Sprachen und die Um­gebung und arbeitete dort ununterbrochen zwei Jahre lang, bis zum Januar 1855. Bereits von den ersten Tagen an hatte er mit hartnäckigem Fieber zu kämpfen, verbunden mit äußerst schmerzhaften Komplikationen, die am gan­zen Körper zu offenen Wunden führten und geschwollene Beine, eine allgemei­ne Schwäche, Erbrechen und Schlaflosigkeit aufgrund des ungünstigen Klimas verursachten. Wegen der extremen Feindseligkeit der wilden Inselbewohner konnte er sich nicht direkt der Christianisierung und der öffentlichen Ausübung des Kultes widmen, sondern musste sich auf Gespräche allgemeinen religiösen Inhalts und moralische Unterweisungen beschränken, so dass er mehr durch das Beispiel als durch das Wort lehrte. Er versuchte sie durch Lie­be und Geduld zu gewinnen, indem er sich ihrer Mentalität anpasste, ihnen im Krankheitsfall half und sie in ihren Fragen so weit als möglich unterstützte.

Unter diesen Umständen wurden seine Tugenden immer offenbarer. Neben den normalen religiösen Übungen betete er nun auch noch den gesamten Ro­senkranz und zeigte eine noch größere Hingabe an das Leiden des Erlösers. „Das Kreuz“, pflegte er zu sagen, „ist der Königsweg zum Himmel“.

Erschöpft vom Fieber und sonstigen Unannehmlichkeiten, schien Johannes zu unterliegen, als die Ankunft eines Schiffes den Präfekten Reina dazu veran­lasste, ihm eine Reise nach Sidney zu verordnen, um wieder zu Kräften zu kom­men und dann — so seine Intention — in die Mission zurückzukehren. Gehorsam wie immer trat Johannes Ende Januar 1855 die Reise nach Sidney an, wo er am 19. April einlangte. Während seines Aufenthaltes dort kümmerte er sich beson­ders um die materiellen und vor allem auch geistigen Nöte der italienischen Einwanderer. Vier Monate später, nachdem er sich einigermaßen erholt hatte, stach er am 18. August 1855 auf dem Schoner „Gazelle“ wiederum ins Meer, um zu seinen Inseln zurückzukehren. Fast in Voraussicht eines kommenden Unglücks ordnete er seine privaten Dinge und schrieb an seinen Oberen in Mai­land: „Ich habe keine Ahnung, worauf mich der Herr auf dieser Reise, die ich
morgen antrete, vorbereiten möchte. Eines aber weiß ich: dass Er gut ist und dass er mich unendlich liebt.“

Während Johannes zu den Inseln fuhr, sahen sich seine Gefährten – zer­mürbt vom Fieber und sonstigen Unbilden und ständig der Gefahr ausgesetzt, von den Einheimischen, die ihre Gegenwart nicht mehr ertragen konnten, er­mordet zu werden – zum Rückzug gezwungen. Der totale Bruch kam, als die Missionare begannen, die Insulaner wegen einiger schwerer Vergehen zu ta­deln: Tötung von Kindern, Eliminierung von Alten und Behinderten, Inzest, kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den Dörfern, Überheblichkeit und kriminelles Verhalten der Dorfhäuptlinge und Magier, sexuelle Ausschwei­fungen bei Tänzen usw. Sie gingen sogar noch weiter und versuchten, einige Familien und Gruppen von jungen Leuten zu einem Leben gegenseitigen Re­spekts zu bewegen. Zuerst wurden sie von den Einheimischen bedroht, dann steckte man ihre Ernte in Brand und schließlich trachtete man ihnen nach dem Leben.

Jeglicher Mittel zur Fortführung ihrer Arbeit beraubt, versammelten sich die Missionare in Woodlark, wo sie ebenfalls ein Schiff nach Sidney bestiegen, um sich dort zu erholen. Mazzucconi war gerade vor fünf Tagen abgereist. Sie hofften, dass auch er bald zurückkehren werde und hatten in Woodlark einen Brief für ihn hinterlassen, in dem sie ihn aufforderten, unverzüglich zu ihnen nach Sidney zu kommen. Für Mazzucconi aber gab es keine Wiederkehr.

Monatelang wartete man vergeblich auf eine Nachricht von Johannes, bis sich schließlich im April / Mai 1856 die Möglichkeit zu einer Expedition zu den Inseln bot. P. Timoleone Raimondi (später Bischof von Hongkong) konnte nach Woodlark reisen und erfuhr dort aus dem minutiösen Bericht eines Augenzeugen vom Tod des Seligen:
Bei der Einfahrt des Schoners Mazzucconis in den kleinen Hafen von Wood­lark lief dieser auf ein Korallenriff auf. Als die Insulaner das festgefahrene Schiff bemerkten, fuhren ihm 48 Mann – unter dem Anschein, helfen zu wollen – auf sechs Pyrogen entgegen. In Wirklichkeit beabsichtigten sie, die Gestran­deten zu töten. Avicoar, dem es – obwohl der Kapitän wiederholt mit einem dic­ken Seil nach ihm geschlagen hatte – als erstem gelang, an Bord zu gehen, rann­te auf den Seligen zu und tat so, als wollte er ihm die Hand zum Gruß reichen. Stattdessen versetzte er ihm meuchlings mit dem Beil einen heftigen Schlag ge­gen den Kopf, so dass Johannes der Länge nach zu Boden fiel und dort verblute­te. Dann wurden der dem Missionar zu Hilfe geeilte Kapitän und die ganze Be­satzung umgebracht.

Die Leichen warf man ins Meer und das Schiff wurde voll­ständig geplündert. Dies geschah in den ersten zehn Tagen des September 1855, ohne den Tag des Massakers genau festlegen zu können.

Am 19. Februar 1984 wurde Johannes Baptist Mazzucconi von Papst Johan­nes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1979 – 1985. Innsbruck: Resch, 2000 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 1). XII, 248 S., 56 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-070-4, Ln, EUR 24.60 [D], 25.44 [A]

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