JOHANNA MARIA
CONDESA LLUCH
(1862-1916)
GRÜNDERIN
DER KONGREGATION
DER DIENERINNEN VON
MARIA IMMAKULATA
Selig: 23. März 2003
Fest: 16. Januar
JOHANNA MARIA CONDESA LLUCH wurde am 30. März 1862 als viertes Kind des Arztes Luis Vicente Condesa Raes und der Juana Lluch Martínez in einer christlichen und gesellschaftlich wie wirtschaftlich wohlsituierten Familie in Valencia, Spanien, geboren und am darauffolgenden Tag in der Kirche S. Stefano, in der auch die hll. Vinzenz Ferrer und Luis Bertrán die Taufe empfangen hatten, auf den Namen Johanna Maria getauft. Die Familie vermittelte ihr eine gediegene humanistische und christliche Erziehung, welche im Gegensatz zur rationalistischen Mentalität stand, die sich damals in der Gesellschaft Valencias ausbreitete und zu einer Welle der Entchristlichung führte. Am 17. Oktober 1864 erhielt Johanna Maria das Sakrament der Firmung.
In ihrer Kindheit und Jugend vertiefte sie ihr christliches Leben durch die Teilnahme an den religiösen Praktiken ihrer Zeit, vor allem an der Verehrung Jesu im Altarsakrament, der Unbefleckten Empfängnis, des hl. Josef und der hl. Theresia. Die frommen Übungen führten bei ihr nach und nach zu einer größeren Sensibilität und einem verstärkten Engagement für die Ärmsten der Armen.
1865 starb Johannas Vater, nachdem er sich im Umgang mit seinen Patienten mit der Cholera angesteckt hatte. Sein Beispiel im Dienst an den Bedürftigsten bis zur Hingabe seines Lebens hatte entscheidenden Einfluss auf Johanna, auch wenn sie sich persönlich nicht an ihn erinnerte. Sie kannte ihn jedoch aus den Erzählungen ihrer Mutter. Diese, eine bescheidene und fromme Frau, vertraute die Erziehung ihrer Töchter Trinidad und Johanna, damaligem Brauch folgend, der Lehrerin Teresa Ballester an, die sich später dem Werk Johannas anschloss. Letztere begann unverzüglich damit, dem Beispiel des Vaters und den Unterweisungen der Mutter Folge zu leisten, indem sie jenen gegenüber Nächstenliebe übte, die das Leben an den Rand der Geschichte gedrängt hatte. Am 17. Mai 1875 ging sie zur Erstkommunion und im gleichen Jahr trat sie in die Esclavidud Mariana ein, die von Grignon de Montfort wiedereingeführt wurde.
1876 schrieb sich Johanna mit 14 Jahren in die vom hl. Heinrich de Ossó y Cervelló gegründete Erzbruderschaft der Töchter Mariens und der hl. Theresia von Jesus ein. Zudem gehörte sie, wie ihre Eltern, dem Dritten Orden des Karmel an und besuchte zusammen mit Mutter und Schwester die Kirche des Patriarchen, dessen Kaplan ihr Seelenführer, P. Vicente Castañer, war. Diese Umstände hatten entscheidenden Einfluss auf ihren Lebensstil. Sich in die Vita der hl. Theresia vertiefend, wollte sie deren Motto leben: „Gott allein genügt“.
Das verborgene Leben Johannas spielte sich zwischen dem Haus im Zentrum von Valencia und der „Hütte“ am Strand von Nazaret ab. Wenn sie die Straße zwischen den beiden Häusern durchquerte, sah sie von der Höhe ihres Wagens aus immer junge Frauen mit angespannten, müden Gesichtern, die schon früh von Enttäuschung gezeichnet waren. Johanna fühlte sich gedrängt, für diese Arbeiterinnen ein Haus zu eröffnen, wo sie außer einem Bett und einer Mahlzeit auch Zuwendung fanden und Zugang zu einer entsprechenden kulturellen und moralischen Bildung erhalten sollten. Beseelt von diesem Eifer für die anderen und getragen von einem immer stärkeren Wunsch nach Vervollkommnung, legte sie im Alter von 18 Jahren das private Gelübde der Keuschheit ab, wobei sie Gott anbot, sich ganz in den Dienst an den Arbeiterinnen zu stellen. Für eine Beschäftigung in den Fabriken waren viele Mädchen vom Land in die Stadt gekommen, ohne Ausbildung, ohne Bleibe und ohne jede Garantie auf Arbeit. Um hier eine echte Hilfestellung zu leisten, dachte Johanna an die Gründung einer Kongregation. So unterbreitete sie 1883, von ihrem Spiritual unterstützt, dem Erzbischof von Valencia und späteren Kardinal Antolín Monescillo den Vorschlag, ein religiöses Institut zu gründen und für die jungen Frauen ein Haus zu eröffnen. Dieser hielt sie jedoch für zu jung, um ein solches Projekt durchzuführen. Dennoch erlaubte er ihr 1884 die Eröffnung eines entsprechenden Hauses: „Dein Glaube und deine Ausdauer sind groß. Geh und eröffne ein Heim für diese Arbeiterinnen, um die du dich mit so großem Einsatz bemühst und für die dein Herz so viel empfindet!“ Dies war der Beginn der Kongregation der Dienerinnen von Maria Immakulata. Im gleichen Jahr wurde das Asyl für Arbeiterinnen in der calle Viana gegründet, in deren Nähe sich einige Fabriken befanden, wo die Mädchen, die Johanna so sehr am Herzen lagen, arbeiteten. Johannas Projekt schlossen sich ihre Lehrerin Teresa Ballester sowie zwei Freundinnen, Rita Sancho und Maria Gil, an. Sie bildeten die Grundpfeiler der „Dienerinnen von Maria Immakulataund Töchter der heiligen Theresia von Jesus, Beschützerinnen der Arbeiterinnen“, heute Dienerinnen von Maria Immakulata (Abb.).
Unverzüglich machte sie sich daran, einige Räumlichkeiten des Hauses als Schlafsäle für die Arbeiterinnen einzurichten; andere wurden für den Gratisunterricht armer Kinder vorgesehen und noch einmal andere für die ersten Gefährtinnen, die ihr auf diesem schwierigen Weg folgen wollten. Von diesem Zeitpunkt an begann im Leben Johannas Gestalt anzunehmen, was sie als den Willen Gottes empfand: „Ich und alles, was mein ist, für die Arbeiterinnen.“ Davon überzeugt, dass ihr Werk die Frucht des Heiligen Geistes sei, und bestrebt, dieses kirchliche Realität werden zu lassen, drängte sie weiterhin auf die Erlaubnis, sich als religiöse Kongregation zu organisieren.
Fast acht Jahre mussten vergehen, bevor Johanna am 11. Januar 1892 die diözesane Approbation für jene Einrichtung erhielt, die ursprünglich „Institut der Dienerinnen von Maria Immakulata und Töchter der heiligen Theresia von Jesus, Beschützerinnen der Arbeiterinnen“ genannt wurde. Das Institut bekam Zuwachs und breitete sich in verschiedenen Industriezonen aus. Am 10. Dezember 1892 erhielten Johanna Maria und einige Mitschwestern aus den Händen des neuen Erzbischofs von Valencia, Kard. Sancha, schließlich das Ordenskleid. Endlich hatte Johanna das Gefühl, den von Gott vorgesehenen Weg zu gehen. Am 19. März 1895 legte sie die einfache Profess ab.
Das Werk wuchs unter großen Hindernissen. Das Asyl war voll von Arbeiterinnen, viele Kinder nahmen am Unterricht teil, verschiedene Mädchen wollten sich dem Projekt anschließen. Es war der Moment, an Expansion zu denken. So folgte auf die Gründung eines Hauses für die Ausbildung der Arbeiterinnen in Manises 1897 die Errichtung eines Noviziats im Jahre 1900 – ein Ort für die Formation und die Vertiefung des religiösen Lebens, das in Burjassot begann. Nach mancherlei Schwierigkeiten begab sich die Gruppe nach Ayora, um sich auch um die Ausbildung der Arbeiterinnen zu kümmern.
Von Beginn an mit der Leitung der neuen Kongregation betraut, befasste sich Mutter Johanna Maria auch mit der Abfassung der ersten Regeln, die 1911 ratifiziert wurden. Am 8. September 1911, dem Fest Maria Geburt, legten sie und 18 weitere Schwestern die ewige Profess ab. Aus dem gleichen Jahr stammen die ersten Konstitutionen der Kongregation. Bis dahin war ihre Lebensregel, Die Heiligen Bräuche, aus der Feder der Gründerin selbst, einem Ausbildungsvertrag gleichgekommen.
1912 eröffnete sie noch ein anderes Haus, bevor sie ihre letzte Reise antrat. Diese ging nach Almansa, einer Stadt mit fortschreitender Industrialisierung, wo sie und ihre Gefährtinnen ihre Mission fortsetzten; dabei widmeten sie sich der Erziehung im Allgemeinen und jener der Arbeiterinnen im Besonderen.
Obwohl von eher lebhaftem und resolutem Temperament, ließ sich Johanna Maria von der Gnade gefügig formen und nahm einen sanften und einfühlsamen Charakter an. Durch ihr konstantes Beispiel verinnerlichten Lebens, der Nächstenliebe und Opferbereitschaft bildete sie ihre Töchter für den Ernst des Lebens und die demutsvolle Hingabe an die Arbeit aus, wobei sie in allem die Vollkommenheit der evangelischen Räte suchte.
In den letzten fünfzehn Jahren vor ihrem Tod stellte sie ihre Gesundheit, die aufgrund von Diabetes immer schon etwas beeinträchtigt gewesen war, auf eine harte Probe; sie litt an vielen Krankheiten, verlor aber trotz starker körperlicher Schmerzen nie die innere Heiterkeit oder ihre Sanftmut, die sie seit vielen Jahren als treue Freundin begleitete. Sie ließ sich durch nichts aus der Bahn werfen, vielmehr gewann ihre vertrauensvolle Hingabe an den Willen Gottes mit zunehmenden Schmerzen an Kraft und sie ertrug alles mit großer Seelenstärke.
Am 15. Januar 1916 kam es zu einer abrupten Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes und der Arzt ließ sie wissen, dass das Ende unmittelbar bevorstand. Mit großer Innerlichkeit empfing Mutter Johanna Maria die Sterbesakramente, bevor sie, umgeben von ihren Töchtern, am 16. Januar 1916 um 4 Uhr morgens verschied.
Ihr Leichnam wurde im Saal des Mutterhauses aufgebahrt, wo eine große Menschenmenge defilierte; anschließend wurde sie im Gemeinschaftsgrab der Schwestern auf dem Friedhof von Burjassot beigesetzt. Im Verlauf der Jahre wurden die sterblichen Überreste mehrmals exhumiert und übertragen. Seit dem 3. November 1983 jedoch ruhen sie in der Kapelle des Mutterhauses, Esclavas de María Immaculada, calle Balmes, 27, Valencia, Spanien.
Das Institut, das sich aus dem festen Willen ihrer Gründerin speiste, erhielt am 14. April 1937 durch Pius XI. die zeitliche päpstliche Approbation und am 27. Januar 1947 die endgültige Approbation durch Pius XII.
Am 23. März 2003 wurde Johanna Maria Condesa Lluch von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 2001 – 2004. Innsbruck: Resch, 2015 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 6). XIV, 482 S., 110 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-099-5, Ln; EUR 48.60 [D], 49.90 [A]
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