Johanna Emilia de Villeneuve

JOHANNA EMILIA
DE VILLENEUVE
(1811-1884)

PROFESSSCHWESTER
GRÜNDERIN DER
KONGREGATION
UNSERER LIEBEN FRAU VON DER UNBEFLECKTEN EMPFÄNGNIS VON CASTRE

Selig: 5. Juli 2009
Heilig: 17. Mai 2015
Fest: 3. Oktober

JOHANNA EMILIA DE VILLENEUVE wurde am 9. März 1811 als drittes Kind des Grafen Jean Baptiste M. Louis de Villeneuve und der Jeanne Gabrielle Rosalie d’Avessens in Toulouse, Frankreich, geboren und am 11. März auf den Namen Johanna Emilia getauft, aber stets Emilia gerufen.
Emilia wuchs auf Schloss Hauterive (Tarn) in einer tiefgläubigen Umgebung auf, wo ihr von Anfang an ein hohes Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein sowie Offenheit für die Befürnisse anderer eingeschärft wurden. Die von ihrer Mutter vermittelte Ausbildung, die Tätigkeit des Vaters, der die landwirtschaftlichen Arbeiten auf dem Landgut leitete sowie die Nähe von Hauterive zu Castres, wo sich die Industrie zu entwickeln begann und den Familien Armut und viele Unannehmlichkeiten bescherte, weckten in Emilia das Verständnis für ihre künftige Mission, nämlich der materiellen und spirituellen Not entgegenzuwirken.
Ihr Leben wurde allerdings schon früh von schweren Prüfungen überschattet. So verlor sie 1815, im Alter von 14 Jahren, ihre Mutter und 1818 ihre Schwester Octavia. Nach dem Tod der Mutter lebte Emilia einige Zeit in Toulouse, wo sich die Großmutter um ihre und die Erziehung ihrer Schwestern kümmerte. Mit 19 Jahren kehrte sie nach Hause zurück, um ihren Vater, seinerzeit Seemann und von 1826-1830 Bürgermeister von Castres, zu unterstützen, und legte großes soziales Verständnis an den Tag. So führte sie einen Lernkurs für Jugendliche ein, gründete eine Gesellschaft zur gegenseitigen Hilfeleistung usw.
Emilia war von nun an die Herrin auf dem Schloss von Hauterive. Ihre Freundin und Vertraute, Coraly de Gaïx, beschreibt sie als Einzelgängerin mit einem Herz für Bedürftige. Schon in jungen Jahren machte es sich Emilia zur Gewohnheit, ihre Freuden und Leiden sowie ihre Entscheidungen der Gottesmutter anzuvertrauen. Die Jungfrau Maria wurde zu ihrer Gefährtin und Vertrauten.
Emilias Leidenschaft war die Liebe zu Gott und den Ärmsten. Sie wollte mit den Kranken, den Gefangenen und den Prostituierten sein, um ihnen zu zeigen, dass Gott sie liebte. Almosen und Nächstenliebe waren ihr zu wenig. Sie wollte ihnen auf Augenhöhe begegnen, um ihnen nach dem Beispiel des Erlösers ihre menschliche Würde zurückzugeben.
1836 setzte sie ihren tiefen Wunsch, sich ganz Gott und den Mitmenschen zu weihen, in die Tat um. Dabei konzentrierte sie sich zunächst auf ihre Heimatstadt. Sie legte die religiösen Gelübde ab und entschloss sich dann, ihre ganze Energie für die Rettung der allerärmsten Seelen einzusetzen.
Am 8. Dezember 1836 gründete sie mit zwei weiteren Gefährtinnen die Kongregation der Schwestern von der Unbefleckten Empfängnis, aufgrund ihrer blauen Ordentstracht „Blaue Schwestern“ genannt. Warum Schwestern von der Unbefleckten Empfängnis? Wie erwähnt, hatte sich Emilia nach dem Tod der Mutter die Gewohnheit zu eigen gemacht, Freud und Leid sowie ihre Entscheidungen Maria anzuvertrauen, die zu ihrer Wegbegleiterin wurde.
Die erste Gemeinschaft ließ sich in einem kleinen bescheidenen Haus in Castres nieder. Offen für die Nöte der Ärmsten in ihrer Umgebung, scharten sie arme Mädchen um sich und solche, die durch die zu Beginn des industriellen Zeitalters herrschende Armut dazu gemacht wurden. Außerdem kümmerten sie sich um die Gefangenen.
Schon bald kam es zur Gründung einer zweiten Gemeinschaft, wo sich die Schwestern um die Erziehung der Kinder, den Katechismusunterricht und die Versorgung der Kranken kümmerte. Alle Gemeinschaften hatten anfangs diese dreifache Aufgabe.
Emilias grundsätzliches Bestreben, für die Rettung der Ärmsten und Bedürftigsten zu arbeiten konkretisierte sich am 22. Juli 1846 durch die Eröffnung des ersten Refugiums in Castres.
Das Vorhaben einer Gründung in Missionsgebieten wurde im Dezember 1847 Realität. Emilia hatte stets den Wunsch gehegt, dorthin zu gehen, wo man Jesus noch nicht kennen und lieben gelernt hatte. Und so schickte sie 1848 einige Schwestern nach Senegal. Deren Aussendung erfolgte nach mancherlei Rückschlägen und Verhandlungen mit P. Libermann von der Missionsgesellschaft vom Hl. Geist (Spiritaner).
Geduldig lernten die Schwestern Bevölkerung, Kultur und Sprache kennen. Im darauffolgenden Jahr gingen sie nach Gambia und nach Gabun. Trotz der großen Entfernung pflegte Emilia, die in Frankreich blieb, mit ihren Schwestern einen regen Briefverkehr.
Auf dem Generalkapitel am 6. September 1853 bat sie darum, als Generaloberin abgelöst zu werden, was ihr nicht ohne Schwierigkeiten gewährt wurde.