Andreas Resch: Januarius Maria Sarnelli


JANUARIUS MARIA SARNELLI
(1702-1744)

PROFESSPRIESTER
DER KONGREGATION
VOM HLST. ERLÖSER
(REDEMPTORISTEN)

Selig: 12. Mai 1996
Fest: 30. Juni

JANUARIUS MARIA SARNELLI wurde am 12. September 1702 als viertes von sieben Kindern des Freiherrn von Ciorani (Salerno), Angelo Sarnelli, Advokat, und der Daniela Scoppa in Neapel geboren. Seinem adeligen Rang entsprechend erhielt er eine standesgemäße Erziehung und verbrachte die Sommermonate mit der Familie auf dem elterlichen Landgut. Da die Sarnellis von Neapel von jeher Advokaten gewesen waren, sollte auch Januarius die juristische Laufbahn einschlagen. Seine voruniversitäre Ausbildung erhielt er im Kolleg der Jesuiten.

Im Anschluss an die Seligsprechung des Jesuiten Francesco de Regis am 8. Mai 1716 äußerte er im Alter von 14 Jahren gemeinsam mit seinem Bruder Andreas Maria den Wunsch, in die Gesellschaft Jesu einzutreten. Während Andreas aufgenommen wurde, begann Januarius, dem der Vater wegen seines jugendlichen Alters davon abriet, das Rechtsstudium und promovierte 1722, mit 20 Jahren, in Zivil- und Kirchenrecht. Bis 1728 übte er seinen Beruf höchst erfolgreich aus und trat den von den Pii Operai (Fromme Arbeiter) organisierten Cavaglieri Togati e Dottori (Vereinigung adeliger Rechtsgelehrter und Doktoren) bei, zu deren Verpflichtungen es gehörte, die Patienten im Krankenhaus der Unheilbaren zu besuchen. An diesem Ort verspürte Sarnelli letztlich den Ruf des Herrn zum Priestertum.

Im Zuge seiner juristischen Tätigkeit kam er auch mit Alfons Maria von Liguori in Kontakt. Die Freundschaft der beiden vertiefte sich beim gemeinsamen Dienst an den Kranken im Spital von S. Maria del Popolo, besser bekannt unter der Bezeichnung „Krankenhaus der Unheilbaren“.

Im Sommer 1728 schloss sich Sarnelli jener Gruppe an, die sich zur Belebung der Capelle Serotine, der Armenviertel Neapels, um Liguori scharte und zu deren seelsorglicher Betreuung Laien aus einfachen Gesellschaftsschichten ausgebildet wurden. Im September desselben Jahres wurde er Seminarist der neapolitanischen Kirche und Kardinal Pignatelli inkardinierte ihn unverzüglich als Kleriker der Pfarre von S. Anna di Palazzo.

Um sein Studium ruhiger betreiben zu können, zog sich Sarnelli am 4. Juni 1729 in das von Matthäus Ripa gegründete Kolleg der Heiligen Familie, auch bekannt als Kolleg der Chinesen, zurück. Am 8. April des Folgejahres verließ er das Kolleg und begann am 5. Juni 1730 das Noviziat in der Kongregation der Apostolischen Missionen. Am 28. Mai 1731 beendete er das Noviziat, am 8. Juli 1732 wurde er zum Priester geweiht. Während der Priesterausbildung widmete sich Sarnelli – ohne die Besuche bei den „Unheilbaren“ zu vernachlässigen – auch der Katechese, den zur Kinderarbeit verdammten Jugendlichen, den Alten im Hospiz des hl. Januarius und den erkrankten Galeerensklaven im Hafen.

Nach der Priesterweihe ernannte ihn Pignatelli zum Verantwortlichen für die Katechese in der Pfarre der hll. Franziskus und Matthäus im Herzen eines der meistbevölkerten und berüchtigtsten Viertels der Stadt. Hier lernte Sarnelli die Geißel der Prostitution vor allem unter den Mädchen kennen. Ohne seine anderen Tätigkeiten hintanzustellen, begann er einen entschlossenen Kampf zur Rückholung und Prävention, um die Mädchen von diesem unwürdigen Dienst, zu dem sie in den spanischen Vierteln gezwungen wurden, zu befreien.

Gerade im Jahr von Sarnellis Priesterweihe, am 9. November 1732, gründete Alfons von Liguori in Scala bei Amalfi die Kongregation vom Heiligsten Erlöser. Sarnelli, der nicht mit ihm gehen konnte, wurde stattdessen in Neapel zum größten Verfechter der missionarischen Tätigkeit seines Freundes. Er stieß dann im Juni 1933 in Scala zu ihm, wo Alfons Maria, von den Gefährten der ersten Stunde verlassen, allein zurückgeblieben war, um ihm bei der Mission von Ravello zu helfen. Beim Anhören der Predigten und im persönlichen Gespräch mit dem Heiligen überzeugte er sich vom seelsorglichen Wert des Charismas der neuen Kongregation, deren Zweck die Volksmission und die Unterstützung der Ärmsten sowie all jener ist, die der geistigen und materiellen Hilfe entbehren. Und so entschloss sich Sarnelli, Redemptorist zu werden, wenngleich er weiterhin Mitglied der Apostolischen Missionen blieb.

Ab dem Eintritt in die Kongregation der Redemptoristen im Jahre 1733 bis zum April 1736 hielten Sarnelli und Alfons von Liguori in den Dörfern der Diözesen Amalfi, Chiazza und Salerno gemeinsam eine Reihe von Missionen. Auf Sarnellis Anregung wurde gemeinsam mit P. Angelo und dessen Bruder, dem Priester Andrea, auf dem väterlichen Landgut von Ciorani das Haus der Redemptoristen errichtet, das von 1738 bis 1742 das einzige Haus der Kongregation bleiben sollte. Er arbeitete auch an der Gründung des Hauses Villa Liberi (Caserta) mit. Sein schonungsloser Arbeitsrhythmus brachte Sarnelli fast an den Rand des Todes. Nachdem er sich wieder erholt hatte, wurde er mit Zustimmung des hl. Alfons gezwungen, sich zur Behandlung in Neapel niederzulassen. Der hl. Alfons schreibt dazu:

„Wegen seiner angeschlagenen Gesundheit und wegen des Klimas, das ihm nicht bekam, aber auch wegen der vielen Arbeit, die er sich aufgeladen hatte, vor allem im Hinblick auf die Entfernung der Prostituierten aus dem Zentrum von Neapel, […] was ständigen Einsatz erforderte, musste er die Oberen darum ersuchen, nach Neapel übersiedeln zu dürfen, wo er dann starb. Obwohl er in Neapel wohnte, versäumte er es nicht, die Mitbrüder seiner Kongregation bei ihren Missionen tatkräftig zu unterstützen.“ In diesem Kontext liest man ferner folgende Stellungnahme des hl. Alfons: „Man beachte: kein Austritt, sondern Luftveränderung!“ Dieser Satz ist die Bestätigung dafür, dass Sarnelli die Kongregation der Redemptoristen nie verlassen hat.

Nach seiner Rückkehr in das Elternhaus blieb er der Kongregation der Redemptoristen weiterhin treu und gesellte sich zu den Mitbrüdern, wann immer ihn Alfons zu Missionen berief. In der Hauptstadt nahm er seinen früheren Arbeitsrhythmus wieder auf und widmete sich in den Jahren von 1736 bis 1741 der Veröffentlichung seiner Schriften, der Kampagne zur Rückführung der Prostituierten und gegen den Missbrauch des Fluchens, der Verbreitung der Andacht unter den Laien und der spirituellen Bildung der Kinder.
Die Erfolge im Kampf gegen die Prostitution machten ihn bei all jenen verhasst, die die armen Frauen ausbeuteten. Er wurde sogar mit dem Tod bedroht und selbst seine eingeschüchterte Familie suchte seinen Eifer zu bremsen. Sarnelli aber blieb unbeugsam und erklärte, dass „er sich glücklich schätzen würde, wenn er wegen einer so ehrenvollen Arbeit für Gott sein Leben hingeben müsste“. Er war der Erste, der diese gesellschaftliche Plage nicht akzeptierte.

Zur Förderung des gemeinsamen Gebets für die Laien und zur Ausbildung der Kinder begann er zudem eine intensive literarische Tätigkeit. So verfasste er etwa 40 Werke, die sich mit Meditation, mystischer Theologie, geistlicher Führung, Recht, Pädagogik, Moral und Pastoral, mit Mariologie und Askese befassen. Il mondo santificato (Die geheiligte Welt), Il cristiano illuminato (Der erleuchtete Christ), Il mondo reformato (Die reformierte Welt) sind die Titel einiger seiner wichtigsten Arbeiten.
1741 plante er, in Vorbereitung auf die kanonische Visitation durch Kardinal Spinelli, eine große Mission in den Dörfern vor den Toren Neapels. Sarnelli drängte den Kardinal, die Leitung der Mission Alfons Maria von Liguori und den Redemptoristen zu übertragen. Dies war jedoch erst Anfang 1742 möglich, als Alfons gezwungen war, die Missionstätigkeit aufzugeben, um nach Ciorani zurückzukehren. Sarnelli, der seinem sich in Schwierigkeiten befindlichen Freund ein weiteres Mal helfen wollte, beugte sich dem Willen des Kardinals und übernahm die Aufgabe anstelle von Alfons Maria. Er leitete die Mission bis zum September folgenden Jahres, wo er, am Ende seiner Kräfte, die Verantwortung zurücklegte.

Trotz seiner eindeutig schlechten gesundheitlichen Verfassung predigte er noch bis zum April 1744, als er sich, sichtlich am Ende, nach Neapel in das Haus seines älteren Bruders zurückzog, wo er den letzten Monat seines Lebens verbrachte. Alfons Maria schicke ihm zur Unterstützung zwei Koadjutoren. „Ich beginne, einen großen Frieden zu empfinden“, schreibt der hl. Alfons beim Gespräch über die letzte Krankheit seines Freundes und zitiert die letzten Worte des Sterbenden: „Herr, ich will weder leben noch sterben, ich will das, was Du willst.“

Sarnelli starb am 30. Juni 1744 im Alter von 42 Jahren und wurde am 2. Juli in der Kirche S. Maria dell’Aiuto in Neapel bestattet. 1894 erfolgte die Überführung seines Leichnams in die Kirche der Redemptoristen der hll. Alfons und Antonius in Tarsia, und am 25. Oktober 1994 wurden seine sterblichen Überreste in der Kirche von der Allerheiligsten Dreifaltigkeit der Redemptoristen in Ciorani beigesetzt, die 1735 mit Sarnellis Hilfe erbaut worden war.

Der hl. Alfons schrieb eine Biografie, die noch am 17. Juni desselben Jahres druckreif war. Für die Kirche Neapels gilt Sarnelli als einer der bedeutendsten Seelsorger und für die Redemptoristen als „Zwillingsbruder“ und Weggefährte des Gründers. Aufgrund seines sozialen Engagements zugunsten der Frauen wird er als einer der diesbezüglich umfassendsten Autoren des beginnenden 18. Jahrhunderts in Europa angesehen.

Am 12. Mai 1996 wurde Januarius Maria Sarnelli von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1996 – 2000. Innsbruck: Resch, 2010 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 4). XIII, 376 S., 86 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-088-9, Ln, EUR 39.90 [D], 40.98 [A]

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