Andreas Resch: Hryhorij Khomysyn und Gefährten

HRYHORIJ KHOMYŠYN, BISCHOF
(1867-1945)

Fest: 28. Dezember

HRYHORIJ LAKOTA, BISCHOF
(1883-1950)
Fest: 5. November

IVAN SLEZYUK, BISCHOF
(1896-1973)
Fest: 2. Dezember

MYKYTA BUDKA, BISCHOF
(1877-1949)
Fest: 28. September

UKRAINISCHE MÄYRTYRER

Selig: 27. Juni 2001

Hryhorij Khomyšyn wurde am 25. März 1867 als Sohn einer bäuerlichen Familie im Dorf Hadynkivtsi in der Region Ternopil, Ukraine, geboren. Nach Beendigung der Studien am Seminar von Lemberg wurde er am 18. November 1893 zum Priester geweiht. Anschließend schickte man ihn zur Vertiefung des Theologiestudiums nach Wien, das er 1899 mit dem Doktorat abschloss. Nach seiner Rückkehr nach Stanislaviv setzte Khomyšyn sein Priesteramt an der Kathedrale fort. 1902 wurde er zum Rektor des Seminars von Lemberg ernannt und zwei Jahre später, am 19. Juni 1904, zum Eparchen von Stanislaviv, heute Iwano-Frankiwsk, geweiht. Der neue Bischof legte bei seiner Arbeit besonderes Augenmerk auf die spirituelle Formation der Priester und die katholische Presse. 1907 weihte er zur zeitgemäßen Ausbildung der angehenden Priester das neue Seminar von Lemberg ein. Gleichzeitig förderte er die Präsenz der religiösen Orden. 1912 veröffentlichte Khomyšyn das Buch Heilige Eucharistie und 1920 Der Kult des Heiligsten Herzens unseres Herrn Jesus Christus. Im gleichen Jahr lud er die Kongregation des Allerheiligsten Erlösers nach Stanislaviv ein. Darüber hinaus versuchte er die Entwicklung von Hilfsorganisationen für Kinder und Erwachsene voranzutreiben.
Anfang 1939 wurde er von den kommunistischen Behörden verhaftet. Die ganze Nacht hindurch machte man ihn die Stiegen auf- und absteigen, anschließend brachte man ihn nach Hause. Am 11. April 1945 wurde Khomyšyn neuerlich verhaftet, 28-mal verhört, beschuldigt, Kontakte mit dem Vatikan zu unterhalten und die Entfaltung der Loyalität des ukrainischen Volkes zu behindern; zudem wurde ihm das Recht, zu sprechen, aberkannt. Am 21. Dezember 1945 wurde Khomyšyn aufgrund der während der Verhöre erlittenen Misshandlungen und Schläge in ernstem Zustand in das Gefängnisspital Lukyanivs’ka nach Kiew gebracht, wo er am 28. Dezember starb. Seine Gebeine ruhen in einem Gemeinschaftsgrab auf dem Friedhof von Lukyanivs’ka.

Hryhorij Lakota kam am 31. Januar 1883 im Dorf Holodivka, heute Zadnistrjany, in der Region Lemberg, Ukraine, zur Welt. Seine Eltern waren Bauern. Am 20. Juni 1903 trat er in das Seminar von Lemberg ein, wo er am 30. Juni 1908 zum Priester für die Diözese Przemyśl (Polen) geweiht und zum stellvertretenden Pfarrer von Trostjanec’ ernannt wurde. Zur Vertiefung seiner Studien schickte man ihn nach Wien, wo er 1911 zum Doktor der Theologie promovierte und seine Bibelstudien fortsetzte. 1913 wurde Lakota Professor am Seminar von Przemyśl und war dort von 1918-1926 auch Rektor. Am 16. Mai 1926 erfolgte die Weihe zum Weihbischof der Eparchie von Przemyśl.
Im ersten Zeitabschnitt der Besetzung der Westukraine durch die Bolschewiken (1939-1941) wurde die Eparchie durch die sowjetisch-deutsche Grenze in zwei Teile aufgesplittert. Lakota wurde der von den Nazis besetzte Teil mit Sitz in Jaroslaw zugeteilt. Die Situation gestaltete sich immer schwieriger, doch Lakota beschloss, auf seinem Posten zu bleiben, und sagte, dass wenn auch nur eine einzige Seele der Hilfe bedürfe, sei der Platz des Hirten um jeden Preis an ihrer Seite. Lakota wurde dann von den kommunistischen Behörden gezwungen, nach Lemberg zu gehen, wo er bei einer Familie wohnte. Am 25. Mai 1946 wurde er verhaftet, vor das Tribunal in Kiew geschleppt und am 9. Juni zu zehn Jahren Lagerhaft in Sibirien verurteilt. Man brachte ihn nach Workuta, wo er zunächst im Bergwerk arbeitete und dann, aufgrund seiner geschwächten Gesundheit, den Schmied und den Straßenkehrer machte und zum Kartoffelschälen in der Küche eingeteilt wurde. Im Winter 1949 erkrankte er schwer und wurde in das Lager von Abez, 180 km südlich von Workuta, transferiert. Dort wurden ihm die niedrigsten Arbeiten zugeteilt, die eigens für Priester und Bischöfe reserviert waren, um sie zu demütigen. Die anderen Häftlinge boten sich an, seine Aufgaben zu übernehmen. Er aber weigerte sich standhaft und ertrug alles, ohne sich je zu beklagen. Am 5. November 1950 starb Lakota im Alter von 67 Jahren im Lagerspital von Abez in Sibirien und wurde in der Kirche Mariä Geburt, Prospekt Tschervonoji Kalyny 70, Lemberg, Ukraine, beigesetzt.

Ivan Slezyuk wurde am 14. Januar 1896 im Dorf Žhyvachiv in der Region von Stanislaviv, heute Iwano-Frankiwsk, geboren. Seine Eltern waren Bauern. Er besuchte die lokale Volksschule, dann die höhere Schule in Kolomyja und trat 1918 in das Seminar von Stanislaviv ein. Nach seiner Priesterweihe 1923 gab er Katechismusunterricht an den höheren Schulen von Stanislaviv und wirkte bis 1939 als Beichtvater im Konvent des hl. Vinzenz. Er war auch Berater des Eparchialgerichts für Eheangelegenheiten. Während der Besatzung durch die deutschen Truppen wirkte er als Seelsorger an der Kathedrale und als Religionslehrer an einer Handelsschule. Zwischen März und April 1945 wurde Slezyuk aufgrund der bevorstehenden Verhaftung der gesamten griechisch-katholischen Hierarchie der Ukraine, die am 11. April 1945 erfolgte, zum Bischof der „Untergrundkirche“ geweiht. Kurz darauf, am 2. Juni, wurde er gefangen genommen und am 12. Juni 1946 wegen Verbreitung antisowjetischer Propaganda im Unterricht und bei der Seelsorge zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt, mit Einschränkung der Bürgerrechte für fünf Jahre und Beschlagnahmung des persönlichen Eigentums. Slezyuk wurde in das Konzentrationslager von Workuta in Sibirien gebracht und 1950 nach Mordwinien. Nach seiner Entlassung am 15. November 1954 setzte er seine seelsorgliche Tätigkeit bis zum 22. Oktober 1962 fort, als er wegen „Organisation illegaler religiöser Aktivitäten der griechisch-katholischen Priester“ zu fünf Jahren Zwangsarbeit und, im Anschluss an seine Haft, zu fünf Jahren Exil in entlegenen Gegenden der UDSSR verurteilt wurde. Nach der Enthaftung 1968 nahm er trotz ständiger Verhöre durch die kommunistischen Behörden von Stanislaviv seine Untergrundtätigkeit wieder auf. Am 30. November desselben Jahres erteilte er dem Basilianerpater Sofron Dmyterko die Bischofsweihe, damit die Eparchie nach seinem Tod einen Bischof habe. Slezyuk leitete unterdessen weiterhin die Eparchie, wobei seine Tätigkeit für die Arbeit des KGB im Kampf gegen die ukrainisch-katholische Untergrundkirche ein großes Hindernis darstellte. Seine Residenz wurde daher ununterbrochen überwacht und oft wurde er von Funktionären des KGB zu Verhören geladen. Als er nach einer dieser „Sitzungen“ nach Hause kam, erzählte der Bischof, dass man ihn stundenlang allein in einem Zimmer hatte sitzen lassen. Bald darauf fühlte er sich unwohl und ging zu Bett. Zehn Tage später, am 2. Dezember 1973, starb Slezyuk im Alter von 77 Jahren. Am 4. Dezember wurde er auf dem Friedhof von Iwano-Frankiwsk neben der Auferstehungskirche, Majdan Scheptyčkoho 22, beerdigt.

Mykyta Budka wurde am 7. Juni 1877 im Dorf Dobromirka im Distrikt von Sbarasch, Ukraine, geboren. Seine Familie war arm und so bestritt er sein Studium durch das Unterrichten der Kinder begüterter Familien. Er inskribierte sich an der Juridischen Fakultät und meldete sich zum Heer. 1902 trat er in das Seminar von Lemberg ein und wurde anschließend zur Vervollständigung des Theologiestudiums an die Universität Innsbruck, Österreich, geschickt. Nach der Priesterweihe am 10. Oktober 1905 nahm Budka die Studien in Wien wieder auf. Nach Lemberg zurückgekehrt, wurde er zum Präfekten des Seminars ernannt und gründete und leitete die Zeitschrift Emihrant (Der Emigrant), die zum offiziellen Sprachrohr der „Gesellschaft zur Unterstützung der Emigranten“ wurde. 1912 leitete er für kurze Zeit die Mission in Bosnien und Deutschland. Am 15. Juli 1912 wurde Budka zum ersten Bischof für die ukrainischen Katholiken in Kanada ernannt und alle Emigranten, die in diesem Territorium wohnten, wurden seiner pastoralen Obhut anvertraut. Am 14. Oktober 1912 erfolgte die Bischofsweihe. 16 Jahre lang wirkte Budka seelsorglich in Kanada. Wegen interner und externer Intrigen gegen die ukrainische griechisch-katholische Kirche in der Diaspora wurde Budka 1927 nach Rom zurückbeordert. 1928 ging er wieder nach Lemberg und wurde zum Protosyncellus (Generalvikar) sowie zum Kanonikus der Kathedrale vom hl. Georg ernannt. Seine Tätigkeit war sehr intensiv und mit besonderer Freude widmete er sich dem marianischen Heiligtum von Zarvanycja, indem er die Pilgerfahrten dorthin organisierte. Am 11. April 1945 wurde Budka zusammen mit den übrigen Bischöfen der griechisch-katholischen Kirche von den kommunistischen Behörden gefangen genommen und am darauffolgenden 29. Mai zu fünf Jahren Haft und drei Jahren Verlust der Bürgerrechte verurteilt. In Wirklichkeit bekam er acht Jahre Haft und Exil in Kasachstan auferlegt. Im Lager half er seinen verzweifelten Gefährten die Situation zu ertragen. Man zwang ihn, Vieh zu züchten. Nie kamen Klagen über seine Lippen. Die acht Jahre überlebte er jedoch nicht. Mykyta Budka starb am 28. September 1949 im Alter von 72 Jahren im Lagerspital von Karadzar (Karaganda, Kasachstan) infolge einer Myokardsklerose. Den Dokumenten des staatlichen Archivs von Karaganda zufolge wurde er auf dem Lagerfriedhof beigesetzt.

Am 27. Juni 2001 wurden Hryhorij Khomyšyn, Hryhorij Lakota, Ivan Slezyuk und Mykyta Budka von Papst Johannes Paul II. in Lemberg seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 2001 – 2004. Innsbruck: Resch, 2015 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 6). XIV, 482 S., 110 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-099-5, Ln; EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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