Andreas Resch: Heinrich Rebuschini


HEINRICH REBUSCHINI
(1860-1938)

PROFESSPRIESTER DES ORDENS DER REGULARKLERIKER
VOM KRANKENDIENST
(KAMILLIANER)

Selig: 4. Mai 1997
Fest: 10. Mai

HEINRICH REBUSCHINI wurde am 28. April 1860 als Sohn von Domenico Rebuschini und Sofia Polti in Gravedona am Comosee geboren und am 1. Mai auf den Namen Heinrich Peter Baptist getauft. Seine Lehrmeister in der gutsituierten Familie waren die Mutter und die Tante, die sich besonders in der Vinzenzkonferenz engagierten. Heinrich besuchte die Volksschule in Como und empfing im Juni 1869 mit großem Eifer die Sakramente von Erstkommunion und Firmung. Von 1871 bis 1876 besuchte er das Gymnasium und anschließend das klassische Lyzeum. Nach Ablegung der Reifeprüfung am 6. August 1879 schrieb er sich an der Fakultät für Ingenieurwesen und Mathematik an der Universität von Pavia ein, die er nach einem Jahr aber wieder verließ, weil er das dort vorherrschende materialistische und antiklerikale Klima als unerträglich empfand. Nach Hause zurückgekehrt, inskribierte er am Technischen Institut von Como, wo er im Sommer 1882 das Buchhalterdiplom erwarb.

Damals zeigte sich bei ihm immer stärker die Berufung zum Priester, doch beschloss er – dem Rat einiger Personen folgend, darunter des Seligen Don Guanella – vorerst noch abzuwarten.

In der Zwischenzeit absolvierte er den Militärdienst, wo er schon bald zum Leutnant emporstieg. Nach Rückkehr in das bürgerliche Leben arbeitete er von 1884 an zwei Jahre lang in der Seidenindustrie seines Schwagers in Crema, ohne dabei jedoch jene Befriedigung zu finden, die er suchte. Einmal schrieb er ihm: „Das ist keine Arbeit für mich. Aus mir wird nie ein tüchtiger Geschäftsmann. Ich fühle mich nicht geeignet, es wird mir nie gelingen, zu deiner vollen Zufriedenheit zu arbeiten.“ Rebuschini war damals 24 Jahre alt. Zur gleichen Zeit engagierte er sich mit großer Hingabe im städtischen Krankenhaus von Como, wo er in der Verwaltung tätig war. Da er zunehmend den Ruf zum Ordensleben verspürte, erhielt er schließlich vom Vater, der anfangs völlig dagegen war, die Erlaubnis, nach Rom zu gehen, wo er am 2. November 1884 auf Kosten seiner Diözese in das Pontificio Seminario Lombardo eintrat und an der Gregoriana inskribierte. Der Studienerfolg ließ nichts zu wünschen übrig, wie der Rektor schreibt: „Ein junger Mann mit erbaulichem Verhalten, großem Einsatz, beharrlicher Hingabe an die Studien und ausgezeichneter kirchlicher Spiritualität.“

1885 erhielt Rebuschini die niederen Weihen, musste jedoch nach dem dritten Semester im Frühjahr 1886 das Kolleg und die Universität wegen schwerer Krankheit verlassen und nach Hause zurückkehren. Es handelte sich um eine tiefgreifende Depression, die eine Aufnahme in eine Kuranstalt in der Lombardei gebot. Es war eine schmerzhafte Erfahrung, voll von Ängsten, Verzweiflung und Schuldgefühlen ohne jede Hoffnung. Nachdem er sich in den ersten Monaten des Jahres 1887 erholt hatte, kehrte er wieder in die Familie zurück. Seine Heilung betrachtete er als ein göttliches Geschenk: „Es war Gott, der meine Gesundheit bewirkt hat, indem er mir das Vertrauen in seine unendliche Güte und Barmherzigkeit gab.“ Es folgten immer wieder Rückfälle, die stets als Begleiterscheinung eines Erschöpfungszustandes auftraten, aber nicht so gravierend ausfielen wie früher. Im Kreis seiner Familie beschritt er damals einen asketischen Lebensstil, den man sich rigoroser nicht vorstellen könnte. Ihm blieb er ein Leben lang treu. Schließlich legte er vor Maria das Gelübde ab, „Christus, dem Weg, der Wahrheit und dem Leben zu dienen“. Die Ziele, die es für ihn zu erreichen galt, waren das Vertrauen in Gott, „auf den all mein Bemühen, jeder Atemzug gerichtet sein soll“, die Betrachtung des Wortes Gottes (später ließ er sich in sein Gewand eine zusätzliche Tasche einnähen, um stets das Evangelium zur Hand zu haben), die innige Verbindung mit dem österlichen Geheimnis des Todes und der Auferstehung Christi, das unaufhörliche Gebet und die Demut. Diese geistigen Grundsätze wurden als Fundament der persönlichen Hingabe an den Nächsten verstanden. In seinem Tagebuch lesen wir: „Ich opfere für meinen Nächsten mich selbst und mein Leben. Ich will versuchen, für ihn zu tun, was mir möglich ist. Lass mich, Herr, nur Dich im Nächsten sehen und sein vertrauter Diener sein.“ Da er den Kranken und Bedürftigen besonders zugetan war, suchte er die ihm vom Vinzenzverein genannten Patienten im städtischen Krankenhaus und in ihren Wohnungen auf und gab ihnen in seiner Großzügigkeit alles, was er hatte, sogar seine eigene Wäsche.

Sein Beichtvater, der Rebuschinis Empfindsamkeit schätzte, verwies ihn auf die Kamillianer. Es geschah beim Gebet vor dem Bildnis des hl. Kamillus von Lellis in der Pfarrkirche Sankt Eusebius in Como, dass Rebuschini, wie er später seinem Cousin anvertraute, wie von einem Blitz getroffen wurde, der ihm den Weg wies: „Mach weiter, es ist nicht dein Werk, sondern meines!“

Am 27. September 1887 stellte er sich im Noviziat der Kamillianer in Verona vor und am folgenden 7. Dezember trat er dort als Novize ein. Zwei Jahre lang widmete er sich den theologischen Studien, nach deren Abschluss er durch eine spezielle Dispens am 14. April 1889 in Mantua vom späteren Papst Pius X., der damals Bischof von Mantua war, zum Priester geweiht wurde. Am 8. Dezember des Jahres legte er die einfachen Gelübde ab und wurde unmittelbar darauf zum stellvertretenden Novizenmeister und zum Lehrer der Novizen ernannt. Da ihm seine angeborene Schüchternheit diese Aufgabe aber erschwerte, betrauten ihn die Oberen mit der geistlichen Führung der Patienten des Militärspitals (1890 – 1895). In dieser Zeit, genau am 8. Dezember 1891, wurde er zur ewigen Profess zugelassen. Von 1896 bis 1899 wirkte er dann als Kaplan im städtischen Krankenhaus von Verona.

Am 1. Mai 1899 wurde Rebuschini nach Cremona versetzt, wo er bis zu seinem Tode blieb. Die dortige Kommunität entwickelte schon damals ein wohltätiges Werk zur Unterstützung der Kranken sowohl im eigenen Haus, dem ein kleines Erholungsheim angeschlossen war, als auch in den jeweiligen Wohnungen der Patienten selbst. P. Heinrich brachte in diese Tätigkeit seine vielfältigen menschlichen Gaben ein, die durch sein unvergleichliches Leben des Gebets und der Verbundenheit mit Gott zu einem hohen Erfolgsgrad geführt wurden, wobei er, nach Christus, den hl. Kamillus zum Vorbild par excellence für den Dienst an den Kranken nahm. So liest man in der neuen Konstitution des Ordens: „Nach dem Beispiel des Gründers setzt sich ein jeder von uns – ganz so, wie es ihm der Hl. Geist gebietet – im Dienst an den Kranken ein, und dies mit allem erdenklichen Fleiß und Wohlwollen, mit jener Zuneigung, die eine liebevolle Mutter ihrem einzigen kranken Sohn zuteil werden lässt.“ In der Tat zeigt sich der zentrale Punkt, der Rebuschini mit dem hl. Kamillus verband, in der von beiden erreichten Vollkommenheit der Nächstenliebe, die ihren Ausdruck in der vollen Hingabe an Gott und die Kranken fand. Man bewunderte Rebuschinis feine Umgangsformen, sein schlichtes Auftreten, seine ständige Verfügbarkeit, die Spontaneität, mit der er die Menschen ihrem Wohl zuführte. Er stand vorbehaltlos und uneingeschränkt im Dienst der Anderen. Seine Intelligenz war nicht alltäglich und seine Bildung überdurchschnittlich. Er ließ sich das jedoch nicht anmerken, sondern handelte vielmehr aus der Tiefe des Herzens. So erklärt sich, dass wer immer ihm begegnete, sofort das Empfinden hatte, sein Freund zu sein und von seinem Zuhören und Wohlwollen zu profitieren. Ein Zeuge berichtet, dass er „zu jedem Kranken Zugang fand und dessen Seele gewinnen konnte, auch ohne zu sprechen, oder mit jenen wenigen und kurzen Worten, die ihm über die Lippen kamen“. Sein Gesicht und seine ganze Person sagten mehr aus als sein Mund.

Am 21. Dezember 1903 wurde Rebuschini zum Kaplan der Töchter des hl. Kamillus ernannt und übernahm von diesem Jahr an das Amt des Ökonomen im Konvent der Kamillianer und im neuen Pflegeheim S. Camillo – eine Aufgabe, die er bis 1937 ausübte. Am 12. März 1912 wurde er Oberer des Hauses und blieb dies in drei Folgen insgesamt 11 Jahre lang. Gleichzeitig hatte er das Amt des Präfekten inne. Die Biografie dokumentiert die Schwierigkeiten und die verwickelten Situationen, mit denen er bei der Ausführung der beiden Ämter konfrontiert wurde. Dabei bewies er seelische Standhaftigkeit, eine Engelsgeduld, grenzenlosen Einsatz dem Haus, den Mitbrüdern und den Kranken gegenüber und große Ausgeglichenheit. Am 26. Mai 1920 ernannte man Rebuschini zum Obern des Hauses von Mailand, doch verzichtete er umgehend darauf.

Da er in einer ständigen Einheit mit Gott lebte, traf man ihn in jeder freien Minute und bis tief in die Nacht hinein betend in der Kapelle. Diese Verbundenheit mit Gott begleitete ihn auch, wenn er von Amts wegen, zum Besuch der Kranken oder aus anderen Gründen in den Straßen von Cremona unterwegs war. Die Leute „sahen“, dass er mit Gott war, und erbauten sich daran. Sie nannten ihn den „Mystiker der Straße“ und ein Zeuge bezeichnete ihn als „Mann der Ausgeglichenheit“, weil er eine unvergleichliche Ruhe und Heiterkeit ausstrahlte.

Im Verlauf seiner 49 Priesterjahre beeindruckt vor allem die beharrliche Erfüllung seines Grundsatzes, „das eigene Sein zu opfern, um Gott dem Nächsten zu geben, da in ihm das Antlitz des Herrn selbst aufleuchtete“ – und dies bis an die letzten Tage seines Lebens. Als er einmal von der Messfeier im Haus eines Kranken zurückkam, verspürte er Übelkeit und ging auf sein Zimmer. Eine schwere Lungenentzündung bereitete seinem Leben innerhalb von 17 Tagen ein Ende. P. Heinrich Rebuschini starb am 10. Mai 1938 im Alter von 78 Jahren und wurde unter Teilnahme einer riesigen Menschenmenge am 12. Mai 1938 auf dem Friedhof von Cremona beerdigt, von allen als „heiliger Pater“ bezeichnet. Seine sterblichen Überreste wurden dann innerhalb der Mauern seines geliebten Kamillianerklosters übertragen und ruhen nun im Santuario del Beato Enrico Rebuschini in Cremona.

Am 4. Mai 1977 wurde Heinrich Rebuschini von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.


RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1996 – 2000. Innsbruck: Resch, 2010 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 4). XIII, 376 S., 86 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-088-9, Ln, EUR 39.90 [D], 40.98 [A]

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