Andreas Resch: Guido Maria Conforti


GUIDO MARIA CONFORTI
(1865-1931)

BISCHOF UND GRÜNDER
DER XAVERIANER-MISSIONARE

Selig: 17. März 1996
Heilig: 23. Oktober 2011
Fest: 5. November

GUIDO MARIA CONFORTI wurde am 30. März 1865 als achtes von zehn Kindern des Rinaldo Conforti und der Antonia Adorni in Ravadese, Parma, Italien, geboren. In seiner alteingesessenen Familie (1285), die zur damaligen Zeit (1840-1895) durch unveräußerliche Grundstücke zu Wohlstand gekommen war, erhielt er vor allem seitens der Mutter eine vorbildliche Erziehung. Während seiner Volksschulzeit 1872 bis 1876 bei den Christlichen Schulbrüdern von Parma hatte Guido bei der Betrachtung des Kreuzes ein besonderes Erlebnis: „Es war unmöglich, auf dieses göttliche Symbol zu blicken, ohne sich zum größtmöglichen Opfer angespornt zu fühlen.“ Von jenem Augenblick an verspürte er eine starke Neigung zum priesterlichen Leben, was er, abgesehen vom Religionsunterricht bei den Christlichen Schulbrüdern, eben auf dieses einzigartige Erlebnis zurückführte. Der Vater sah ihn allerdings schon als Gutsherrn und die Ärzte schüttelten bei den Untersuchungen des öfteren den Kopf: sein Herz schlug nämlich nicht im rechten Rhythmus. Trotz dieser schwerwiegenden körperlichen Probleme und des Widerstands des Vaters trat er 1876 in das Seminar ein, wo er sämtliche Studien mit Auszeichnung absolvierte und durch Fleiß, Frömmigkeit und Zuverlässigkeit hervortrat.

Nachdem der Vater seine ablehnende Haltung aufgegeben hatte, wechselte Guido 1886 zum Theologiestudium an das Diözesanseminar von Parma, das damals unter der Leitung des Seligen Andreas Ferrari stand, der großen Einfluss auf ihn hatte und mit dem Conforti für immer in Freundschaft verbunden blieb. Im Alter von ca. 18 Jahren wurde er von epileptischen Anfällen und somnambulen Attacken heimgesucht, die nach einer Wallfahrt zur Basilika des Heiligtums von Fontanellato plötzlich aufhörten. Noch als Kleriker wurde er zum Vizerektor des Seminars ernannt.

Nach der Priesterweihe am 22. September 1888 wurde Conforti als Vizerektor und Lehrer im Seminar behalten. In diesen Funktionen zeigte er beachtliche erzieherische Fähigkeiten. In erster Linie aber beeindruckte er die Jugendlichen durch das Zeugnis seines priesterlichen Lebens und seiner pastoralen Nächstenliebe. Als er 1891 zum Rektor vorgeschlagen wurde, verzichtete er in aller Bescheidenheit auf das hohe Amt, weil er mit der Gründung eines Seminars für Auslandsmissionen in der Emilia Romagna liebäugelte. 1892 nahm er stattdessen die Ernennung zum Prorektor und zum Kanonikus der Kathedrale an, ebenso wie zum Ratsmitglied der örtlichen Philosophischen Akademie des hl. Thomas von Aquin und 1893 zum diözesanen Leiter des Frommen Werkes der Glaubensverbreitung.

Vor allem dieses letzte Amt entfachte in ihm wieder jenen tiefen Wunsch, den er schon in den Jahren 1878 – 1880, nach der Lektüre der Biografie des hl. Franz Xaver, verspürt hatte, nämlich allen Menschen das Evangelium zu verkünden. Damals wollte er Jesuit oder Salesianer werden, doch sein Gesundheitszustand und die schweren epilepsieähnlichen Störungen, von denen er 1887 geheilt wurde, erstickten jedwede missionarische Perspektive. So dachte er an die Gründung eines Instituts mit dem ausschließlichen Zweck der Evangelisierung der Nicht-Christen.

1895 erwarb Conforti in Borgo del Leon d’Oro in Parma ein Haus, in dem junge Missionare Aufnahme und Ausbildung finden sollten, um anschließend in Missionsgebieten das Evangelium zu verbreiten. Das Dekret zur Errichtung des Seminarium Aemilianum pro Externis Missionibus wurde am 1. November 1895 erlassen. So entstand am 3. Dezember 1895, nach Zustimmung des Heiligen Stuhls und dem Segen des zuständigen Bischofs, die religiöse Kongregation Fromme Gesellschaft des hl. Franz Xaver. Die Ordensgelübde, die Conforti bei Eröffnung des Instituts privat abgelegt hatte, ließ er seine ersten Missionare am Vorabend ihrer Abreise nach China ablegen.
Nach Erlangung des Doktorats in Theologie am 4. März 1896 und der Ernennung zum Generalvikar der Diözese Parma am 7. März wurde er am 15. September d. J. Präsident des kirchlichen Sondertribunals für die Presse und am 23. September in das Theologische Collegium aufgenommen.

Am 4. März 1899 entsandte Conforti die ersten zwei Xaverianer-Missionare nach China. An Problemen mangelte es nicht. Conforti verfügte über nur einen jungen Priester, der ihm bei der Führung der künftigen Missionare hilfreich zur Seite stand, während er selbst als Generalvikar in der Kurie voll ausgelastet war. Als dann der Franziskaner Msgr. Francesco Fogolla, Bischof in China, nach Parma kam, zögerte Conforti keine Minute, sich von seinem einzigen Priester zu trennen, und so ließ er P. Caio Rastelli und den Subdiakon Odoardo Manini mit dem ehrwürdigen Bischof ziehen. Nachdem sie das im Norden gelegene Shansi erreicht hatten, wurde P. Caio in die Berge im Westen geschickt, wo er mit Hunger und unzähligen Entbehrungen zu kämpfen hatte. Als die Boxer-Revolution ausbrach, floh er über Berg und Tal, verfolgt von einer Truppe von zehn Soldaten, da man ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt hatte. Auch der junge Odoardo rettete sich durch Flucht. Nachdem sie die Mongolei erreicht hatten, flüchteten sie sich in die Bastion der belgischen Missionare von Scheut, wo sie zwei Monate lang dem Ansturm der Boxer und Mongolen standhalten mussten. Inzwischen kam es in der Provinzstadt Taiyuan-fu zum Massaker: die beiden Bischöfe wurden zusammen mit drei Missionaren, sieben Schwestern, fünf Seminaristen und neun Missionshelfern niedergemetzelt. Mit ihnen verloren 32 Protestanten, Pastoren samt ihren Familien, das Leben. Nach Ende der Verfolgung starb P. Caio Rastelli, aufgezehrt von den Entbehrungen, Strapazen, den Reisen und schlaflosen Nächten, am 2. Februar 1901 mit 28 Jahren an Typhus. Seinen Mitbruder Manini berief Msgr. Conforti nach Hause zurück. Die erste Mission war damit beendet.

Am 9. Juni 1902 erfolgte Confortis Ernennung zum Erzbischof von Ravenna. In der Nacht vor seiner Bischofsweihe legte er die ewigen Gelübde und das Versprechen ab, sich ohne Vorbehalte der Verkündigung des Evangeliums „ad gentes“ zu widmen. Am 27. Dezember nahm er den renommierten Bischofsstuhl in Besitz und am 5. Januar hielt er seinen Einzug. Schon bald aber plagten ihn verschiedene körperliche Beschwerden, allen voran eine akute Form der Schlaflosigkeit, und so gab er die Diözese auf. Tatsächlich hatten die Arbeitsbelastung der ersten eineinhalb Jahre, die enormen Verpflichtungen, das ungesunde Klima, die Anstrengungen und die Kälte den chronisch emphysematischen Status des Atmungsapparates, unter dem er von Kind auf zu leiden hatte, in ein akutes Stadium überführt. Im Sommer 1904 erlitt er innerhalb weniger Tage zweimal einen schweren Blutsturz, was damals als Zeichen von Tuberkulose gewertet wurde. Conforti war überzeugt, dass er nur mehr kurze Zeit zu leben hatte. So kam es zwischen ihm und Rom zu einer verstärkten Korrespondenz. Am 12. Oktober 1904 nahm der Papst schließlich seinen Rücktritt an. Conforti kehrte in sein Institut zurück, wo er sich dank der medizinischen Behandlung wieder erholte und seine Arbeit für das Institut wieder aufnahm.

Das Bischofsamt bot ihm Gelegenheit, sich als Vertreter der Missionierungsarbeit beim Klerus zunehmend Wertschätzung zu verschaffen. Von da an weihte er seine Xaverianer-Priester selbst und stand den Feiern zu ihrer Abreise in die Mission vor. 1904 entsandte er von neuem Missionare. Vier waren es, die in die Provinz Honan nach China reisten. Zwei Jahre später folgten ihnen weitere drei, dann jedes zweite Jahr jeweils zwei. Sich der Tatsache wohl bewusst, dass er keine direkte Missionserfahrung besaß, gab Conforti den Missionaren bei Antritt ihrer Reise lediglich die Grundsätze seiner Spiritualität mit auf den Weg. So meinte er bei einem solchen Anlass in einer seiner Reden: „Und heute sagt euch der Herr ganz klar, was er von euch will, und zeigt euch den Acker, den ihr bestellen sollt. Eure Mission und euer Programm sind sehr schön im Kreuz versinnbildlicht, das ich euch soeben überreicht habe und das ihr euch in einer Anwandlung heiliger Freude ans Herz gelegt habt. Es will mir scheinen, dass er von diesem verehrungswürdigen Gegenstand aus jene Worte an euch richtet, mit denen er sich zum Zeichen seiner göttlichen Mission schon vor etwa 2000 Jahren an die Apostel und die Menge gewandt hat: ,Wenn ich am Kreuz erhöht sein werde, werde ich alles an mich ziehen.'“

Im September 1907 wurde Conforti vom Papst persönlich eingeladen, seine pastoralen Verpflichtungen wieder aufzunehmen, und zum Weihbischof von Parma mit dem Recht der Nachfolge ernannt. Als der Bischof von Parma sechs Monate später unvermittelt starb, wurde Conforti Ordinarius dieser bedeutenden Diözese. Er wirkte 25 Jahre lang in seinem Amt, vom 12. Dezember 1907 bis zu seinem Tod. In dieser Zeit besuchte er mindestens fünfmal die mehr als 300 Pfarreien, ließ christliche Schulen bauen und in entsprechenden Kursen in Religion und Didaktik Katecheten und Katechetinnen ausbilden. Er führte den Vorsitz bei zwei von ihm organisierten Diözesansynoden und errichtete die Katholische Aktion. In besonderer Weise kümmerte er sich um die Ausbildung des Klerus in den Seminaren und in der Diözese. Er förderte die Bildung in allen Bereichen, die gute Presse ebenso wie die Volksmissionen, die eucharistischen, marianischen und missionarischen Kongresse, und wusste die Kontrahenten unterschiedlicher Lager stets aufs Neue zu versöhnen. Während des Ersten Weltkrieges engagierte er sich verstärkt für die Betreuung der Soldaten. Besonderes Engagement zeigte er in der Zusammenarbeit bei der Gründung und Verbreitung der Päpstlichen Missionsunion, deren erster Vorsitzender er war.
1928 begab sich Conforti selbst nach China, um die christlichen Gemeinden und die seinem Institut anvertrauten Gebiete zu besuchen, wodurch er für seine Mitbrüder ein starkes Zeichen der Ermunterung setzte.

Am 5. November 1931 starb Josef Maria Conforti an einem Gehirnschlag. Am 8. November wurde sein Leichnam von der Kathedrale von Parma in die Kapelle seines Instituts überführt. Am 9. November 1959 erfolgte die Übertragung in die neue Kapelle des Instituts, das mittlerweile zum Heiligtum Conforti geworden ist: Missionari Saveriani, viale S. Martino, 8, Parma, Italien.

Am 17. März 1996 wurde Guido Maria Conforti von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1996 – 2000. Innsbruck: Resch, 2010 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 4), XIII, 376 S., 86 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-088-9, Ln, EUR 39.90 [D], 40.98 [A]

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