Andreas Resch: Grimoaldus a Purificatione Santamaria


GRIMOALDUS A PURIFICATIONE SANTAMARIA
(Ferdinand)
(1883-1902)

PROFESSKLERIKER DER KONGREGATION VOM
LEIDEN JESU CHRISTI
(PASSIONISTEN)

Selig: 29. Januar 1995
Fest: 18. November

GRIMOALDUS A PURIFICATIONE SANTAMARIA wurde am 4. Mai 1883 als erstes von fünf Kindern des Seilers Pietro Paolo Santamaria und der Cäcilia Ruscio in Pontecorvo (Frosinone), Italien, geboren und am Tag darauf auf den Namen Ferdinand getauft. Die Eltern waren sehr arbeitsam und zudem tiefgläubige Christen. Bereits mit fünf Monaten erhielt das Kind, nach damaligem Brauch, das Sakrament der Firmung. Die Mutter sah es als ihre Pflicht an, den Kleinen das Beten zu lehren und im Katechismus zu unterweisen. Diese Erziehung zu Hause erfuhr dann durch Don Antonio Papa, einen gebildeten und frommen Priester, ihre Fortsetzung in den öffentlichen Schulen.

Da sich Ferdinand beim Studium des Katechismus, den er auswendig konnte, besonders hervortat, wurde er im Mai 1891 ausnahmsweise schon mit acht Jahren zur Erstkommunion zugelassen. Seiner Schwester Vincenzina zufolge waren Kirche und Familie seine ganze Leidenschaft. 1892, mit neun Jahren, schrieb er sich in die Kongregation der Immaculata, eine fromme Vereinigung hochherziger Menschen, ein. Er gab Katechismusunterricht und besuchte regelmäßig das Heiligtum der „Madonna delle Grazie“ beim Passionistenkloster auf einer kleinen Anhöhe außerhalb der Stadt. Trotz seiner eifrigen Kirchenbesuche ließ Ferdinand auch seine Volksschulpflichten nicht außer Acht, wie seine Schwester schreibt: „Ferdinand besuchte die Schule in S. Marco. Er war Klassenprimus, überaus fleißig beim Studium, gehorsam und respektvoll seinen Lehrern gegenüber, die ihn als einen Musterschüler bezeichneten. Seine Mitschüler mochten ihn, und Ferdinand war ein glückliches und fröhliches Kind. Da meine Eltern vor unserem Haus die Seile bearbeiteten, sahen sie jeden Abend nach dem Essen Ferdinands Lehrer vorbeispazieren, der sich zu einem Plausch zu ihnen gesellte. Er erzählte, dass er mit Ferdinand sehr zufrieden sei, weil dieser fleißig lerne, den Vorgesetzten Gehorsam zolle, überhaupt alle denkbar guten Eigenschaften besaß und eine Perle von einem Jungen sei. Meine Eltern waren überaus stolz auf ihn.“

Mit 13 Jahren äußerte er erstmals den Wunsch, Passionist zu werden. Die Mitschüler und seine Eltern, vor allem der Vater, waren dagegen.

Seine Schwester schreibt: „Da unser Vater von Dorf zu Dorf zog, um seine Seile zu verkaufen, beschloss er eines Tages, sich einen Karren und ein Pferd anzuschaffen. Er fragte Ferdinand, ob er das befürworte. Dieser antwortete: Vater, es tut mir leid, aber ich habe keinen sehnlicheren Wunsch als ins Kloster zu gehen. Als der Vater das hörte, wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht. Man war sich bereits bewusst geworden, dass die Kirche Ferdinands Zuhause und seine ganze Leidenschaft war.“ Ferdinand war der Erstgeborene, seine drei jüngeren Schwestern würden ihm bei Herstellung und Verkauf wenig bzw. gar nicht helfen können. Ein Zeitgenosse berichtet: „Die Familie wollte, dass er einen Beruf erlernt. Er aber wollte die ganze Zeit über in der Kirche verbringen. Wenn sie ihm das zum Vorwurf machten, gab er nie eine Antwort. Als er größer war, begriff der Vater, dass es überhaupt nichts nützte, ihn zum Beruf des Seilers zu drängen, und er sagte zu seiner Frau: ,Der Bub interessiert sich nicht dafür. Sein einziges Interesse ist die Kirche.‘“

Die von Ferdinand bevorzugte Gemeinschaft, um seinen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen, waren die Passionisten. Um bei ihnen eintreten zu können, musste er das 15. Lebensjahr vollendet haben, Grammatik- und Rhetorikkenntnisse sowie allgemeine Fähigkeiten besitzen. Ferdinand allerdings war über die Volksschule nicht hinausgekommen. Sein Vater hatte ihn weder dazu ermutigt noch ihm die nötigen Mittel zur Verfügung gestellt. Er befand sich daher in einer sehr unvorteilhaften Lage, hatte aber feste Absichten. Schließlich gab auch der Vater seine Einwilligung und überantwortete seinen Sohn Don Antonio Roscia zur nötigen Vorbereitung.

Am 15. Februar 1899 trat Ferdinand in das Noviziat der Passionisten von S. Maria di Pugliano bei Paliano ein. Er war 16 Jahre alt. Am 22. Februar erklärte sich das Kapitel der Kommunität für seine Zulassung zur Einkleidung. Diese erfolgte am 5. März 1899 unter dem Namen Grimoaldus a Purificatione, zum Gedächtnis an den hl. Grimoaldus, Märtyrer und Patron von Pontecorvo.

Das Noviziat war für ihn ein Jahr der spirituellen Formung und des freiwilligen Verzichts zum Zwecke der Selbstbeherrschung. Tatsächlich verlangte das Alltagsleben im Noviziat der Passionisten von damals die beharrliche Verleugnung seiner selbst und war von ziemlich strengen Regeln bestimmt: tägliches Fasten im Advent und zur Pfingstzeit und jeweils drei Tage pro Woche zu den übrigen Zeiten, Disziplin an den Fasttagen und fast den ganzen Tag über Schweigen; totale Armut in einer ebenso ärmlichen Umgebung, blinder Gehorsam fast bis zum Automatismus, Chorgebet tagsüber und während der Nacht, Verzicht auf das Tragen von Schuhen selbst in der Kälte des Winters. Es galt, in der Welt zu sterben, um zu einem Leben in völliger Einheit mit Christus in Gott zu gelangen. Gerade das war es, was Frater Grimoaldus – in Nachahmung des hl. Gabriel von der Addolorata – anstrebte, sich nach der Regel des hl. Paulus vom Kreuz zu richten.

Nach Beendigung des Noviziatsjahrs, legte er am 6. März 1900 die Ordensprofess ab. Tags darauf zog er sich in die Abtei von S. Maria di Corniano bei Ceccano zurück, wo er sich gemeinsam mit neun weiteren Klerikern vor dem Besuch des Philosophiekurses, der 1901 begann, der Wiederholung des Schrifttums widmete. Da die mittelalterlichen philosophischen Texte zur Gänze in Latein abgefasst waren, tat sich Frater Grimoaldus etwas schwer, aber durch seinen Einsatz und die Hilfe der Mitbrüder machte er zufriedenstellende Fortschritte.

In dieser Zeit besuchten ihn auch einmal seine Eltern. Jedem, der sie nach ihrer Rückkehr über ihren Sohn befragte, sagten sie: „Er hat recht getan, Ordensmann zu werden. Er ist überglücklich.“

Auch während der Studienjahre lebte Grimoaldus die Regel der Passionisten mit demselben inneren Eifer, wobei er zwischen Studium, Gebet, Bußübungen und Gemeinschaftsleben wechselte. In seinem Studentenleben passierte in diesen Jahren nichts Außergewöhnliches. Außergewöhnlich in seinem regulären Ordensleben war hingegen, mit welcher Selbstlosigkeit er versuchte, die asketische Praxis der Passionistenregel innerlich zu erschließen.

Während eines Spaziergangs mit seinen Mitbrüdern am Nachmittag des 31. Oktober 1902 bekam er Schwindelgefühle und Kopfschmerzen, die seinen Blick trübten. Sein Freund Fasani schreibt: „Ich erinnere mich, dass Frater Grimoaldus, als wir eines Tages einen Spaziergang machten und in froher Stimmung bereits ein Stück Weges zurückgelegt hatten, P. Lettore plötzlich zur Umkehr bat, weil er einen betäubenden Kopfschmerz verspürte, der ihm die Sicht vernebelte. Wieder in der Abtei und im Glauben, dass das Ganze nur auf Müdigkeit zurückzuführen war, riet ihm P. Lettore, sich hinzulegen. Am nächsten Tag aber musste man den Arzt holen, der eine akute Meningitis feststellte, was dazu führte, dass Frater Grimoaldus über Tage hinweg in seinen Bewegungen fast automatisiert schien.“

Während die Mitbrüder glaubten, es ginge ihm wieder besser, spürte Grimoaldus, dass sich die Sache verschlechterte, und so rief er am 18. November, als er sich nach dem Mittagessen mit den anderen im Garten erholte, den Rektor, um ihm mitzuteilen, dass er den Abend nicht mehr erleben werde und deshalb die Sterbesakramente zu empfangen wünsche. Er war darüber gar nicht traurig, sondern blieb ruhig und gelassen.
Grimoaldus sprach von den vielen, die sich um sein Bett herum versammelt hätten; sie seien vom Himmel herabgekommen, um ihn zu holen. Dem Obern sagte er, dass ihm die göttliche Majestät zu verstehen gegeben habe, dass er sterben müsse, und er nickte mit dem Kopf, als sei der Herr anwesend. Dann fügte er hinzu, dass er am nächsten Tag mit all den anderen, die um ihn herum seien, Kardinal Aloisio Masella bitten werde, sie in den Himmel zu begleiten. Der Kardinal befand sich zum Zeitpunkt dieser Aussage noch bei guter Gesundheit, erlitt jedoch am Tag darauf einen Herzinfarkt – man fand ihn, die Feder in der Hand, tot an seinem Schreibtisch.

Als man Grimoaldus fragte, woher er denn wisse, dass seine Zeit gekommen sei, machte er eine Bewegung zur Seite hin, als wolle er damit auf jene verweisen, die gekommen seien, um ihn aus dieser Welt abzuholen, und sagte, dass ihm dies die göttliche Majestät mitgeteilt habe. Er verlangte nach den Sterbesakramenten, und so erhielt er die Absolution, die Krankensalbung und die hl. Kommunion. Er war sehr glücklich, sterben zu können, und bezeugte dies mit den Worten: „Gottes Wille geschehe!“

Grimoaldus starb in der Abtei von Ceccano (Fr) am 18. November 1902 im Alter von neunzehneinhalb Jahren. Sein Leichnam wurde zunächst auf dem Friedhof der Stadt beigesetzt und 1962 dann in die Abteikirche der Passionisten von Ceccano übertragen, wo das Grab ein ständiges Ziel von Pilgern ist.

Am 29. Januar 1995 wurde Grimoaldus a Purificatione Santamaria von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1991 – 1995. Innsbruck: Resch, 2008 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 3). XIII, 321 S., 67 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-083-4, Ln, EUR 27.70 [D], 28.63 [A]

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