Andreas Resch: Georg Preca

GEORG PRECA
(1880-1962)

GRÜNDER
DER GESELLSCHAFT DER CHRISTL. LEHRE

Selig: 9. Mai 2001
Heilig: 3. Juni 2007

Fest: 26. Juli

GEORG PRECA wurde am 12. Februar 1880 als siebtes von neun Kindern des Vinzenzo Preca und der Natalina Ceravol in La Valetta auf Malta geboren und am 17. Februar auf den Namen Georg getauft. Die dem Mittelstand angehörenden und sehr frommen Eltern erzogen ihre Kinder zu einem tief religiösen und verantwortungsvollen Leben. Der Vater war Kaufmann, später dann Gesundheitsinspektor; die Mutter war Lehrerin. Georgs Kindheit verlief angenehm und ruhig. 1888 übersiedelte die Familie in die Handelsstadt Hamrun, unweit von La Valetta. Dort besuchte Georg die Volksschule und empfing in der Pfarrkirche Firmung und Erstkommunion. Da er schon bald den Ruf des Herrn zum Priestertum verspürte, trat er von der Mittelschule in das Seminar über, wo er sich im Studium auszeichnete und dabei vor allem in Latein hervortrat. Bei seinen Kollegen war er sehr geschätzt, und er versäumte keine Gelegenheit, ihnen kurze geistige Betrachtungen zu bieten. „Gott hat dich erwählt, um sein Volk zu unterweisen.“ An diese Worte, die ihm von seinem Beichtvater und Spiritual eingeflößt wurden, erinnerte sich Georg sehr oft, sie waren richtungweisend für sein Leben.

Nach Beendigung des klassischen Lyzeums inskribierte er an der Universität, wo er in der Absicht, Priester zu werden, Theologie studierte. Nach den niederen Weihen erhielt er 1904 die Subdiakonats- und am 23. Dezember 1905 die Diakonatsweihe. Es war um das Jahr 1905/06, dass Preca einige Jugendliche aus Hamrun ansprach und für sie eine Reihe informativer Treffen organisierte. Aus ihrem Kreis wählte er Eugenio Borg, den er in der Lektüre der Heiligen Schrift unterwies. Borg wurde später der erste Generalobere der von Preca gegründeten Gesellschaft der Christlichen Lehre (SDC) und starb im Ruf der Heiligkeit.

Nach der Priesterweihe am 22. Dezember 1906 verließ Preca über Wochen hinweg das Haus nur, um die Heilige Messe zu feiern; die übrige Zeit war er in Gebet und Betrachtung versunken. Dabei entwickelte er die Idee, Jugendliche so weit auszubilden, dass sie den anderen die nötige religiöse Bildung vermitteln konnten. Ende Januar 1907 rief er die Gruppe junger Leute neuerlich zusammen und am 2. Februar trafen sie sich in der Ta’Nuzzu genannten Kirche in Hamrun zu einer Unterweisung durch Don Georg. Am 7. März versammelten sie sich dann in einem kleinen Lokal, das sie inzwischen gemietet hatten. Diese beiden Daten, der 2. Februar und der 7. März, markieren den Beginn der Gesellschaft der Christlichen Lehre, einer Gruppe von jungen Laien, die, ausgebildet im asketischen Leben und in den Grundlagen der katholischen Religion,zur Glaubensunterweisung des Volkes entsandt werden.
Anfangs nannte Don Georg seine Gesellschaft Societas Papiduum et Papidissarum (um damit die große Treue zum Papst zu bekunden). Jedenfalls wurde dann, fast schon scherzhaft, eine anderer Name für die neue Gruppe gewählt: „Museum“. Dieser Name gefiel und Don Georg machte daraus ein Akrostichon: M.U.S.E.U.M., Magister Utinam Sequatur Evangelium Universus Mundus – Meister, bewirke, dass die ganze Welt dem Evangelium folgt! Das war der einzige und größte Wunsch, den Preca im Leben hatte.
1910 etablierte sich mit Hilfe von Giannina Cutajar der weibliche Zweig der SDC.

Im Lauf der Zeit nahm die Gesellschaft zunehmend Gestalt an: unverheiratete Laien, die sich ganz dem Apostolat der Katechese sowohl der Kinder als auch der Erwachsenen verschrieben; ein sehr diszipliniertes Leben, einfache Kleidung, eine Reihe kurzer Gebete, die jede Viertelstunde auswendig zu beten waren („Die Museums-Uhr“), täglich eine Stunde Katechese in Zentren, die nahezu in allen Kirchen der maltesischen Inseln offenstanden, anschließend eine Stunde Schulung und Ermunterung für die Mitglieder.

Die Gründung erlebte auch schwierige Momente und große Prüfungen. 1909 wurde Don Georg angewiesen, sämtliche Zentren zu schließen. Er gehorchte, ohne zu klagen. Es waren die Pfarrer selbst, die beim Bischof Protest einlegten, der die Verordnung zurücknahm. In den Jahren 1914/15 erschienen in manchen maltesischen Zeitungen einige verleumderische Artikel, welche die Gesellschaft M.U.S.E.U.M. in Misskredit brachten, doch Preca erlegte den Mitgliedern das Gelübde der Zurückhaltung auf, indem er sie lehrte, den Spott der Welt mit Gelassenheit zu ertragen.

1916 ordnete der Bischof von Malta eine Untersuchung über die Tätigkeit der Gesellschaft an. Diese verlief für Preca positiv. Es wurden zwar einige Änderungen verordnet, doch war der Weg zur Anerkennung und Entfaltung der Gesellschaft nunmehr offen. Das Dekret zur kanonischen Errichtung trägt das Datum vom 12. April 1932. Die Gesellschaft umfasst einen weiblichen und einen männlichen Zweig, deren Mitglieder ein zeitliches Gelübde der Keuschheit ablegen und den Konstitutionen und Oberen der Gesellschaft Gehorsam geloben; hinzu kommt noch ein spezielles Gelübde, nämlich den Feinden zu vergeben. Sämtliche Mitglieder engagieren sich in der Katechese sowie in der christlichen Bildung an Schulen und in Pfarreien.

Der Gründer der Societas Doctrinae Christianae (SDC) engagierte sich auf Malta als ein Apostel des Evangeliums. Er verfasste zahlreiche kleine Lehrschriften dogmatischen, moralischen und asketischen Inhalts. Den größten Einfluss seiner Arbeit hatte jedoch die Verbreitung des Wortes Gottes, ins Maltesische übersetzt und dargelegt in kurzen Texten, die leicht zu behalten waren, oder in Meditationsbroschüren; auf alle Fälle jedoch waren sie stets Gegenstand glühender Predigten des Gründers und seiner Jünger. Don Georg war wegen seiner Umsicht und Weisheit auch ein gefragter geistlicher Berater. Viele Leute kamen zu ihm, um ein Wort des Trostes und der Ermunterung zu hören.

Ebenso war Don Georg ein großer Apostel des Geheimnisses der Menschwerdung. Von 1917 an propagierte er die Verehrung der Worte „Verbum Dei caro factum est“ (Joh 1,14) und legte fest, dass die Mitglieder diese als Emblem tragen sollten. Ab 1921 organisierte die Gesellschaft in jedem Dorf am Heiligen Abend eine Feier zu Ehren des Jesuskindes.

In schweren Momenten der Prüfung beschloss Don Georg, sich ganz dem Schutz der Gottesmutter anzuvertrauen. So schrieb er sich am 21. Juli 1918 in den Dritten Orden der Karmeliten ein und nahm bei der Profess im September 1919 den Namen Fra Franco an; zudem wollte er, dass alle Mitglieder und die Kinder, welche die Sektionen des M.U.S.E.U.M. besuchten, das Skapulier des Karmel trugen. Weiters pflegte er eine besondere Verehrung für die Mutter vom Guten Rat und verbreitete mit Nachdruck die Wundertätige Medaille.

Der Glaube war für ihn eine echte Lebensnorm, die in einem unerschütterlichen Gottvertrauen, einer begeisternden Liebe, einem großen Gerechtigkeitssinn und in Standhaftigkeit in schwierigen Momenten bei der Leitung der Gesellschaft zum Ausdruck kam. Von den außergewöhnlichen Gaben, mit denen er ausgestattet war, sind die Gabe des Hellsehens, der Herzensschau, der Vision und die besondere Gabe der Heilung reichlich bezeugt. In diesem Zusammenhang ist auch seine Arbeit als Berater, Prediger und Schriftsteller zu sehen. Don Georg veröffentlichte mehr als 100 Werke auf Maltesisch, womit er eine tief empfundene katechetische und spirituelle Lücke füllte.

1951 nahm das Projekt der „Mittelschule San Michele“ in Santa Venera seinen Anfang. Diese höhere Schule wird von der Gesellschaft zu dem Zweck unterhalten, eine solide christliche Ausbildung im Geist des Gründers zu vermitteln. 1952 wurden fünf Mitglieder ausgesandt, um Zentren des M.U.S.E.U.M. in Australien zu eröffnen. Der 27. Juni 1952 gilt als das offizielle Gründungsdatum der Gesellschaft auf diesem weiten Kontinent. Heute ist die Gesellschaft auch in England, Albanien, Kenia, im Sudan und in Peru tätig.

1954 wurde das Projekt des Generalatshauses der Gesellschaft der Christlichen Lehre und der der Seligen Jungfrau Maria von der Wundertätigen Medaille gewidmeten Kirche eingeweiht. 1955 segnete Don Georg den Grundstein des „Instituts der Heiligen Familie“ in Zabbar, Malta, das zum Haus der Internen Mitglieder (gegründet 1918 in Zebbug, Malta) wurde und heute noch die Druckerei der SDC beherbergt, die „Veritas Press“. Diese wurde zu einer wichtigen religiösen Druckerei, die in Zusammenarbeit mit der Libreria Preca als religiöses Verlagshaus zu den renommiertesten Verlagshäusern auf Malta gehört und in enger Kooperation mit ausländischen Verlagen eine Reihe von religiösen Büchern publiziert.

Nach einem langen und erfüllten apostolischen Leben starb Preca am 26. Juli 1962 in seinem Haus in Santa Venera auf Malta im Ruf der Heiligkeit, ohne das Land je verlassen zu haben, obwohl er oft eingeladen wurde und seine Name im Ausland wohlbekannt war. „Der heilige Philipp Neri von Malta“, wie ihn einige nannten, hatte sein ganzes Leben hindurch, als Jugendlicher wie als Priester, nur eine Sorge: den Menschen zu helfen und sie zu ermuntern, ihr „Herz zu verändern“. Darüber hinaus wird er als der volkstümlichste maltesische Priester des 20. Jahrhunderts und zugleich als Urheber einer echten „Revolution“ in der Kirche von Malta bezeichnet, die zu einer Änderung des „Status“ und der Rolle der Laien führte.

Nach den Begräbnisfeierlichkeiten in der Pfarrkirche von Hamrun wurde sein Leichnam in der Krypta der Kirche der Seligen Jungfrau Maria von der Wundertätigen Medaille beigesetzt, neben dem Generalatshaus der Gesellschaft der Christlichen Lehre, M.U.S.E.U.M., Blata I-Bajda, HMR 03, Malta; die Kirche wurde in jüngster Zeit zum erklärten Ziel von Wallfahrten, die bis heute andauern.

Am 9. Mai 2001 wurde Georg Preca von Papst Johannes Paul II. in Floriana, Malta, seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 2001 – 2004. Innsbruck: Resch, 2015 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 6). XIV, 482 S., 110 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-099-5, Ln; EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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