Andreas Resch: Geltrude Katharina Comensoli


GELTRUDE KATHARINA COMENSOLI
(1847-1903)

GRÜNDERIN
DES INSTITUTS DER SCHWESTERN VOM
HLST. SAKRAMENT

(Sakramentinerinnen)

Selig: 1. Oktober 1989
Heilig: 26. April 2009
Fest: 18. Februar

GELTRUDE KATHARINA COMENSOLI wurde am 18. Januar 1847 als fünftes von zehn Kindern des Eisenschmiedes Karl Comensoli und der Anna Maria Milesi in Biennio, Val Camonica/Brescia, Italien, geboren und am darauf folgenden Tag auf den Namen Katharina getauft. Ihre Kindheit verbrachte sie im Schoß der Familie, in einer einfachen und heiteren Atmosphäre, die sie später auch ihren Mitschwestern ans Herz legte. Wenngleich von offener, fröhlicher und lebendiger Wesensart gab sich Katharina stets distinguiert und zurückhaltend. Schon als Kind drängte es sie wiederholt zu Gebet und Meditation. Wenn man sie fragte, was sie denn gerade tue, gab sie zur Antwort: „Ich denke nach!“ Aus ihrer Autobiografie geht hervor, dass sie mit fünf Jahren „den brennenden Wunsch“ verspürte, den Herrn zu lieben. In der Schule bewies sie Intelligenz und eine rasche Auffassungsgabe. Besonders leicht fiel es ihr, zum Heiligen des Tages jeweils dessen Lebensgeschichte zu erläutern.

Als die Mutter der Siebenjährigen nach damaligem Brauch mitteilte, dass es nun an der Zeit sei, sich auf die Beichte vorzubereiten, schrieb sie: „Ich war erstaunt und erwiderte, dass ich schon seit langem jeden Samstag zur Beichte ging.“ Gleichzeitig war sie in solcher Liebe zu Jesus im Allerheiligsten Altarsakrament entbrannt, dass sie nicht umhin konnte, den Leib des Herrn zu empfangen. Und so fasste sie 1854 den Entschluss, „dies heimlich zu tun, in der Gewissheit, dass Jesus ihr das nicht übel nehmen werde“; gleichzeitig gelobte sie immerwährende Keuschheit. „Ich schwor Ihm ewige Liebe und Jungfräulichkeit.“

Mit neun Jahren empfing Katharina offiziell die Erstkommunion und mit zehn gab sie mit Erlaubnis ihres Beichtvaters weitere Versprechen ab: sie gelobte zu gehorchen, Personen des anderen Geschlechts nicht anzustarren, nicht ohne Betrachtung zu Bett zu gehen, keine lässlichen Sünden zu begehen, keinen Tag verstreichen zu lassen, ohne sich in Demut und in der Verneinung ihres Willens geübt zu haben, denn – so schreibt sie: „Das Gebet und das Allerheiligste Altarsakrament sind für mich das Paradies auf Erden.“ Ihr Trost war Gott. „Ja, ich gebe unverhohlen zu, dass schon als junges Mädchen für mich der einzige Trost darin bestand, mich ganz Gott hinzugeben und Ihm die Sorge um meine Gesundheit zu überlassen.“ Diese Vereinigung mit Gott war für Katharina geradezu ein Geheimnis. „Auch tagsüber, wenn ich mit Arbeiten im Haus beschäftigt war, spürte ich seine anbetungswürdige Gegenwart, und manchmal verbannte ich jegliche Aktivität aus meinen Gedanken und fühlte, wie ich in Ihm aufging, aber auf eine Weise, die weder etwas Gegenständliches noch etwas Irreales an sich hatte. Ich habe dafür nie die richtigen Worte gefunden, es war immer ein Rätsel für mich. Mein Verstand verdunkelte sich und ich war von einem unvorstellbaren Licht gefangen… Und Er, der wollte, dass ich ganz Ihm gehöre, fuhr fort, mir alle meine Mängel und kleineren Unvollkommenheiten aufzuzeigen. Ich gestehe aufrichtig, dass ich lieber gestorben wäre als eine lässliche Sünde zu begehen.“

Katharinas Wunsch nach einem noch vollkommeneren Leben veranlasste sie 1860, im Alter von 13 Jahren, von ihren Eltern die Erlaubnis zum Ordensstand einzuholen. Die Antwort war, dass sie bis zum 21. Lebensjahr warten müsse. So erhielt sie am 6. Oktober 1861 vorerst das Sakrament der Firmung. 1862 kam es bei ihren Eltern bezüglich ihres Klostereintritts zu einem Umdenken. Noch im gleichen Jahr wurde Katharina im Institut der Töchter der Nächstenliebe in Lovere (Brescia) als Postulantin aufgenommen, aufgrund einer Erkrankung aber ein halbes Jahr später wieder entlassen, woraufhin sie zu ihrer Familie zurückkehrte. Die Krankheit zog sich über ein Jahr hin. Wieder genesen, wollte sie neuerlich in das Kloster, was aber sowohl ihre Eltern als auch ihr Beichtvater ablehnten. Sie verbrachte daraufhin zwei Jahre in Unsicherheit und steter Überlegung. 1864 trat Katharina mit siebzehn Jahren in die Gesellschaft der hl. Angela Merici ein, wo sie sich vor allem um die Kinder und Jugendlichen bemühte, um sie zur Verehrung des Altarsakraments hinzuführen. 1866/67 fiel sie in eine Krise und gab sich der Eitelkeit hin, bis sie, von der Gnade „getroffen“ wie in einem Spiegel ihre Untreue erkannte. Sie kehrte auf den Weg der Liebe zurück, die Wunde aber blieb: „Ich war nicht mehr dieselbe.“ Zwölf Jahre lang rang Katharina in einem schweren Kampf mit schrecklichen Versuchungen gegen die Reinheit und den Glauben. 1868 hatte sie eine Begegnung mit dem Bischof von Bergamo, Msgr. Alois Speranza, dem sie ihr Herz ausschüttete und der ihr in ihrer Verzweiflung und quälenden Desorientiertheit großen Trost zukommen ließ.

Nach dem Tod des Vaters um 1869 war Katharina aufgrund der wirtschaftlichen Notlage ihrer Familie gezwungen, nach Chiari arbeiten zu gehen. 1870 übersiedelte sie nach San Gervasio d’Adda, um als Gouvernante in die Dienste der Gräfin Fé-Vitali zu treten. Es war an diesem Ort, dass sie gemeinsam mit anderen Mädchen das eucharistische Apostolat begann. Den Heiratsantrag des Bruders der Gräfin lehnte sie höflich ab. 1874 gründete sie die Gemeinschaft der „Tabernakel-Ehrenwache“ und zu Weihnachten 1876 knüpfte sie ihre Bande zu Jesus noch enger und schrieb ihre zweite „Lebensregel“ nieder. Die erste ging auf das Jahr 1864 zurück. Am Fronleichnamsfest des Jahres 1878 besiegelte sie mit Erlaubnis ihres Beichtvaters das Gelübde der Keuschheit, das sie an jenem Morgen, als sie heimlich die erste Kommunion empfing, abgelegt hatte.

Inzwischen wurde der Drang, ihre innere Berufung in die Tat umzusetzen, immer stärker. „Schon als Kind vernahm ich in meinem Innern klare und eindringliche Stimmen, die mich aufforderten, ein religiöses Institut zur Anbetung Jesu im Altarsakrament zu gründen.“ Sie vertraute sich dem Bischof von Bergamo an, und als sie im Winter 1880/81 mit der Gräfin nach Rom reiste, hatte sie Gelegenheit, Papst Leo XIII. ihren Plan zur Gründung eines Klausurinstituts, in dessen Mittelpunkt die Anbetung Jesu im Altarsakrament stand, zu unterbreiten. „Nein, meine Tochter“, erwiderte der Papst, „sprechen Sie nicht von Klausur. Das Institut, das Ihnen vorschwebt, mag wohl dem heiligen Gedanken der Anbetung geweiht sein. Doch müssen Sie sich auch aktiv betätigen und für die Ausbildung der armen Mädchen, vor allem der Arbeiterinnen, Sorge tragen.“

Katharina eröffnete dieses Ideal dem Seligen Don Franziskus Spinelli, der ihr beipflichtete, und so erhielt sie mit seiner Hilfe die Approbation, in der Diözese Bergamo ein neues Institut zu errichten. Am 15. Dezember 1882 hielt Katharina zusammen mit ihrer Schwester Bartolusmea, einer anderen Gefährtin und Don Franziskus Spinelli die erste Stunde der Anbetung und legte so den Grundstein zur Kongregation der Sakramentinerinnen von Bergamo (Abb.). Auf Erlass des Bischofs wurde Don Spinelli als deren erster Superior eingesetzt. Im Juli 1884 wurde der Baugrund für die Errichtung des Mutterhauses und der Anbetungskirche erworben. Am 15. Dezember 1884 wurde Katharina gemeinsam mit fünf Gefährtinnen eingekleidet und nahm den Namen Sr. Geltrude vom Allerheiligsten Sakrament an.

Die neue Kongregation erwies sich als ein Werk Gottes und wie bei allen Seinen Werken kam es auch hier zu einer Flut an Aversionen, die das Überleben des Instituts auf eine harte Probe stellten. 1889 wurde dessen Existenz durch einen drastischen finanziellen Einbruch in Frage gestellt, sodass Mutter Geltrude mit ihren Schwestern, nicht zuletzt auf Anraten des Bischofs von Bergamo, das Mutterhaus verlassen und sich nach Lodi zurückziehen musste; der dortige Bischof, Msgr. Rota, nahm die ihm von seinem Amtskollegen aus Bergamo Anempfohlenen herzlich auf. In einer hochherzigen Geste machte er ihnen das Haus von Lavagna di Comazzo (Mailand) zum Geschenk. Am 17. Februar 1891 legte Sr. Geltrude im Institut S. Josef in Lodi in Gegenwart des Bischofs die private Profess ab. Am 8. September desselben Jahres erfolgte die kanonische Errichtung des Instituts der Sakramentinerinnen von Bergamo. Am 26. Februar 1892 legte Sr. Geltrude in der Kapelle von Lavagna vor dem Bischof die ewigen Gelübde ab.

Am 28. März 1892 kehrten die Sakramentinerinnen nach Bergamo zurück. Erfüllt von einer tiefen Verehrung für die Eucharistie und beseelt von missionarischem Eifer förderte Sr. Geltrude die weitere Ausbreitung des Instituts und eröffnete in vielen Orten Italiens Niederlassungen. Am 11. April 1900 erließ Papst Leo XIII. das „Decretum laudis“, was der Approbation der Kongregation der Sakramentinerinnen gleichkam.

Sr. Geltrude, deren Gesundheit bereits stark angegriffen war, übertrug ihren Töchtern als geistiges Vermächtnis Gebetseifer, Opferbereitschaft, Selbstdisziplin, Gehorsam, Bescheidenheit und besonders die Liebe zu den Armen, während sie sich auf die endgültige Begegnung mit dem Herrn vorbereitete. Gegen Mittag des 18. Februar 1903 wandte Mutter Geltrude vom Allerheiligsten Sakrament ihr Haupt in Richtung der Anbetungskirche und starb. Sie war 56 Jahre alt.

Am 9. August 1926 wurde der Leichnam aus dem Friedhof von Bergamo in das Mutterhaus des Instituts überführt und dort in der Kapelle des Gekreuzigten in der Via S. Antonino 14 in Bergamo beigesetzt.

Am 1. Oktober 1989 wurde Geltrude Comensoli von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1986-1990. Innsbruck: Resch, 2005, XIII, 298 S., 69 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-076-X, Ln, EUR 25.70 [D], 26.52 [A]

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