Andreas Resch: Friedrich Janssoone


FRIEDRICH JANSSOONE
(1838-1916)

PROFESSPRIESTER
DES ORDENS DER MINDERBRÜDER
(FRANZISKANER)

Selig: 25. September 1988
Fest: 4. August

FRIEDRICH JANSSOONE wurde am 19. November 1838 als Sohn von Pierre Janssoone und Marie Isabelle Bollengier im Dörfchen Ghyvelde, Diözese Lille, Frankreich, geboren und am 24. desselben Monats auf den Namen Friedrich Cornelius getauft. Die Eltern waren wohlhabende Bauern mit soliden religiösen und moralischen Grundsätzen.

Mit zehn Jahren verlor Friedrich den Vater und mit vierzehn empfing er die erste hl. Kommunion. Nach Beendigung der Pflichtschule in seinem Heimatort begann er am 16. Oktober 1852 mit den höheren Studien am öffentlichen Kolleg von Hazebrouck, um anschließend an das Institut Notre Dames des Dunes in Dunkerque zu wechseln, wo er mit brillanten Noten abschloss. Da er sich zum Priestertum berufen fühlte, trat er in das Seminar ein, musste dieses jedoch aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation 1855 wieder verlassen, um seiner Familie zu helfen. Eine Zeit lang zog er als wandernder Stoffhändler von Ort zu Ort.

Als 1861 Janssoones Mutter starb, wurde der Wunsch, das Seminar zu besuchen, immer stärker. Durch den Lauf der Ereignisse war er mittlerweile mit den Franziskanern in Kontakt gekommen. Das Ideal des hl. Franz von Assisi, dessen Orden in Frankreich weit verbreitet war und von dem verschiedene Institutionen sowie soziale und karitative Werke getragen wurden, übte großen Einfluss auf ihn aus. Nach ebenfalls erfolgreichem Abschluss des Seminars veranlasste ihn sein Streben nach einer strengeren Lebensweise zum Eintritt bei den Franziskanern. Am 26. Juni 1864 begann er im Alter von 26 Jahren in Amiens das Noviziat und wurde von nun an Friedrich genannt. Am 18. Juli 1865 legte er zum ersten Mal auf drei Jahre die Profess ab. Anschließend übersiedelte er nach Limoges, um dort Philosophie zu studieren und die nötigen Ergänzungsstudien für das Theologiestudium zu absolvieren, das er anschließend im Konvent von Bruges aufnahm; dort legte er am 26. Dezember 1868 die feierliche Profess ab.

Am 17. August 1870 empfing Janssoone die Priesterweihe. Aufgrund des Deutsch-­Französischen Krieges wurde er schon bald nach seiner Weihe als Militärkaplan nach Boúrges berufen. Nach Kriegsende schickte man ihn zunächst nach Branday und dann nach Bordeaux, um dort ein Franziskanerkloster zu gründen, dessen Vikar er war. Anschließend wurde er nach Paris versetzt, um im dortigen Konvent als Bibliothekar zu arbeiten und sich um die Angelegenheiten das Hl. Land betreffend zu kümmern, dessen heilige Stätten der Obhut der Franziskaner anvertraut waren. Janssoones Hingabe und apostolischer Einsatz in dieser Aufgabe veranlasste die Oberen 1875 zur Erweiterung seiner diesbezüglichen Kompetenzen. 1876 reiste er nach Palästina, wo seine Mitbrüder an den verschiedensten Orten darum bemüht waren, Gottesdienste zu feiern, Pilger zu empfangen und sich im Dienst der lokalen Christen pastoral zu engagieren. Er blieb dort bis 1881, wobei er von 1878 an die Aufgabe eines Vikars des franziskanischen Kustos in Jerusalem wahrnahm.

Während dieser Zeit initiierte er viele Werke. Ihm ist es zu verdanken, dass die lateinische Pfarre von Bethlehem ihre große und würdevolle Kirche an dem Platz erhielt, wo eine mittelalterliche Kapelle zu Ehren der hl. Katharina von Alexandrien errichtet worden war. Für P. Friedrich war Bethlehem, vor allem die Geburtsgrotte, jener Ort, an dem der Himmel wahrhaft die Erde berührt hatte. So schrieb er am 25. Juni 1876 bei seinem ersten Besuch in Bethlehem in sein Tagebuch, dass er, als er in die Nähe Bethlehems kam, von großer Freude erfasst wurde und das Gloria anstimmte. Später, als ihm die Meditation über das Fleisch gewordene Wort vertraut geworden war, hielt er fest: „Hier fühlt sich die Christenseele zu Hause. Hier nämlich hat der Herr der Welt seine Majestät abgelegt und zeigt sich uns in Gestalt eines Kindes.“ Das zweite Mysterium, das nahezu ständig Gegenstand seiner Meditation war, betraf Leiden, Tod und Auferstehung. Aus diesem Grund weihte er auch einige Kirchen auf dem Kalvarienberg und verfasste die beiden Reglements für das liturgische und paraliturgische Leben der franziskanischen Heiligtümer Bethlehems und des Hl. Grabes. Gleichzeitig übte P. Friedrich das Amt eines Predigers aus, nicht nur im Hl. Land, sondern auch in Ägypten, wo er sich von April 1877 bis Juni 1878 aufhielt.

Seine Arbeit als Kustodienvikar zwischen 1878 und 1881 erwies sich als sehr wertvoll für die Kustodie des Hl. Landes, der die Kirche vor Jahrhunderten, offiziell seit 1342, die Aufsicht der heiligen Stätten anvertraut hatte. Ohne diese vorrangige Aufgabe auch nur im Geringsten zu vernachlässigen, hatte die Kustodie in der Folge nahezu im gesamten Mittleren Osten Hilfs-, Pastoral­- und Kulturwerke initiiert. Trotz der vielfältigen Aufgaben stand bei P. Friedrich der Geist des Gebets nach wie vor an erster Stelle. So konnte der Kustos im Hl. Land, der P. Janssoone dem Präfekten der Glaubenskongregation vorstellte, schreiben, dass es sich bei ihm um einen tiefgläubigen Ordensmann handelte.

Nach dem Erlass der Päpstlichen Bulle über das Hl. Land im Jahre 1881, in der alle christlichen Gemeinden der Welt zur Solidarität mit der christlichen Gemeinde von Jerusalem und dem gesamten Hl. Land aufgerufen wurden, entsandte man P. Friedrich nach Kanada, um dafür Spenden einzuholen. Um seinen Dienst so effizient als möglich zu gestalten, ließ er sich in Trois-Rivières nieder. Obwohl der letzte Franziskaner in Kanada 1848 gestorben war, war der Dritte Orden unter Führung der Jesuiten von Montreal weiterhin aktiv gewesen. In Erfüllung des ihm anvertrauten Auftrages befasste sich Janssoone auch mit den bestehenden Bruderschaften, die er besuchte; neue wurden von ihm gegründet. 1882 kehrte er wieder in das Hl. Land zurück, wo er sich sechs Jahre in Jerusalem aufhielt, ohne jedoch den Kontakt mit den Bruderschaften in Kanada abreißen zu lassen. 1884 beschloss er gemeinsam mit den kanadischen Jesuiten, eine Monatsschrift für den Dritten Orden herauszugeben. So verdankt sich der Ursprung der Zeitschrift der frankophonen Franziskaner-Terziaren, Revue Franciscaine, der Zusammenarbeit von P. Janssoone mit den Jesuiten.
Während seiner Anwesenheit in Palästina erwies sich P. Janssoone als ein sehr fähiger Diplomat, der sowohl als Kustos der hl. Stätten, speziell des Hl. Grabes, als auch als Kaplan der Christlichen Schulbrüder wertvolle seelsorgliche Arbeit leistete. Als Zeichen seiner Zuvorkommenheit und Dip-lomatie gelten die Reglements bezüglich Bethlehem und des Hl. Grabes.

1888 kehrte P. Friedrich als Kustos des Hl. Landes endgültig nach Kanada zurück. Dort erwies er sich als unermüdlicher und genialer Organisator neuer Initiativen. Vor allem als er die starken Auswirkungen der neuen, 1883 von Papst Leo XIII. erlassenen Regel auf den Dritten Orden des hl. Franziskus feststellte, ließ er 10.000 Kopien einer Broschüre über die Regel drucken, die innerhalb weniger Monate vergriffen war. Überall wo er predigte, hatte er massenhaft Zulauf von Anwärtern auf den Dritten Orden. 1889 erbat er die Hilfe der Bischöfe, um die Namen der bestehenden Bruderschaften sowie deren Gründungsdaten und Mitgliederzahl festzuhalten. Sein Ziel war ein strukturierter Dritter Orden von gut ausgebildeten Laien, die ein echtes christliches Zeugnis gaben.
Das Resultat war, dass die Minderbrüder – als sie nach 40 Jahren Abwesenheit 1890 nach Kanada zurückkehrten – dort 34 kanonisch errichtete Bruderschaften des Dritten Ordens vorfanden sowie Hunderte von einzeln lebenden Terziaren, die jederzeit bereit waren, neue Gruppen zu bilden. Insgesamt zählten sie wahrscheinlich 12.000 Mitglieder. 1895 bereitete P. Janssoone den ersten Kongress des Dritten Ordens in Kanada vor, wo an einer im Freien zelebrierten Messe in Cap-de-la-Madeleine 8.000 Mitglieder teilnahmen.

Während seines Aufenthaltes in Kanada bemühte sich Janssoone vor allem darum, die Verehrung und die Wallfahrten zum Heiligtum der Rosenkranzmadonna von Cap zu fördern, das in der Nähe von Trois-Rivières lag und schon bald zum diözesanen und später nationalen Wallfahrtsort wurde. Darüber hinaus initiierte er die berühmten Spendensammlungen, um bedeutende Werke wie das Heiligtum der Ewigen Anbetung in Quebec oder das Kloster der Klarissinnen in Valleyfield zu unterstützen. Von seinem Schaffen sprechen auch die an verschiedenen Orten errichteten monumentalen Kreuzwege, speziell abgehaltene Volksmissionen in den Pfarreien sowie die Veröffentlichung mehrerer Publikationen.

Am 4. August 1916 beschloss Janssoone seinen irdischen Lebensweg in Montreal im Alter von 77 Jahren, umgeben vom Nimbus eines Heiligen. Seine Gebeine wurden nach Trois-Rivière überführt und in der Kirche der Franziskaner, Bon Père Frédéric, 830 rue St. Maurice, Quebec, Kanada, beigesetzt.

Am 25. September 1988 wurde Friedrich Janssoone von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1986 – 1990. Innsbruck: Resch, 2005 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 2). XIII, 298 S., 69 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-076-X, Ln, EUR 25.70 [D], 26.52 [A]

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