Andreas Resch: Franziskus Spinelli


FRANZISKUS SPINELLI
(1853-1913)

PRIESTER UND GRÜNDER
DES INSTITUTS DER
SCHWESTERN
VON DER ANBETUNG
DES ALLERHLGST. SAKRAMENTS

Selig : 21. Juni 1992
Heilig : 14. Oktober 2018
Fest: 6. Februar

FRANZISKUS SPINELLI wurde am 14. April 1853 im vornehmen Haus des Marchese Stanga in Mailand geboren, bei dem seine Eltern, Bartolomeo Spinelli und Emilia Cagliaroli, im Dienst standen, und am Tag darauf in S. Ambrogio auf den Namen Franziskus Johannes Ildefonso getauft.

Gleich nach der Geburt wurde der Kleine wegen der schlechten körperlichen Verfassung seiner Mutter in die Obhut ihrer Tante nach Verdello gegeben, wo er bis 1855 blieb. Anschließend übersiedelte die Familie auf das Land nach Vergo, wo der Marchese Besitzungen hatte, und dann nach Cremona. Schon damals zeigte Franziskus eine besondere Hinwendung zur Eucharistie und zu religiösen Praktiken. Oft versammelte er seine Freunde um sich und hielt sie zum Gebet vor dem Tabernakel und dem Bildnis der Madonna an, weshalb er scherzhaft „San Luigi“ (hl. Aloisius) genannt wurde. Ab dem 6. Lebensjahr besuchte Franziskus als Interner das Kolleg „Gallina“ in Cremona, wo er am 19. Mai 1861 das Sakrament der Firmung empfing. Die häufigen Besuche zu Hause erlaubten es ihm, die Mutter bei ihren Krankenbesuchen in der Pfarrei von Vergo zu begleiten.

Aufgrund der hervorragenden schulischen Leistungen beschlossen die Eltern 1863, obwohl sie dadurch große Opfer auf sich nehmen mussten, Franziskus als externen Studenten im berühmten Gymnasium-Lyzeum von Bergamo einzuschreiben. Wohnen konnte er bei Don Pietro Cagliaroli, einem Onkel der Mutter, der damals Vikar von Sant’Alessandro in Colonna war. Sowohl die fünf Jahre Gymnasium als auch die drei Jahre Lyzeum absolvierte der Knabe mit ausgezeichnetem Erfolg, wenngleich er mit schweren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte. So fiel er im Sommer 1867, bereits krank, beim Aufstehen hin und verletzte sich dabei das Rückgrat. Drei Jahre lang musste er Krücken benutzen, bis sich 1870 eine Spontanheilung einstellte. Während er vor der Marienstatue in der Pfarrkirche von Verga betete, merkte er plötzlich, dass er auf wunderbare Weise geheilt worden war. Auf Krücken war er in die Kirche gekommen, ohne Krücken verließ er sie. Er teilte seine Freude mit allen Anwesenden, die sich mit ihm zum Dankgebet vereinten. Am 18. November 1871 machte er sein Diplom.

Da Franziskus schon länger einen starken Hang zum religiösen Leben verspürte, tat er sein Vorhaben, in das bischöfliche Seminar von Bergamo einzutreten, öffentlich kund. Wenngleich die Eltern es lieber gesehen hätten, wenn er sich für ein Medizinstudium an der Universität von Pavia entschlossen hätte, akzeptierten sie seine Entscheidung, Priester zu werden wie sein Bruder Costanzo. Ab November 1871 besuchte er das Seminar anfangs als Externer, wobei er bei seinem Onkel Don Pietro wohnte, dann als Interner. Der Kurs in Theologie schärfte seine Sensibilität und führte ihm die Aufgaben vor Augen, die ihn ein paar Jahre später erwarteten. In den vier Jahren, die noch vor ihm lagen, trat er durch besonderen Einsatz sowohl im schulischen als auch im gesellschaftlichen Bereich hervor. 1873 begann seine Zusammenarbeit mit dem mittlerweile seligen Don Luigi Palazzolo beim Ausbau der Institution der Heiligen Familie; diese dauerte bis 1888.
Am 17. Oktober 1875 wurde Spinelli im Alter von 22 Jahren in Gavarno zum Priester geweiht. Am dritten Sonntag im Oktober feierte er in der Pfarrkirche von Vergo Zoccorino seine erste hl. Messe. Der Bischof teilte ihn keiner bestimmten Pfarre zu, da er ja bereits seinem Onkel, dem Propst von Sant’Alessandro in Colonna, sowie Don Palazzolo assistierte.

Um Gott zu danken, entschloss er sich zu einer Wallfahrt nach Rom, wo 1875 das Heilige Jahr gefeiert werden sollte, was jedoch durch die militärischen Ereignisse vereitelt wurde. Pius IX. blieb im Vatikan eingesperrt. Franziskus kam im Geist des Glaubens nach Rom. In späteren Jahren bekannte er folgendes Geschehnis in der Basilika Santa Maria Maggiore: „Ich kniete vor ihr (der Krippe mit dem Jesuskind) nieder, weinte, betete, und – jung, wie ich damals war – träumte von einer Schar junger Frauen, die Jesus in Gestalt der geweihten Hostie verehrten.“

1878 kam zu seinem Hirtenamt auch noch der Religionsunterricht bei den Gymnasiasten des Kollegs Sant-Alessandro hinzu – eine Aufgabe, die er bis 1884 zur allgemeinen Zufriedenheit wahrnahm.
In dieser Zeit, 1882, während der „Vierzigstündigen Anbetung“, reifte in ihm der Plan, den er in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom ersonnen hatte. Unter den Teilnehmern am eucharistischen Gebet in der Pfarre San Gervasio d’Adda befand sich auch Katharina Comensoli. Sie vertraute Don Spinelli damals an, dass sie schon lange mit dem Gedanken spielte, sich ganz Gott zu weihen und sich besonders für die eucharistische Anbetung einzusetzen.

So eröffnete Spinelli im Einklang mit den Absichten der späteren Seligen am 15. Dezember 1882 in Bergamo das erste Haus des neuen religiösen Instituts der Schwestern von der Anbetung des Allerheiligsten Sakraments, denen als vorrangige Aufgabe die Anbetung des Allerheiligsten und als weitere Aufgabe Werke der Nächstenliebe an behinderten und verlassenen Menschen oblagen. Katharina war das erste Mitglied der Gemeinschaft, doch folgten schon bald weitere. Am 21. Juni 1883, sechs Monate nach der Gründung, veranlasste Franziskus Spinelli am Schluss der hl. Messe die feierliche Aussetzung des Allerheiligsten, das er zum „Höhepunkt“ und „Quell“ des Lebens und apostolischen Wirkens seiner geistlichen Töchter bestimmte. Neben dem weiblichen Zweig hatte Spinelli zur Unterstützung der Pfarren auch ein Männerinstitut mit der Bezeichnung „Oblaten des hl. Joseph“ in Erwägung gezogen, doch schlug das Projekt schon im Ansatz 1886 fehl.

Vom neuen Bischof von Bergamo kontinuierlich gedrängt, das Institut weiter auszubauen und zu diesem Zweck Grundstücke und Gebäude zu erwerben, gelang es Spinelli, der bei der Bevölkerung hohes Ansehen genoss, sämtliche Vorhaben, wenn auch unter vielerlei Schwierigkeiten, umzusetzen. Als jedoch der Sekretär des Bischofs sein Bemühen in arglistiger Weise hintertrieb und damit das Vertrauen der Gläubiger in Spinelli erschütterte, bedeutete dies den Bankrott für ihn. Man schrieb den 18. Januar 1889. Sämtlicher Aufgaben eines Administrators und Superiors des von ihm gegründeten Instituts enthoben, wurde Spinelli in das Hospiz von Sant’Antonio verbannt.

In dieser Situation blieb ihm nichts anderes übrig, als sich endgültig aus Bergamo zurückzuziehen. So begab er sich am 5. März 1889 in das Haus seines Bruders Don Costanzo Spinelli nach Rivolta d’Adda (Cremona). Auf diese Weise kam es zu Spinellis Inkardination in die Diözese von Cremona. Das Verfahren dauerte von 1888 bis 1891 und führte zur Schließung der Häuser der Kongregation in Bergamo und zur Beschlagnahmung sämtlicher unbeweglicher Güter seines Vermögens. Am Ende des Konkursverfahrens, das von 21. bis 28. November 1891 dauerte, wurde Spinelli wegen einfachen Bankrotts zu fünf Monaten Haft verurteilt. Nach dem üblichen Rekurs wurde die Strafe per Amnestie erlassen. In der Zwischenzeit lösten sich auch die unter Comensolis Leitung in Bergamo verbliebenen Anbetungsschwestern von Spinelli und bildeten eine Kongregation für sich mit der Bezeichnung Sakramentinerinnen von Bergamo.

Der Bischof von Cremona, Msgr. Geremia Bonomelli, aber, beeindruckt von Spinellis Bescheidenheit und überzeugt von seiner Unschuld, ermunterte ihn, seine Arbeit fortzusetzen, wobei er ihm jede nur erdenkliche Hilfe zuteil werden ließ. Am 10. November 1897 erließ er das Dekret über die kanonische Errichtung der neuen Kongregation der Schwestern von der Anbetung des Allerheiligsten Sakraments, das Franziskus Spinelli als den eigentlichen Gründer anerkannte. „Erwiderung der Liebe Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie, ewige Anbetung und daraus Entfachen der Flamme der Nächstenliebe – das ist es, was dem Zweck der Einsetzung des Sakraments entspricht“, schrieb Bischof Bonomelli in seinem Dekret.

Im neuen Institut erfüllte Spinelli bis zu seinem Lebensende die Funktion des Superiors. Es waren dies 23 Jahre intensiver und äußerst fruchtbarer Tätigkeit, in denen es ihm gelang, die unterdrückten Werke zu erneuern und dafür zu sorgen, dass die vielen unglücklichen Menschen auf echte materielle und spirituelle Hilfe in enger Verbindung zwischen eucharistischer Kontemplation und Nächstenliebe zählen konnten. Seinen geistlichen Töchtern hinterließ der Gründer als Lebensnorm und geistiges Vermächtnis folgendes einfache Programm: „Betet mit inbrünstiger Liebe zum Allerheiligsten Altarsakrament und entzündet aus Ihm die Flamme eurer Liebe zum Wohle des Nächsten.“

Inzwischen neigte sich auch Spinellis Leben dem Ende zu. Am 25. Dezember 1912 feierte er die letzte hl. Messe. Am 5. Februar 1913 erhielt er die Krankensalbung und einen Tag später starb er im Ruf der Heiligkeit. Seit dem 14. März 1924 hat seine sterbliche Hülle in der Kirche des Mutterhauses im Institut der Schwestern von der Anbetung des Allerheiligsten Sakraments, Rivolta d’Adda, via San Francesco d’Assisi, 16, Italien, seine endgültige Ruhestätte gefunden.

Am 21. Juni 1992 wurde Franziskus Spinelli von Papst Johannes Paul II. in Caravaggio seliggesprochen.

 

Resch, Andreas: Die Seligen Johannes Pauls II. 1991 – 1995. Innsbruck: Resch, 2008 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 3). XIII, 321 S., 67 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-083-4, Ln, EUR 27.70 [D], 28.63 [A]

Bestellmöglichkeit: info@igw-resch-verlag.at