Andreas Resch: Franziskus Coll

FRANZISKUS COLL
(1812-1875)

PROFESSPRIESTER DES DOMINIKANERORDENS

GRÜNDER DER KONGREGATION DER DOMINIKANERINNEN
VON DER VERKÜNDIGUNG

Selig: 29. April 1979
Heilig: 11. Okt. 2009

Fest: 2. April

FRANZISKUS COLL wurde am 18. Mai 1812 als Sohn von Peter Coll Portell und Magdalena Guitard in Gombreny, Diözese Vich, Spanien, geboren und auf den Namen Franziskus Josef Michael getauft. Er war das jüngste von 12 Kindern einer Wollkämmerfamilie und hatte acht Brüder (von denen drei aus der ersten Ehe des Vaters stammten) sowie drei Schwestern, die sämtlich in einen Orden eintraten. Im Alter von vier Jahren verlor Franziskus den Vater und wurde fortan von der Mutter zu einem soliden christlichen Leben erzogen. Er besuchte die Volksschule seines Heimatdorfes, wurde mit sechs Jahren ge­firmt und empfing – wie damals üblich – mit etwa 10 oder 12 Jahren die erste hl. Kommunion. Im Spiel erwies sich Franziskus als ein sehr lebhaftes Kind, zeigte aber auch Anzeichen für eine Berufung zum Priester, weshalb ihn die Mutter mit elf Jahren in das Seminar von Vich schickte, damit er dort an ent­sprechenden Kursen teilnehme. Da er völlig mittellos war, musste er sich – um bei einer Familie auf dem Lande, ca. eine Stunde vom Seminar entfernt, woh­nen zu können – das Nötige verdienen; dies geschah, indem er deren Kindern Lesen und Schreiben beibrachte und sie im Katechismus unterwies. Da er jeden Tag in die Stadt kam, bat er in den dortigen Klöstern jeweils um einen Teller Suppe, den er als Almosen erhielt.

Eines Tages, auf dem Weg durch die Stadt, widerfuhr Coll – im Blick auf sei­ne Berufung – ein seltsames Erlebnis. Es begegnete ihm ein mysteriöser Unbe­kannter, der ihm auftrug: „Coll, geh‘ zu den Dominikanern!“ Er wandte sich daraufhin an die in der Stadt ansässigen Dominikaner, die von ihm – nachdem sie ihn geprüft hatten – das für das Noviziat nötige Geld verlangten. Da er nicht eine Peseta besaß, musste er wohl oder übel glauben, Opfer einer Täuschung geworden zu sein. Dem war aber nicht so. Bei seiner Prüfung waren nämlich ein Dominikanerpater des Klosters von Gerona und ein weiterer Herr anwe­send, die Mitleid mit ihm hatten. Sie rieten ihm, nach Gerona zu gehen, wo man für das Noviziat kein Geld nehmen würde. So machte sich Coll zu Fuß und mit leeren Taschen auf den Weg nach Gerona, wo er im Kloster von der Verkündi­gung aufgenommen wurde, nachdem er das notwendige Geld, das man dort zu­mindest für das Ordenskleid verlangte, aufgebracht hatte. Er machte das Novi­ziat, erhielt eine solide theologische Ausbildung und darüber hinaus noch die Weihen für das Subdiakonat sowie die Erlaubnis zum Diakonat, das er jedoch aufgrund des zwischenzeitlich ausgebrochenen Krieges und der Revolution nicht mehr innerhalb der Klostermauern empfangen konnte.

Mit dem Dekret vom 10. August 1835 mussten sämtliche Orden ihre Klöster aufgeben, die in den Besitz des Staates übergingen. Coll beschloss, nach Hause zurückzukehren. Auf der Straße von Gerona in sein Heimatdorf wurde er von den Revolutionären gefangen genommen, dann aber unerwartet wieder freige­lassen. Nach Beendigung seiner Studien im Seminar von Vich wurde Coll am 19. Dezember 1836 in der Kapelle des erzbischöflichen Palais in Solsona zum Priester geweiht. Seine Primiz feierte er in der mittlerweile zum Eigentum der
Familie Puigallosas gehörenden St.-Georgs-Kapelle, wo er eine Zeitlang sein Priesteramt ausübte.

Nach seiner Versetzung in die Pfarre von Artes wusste er dort sehr bald die Wertschätzung und das Vertrauen der Gläubigen zu gewinnen. Anschließend wurde er vorübergehend in die unglückselige Ortschaft von Moyoii geschickt, wo die Misshelligkeiten des Bürgerkrieges und der Hass zwischen den beiden verfeindeten Parteien unter den Bewohnern ein schreckliches Blutbad ange­richtet hatten. Coll gelang es bereits mit seiner Antrittspredigt, den Frieden in der Pfarre wiederherzustellen.

Als er zur Überzeugung gelangt war, dass sich seine Mission nicht auf den Be­reich einer Pfarre beschränken sollte, ersuchte er den zuständigen Bischof, sei­ne Tätigkeit als Pfarrer aufgeben zu dürfen, um sich fortan voll und ganz dem Predigen zu widmen. Nachdem ihm dieser die Erlaubnis dazu erteilt hatte, durchwanderte Coll zu Fuß alle Pfarreien Kataloniens. Als er zur Fastenzeit in Belaguer predigte, konnte die Kirche die Gläubigen kaum fassen; selbst der größte Platz war noch zu klein. Die Früchte seiner Bemühungen waren derart, dass sich im Verhalten der Bürger eine tiefgreifende Veränderung abzeichnete. So verschaffte ihm sein bester Freund, der hl. Antonius Claret, um das Jahr 1854 aus Rom den Titel „apostolischer Prediger“.

Während der Fastenzeit predigte Coll gemeinsam mit einem Weltpriester, ei­nem Jesuiten und einem Laien. Eine Mission übernahm er erst, nachdem er sich mit dem Pfarrer der jeweiligen Ortschaft darüber geeinigt hatte, dass ih­nen ein Haus zur Verfügung gestellt würde, in dem sie die alleinigen Gäste wa­ren.

Dominikanerin der Verkündigung

Obwohl ständig auf Wanderschaft, schlug Coll 1850 seine Zelte endgültig in Vich auf und wurde am 6. November desselben Jahres zum Leiter des Dritten Ordens der Dominikaner für ganz Katalonien bestellt. Durch sein Predigeramt informiert über die Glaubensmängel, die fehlende religiöse Unterweisung der Kinder seiner Zeit und die Unzulänglichkeiten, die vielen jungen Menschen den Eintritt in eine religiöse Gemeinschaft verwehrten, gründete er am 15. August 1856 die Kongregation der Dominikanerinnen von der Verkündigung (Abb.) die sich, bestehend aus sieben mittellosen jungen Frauen, in einem winzi­gen Haus in Call-Nou in der Diözese Vieh der Erziehung und Ausbildung der Jugend widmete. Coll erstellte nicht nur die zugehörige Ordensregel, sondern bemühte sich persönlich um deren spirituelle Formung und zusammen mit ei­ner Professorengruppe des Seminars auch um ihre kulturelle Bildung: „Ich ver­ordne Euch täglich eine Stunde Studium mit derselben Verpflichtung und dem­selben Ernst, mit dem ihr Eure Gebete verrichtet“ (Regel, Kap. II). Nach der Vorbereitungszeit bewarben sich die Schwestern jeweils um das Lehramt und wo immer eine von ihnen die Möglichkeit zum Unterrichten bekam, bildete sich eine kleine Gemeinschaft heraus; andere hielten sich auf Anfrage von Pfarreien oder Gemeinden zur steten Verfügung.
Als sich die Schwestern 1869 weigerten, den Eid auf die liberale Verfassung zu schwören, wurde vielen von ihnen der Lehrberuf untersagt, und so began­nen sich innerhalb der Kongregation Kollegs zu formieren. Coll selbst konnte an die 50 Häuser eröffnen. Heute ist die Kongregation über Europa und Ameri­ka verstreut.

Im spanischen Bürgerkrieg des Jahres 1936 starben sieben Schwestern den Märtyrertod.

Rosa Santaeugenia, erste Generaloberin der Kongregation

All diese Initiativen zeigen, dass P. Coll stets ein echter Dominikaner blieb. Obwohl exklaustriert, hing er mit ganzer Liebe an seinem Habit, den er trug, wo immer sich Gelegenheit dazu bot. Wenngleich die Ordensge­meinschaften mittlerweile etwas weni­ger verfolgt wurden, konnte er nicht mehr zu den Dominikanern zurück, weil in Spanien lange Zeit hindurch nur drei Dominikanerklöster existier­ten, die von Katalonien weit entfernt waren. Dennoch hielt er engen Kon­takt zu den Oberen, berichtete ihnen von seiner Tätigkeit und ersuchte um wohlwollende Aufnahme seines bisherigen Schaffens.

Colls Wirken als Erzieher und geistiger Führer ging harmonisch Hand in Hand mit seinem Apostolat als Predi­ger, dem er sich über 30 Jahre widmete und das er auch nicht aufgab, als er während der Predigt am 2. Dezember
1869 in Salent einen Schlaganfall erlitt, der ihn das Augenlicht kostete. Aller­dings ging es von da an mit seiner Gesundheit bergab. Nach der vierten Attacke waren dann auch seine geistigen Fähigkeiten gemindert.

P. Coll starb nach einem weiteren Anfall im Alter von 62 Jahren am 2. April 1875 in Vich, aufgezehrt von einem strapaziösen Leben, vielen apostolischen Reisen und dem Kampf gegen unzählige Schwierigkeiten, denen seine Kongre­gation ausgesetzt war, sowie beweint von seinen Schwestern und Tausenden von Bürgern. Er wurde auf dem Friedhof der Stadt beigesetzt; 1888 wurden seine sterblichen Überreste in die Kirche des neuen Mutterhauses der Kongre­gation der Dominikanerinnen von der Verkündigung, c/Pare Coll, 17, Barcelo­na, Spanien, übertragen, wo sie heute noch ruhen.

Am 29. April 1979 wurde Franziskus Coll von Papst Johannes Paul II. selig- und am 11. Oktober 2009 von Papst Benedikt XVI. heilgesprochen.


RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1979 – 1985. Innsbruck: Resch, 2000, XII, 248 S., 56 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-070-0, Ln, EUR 24.60 [D], 25.44 [A]

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