FRANZISKUS ANTONIUS FASANI
(Donatus)
(1681-1742)
PROFESSPRIESTER
DES ORDENS DER
FRANZISKANER-MINORITEN
(KONVENTUALEN)
Heilig: 13. April 1986
Fest: 29. November
FRANZISKUS ANTONIUS FASANI wurde am 6. August 1681 als Sohn von Giuseppe Fasani und Isabella Della Monaca in Lucera in Puglien geboren und am 10. d. M. auf den Namen Donatus Antonius Johannes getauft. Die Eltern, einfache Landarbeiter, die beide verwitwet waren und 1674 wieder geheiratet hatten, erzogen ihn zu einem christlichen Leben und durften schon bald miterleben, dass ihr Sohn mit vielversprechenden intellektuellen Gaben gesegnet war.
Mit drei Jahren verlor Donatus bereits den Vater. Die Mutter, damit zum zweiten Mal Witwe geworden, war nicht in der Lage, die Herausforderungen zu bewältigen; sie beschloss daher, dem Rat der Verwandten zu folgen und Francesco Farinacci zu ehelichen. Der neuen Verbindung entsprangen drei Schwestern und ein Bruder, der später in Donatus’ Fußstapfen trat und ebenfalls Minorit wurde. Vom 6. bis zum 14. Lebensjahr besuchte Donatus die Kirche und den Konvent der Franziskaner-Minoriten; von ihnen und einem Diözesanpriester erhielt er – neben Grammatik- und Lateinunterricht – die erste religiöse Unterweisung. Mit zehn Jahren ging er zur Erstkommunion.
Am 22. August 1695 trat er in den Konvent der Franziskaner-Minoriten in Monte Sant’Angelo ein, um am darauffolgenden Tag mit der Einkleidungsfeier das Noviziat zu beginnen. Nach Abschluss des Noviziats legte er am 23. August 1696 unter dem Namen Franziskus Antonius die Profess ab. Von da an bis zum Jahre 1703 widmete er sich weiterhin seinen humanistischen Studien und besuchte in den Konventen von Venafro, Alvito, Montella und Aversa Philosophiekurse. Bei der Übersiedlung nach Isernia 1697 begegnete Fasani dem Seligen Antonius Lucci, damals 15 Jahre alt und Novize, später Bischof von Bovino; mit ihm ging er eine unauflösliche Freundschaft ein. Fasani begann dann 1703 in Agnone Theologie zu studieren, um 1704 gemeinsam mit Lucci zum Studium Generale nach Assisi zu wechseln, wo er am 19. September 1705 zum Priester geweiht wurde. Aufgrund seiner Begabung wurde Fasani schließlich in das Kolleg S. Bonaventura nach Rom geschickt und zum Doktoratsstudium in Theologie angewiesen; das Normalstudium dort beendete er am 2. Februar 1706. Nach Assisi zurückgekehrt, widmete er sich fortan dem Predigen und einem Spezialstudium. 1707 hielt er in Paesino di Palazzo mit großem Erfolg die Fastenpredigten. Die Verkündigung des Evangeliums sollte zu einer zentralen Komponente seines Apostolats werden.
Nach einem Jahr der Spezialisierung wurde Fasani aufgrund der guten Vorbereitung von seiner Studientätigkeit in Assisi entbunden und als Dozent für Philosophie nach Lucera geschickt. Am Ende des zweiten Unterrichtsjahres erhielt er nach einer neuerlichen strengen Prüfung vom 27. Juni 1709 am darauffolgenden 14. August das Doktorat mit dem Titel eines Meisters bzw. Doktors der Theologie. Von diesem Tag an bis heute wird er in seiner Heimatstadt Lucera als Padre Maestro bezeichnet.
Unmittelbar nach seiner Ernennung zum Studienleiter von Lucera ersuchte Fasani darum, sich gemeinsam mit drei Gefährten in die wenige Kilometer entfernte Einsiedelei von Alberone zurückziehen zu dürfen, einem damals abgelegenen Gebirgsort, was ihm gewährt wurde. Dort blieb er von 1709 bis 1712, wobei er das kontemplative Leben mit pastoraler Arbeit in dem kleinen Bergdorf verband und den armen Kindern der Region sogar Religionsunterricht erteilte.
Mit der Wahl zum Guardian des Konvents von Lucera – ein Amt, das er später noch öfters bekleidete – musste er sein Einsiedlerleben aufgeben und sich voll in die Stadtpastoral einbringen; dabei wirkte er im gesamten Gebiet von Capitanata und Molise bis zu seinem Tod auch als Prediger.
Als hervorragender Philosophielehrer und geschätzter Meister der Novizen und jungen Professen vermittelte er, mit mitbrüderlichem Verständnis einerseits und väterlichem Wohlwollen andererseits, einer erklecklichen Schar von Schülern eine gediegene religiöse und priesterliche Ausbildung, indem er ihnen den Geist der Frömmigkeit, die Verehrung der Eucharistie und die Liebe zur Immaculata einprägte und sie durch sein Beispiel anspornte, „sich in steter Liebe zu Gott und zum Nächsten zu üben“.
Als weiser und umsichtiger Guardian führte er seine Mitbrüder jahrelang mit großer Hingabe und Entschiedenheit. Mit seinen Ermunterungen und mehr noch durch sein Vorbild „animierte er alle zum Gebet und zur Observanz, so dass einer seiner Mitbrüder sagte: ,Er möchte uns alle so heilig haben, wie er selber ist‘.“ In Nachahmung des hl. Antonius, dessen Namen er trug, betrachtete er, wie schon gesagt, als Hauptaufgabe seines priesterlichen Wirkens die Verkündigung des Wortes Gottes. Fast ununterbrochen hielt er in Lucera und an anderen Orten Exerzitienkurse, Volksmissionen, Novenen und Fastenpredigten. Vor allem in seiner Kirche S. Francesco, die er restaurierte und dezent verschönerte, pflegte er an Sonn- und Festtagen ebenso wie in Zeiten der Vorbereitung auf die liturgischen Feiern und die Hochfeste Mariens eifrig die religiöse Unterweisung. Bei der Predigt – so steht es in den Texten – „sprach er ganz familiär, voll der Liebe zu Gott und zu seinem Nächsten: in höchster Geistigkeit bediente er sich der Darlegungen und Worte in der Heiligen Schrift, wobei er seine Zuhörer aufrüttelte und bewegte“.
Inzwischen wurde Fasani durch das Apostolische Breve Clemens’ XI. vom 1. Juni 1720 zum Provinzminister seiner Provinz Apulien-Molise ernannt – ein Amt, das er drei Jahre lang ausübte. Er war sehr verblüfft ob dieser Ernennung, was er wiederholt durch die Worte zum Ausdruck brachte: „Der Sohn der armen Isabel ein Meister und Provinzial!“ Doch gerade in den Jahren, in denen er das Amt des Provinzministers innehatte, „gelangte der Ruf von seinem Einsatz und seiner Achtsamkeit bis nach Rom, weil er die besten Mittel und Wege fand, um in den Konventen seiner Provinz die volle Observanz herzustellen“, wobei es ihm „durch sein Beispiel und seinen feinen und wirkungsvollen Umgang“ gelang, uneingeschränkten Gehorsam zu erreichen.
„Gebildet in Philosophie und tiefgründig in Theologie“, wie sein alter Gefährte, der Selige Antonius Lucci, bei den Verfahren bezeugte, schrieb Fasani als aufmerksamer Erforscher der marianischen Prärogative viel zum Thema und verfasste eine sehr präzise und umfangreiche biblische und patristische Dokumentation. Davon zeugen seine Schrift zur Fastenzeit, drei marianische Schriften, acht Novenen mit Betrachtungen und Gebeten, eine Auslegung des Vaterunser und des Magnifikat, verschiedene, teils lateinische, Reden und seine Predigten, die Maria preisen als „ganz nah bei Gott, die alle Menschen auf ihren Wegen beschützt, besonders die Armen, Trauernden und Kranken“. Er hat viele kleinere Werke hinterlassen, darunter 19 „glühende serafische“ Diskurse in Verehrung der Stigmen des hl. Franziskus. Es sind dies unveröffentlichte Schriften, die erst seit kurzem das Interesse der Gelehrten auf sich ziehen. Fasanis Hauptanliegen bei der Predigt war, „sich allen verständlich zu machen“.
Auf einzigartige Weise zeigte sich sein priesterlicher Eifer beim Spenden des Bußsakraments. „Er hörte die Beichte aller möglichen Kategorien von Menschen mit größter Geduld und frohem Antlitz“, mit der Liebe eines Bruders, Vaters und Meisters des spirituellen Lebens zugleich. Als liebstes Betätigungsfeld seiner pastoralen Fürsorge betrachtete er stets die Armen und Kranken. Er besuchte sie und ermunterte sie zuvorkommend und feinfühlig, indem er immer wieder mit Nachdruck auf den „Willen Gottes“ verwies, um sie einzuladen, im Herrn nach den Motiven des Vertrauens, der Hingabe und der Bußfertigkeit zu suchen. Die Sorge um die ihm vom Bischof anvertrauten Gefangenen ermöglichte es ihm, diese in seinem Eifer täglich aufzusuchen, ihnen Mut zuzusprechen und sie zur Reue und zum Vertrauen in die Barmherzigkeit Gottes zu ermahnen. Er verausgabte sich für sie, ohne Energie und Zeit zu sparen, animiert und angetrieben durch ein besonderes seelsorgliches Programm, das er in folgende Worte zu fassen pflegte: „Man muss die Nächstenliebe tun“, und „mit den Armen ist man niemals großzügig“. Mehr als einmal sah man ihn auch mit den Verurteilen zur Richtstätte gehen, um sie in den äußersten Momenten ihres Daseins zu stärken.
Seine Katechese war zudem für das einfache Volk gedacht, zu dem er sich besonders hingezogen fühlte. In Fasani offenbarten sich jene Tugenden, die ihn sichtbar in die Nähe seines Meisters, des hl. Franziskus, rückten. In Lucera hieß es: „Wer wissen will, wie der hl. Franziskus war, braucht sich nur den Padre Maestro anzusehen.“ Im letzten Drittel seines Lebens wurde Fasani noch einmal zum Obern des Konvents von Lucera (1739-1742) gewählt. Anschließend war er im Mai 1742 Delegat des Generalministers des Ordens und führte den Vorsitz beim Kapitel seiner Provinz in Campobasso. Als er sich am Ende von allen Mitbrüdern verabschiedete, sagte er mit großer Gelassenheit und Zuneigung: „In Zukunft werde ich weder Kapitel noch sonstige Versammlungen miterleben. Vertrauen wir uns Gott und der Immaculata an, und betet zu Gott für meine Seele.“ Fasani starb im Ruf der Heiligkeit am Donnerstag, den 29. November 1742.
Eine große Menschenmenge, die sich schon frühmorgens im Gang des Konvents versammelt hatte, erklärte ihn spontan zum Heiligen: „Der Heilige ist gestorben, der Heilige ist gestorben!“ Am späten Vormittag fand der feierliche Sterbegottesdienst statt und am darauffolgenden Samstag, den 1. Dezember, wurde er innerhalb der Kirchenmauern neben dem Altar der Mutter von der Vorsehung bestattet.
Seit 1951 werden die sterblichen Überreste Fasanis in einer kunstvollen Kristallurne unter dem Hauptaltar der Kirche S. Francesco in Lucera verehrt.
Am 13. April 1986 wurde Franziskus Antonius Fasani von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen, nachdem ihn Papst Pius XII. am 15. April 1951 seliggesprochen hatte.
RESCH, ANDREAS: Die Heiligen Johannes Pauls II. 1982 – 2004. Innsbruck: Resch, 2012 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 5). XIV, 480 S., 109 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-094-0, Ln, EUR 48.60 [D], 49.90 [A]
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