Andreas Resch: Florentin Asensio Barroso


FLORENTIN
ASENSIO BARROSO
(1877-1936)

BISCHOF UND MÄRTYRER

Selig: 4. Mai 1997
Fest: 9. August

FLORENTIN ASENSIO BARROSO wurde am 16. Oktober 1877 als Sohn von Jacinto Asensio González und Gabina Barroso Vásques, beide aus Villavieja del Cerro stammend, in Villasexmir, Valladolid, Spanien, geboren und am 24. Oktober auf den Namen Florentin getauft. Am 6. Juni 1878 empfing er das Sakrament der Firmung. Die Eltern hatten acht Kinder und führten einen kleinen Handelsbetrieb. Florentin verbrachte die Kindheit im Schoß seiner tief religiösen Familie.

Als er vier Jahre alt war, zogen die Eltern wieder in ihren Geburtsort Villavieja del Cerro, wo Florentin die Volksschule besuchte. Nach der Erstkommunion am 1. Mai 1887 verspürte er zum ersten Mal den Ruf Gottes und beschloss, in den Augustinerorden einzutreten, wo sein Bruder Zyprian sich gerade anschickte, die ersten Gelübde abzulegen. Aufgrund seiner Jugend rieten die Oberen Florentin jedoch, die humanistischen Studien zu beginnen, denen er sich in der Pfarrschule von Don Santiago Herrero widmete. Zum Studium von Philosophie und Theologie besuchte er anschließend das Seminar von Valladolid, wo er Bestnoten und besondere Auszeichnungen errang.

Nach Abschluss der Studien erhielt Barroso aufgrund der Dispens vom 15. Mai 1901 am darauffolgenden 1. Juni im Alter von 23 Jahren in Valladolid die Priesterweihe. Am 16. Juni feierte er die erste hl. Messe in Villavieja del Cerro und am 2. August wurde er zum Koadjutor der Pfarre von Villaverde de Medina ernannt. Am 27. Dezember wurden ihm auch die Nachbarpfarreien Carrión und Dueñas anvertraut. Nach nicht einmal zwei Jahren wurde Barroso am 1. April 1903 als Kaplan der Kleinen Schwestern der Armen an den Diözesansitz berufen und der Pfarrei San Ildefonso zugeteilt – ein Amt, das er zugleich mit dem eines bischöflichen Archivars bekleidete.

Am 2. Januar 1905 verließ er die Kaplanei der Kleinen Schwestern der Armen und wurde zum Kaplan der Dienerinnen Jesu ernannt. Er erfüllte diese Aufgabe 24 Jahre hindurch, bis er aus Gesundheitsgründen darauf verzichten musste. Sein Dienst als Kaplan beschränkte sich nicht allein auf die Feier der hl. Messe. Vor und nach dem Gottesdienst pflegte er im Beichtstuhl zu verharren oder die Schwestern zu besuchen, denen er stets außerordentliches Wohlwollen entgegenbrachte. Am 1. März 1905 ernannte ihn der Erzbischof von Valladolid zu seinem Hauskaplan und am 11. Oktober desselben Jahres zum „Majordomus“ mit ständiger Residenz im Bischofspalais.
In der Freizeit ging Barroso an der Päpstlichen Universität von Valladolid weiter seinen theologischen Studien nach und promovierte nach Erhalt des Lizenziats am 29. August 1906 zum Doktor der Theologie. Am gleichen Tag schlug ihn der Akademische Rat als Professor für Metaphysik an eben jener Universität vor. Barroso leitete den Lehrstuhl jedoch nur bis zum Ende des akademischen Jahres 1909 / 10, weil er nach seiner Ernennung zum Mitglied des Metropolitankapitels wegen der Erkrankung des damaligen Kardinals Cos, der 1919 starb, auf alle universitären Ämter verzichtete. Am 30. April 1910 wurde Barroso zum Pfarrer der Metropolitan-Kathedrale ernannt. Von den Aufgaben im Bischofspalais entbunden, verdoppelte er seinen priesterlichen Eifer im neuen Amt und widmete sich einem intensiven Apostolat. Er war beharrlich in seiner Hingabe als Prediger und Seelenführer und es gab nur wenige Kirchen in Valladolid und Umgebung, in denen Barroso nicht predigte.

Neben seiner Arbeit in der Pfarre wurden ihm auch verschiedene andere Aufgaben übertragen. Am 4. Februar 1915 wurde Barroso zum Administrator der Liegenschaften der Erzdiözese und zum Delegaten der Kaplaneien ernannt. Am 26. August 1916 erhielt er von der Seminarkongregation die Ernennung zum Mitglied der Prüfungskommission an der Päpstlichen Universität von Valladolid. In den Jahren 1920 und 1935 war er Beichtvater im Regionalseminar von Valladolid sowie der Oblaten des Allerheiligsten Erlösers. 1923 und 1935 erfüllte er dieselbe Aufgabe auch im Zisterzienserkloster von Las Huelgas Reales und in den Jahren 1930 und 1935 im Spital von Esgueva. Von 1923 bis 1935 fungierte Barroso als Berater des Katholischen Unternehmerverbandes, wobei er sich durch große Umsicht und Diskretion auszeichnete und sowohl den äußeren Sorgen als auch den internen Spannungen des Verbandes Rechnung trug. 1925 folgte die Ernennung zum Pfarrer des Metropolitankapitels von Valladolid und als zwischen 1932 und 1935 die Jesuiten aus Spanien vertrieben wurden, wurde er zum geistlichen Leiter des Gebetsapostolats ernannt.
Von 1926 bis 1935 hielt er im Auftrag des Erzbischofs bei den Sonntagsmessen in der Kathedrale von Valladolid Erwachsenen-Katechesen, die großes Aufsehen erregten. Das Predigen war in der Tat eine der von Barroso meistgepflegten seelsorglichen Aufgaben.

Inzwischen war der Ruf von seinem Eifer bis zur Apostolischen Nuntiatur nach Madrid vorgedrungen, wo man ihn als Bischof und Apostolischen Administrator von Barbastro vorschlug. Dieses Ansinnen stürzte Barroso allerdings in größte Verlegenheit. So gibt es eigenhändig verfasste Briefe, in denen er den Nuntius von seiner diesbezüglichen Unfähigkeit zu überzeugen versuchte und darum bat, ihn doch lieber als Ministrant in irgendeine Kirche zu schicken, anstatt ihn zum Bischof zu ernennen. Schließlich jedoch beugte er sich im Geiste des Gehorsams dem päpstlichen Willen.

Mit der Bulle vom 11. November 1935 wurde Barroso zum Titularbischof von Eurea in Epirus und am 23. d. M. zum Apostolischen Administrator von Barbastro ernannt. Seine Bischofsweihe fand am 26. Januar 1936 in der Kathedrale von Valladolid statt. Anschließend begab er sich nach Saragossa, um sich mit seinem neuen Metropoliten zu treffen. Sein Aufenthalt dort verlängerte sich jedoch zwangsläufig wegen der Nachrichten aus Barbastro, wo Behörden und revolutionäre Gruppen Unruhen schürten, um den Empfang, den ihm das Volk bereiten wollte, zu verhindern. So trat er am 16. März 1936 in aller Stille, ohne jede äußere Feier, an die Pforten der Kathedrale und beschränkte den feierlichen Einzug auf die vorgeschriebenen liturgischen Riten innerhalb der kirchlichen Mauern.

Nur zwei Tage nach seiner Ankunft entschied der Gemeindeausschuss, in sämtlichen Kirchen das Glockengeläute zu verbieten. Zudem wurden alle Handlungen Barrosos kontrolliert. Trotz der Fallen, die ihm die Kommunalbehörde stellte, begann er sofort mit der Umsetzung seines Programms. Er reformierte die Diözesankurie, organisierte in der gesamten Diözese die Kongregation der Christlichen Lehre, setzte große Impulse bei der Predigt und verfasste einen Hirtenbrief, in dem er zur Einheit in Christus aufrief. Er gründete und förderte die CESO (Confederación Española de Sindicatos Obreros), eine Organisation, die an das Nationale Sekretariat der Katholischen Aktion gebunden war. Außerdem half er bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und kümmerte sich um die Armen und Kranken.

Dieser Geist totaler Selbsthingabe schaffte es jedoch nicht, den sektiererischen und feindlichen Widerstand der Kommunalbehörden zu besänftigen. Mit Tränen in den Augen musste Barroso die Schleifung des Seminars miterleben, die Profanierung des Friedhofs, das Ausspionieren der Frommen und Apostolischen Vereinigungen, die nahezu unverhohlene Zensierung seiner Predigten in der Kathedrale, die ablehnende Haltung bezüglich seiner Bemühungen um eine Kontaktaufnahme mit der Gemeindebehörde.

Zwei Tage nach Ausbruch des Bürgerkrieges, am 18. Juli 1936, wurde Barroso in seiner eigenen Wohnung unter Arrest gesetzt und am 22 Juli in das Kolleg der Piaristen verlegt, das damals zu einem Kerker für den Klerus, die Ordensleute und auch für praktizierende Laien umfunktioniert wurde. Die Tage der Inhaftierung waren ihm ein ständiger Gräuel. Von den Fenstern seines Gefängnisses aus konnte er das unaufhörliche Hin- und Hergehen der gefangenen Priester beobachten, die entweder in den Kerker oder in den Tod gingen, bis auch für ihn der Tag der letzten großen Prüfung kam. In der Abenddämmerung des 8. August wurde er in eine Einzelzelle des Gemeindekerkers verlegt. Bei den Vernehmungen, denen er mit brutaler Gewalt unterzogen wurde, wollte man von ihm das Bekenntnis seiner Zugehörigkeit – als Kollaborateur – zu den Feinden des Volkes erpressen. Ein dreister Kerl aus der Gruppe, welche die Verhöre führte, fügte ihm unter dem Gelächter und Gejohle der Anwesenden schwere Verletzungen zu. Einer von ihnen meinte: „Hab keine Angst! Wenn es stimmt, was du predigst, wirst du bald ins Paradies eingehen.“ „Ja“, antwortete Barroso, „und dort werde ich viel für euch beten.“

Nach Mitternacht wurde er mit zwölf anderen – jeweils zu zweit an den Armen aneinandergefesselt – vom Kerker weggebracht. Einer der Milizsoldaten fragte ihn, ob er denn wisse, wohin sie ihn brachten: „Ja“, antwortete er, „ihr bringt mich zum Haus unseres Herrn und Gottes – ins Paradies.“ Nachdem man die Gefangenen auf den sogenannten Todeskarren beordert hatte, wurden sie zur Hinrichtung auf den Friedhof geführt. Einer der Folterknechte brach dem Bischof mittels Schlägen seines Gewehrkolbens die Rippen der linken Seite. Am Friedhof angekommen, wurden alle am 9. August 1936 gegen 2.00 Uhr morgens erschossen. Barroso war nicht sofort tot. Als die Folterknechte vom Personal des nahegelegenen Spitals darauf hingewiesen wurden, kehrten sie zurück und setzten seinem Leben durch drei Gnadenschüsse ein Ende.

Der Leichnam landete in einem Massengrab. Nach Ende des Bürgerkrieges, am 29. April 1940, wurde der Identifikationsprozess der Opfer eingeleitet. Der Bischof konnte identifiziert werden, woraufhin die sterblichen Überreste in die Kathedrale von Barbastro gebracht und in der Krypta unter dem Presbyterium beigesetzt wurden.

Am 4. Mai 1997 wurde Florentin Asensio Barroso von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.


RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1996 – 2000. Innsbruck: Resch, 2010 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 4). XIII, 376 S., 86 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-088-9, Ln, EUR 39.90 [D], 40.98 [A]

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