Andreas Resch: Faustinus Míguez


FAUSTINUS (EMANUEL) MÍGUEZ GONZÁLEZ
(1831-1925)

PROFESSPRIESTER DES ORDENS DER ARMEN REGULARKLERIKER
VON DEN
FROMMEN SCHULEN

GRÜNDER
DES FROMMEN INSTITUTS DER KALASANTINERINNEN
TÖCHTER DER
GÖTTLICHEN HIRTIN

Heilig: 15. Oktober 2017
Fest: 8. März

FAUSTINUS (Emanuel) MÍGUEZ wurde am 24. März 1831 als viertes und letztes Kind von Benito Míguez und Maria González in Xamirás di Acebedo del Río, Provinz Orense, Spanien, geboren und am darauffolgenden Tag auf den Namen Emanuel getauft. Ein Jahr später erhielt er die Firmung. Seine Eltern waren arbeitsame Leute und eifrige Christen. In der Familie, wo man täglich morgens und abends gemeinsam betete, wurde er zu einem Leben des Gebets und der Verantwortung gegenüber den Mitmenschen erzogen.

Nach Beendigung der Gemeindeschule übersiedelte Emanuel mit 16 Jahren nach Orense, wo er in dem an das Heiligtum Nuestra Señora de los Milagros angeschlossenen Konvent, 35 km von seinem Heimatdorf entfernt, Latein und Literatur studierte. Schon bald erwies er sich als intelligenter und fleißiger Schüler. Während dieser Zeit griff in ihm auch eine Unruhe Platz, die seinem Leben neue Wege eröffnete. Die zufällige Begegnung mit einem Piaristen führte ihn zu den Frommen Schulen. Er informierte sich über den Geist des Gründers und war von der Gestalt des Josef von Calasanz und seinem Werk tief beeindruckt. So beschloss er – nach Überwindung des Widerstandes seiner Eltern, die andere Pläne mit ihm hatten – ohne Zögern ein Apostel für die Kinder und die Jugend zu werden.

Mit 19 Jahren trat Emanuel am 5. Dezember 1850 in den Orden ein und änderte seinen Namen in Faustinus Míguez von der Inkarnation. Nach Abschluss des Noviziats legte er am 16. Januar 1853 im Kolleg S. Fernando in Madrid die ewigen Gelübde ab. Ebenso brillierte er in den wissenschaftlichen, philosophischen und theologischen Studien des piaristischen Ausbildungsweges und begann im Jahre 1855/56 als Subdiakon zu unterrichten. Am 8. März 1856 wurde er zum Priester geweiht.

Nach dem Studium und den ersten pastoralen Erfahrungen wurde er am 3. November 1857 nach Kuba geschickt, wo der Orden in einer ersten piaristischen Gründung die örtliche „Escuela Normal“ von Guanabacoa für die Lehrerausbildung leitete. P. Faustinus wurde mit den Fächern Agrikultur, Physik, Chemie und Naturgeschichte betraut. Neben dem Unterricht widmete er sich dem Studium der Natur und machte sich im Kontakt mit den Inselbewohnern ein Bild von deren Gebrauch der Pflanzen zu therapeutischen Zwecken. Dabei entwickelte er ein großes Interesse für diese Praxis. Er bewahrte sich diese Neigung und begann dort auf der karibischen Insel seine ersten Forschungen und Experimente mit Pflanzen, die er bereits kannte, weil er sie mit seinem Professor für Naturwissenschaften studiert hatte. Zudem entfalteten sich unter seiner Leitung das Museum für Naturgeschichte und die Labors für Physik und Chemie. Die Lehrerbildungsanstalt hatte eine praktische und experimentelle Ausrichtung. Beide Aspekte wirkten sich entscheidend auf seine wissenschaftliche und pädagogische Arbeit aus.

Wegen einer Vergiftung kehrte P. Faustinus am 12. Februar 1860 nach Spanien zurück, wo er im Kolleg San Fernando die Rekonvaleszenzzeit verbrachte. Im September 1861 wurde er nach Getafe versetzt und engagierte sich dort unermüdlich im Schuldienst, wobei er seine Arbeit fortan als Gebet verstand. 1868 entsandte man ihn in die Neugründung von Celanova, wo er sich als Pädagoge ebenso wie in der Pastoral verdient machte. Am 3. September 1869 wurde er mit den Fächern Physik, Chemie und Naturgeschichte dem Kolleg Sanlúcar de Barrameda zugeteilt. Am 16. April 1872 bat ihn die Gemeinde Sanlúcar de Barrameda, die Wasserquellen der Stadt zu untersuchen. Seine Antwort vom 30. April fiel positiv aus, weil es sich dabei in seinen Augen insofern um eine humanitäre Aufgabe zum Wohle der Bevölkerung handelte, als es aufgrund der Analysen möglich werden würde, den durch einige Krankheiten hervorgerufenen Schmerzen Abhilfe zu schaffen. Er betrachtete es als Dienst an den Menschen, denen er sich verpflichtet fühlte, und brachte dies mit den Worten zum Ausdruck, dass der Piarist „ein Mann des Volkes und für das Volk“ sei.

P. Faustinus untersuchte die therapeutischen Eigenschaften des Wassers von 44 Brunnen der Stadt. Wissenschaftlich gesehen am wichtigsten war dabei, dass er einer besonderen Vorgangsweise folgte. Ein solches Unterfangen verlangte einen großen Einsatz und brachte „schwierige Berechnungen und minutiöse Prüfungen“ mit sich. Daher ersuchte er die Gemeinde nach Abschluss der Arbeiten, dass eine Ärztekommission die von ihm für die verschiedenen Quellen erstellten therapeutischen Indikationen verifizieren und einen Bericht darüber verfassen solle.

In dem betreffenden Gutachten vom August 1872 stellte die Kommission Folgendes fest: „Nachdem die therapeutischen Indikationen der verschiedenen Quellwasser dieser Stadt mit der gebührenden Genauigkeit geprüft wurden, teilen die Unterzeichneten dem gelehrten Piaristenpater Faustinus Míguez mit, dass seine chemischen Analysen nicht nur den Prinzipien der Wissenschaft entsprechen, sondern auch der erfahrungsgemäß erfolgten Anwendung, als die therapeutischen Eigenschaften noch nicht wissenschaftlich nachgewiesen waren.“ Die Ergebnisse der Arbeit wurden in dem Buch Anàlisis de las aguas públicas de Sanlúcar de Barrameda con indicación de sus virtudes medicinales veröffentlicht. Mit dieser Aufgabe stellte P. Faustinus seine wissenschaftlichen Kenntnisse in den Dienst der Bevölkerung, wie er im Buch darlegt: „Zur Durchführung dieser theoretisch-praktischen Untersuchung über die Heilwirkungen verpflichteten mich sowohl meine Liebe zur Wissenschaft als auch jene, die ich der leidenden Menschheit gegenüber bekenne, zu deren Aufklärung ich diese Resultate erbracht habe. Denn, wenngleich ich, dem Beispiel meines göttlichen Meisters folgend, in erster Linie auf das Seelenheil zu achten habe, so obliegt es mir doch auch, mich nach meinen Möglichkeiten um das Heil des Körpers zu kümmern.“

Diese seine wissenschaftliche Berufung im Dienst der Kranken bekundete P. Faustinus durch das Laboratorium Míguez, eines seiner großen Vermächtnisse an die Menschheit, das aus der Verbindung verschiedener Wesensmerkmale entstand, nämlich seiner Sensibilität für die Bedürfnisse der Menschen seiner Zeit ebenso wie seiner Sorge um die physisch Leidenden.

Er wurde nachfolgend nach Sevilla versetzt und dann an die Neugründung El Escorial, wo er unterrichtete und die Hausbibliothek leitete. Anschließend war er Rektor des Kollegs von Montfort de Lemos. An all diesen Orten erwies sich P. Faustinus als großer Pädagoge und unermüdlicher Verteidiger des freien Unterrichts. Seine Hingabe war selbst- und grenzenlos, sodass er die Interessen der Studenten aus freien Stücken über seine eigenen stellte, „alles für alle“.

1879 erhielt P. Faustinus die Erlaubnis, zu den Frommen Amerikanischen Schulen zu gehen, die in Buenos Aires langsam Fuß fassten, doch reiste er aus unbekannten Gründen nicht nach Argentinien, sondern wurde stattdessen ein zweites Mal nach Sanlúcar geschickt, dessen Bevölkerung seinen Dienst für die Wissenschaft nicht vergessen hatte. Neben seinem Einsatz als Lehrer beschäftigte er sich weiterhin mit dem Studium der Pflanzen und ihren Eigenschaften, womit er bereits in Monforte de Lemos begonnen hatte. Er bereitete einige Extrakte mit therapeutischer Wirkung. Im Lauf der Zeit wuchs sein Ruf in Sanlúcar und ebenso die Zahl der Kranken, die zu ihm kamen.

Die Ignoranz und Ausgrenzung vor Augen, unter der die Frauen zu leiden hatten, suchte er nach Mitteln und Wegen, um sie von Kindheit an auf einen menschlichen und christlichen Weg zu führen. So gründete er 1885 das Fromme Institut der Kalasantinerinnen, Töchter der Göttlichen Hirtin (Abb.), das am 12. Juni 1889 die diözesane und 1910 die päpstliche Approbation erhielt. 1922 wurden von Pius XI. die endgültigen Konstitutionen approbiert und 1923 reisten die ersten Schwestern nach Amerika und Afrika. Der Zweck dieser neuen Schwesterngemeinschaft nach dem Geist und im pädagogischen Stil des Josef Calasanz ist die Betreuung und Ausbildung armer Mädchen, welche „die Seele der Familie und das Heil der Gesellschaft sein werden, deren interessantesten Teil sie bilden sollen“. Ohne seine übrigen Aktivitäten zu vernachlässigen, unterstützte und leitete er die kleine Familie mit viel Umsicht und großer Sorgfalt.

Auf Drängen des Dekans der Medizinischen Universität von Sevilla begann P. Faustinus mit seiner therapeutischen Arbeit – einerseits um den Kranken seine Hilfe zukommen zu lassen und andererseits um die nötigen Mittel zur Finanzierung seines Instituts zu sammeln. Diese Aktivitäten versetzten jedoch viele Ärzte in Alarmbereitschaft, von denen einige die Oberen aufforderten, ihn zu versetzen, und so wurde er 1888/89 tatsächlich nach Getafe geschickt, wo er seine heilsame Arbeit zum Wohle zahlreicher Menschen fortsetzte. Eine von Ärzten und Pharmazeuten initiierte Verleumdungskampagne führte 1901 zur Intervention der Regierung, die seiner Tätigkeit ein Ende setzte. Faustinus Míguez veröffentlichte auch verschiedene Werke.

Der Tod traf ihn ihm Alter von 94 Jahren, am 8. März 1925, in Getafe (Madrid), Spanien. Seine sterblichen Überreste ruhen dort in der Kapelle der Töchter der Göttlichen Hirtin.

Am 15. Oktober wurde Faustinus Míguel González von Papst Franziskus heiliggesprochen, nachdem ihn Papst Johannes Paul II. am 25. Oktober 1998 seliggesprochen hatte.