Euphrasia vom Heiligsten Herzen Jesu

EUPHRASIA VOM HEILIGSTEN HERZEN JESU
(ROSA ELUVATHINGAL)
(1877-1952)

PROFESS-SCHWESTER DER KONGREGATION DER MUTTER VOM KARMEL

Selig: 3. Dezember 2006
Heilig: 23. November 2014
Fest: 29. August

EUPHRASIA VOM HLST. HERZEN JESU (Rosa Eluvathingal) wurde am 17. Oktober 1877 als Tochter einer reichen katholischen Familie des syromalabarischen Ritus in der Gemeinde Kattoor, Diözese Trissur, Kerala, Indien, geboren und am 25. Oktober in der Kirche der Mutter vom Karmel in Edathuruthy getauft. Die Mutter war eine fromme Katholikin des syrischen Ritus, die ihre Tochter zum Messbesuch und zum Rosenkranzgebet anhielt.

Rosa besuchte die örtliche Volksschule und verspürte, von der Mutter geleitet, schon bald den göttlichen Ruf, sich im Gebet bestmöglich mit dem Herrn zu vereinen. Mit neun Jahren empfing sie die Gnade einer Erscheinung der Jungfrau Maria, woraufhin sie beschloss, Jungfrau zu bleiben und sich ganz Gott zu weihen.

Als Rosa erwachsen war, äußerte sie den Wunsch, sich den Schwestern der Mutter vom Karmel anzuschließen, die der Regel des Dritten Ordens der Unbeschuhten Karmelitinnen folgten. Der Vater widersetzte sich anfangs, weil er sie mit dem Sohn einer der reichsten Familien der Region verheiraten wollte. Die Hartnäckigkeit seiner Tochter ließ ihn jedoch einlenken und so begleitete er sie sogar persönlich zum Konvent. Schon mit zehn Jahren war Rosa in die Schule der ersten karmelitanischen Kommunität der syro-malabarischen Kirche eingetreten, die der hl. Kuriakose Elias Chavara zusammen mit P. Leopold Beccaro 1886 in Koonammavu im Distrikt Ernakulam gegründet hatte. Neun Jahre lang lebte sie dort und spielte mit dem Gedanken, eines Tages in den angeschlossenen Konvent der hl. Theresia einzutreten.

1897 eröffnete Mar John Menachery, der erste einheimische Bischof von Thrissur, den Karmelitinnen-Konvent von Amazakad (heute zur syro-malabarischen Diözese Irinjalakuda gehörig). Der Bischof höchstpersönlich verlegte am 9. Mai des Jahres sämtliche Ordensschwestern sowie die Studentinnen von Koonammavu in den neuen Konvent, unter ihnen auch Rosa. Am Tag darauf wurde sie als Postulantin aufgenommen.
Am 10. Januar 1898 erhielt Rosa schließlich das Ordenskleid des Karmel und begann das Noviziat, wobei sie den Namen Euphrasia vom Hlst. Herzen Jesu annahm. Ihr Verweilen im Kloster wurde jedoch von ihrer delikaten gesundheitlichen Situation überschattet, sodass die Oberen erwogen, sie zur Kur zu schicken.
Die ewige Profess von Sr. Euphrasia erfolgte am 24. Mai 1900, anlässlich der Einweihung des neuen Konvents von Ollur. Nach Ablegung der ewigen Gelübde wurde sie mit der Betreuung der Novizinnen betraut. Trotz ihrer immer noch angeschlagenen Gesundheit bewies Euphrasia ein seltenes Maß an Zivilcourage und einen hohen Sinn für Verantwortung.

Msgr. John Menacherry glaubte von Anfang an, etwas Außergewöhnliches in dieser demütigen Schwester zu erkennen, und nachdem er ihre tiefe Sehnsucht nach der Vereinigung mit Gott wahrgenommen hatte, schickte er sich an, ihre spirituelle Führung zu übernehmen. Er trug ihr auf, alles niederzuschreiben, was ihre Seele bewegte, und so finden sich noch heute im Diözesanarchiv an die 94 Briefe aus ihrer Sammlung, die einen einmaligen Blick in ihr spirituelles Leben gewähren.
1904 übernahm Sr. Euphrasia das Amt der Novizenmeisterin, das sie neun Jahre bekleidete. 1913 zur Oberin gewählt, wurde sie drei Jahre später nach Manalur versetzt, musste jedoch nach wenigen Monaten aus gesundheitlichen Gründen wieder nach Ollur zurückkehren und lebte dort bis zu ihrem Tod die vollkommene Einheit mit Gott durch Gebet, Fasten und Selbstkasteiung. Sie begleitete ihre Mitschwestern in all ihren Nöten und führte sie mit Wort und Tat zu einer immer tieferen Einheit mit Gott. Ihre persönliche Heiligung bestand nicht in außergewöhnlichen Vorkommnissen, sondern in einer tugendhaften Lebensführung im Alltag.

Trotz der enormen Belastungen lebte Sr. Euphrasia ein Leben ständigen Gebets und beispielloser Hingabe an das Heilige Herz Jesu, sodass man sie schon bald die „betende Mutter“ nannte. Die meiste Zeit des Tages verbrachte sie in der Klosterkapelle bei der Anbetung des Allerheiligsten Sakraments, für das sie eine besondere Verehrung hegte.

Mit 75 Jahren, am 29. August 1952, entschlief sie im Herrn. Ihre sterblichen Überreste befinden sich im Hauptschiff der Klosterkapelle der Hl. Maria von Ollur. Ihr Grab wurde schon bald zu einer Pilgerstätte, an der sich laut Aussage mehrerer Gläubiger Wunder ereigneten.
Erst seit 30. Januar 1990 ruhen ihre Gebeine in der Klosterkirche der Hl. Maria von Ollur. Bei allen, die das Glück hatten, sie zu kennen, hinterließ sie die Erinnerung an einen unverbrüchlichen Ruf der Heiligkeit. Ihrer himmlischen Fürsprache wurden zahlreiche Gnaden zugeschrieben.
All das führte – nach vorher erfolgter Approbation der siromalabarischen Bischofskonferenz am 1. Juni 1988 – zur Eröffnung des Diözesanprozesses am 21. Oktober d. J. Die Akten über das Leben und die Tugenden von Sr. Euphrasia wurden am 16. November 1991 von der Heiligsprechungskongregation approbiert. Das gleiche Dikasterium erwarb am 20. April 1994 die Positio super virtutibus und
am 5. Juli 2002 wurde Sr. Euphrasia zur „ehrwürdigen Dienerin Gottes“ erklärt. Am 21. Juni 2006 anerkannte Papst Benedikt XVI. ein ihrer Fürbitte zugeschriebenes Wunder: die unerklärliche Heilung eines an Knochenkrebs erkrankten Tischlers. Am 3. Dezember 2006 wurde die indische Schwester schließlich, den neuen Bestimmungen desselben Papstes entsprechend, in ihrer Heimat seliggesprochen. Papst Franziskus sprach sie dann am 23. November 2014 auf dem Petersplatz im Vatikan heilig.

Die spirituellen Briefe, die Euphrasia ihrem Seelenführer, Bischof John Menacherry, geschrieben hatte, bilden die wichtigste Quelle für die Anerkennung ihrer Heiligkeit, ihrer tiefen Spiritualität und Einheit mit Gott wie auch für ihre außergewöhnlichen mystischen Erfahrungen.
Aufgrund ihres streng heiligmäßigen Lebens war sie Vorbild für alle. Besondere Verehrung empfand sie gegenüber dem Heiligen Herzen Jesu, dem Allerheiligsten Sakrament, dem Erlöser und Heiland und der Seligen Jungfrau Maria, weshalb sie, wie schon erwähnt, von den Bewohnern von Ollur, die sie ständig beim Heiligtum im Gebet versunken sahen, „betende Mutter“ genannt wurde.