Andreas Resch: Emanuel Domingo y Sol

EMANUEL
DOMINGO Y SOL
(1836-1909)

PRIESTER UND GRÜNDER
DES INSTITUTS DER DIÖZESANSEELSORGER
VOM HL. HERZEN JESU

Selig: 29. März 1987
Fest: 25. Januar

EMANUEL DOMINGO Y SOL wurde am 1. April 1836 als elftes von insgesamt zwölf Kindern der wohlhabenden Eheleute Franziskus Domingo Ferré und Josefa Sol Cid in Tortosa, Spanien, geboren und am darauf folgenden Tag auf den Namen Manuel getauft. Am 18. Oktober 1845 erhielt er die Firmung. Seine Studien absolvierte er im Kolleg S. Mattia. Ab 1851 studierte er als Interner im Diözesanseminar von Tortosa drei Jahre Philosophie, sieben Jahre Theologie sowie ein Jahr Jura. Am 2. Juni 1860 wurde er zum Priester geweiht und anschließend vom Bischof von Tortosa in das Seminar nach Valencia geschickt, um dort das Lizenziat und Doktorat in Theologie zu machen.

1861 wurde in Tortosa das „Missions-­ und Exerzitienhaus“ gegründet, worauf sich Don Emanuel in die Liste jener Priester eintrug, die in den Pfarreien der Diözese Missionspredigten und Exerzitien halten wollten. Als Diözesanseelsorger engagierte er sich intensiv in Katechese und Verkündigung. Am 7. März 1862 ernannte man ihn zum Leiter des kleinen Zentrums in La Aldea und 1863 wurde ihm die Pfarre San Jacobo in Tortosa anvertraut. Am 5. Februar 1864 wurde er zum Professor für Religion und Moral am voruniversitären Institut von Tortosa ernannt, wo er auch die Aufgaben eines Sekretärs wahrnahm und sich besonders in der Jugendseelsorge einsetzte. Sein brennender Wunsch war es, Priesterberufe zu fördern und Laienapostel zur Mitarbeit in den Pfarren heranzubilden. In den wichtigsten Ortschaften der Diözese organisierte er so genannte „Katholische Arbeiterzirkel“. Er kümmerte sich um die Gemeinschaft von S. Luis, gründete das „Gymnasium“, ein Kultur­ und Jugendzentrum, und gab die erste katholische Zeitschrift Spaniens, El Congregante, heraus.

1868 wurde Don Emanuel zum Vikar und Beichtvater des Klosters von Santa Clara ernannt; gleichzeitig wirkte er als Spiritual im Kloster von Purissima. Durch sein pastorales Bemühen und vor allem als Beichtvater weckte er zahlreiche religiöse Berufungen und gründete die Klöster von Vinaroz, Vall de Uxó und Benicarló. Er unterstützte die Oblatinnen vom Allerheiligsten Erlöser und gilt als der eigentliche Gründer des Hauses von Tortosa. In besonderer Weise widmete er sich den von seinem engen Freund, dem hl. Enrique de Ossó y Cervelló, gegründeten Schwestern der Gesellschaft der heiligen Theresia von Jesus.

Da während der Revolution von 1868 die Seminare der spanischen Diözesen konfisziert wurden, mussten neue Wege für die Priesterausbildung gefunden werden. Eine zufällige Begegnung mit dem Seminaristen Ramón Valero, der nach der Revolution als einer der wenigen seine geistlichen Studien fortsetzte, führte Don Emanuel dieses Problem vor Augen. Valero, der im zweiten Jahr Philosophie belegte, bestritt die Kosten für seine Unterkunft aus Almosen und seine Verpflegung aus mildtätigen Gaben, ging von Tür zu Tür betteln und studierte das bisschen, das er konnte. Eines Abends im Februar 1873 vertraute er sich Don Emanuel an, der von diesem Augenblick an begriff, worin die Mission der Kirche bestand: „Von allen Aufgaben, die man sich vorstellen kann, ist keine so wichtig und gereicht keine Gott so sehr zur Ehre wie jene, sich dafür einzusetzen, der Kirche viele und gute Priester zu geben.“

Im gleichen Jahr gründete er das St. Josefskolleg in Tortosa, wo er zu Beginn des Studienjahres 1873/74 ein Haus für die Unterkunft, Verpflegung und Ausbildung mittelloser Seminaristen mietete. Er begann mit 24 Studenten, musste aber schon im ersten Jahr ein geräumigeres Haus anmieten und beherbergte nach wenigen Jahren hundert Seminaristen, die auf drei Häuser verteilt waren. Damals beschloss er, auch entgegen der Meinung seiner engsten Mitarbeiter, die Errichtung eines Kollegs für 300 Studenten, das 1875 eröffnet wurde.

Von der Wichtigkeit dieser Arbeit überzeugt, trug sich Don Emanuel mit dem Gedanken einer Gründung zur Weiterführung und Konsolidierung der Bemühungen um die Priesterausbildung. So rief er am 29. Januar 1883 aus einer Eingebung heraus die Hermandad de Sacerdotes Operarios Diocesanos del Corazón de Jesús (Kongregation der Diözesanseelsorger vom Herzen Jesu) ins Leben. Im Nachhinein bekannte er: „Unsere Arbeit entspringt dem stillen, vergessenen, verkannten und geschmähten Herzen Jesu im Altarsakrament.“ Am 16. Juli zog er sich mit einigen der ersten Arbeiterpriester nach Deserto de Las Palmas (Castellón) zurück, um „die bleibenden Grundlagen und die provisorischen Regeln der Gemeinschaft auszuarbeiten“, die der Bischof von Tortosa bereits mündlich bestätigt hatte und am 2. Februar 1884 offiziell approbierte. Nach der Vorstellung des Gründers handelt es sich bei der Gemeinschaft um ein Institut von Diözesanseelsorgern, die unter dem Band der Nächstenliebe und unter gemeinsamer Führung zur Heiligung ihrer Mitglieder in der Welt und zur verstärkten Förderung der Ehre Gottes beitragen sollten. In seinen ersten Predigten an die Mitarbeiter sagte er: „Ihr sollt nichts anderes sein als Priester, seid heilig und arbeitet, so viel ihr könnt, zur Ehre Gottes und, soweit möglich, Seite an Seite mit den anderen.“

Die Hauptaufgaben, die er der Gemeinschaft zuwies, waren: 1) Förderung, Unterstützung und Pflege religiöser Berufungen; 2) Förderung des Glaubens unter der Jugend; 3) Förderung der Hingabe und Wiedergutmachung an das Herz Jesu, vor allem im Sakrament seiner Liebe.
Nachdem sich Don Emanuel von allen übrigen seelsorglichen Aufgaben zurückgezogen hatte, widmete er sich voll und ganz der Ausbildung der künftigen Priester, indem er seinen Tätigkeitsbereich auf verschiedene andere Diözesen ausweitete, welche die Dienste der Gemeinschaft anforderten. Sein apostolischer Eifer veranlasste ihn zur Gründung von „St. Josefskollegien“ in verschiedenen Städten: 1884 in Valencia, 1888 in Murcia und 1889 in Orihuela. Schließlich gründete er, nach allerlei Schwierigkeiten durch die Opposition der römischen Machthaber, am 1. April 1892 das Pontificio Collegio Spagnolo de San José in Rom, das viel zur spirituellen und kulturellen Erneuerung des spanischen Klerus beitrug. Im selben Jahr gründete er das Kolleg von Plasencia, 1894 jenes von Almería sowie zwei Kollegien in Burgos, die er bald darauf in einem vollständig neuen Gebäude vereinte. Es folgte die Gründung der Kollegien von Lissabon 1895 und von Toledo 1898.

Die St. Josefskollegien führten in der Priesterausbildung, die in den spanischen Diözesen damals sehr im Argen lag, eine tief greifende Wende herbei. Die Bischöfe ersuchten Don Emanuel daher eindringlich, die Leitung der Diözesanseminarien zu übernehmen. Das verlangte ihm zwar einiges ab, doch übernahm er aus Liebe zur Kirche und zum Priestertum 1897 das erste Seminar und musste von da ab ständig weitere Seminare übernehmen. Sogar aus Lateinamerika wandte man sich an ihn und so schickte er seine Arbeiterpriester auch nach Mexiko. Wegen Personalmangels konnte er zusätzlichen Anfragen aus Spanien und Amerika nur mehr bedingt Folge leisten. Um die Kontakte unter den verschiedenen Kollegien zu fördern, gründete er die Zeitschrift El Correo Josefino.
Dieses umfassende Engagement von Domingo y Sol bei der Förderung von Priester-­ und Ordensberufen gründete vorwiegend auf drei Pfeilern seiner Spiritualität: der Verehrung des eucharistischen Herzens Jesu, der Berufung zum Apostolat und der Liebe zur Kirche.

„Die Eucharistie befriedigt das ganze Sehnen meines Geistes… Sie ist die Quelle, aus der das heilsame Wasser der Gnade für das Gelingen des Priesteramtes zu schöpfen ist… Sie ist der Herd, an dem sich das Herz erwärmt, das sich für die Brüder heiligt.“

„Die apostolische Berufung ist untrennbar mit der christlichen Berufung verbunden. Die Ermutigung, Unterstützung und Bildung von Priesterberufen ist von so übergreifender Bedeutung, dass es ihresgleichen zur Verherrlichung Gottes in der Welt nicht gibt… Dieser Abschnitt stellt in der apostolischen Tätigkeit so etwas wie den ,Schlüssel zur Ernte` dar.“

Diesen Überzeugungen entsprang seine Vision des Priestertums: „Das Priesteramt ist keine Karriere, es ist ein Stand, noch besser: ein Apostolat, es bedeutet, ein anderer Christus auf Erden zu sein.“

Von seiner Liebe zur Kirche zeugen seine Werke auch heute noch, vor allem das Pontificio Collegio Spagnolo in Rom.

Mehr von den Anstrengungen denn von den Jahren aufgezehrt, schied er am 25. Januar 1909 in Tortosa gottergeben aus dem Leben. Seine sterbliche Hülle ruht in der dortigen Kirche „Reparación“, c/de la Mercé, 4, die 1903 von ihm erbaut wurde.

Am 29. März 1987 wurde Emanuel Domingo y Sol von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1986 – 1990. Innsbruck: Resch, 2005 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 2). XIII, 298 S., 69 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-076-X, Ln, EUR 25.70 [D], 26.52 [A]

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