Andreas Resch: Elisabeth von der Hlst. Dreifaltigkeit, Elisabeth Catez

ELISABETH VON DER
HEILIGSTEN DREIFALTIGKEIT
(Elisabeth Catez)
(1880-1906)

PROFESS-NONNE
DES ORDENS DER
UNBESCHUHTEN KARMELITINNEN

Selig: 25. November 1984
Heilig: 16. Oktober 2016
Fest: 9. November

ELISABETH VON DER HLST. DREIFALTIGKEIT CATEZ urde am 18. Juli 1880 im Militärcamp von Avor bei Bourges in Frankreich als Toch­ter des Offiziers Francois Joseph Catez und der Maria Emilia Rolland geboren und am 22. Juli auf die Namen Maria Josephine Elisabeth getauft. In Dijon, wo­hin ihr Vater 1882 versetzt wurde, verbrachte sie eine unbeschwerte Kindheit. 1887 starb der Vater.

Von impulsivem und willensstarkem Charakter – ein „echter Teufel“, wie ihre Schwester Margarete sich ausdrückte – wusste sie sich aus Liebe zu Jesus im Zaum zu halten, vor allem nach ihrer ersten Beichte im Jahre 1887. Mit der Zeit wirkte sie außerordentlich gelassen und liebenswürdig.

Nachdem sie sich 1888 am Konservatorium von Dijon eingeschrieben hatte, widmete sie sich mit großem Erfolg dem Klavierspielen. Eine reguläre Ausbil­dung im eigentlichen Sinne machte sie nie, die Musik formte lediglich Geist und Gemüt. Sie beeindruckte durch eine besondere Technik, wofür sie von 1891 an wiederholt Auszeichnungen und schließlich den ersten Preis erhielt. Für das Leben und seine Schönheiten offen, bezauberte sie auch am Klavier durch ihr Können.

Als sie am 19. April 1891 im Alter von elf Jahren die Erstkommunion emp­fing, wurde sie von einer solchen Liebe zu Jesus im Altarsakrament ergriffen, dass sie den ganzen Tag über kein Essen mehr anrühren wollte. Ihre Worte wa­ren: „Je n’ai pas faim. Jesus m’a nourrie.“ („Ich habe keinen Hunger. Jesus hat mich gelabt.“) Von jenem Tag an änderte sich auch ihr sonst so lebhaftes und impulsives Wesen, und ihrer Mutter gegenüber, die seit vier Jahren Witwe war, legte sie völligen Gehorsam an den Tag. Durch die Musik versank sie in die Betrachtung Gottes. Auch auf den Festen der vornehmen Gesellschaft, wo ihre Mutter sie gerne sah, fühlte sie sich, ohne an Spontaneität und Frohsinn zu ver­lieren, dem Herrn verbunden: „Im festlichen Treiben wurde ich, ergriffen von der Gegenwart meines Herrn und Meisters und vom Gedanken an den Empfang der hl. Kommunion am nächsten Tag, eine ganz andere und bemerkte nichts von dem, was um mich herum geschah.“

In glühender Liebe, einer Liebe, die sie verzehrte, entbrannte sie zu dem, der ihr innewohnte. Sie erlebte das Geheimnis der Einwohnung, das ihr am Tag ih­rer Erstkommunion geoffenbart worden war. „Es gibt ein Sein, das die Liebe ist und das will, dass wir in Einheit mit Ihm leben.“ Zu allen, mit denen sie in Ver­bindung kam, sprach sie unentwegt von dieser wunderbaren Entdeckung der unendlichen Liebe, die doch immer einzigartig und persönlich war. Als die Obe­rin des Karmel ihr eines Tages sagte, dass der Name Elisabeth „Wohnung Got­tes“ bedeute, begann sie schon ihre Berufung zu leben und fühlte sich dabei auch stark von der hl. Theresia von Jesus angezogen, in deren Werk Weg der Vollkommenheit, das ihr die Mutter in die Hand gedrückt hatte, sie mit Freuden von der Gegenwart Gottes „im kleinen Himmel der Seele“ las und dabei den Vorsatz machte, „diesen nie allein zu lassen“.

Immer stärker drängte sich ihr der Wunsch nach einem Ordensleben auf. Mit 14 Jahren legte sie das Gelübde der Keuschheit ab, da sie die Kraft des Hl. Geis­tes als viel lebendiger verspürte. „Eines Tages, nach der Kommunion, fühlte ich mich unwiderstehlich gedrängt, den Herrn als Bräutigam zu wählen, und ohne zu zögern verband ich mich ihm durch das Gelübde der Keuschheit. Wortlos schenkten wir einander mit so großer Hingabe, dass die Entscheidung, ganz ihm zu gehören, noch unumstößlicher wurde. Ein anderes Mal glaubte ich in mei­nem Innern das Wort „Karmel“ zu vernehmen und von da an hatte ich keinen anderen Gedanken mehr als mich hinter dessen Gittern zu vergraben.“

Die Mutter wollte sie aber noch zu Hause behalten, und so gehorchte sie. Zu­nehmend widmete sich Elisabeth fortan seelsorglichen Aufgaben, besonders unter den Mädchen aus der Nachbarschaft, die sie auf die Erstkommunion vor­bereitete. Außerdem kümmerte sie sich um die Armen in der Stadt und ging täg­lich in die Kirche, wo sie vor dem Allerheiligsten Altarsakrament lange im Ge­bet verweilte. Die gesellschaftlichen Feste schienen sich für sie, anstatt sie zu zerstreuen, in Momente besonderer Kontemplation zu verwandeln. „Mir scheint, dass nichts von Gott ablenken kann, wenn man ausschließlich für Ihn da ist, stets in seiner Gegenwart, unter seinem göttlichen Blick, der in die letzten Tiefen der Seele dringt. Auch mitten in der Welt kann man Ihn in der Stille ei­nes Herzens, das ganz ihm gehören will, vernehmen.“
Nachdem sich die Mutter von der Echtheit ihrer Berufung überzeugt hatte, erlaubte sie ihr, am 2. August 1901 in den Karmel von Dijon einzutreten. Dort erhielt sie ihren neuen Namen: Elisabeth von der Heiligsten Dreifaltigkeit. „Gott in mir und ich in Ihm. Welch freudiges Geheimnis die Gegenwart Gottes doch in uns ist, im tiefsten Heiligtum unserer Seele, wo wir ihn immer finden kön­nen. Dort, in der Tiefe des Herzens, liebe ich es ihn zu suchen.“ Bei ihrem Ein­tritt ins Kloster waren die Schwestern überrascht von ihrer inneren Sammlung, ihrem zarten und liebenswerten Wesen, und sie murmelten unter sich: „Das kann nicht lange dauern.“

Am 8. Dezember 1901 wurde sie eingekleidet und nach einem Noviziat der Bewährung in Glauben und Treue legte Elisabeth von der Heiligsten Dreifaltig­keit am 11. Januar 1903 die Gelübde ab. Ihr einziger Vorsatz war, ihrer Beru­fung zur Beschaulichkeit in absoluter Treue Folge zu leisten und in innigster Gemeinschaft mit der Dreifaltigkeit zu leben. Im Karmel hatte sie keine beson­deren Aufgaben, sondern lebte ein Leben in voller Einheit mit Gott. Die Kon­templation der ihrer Seele innewohnenden Dreifaltigkeit suchte sie im Anklei­deraum ebenso wie an der Pforte oder bei den einfachsten Arbeiten im Kloster. In der Erfüllung ihrer Pflichten – ob bei der Arbeit in der Zelle, in der Wäsche­rei oder in der Kapelle – war sie unablässig im Gebet versunken. „Seit dem Au­genblick, da Er ständig bei mir ist, findet das Gebet, das Von-Herz-zu-Herz, kein Ende. Ich spüre Ihn so lebendig in meiner Seele, dass ich mich nur zu sammeln brauche, um Ihm in meinem Innern zu begegnen, und hierin liegt mein ganzes Glück.“

Das theologische Verständnis für all diese Erfahrungen wurde ihr, als sie noch „externe“ Postulantin war, durch eine zufällige Begegnung mit dem Domi­nikanerpater Vallée zuteil, der sie in die Theologie der Einwohnung einführte. So schrieb sie später: „Wir leben mit Gott wie mit einem Freund; wir beleben unseren Glauben, um uns Gott durch alles, was heilig macht, mitzuteilen. Im In­nern tragen wir unseren Himmel, damit Er, der die Seligen im Lichte der Vision sättigt, sich uns im Glauben und im Geheimnis schenkt. Es ist dasselbe. Mir ist, als hätte ich den Himmel auf Erden gefunden, weil der Himmel Gott ist und Er in meiner Seele wohnt. An dem Tag, an dem ich das verstanden habe, erstrahlte alles in mir im Licht, und ich möchte dieses Geheimnis an alle, die ich liebe, weitergeben, damit auch sie durch ihr Tun immer näher zu Gott gelangen.“

In dieser in Glauben, Liebe und Dankbarkeit gelebten Einheit ist der Ur­sprung ihres Apostolats in der Welt zu suchen.
Die letzten Jahre von Elisabeths Leben waren zunehmend von Krankheit ge­zeichnet. Am 1. Juli 1903 zeigten sich bei der jungen Schwester eigenartige Symptome, die sich später – nach falscher Behandlung – als Addison-Krankheit herausstellten. Elisabeth nahm alles mit einem Lächeln, das ihre Freude da­rüber zum Ausdruck brachte, dass sie – wie sie sagte – „aus Liebe dem Gekreu­zigten immer ähnlicher wurde“.
Am 21. November 1904 entsprang einem Seufzer ihres Herzens nach der Er­neuerung der Gelübde am Ende der geistlichen Exerzitien der Ausruf: „0 mein Gott, Dreifaltigkeit, die ich anbete.“ Aus dieser Erfahrung der Erhebung zur Al­lerheiligsten Dreifaltigkeit schöpfte sie die Kraft für das auf sie zukommende Martyrium, von dem sie nach und nach erfasst wurde. Und wenn die Jahre 1904 und 1905 noch ohne größere Besorgnis verliefen, so änderte sich die Si­tuation 1906 schlagartig. Eine Krise nach der andern brachte sie an den Rand des Abgrunds. Sie konnte weder feste noch flüssige Nahrung zu sich nehmen, doch das Lächeln hatte sie nicht verlernt.

Wenngleich sich zum körperlichen Martyrium auch noch das geistige gesellte und Gefühle der Niedergeschlagenheit, Leere, des Verlassenseins von Gott so­wie Selbstmordgedanken heraufbeschwor, überwand sie alles im Glauben. Am 28. Oktober 1906 kündigte sie die Mission an, die sie nach ihrem Tod ausüben werde: „Im Himmel wird es meine Aufgabe sein, Seelen zu gewinnen, indem ich ihnen helfe, aus sich herauszugehen, um sich spontan und mit ganzer Hingabe Gott anzuschließen, und sie in jenem großen inneren Schweigen zu halten, das es Gott ermöglicht, in ihnen Fuß zu fassen und sie in Sich zu verwandeln.“ Am 1. November sagte sie noch: „Alles vergeht! Am Abend des Lebens bleibt nur die Liebe.“ Am Vorabend ihres Todes hörte man sie noch murmeln: „Ich gehe zum Licht, zur Liebe, zum Leben.“

Sie starb am Morgen des 9. November 1906 in Dijon und wurde am 12. November auf dem Stadtfriedhof beerdigt. Ihre Gebeine ruhen jetzt in der Pfarrkirche San Michel in Dijon, Frankreich.

Am 25. November 1984 wurde Elisabeth von der Heiligsten Dreifaltigkeit Catez von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.


RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1979 – 1985. Innsbruck: Resch, 2000 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 1). XII, 248 S., 56 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-070-4, Ln, EUR 24.60 [D], 25.44 [A]

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