Andreas Resch: Elisabeth Renzi


ELISABETH RENZI
(1786-1859)

GRÜNDERIN
DER FROMMEN LEHRSCHWESTERN DER SCHMERZENSMUTTER

Selig: 18. Juni 1989
Fest: 14. August

ELISABETH RENZI wurde am 19. November 1786 als zweites von sieben Kindern von Giambattista Renzi und Vittoria Boni, die beide angesehenen Familien entstammten, in Saludecio di Romagna, Diözese Rimini, Italien, geboren und am Tag darauf auf den Namen Maria Elisabeth getauft. Der Vater bekleidete eine wichtige Funktion in der Compagnia del Gonfalone (Fahnenträger) und in der Gemeinschaft vom Allerheiligsten Altarsakrament, wo er sich vor allem um den karitativen Bereich kümmerte. Von der Mutter ist kaum etwas bekannt. Nach den Äußerungen Elisabeths zu schließen, die von ihren Eltern eine gediegene christliche Erziehung erhielt, war sie eine sehr spirituelle Frau, deren ganzes Herz der Familie gehörte.

Elisabeths Kindheit verlief in ruhigen Bahnen. Ihr spiritueller Weg, der sicherlich dem günstigen Einfluss ihrer Umgebung zuzuschreiben war, fußte auf etwas Geheimnisvollem, das sie veranlasste, mit neun Jahren das Gelübde der Keuschheit abzulegen. Sie war sich dieses Schrittes wohl bewusst. Die Ambitionen des frühreifen und entschlossenen Mädchens ermutigten die Eltern, sie den Klarissen des in der Nähe gelegenen Klosters von Mondaino anzuvertrauen. Die dortigen Nonnen waren nicht nur der Garant für eine christliche Erziehung, sondern sorgten auch für eine gewisse kulturelle Basis und führten die Mädchen in das häusliche Arbeiten ein. Der Lehrplan war sehr anspruchsvoll, doch fand Elisabeth hier das ideale Klima für ihre weiteren Entscheidungen. Wenngleich das genaue Eintrittsdatum nicht bekannt ist, weiß man, dass sie schon bald die Erstkommunion empfing und dass ihre Ausbildung im Kloster von 1796-1807 dauerte.

Während dieser Zeit reifte auch ihre religiöse Berufung. Am 25. September 1807, mit 21 Jahren, ersuchte Elisabeth darum, von den Klarissen zu den Augustinerinnen von Pietrarubbia übertreten zu dürfen. Sie entschied sich damit für die völlige „Zurückgezogenheit“ – im Glauben, dass dies ihr Weg sei. Ihrem Vater schrieb sie Folgendes: „Ich werde mich an dieses Kloster klammern wie ein Pächter an sein Stück Land… Außer Gott gibt es nichts Beständiges auf der ganzen Welt! Das Leben geht vorbei; der Reichtum zerrinnt; die Gesundheit entschwindet; das Ansehen bekommt Risse, alles ist Weiden des Windes, geht seinem Ende entgegen. So erlaubt mir, lieber Vater, dass ich hier den Preis für alle guten Dinge, Gedanken und Wünsche erwarte, weil Gott, der allein gut ist, auch die guten Wünsche in Betracht zieht. Gott bietet mir so vieles! Wollt Ihr also, dass ich mich nicht sogleich um Seine Freundschaft bemühe, dass ich seinen Versprechungen keine Bedeutung beimesse?“

In Pietrarubbia fand Elisabeth eine Gemeinschaft von achtzehn mehrheitlich jungen Schwestern vor. Man gewährte ihr Aufnahme als Postulantin, doch blieb keine Zeit für Einkleidung und Noviziat, weil im Anschluss an die napoleonischen Gesetze am 25. April 1810 das Dekret zur Vertreibung der Nonnen erlassen wurde, die damit gezwungen waren, nach Hause zurückzukehren. Für Elisabeth war das ein schwerer Schlag. Für den Augenblick sah es so aus, als würde sie das Ganze verkraften, doch dann schlitterte sie in eine Krise. 1813 starb im Alter von 20 Jahren ihre einzige Schwester und bald darauf tauchte wieder jene mysteriöse Krankheit auf, die ihr schon früher zu schaffen gemacht hatte. Auch in ihrer Intention, auf dem Weg der inneren Sammlung fortzuschreiten, stieß sie auf Schwierigkeiten. Eine merkwürdige Begebenheit brachte die Dinge jedoch wieder ins Lot. Elisabeth war gemeinsam mit dem Hausmädchen ausgeritten, als das Pferd plötzlich scheute und sie zu Boden geschleudert wurde. Diese Angelegenheit ging ihr immer wieder durch den Kopf, und so vertraute sie sich ihrem Spiritual, Don Vitale Corbucci, an, den sie seit 1799 kannte. Dieser interpretierte das Geschehene im Lichte seiner Erkenntnis und da er um Elisabeths Absicht, sich für die Erziehung und Ausbildung der Jugend einzusetzen, wusste, lenkte er ihre Aufmerksamkeit 1824 auf das Konservatorium von Coriano (wie sich das Pensionat damals nannte), das 1818 von Don Jakob Gabellini, Corbuccis unzertrennlichem Freund, für die Mädchen aus dem Ort gegründet worden war.

Am 29. April 1824 fuhr Elisabeth nach Coriano, einem bedeutenden Vorort etwa zehn km von Rimini entfernt, wo sie vom dortigen Lehrkörper von Anfang an herzlich aufgenommen wurde – dies nicht zuletzt einer ihrer Ideen wegen, die bei Don Gabellini auf großes Interesse stieß. Man sprach damals viel von den Töchtern der Nächstenliebe von Verona, genannt Canossianerinnen und gegründet von Magdalena von Canossa (die am 2. Oktober 1988 heilig gesprochen wurde). Elisabeth hatte 1825 von deren Leben und Werk erfahren und machte folgenden Vorschlag: „Wir geben ihnen das Haus von Coriano und schließen uns dem Institut an. Damit ist die Zukunft gesichert.“

Es begannen umfassende Gespräche mit M. Canossa, die dem Projekt anfangs positiv gegenüberstand, aber auch die Risiken nicht außer Acht ließ. Don Gabellini informierte Papst Leo XII. über das Vorhaben und erhielt dessen Zustimmung. Es entspann sich sodann ein reger Briefwechsel zwischen Renzi und Canossa, die am 26. September Coriano besuchte und dem Institut große Wertschätzung zollte, auch wenn ihr der Platz zu klein schien. Zu unerwarteten Schwierigkeiten kam es 1828, als böse Zungen üble Gerüchte über Don Gabellini und die Leiterin Agnes Fattiboni verbreiteten, weshalb sich Gabellini in die Toskana absetzte und Fattiboni sich in ein Kloster zurückzog.

Um das Konservatorium von Coriano nicht führungslos zu lassen, übernahm Elisabeth 1829 auf Empfehlung Canossas dessen Leitung und machte sich sogleich an die Arbeit. Als Erstes erwarb sie ein Haus für den Kaplan, als Zweites kaufte sie das Konservatoriumsgebäude mit der angrenzenden Kirche. Gleichzeitig bemühte sie sich um die Einführung eines intensiven spirituellen Lebens, indem sie für die „Povere del Crocifisso“ von Coriano, wie die Frommen Lehrschwestern der Schmerzensmutter ursprünglich genannt wurden, Ordensregeln erstellte. Es waren nur wenige, mit dem Ziel, aus der kleinen Schar „eine Gemeinschaft eifriger Seelen zu machen, die ihr Leben – von der Welt abgewandt – einzig auf den Gekreuzigten ausrichteten“. Das Werk machte solche Fortschritte, dass in Sogliano in der Nähe von Rimini eine ähnliche Gründung für bedürftige Mädchen ins Auge gefasst wurde. Nachdem sich Elisabeth versichert hatte, dass ihre Selbständigkeit gewahrt würde, nahm sie die Einladung im November 1829 an und blieb bis Weihnachten in Sogliano; dann betraute sie mit der neuen Einrichtung zwei Lehrerinnen, die sie aus Coriano mitgebracht hatte.

Da nach Canossas Tod am 10. April 1835 jeder Kontakt mit den Canossianerinnen abgebrochen war, erwogen die Oberen, Renzis Institut in das der Lehrschwestern von Rom zu integrieren. Da auch dieser Versuch kein positives Ergebnis zeitigte, war für Elisabeth klar, dass der Herr eine Neugründung von ihr erwartete. So unterbreitete sie dem Bischof von Rimini am 12. Januar 1838 erstmals einen Plan mit dem Vorschlag zur Bildung eines neuen Instituts, wobei das Mutterhaus in Coriano stehen sollte. Die kirchliche Approbation des Instituts mit dem bedeutungsvollen und programmatischen Namen Fromme Lehrschwestern der Schmerzensmutter (Abb.) erfolgte am 26. August 1839, nach wiederholten Verzögerungen von Seiten des Bischofs, denen Renzi mit Glaubensstärke und Hartnäckigkeit entgegentrat. Am 29. August 1839 übergab derselbe Bischof in der Pfarrkirche von Coriano, in Anwesenheit von Obrigkeiten und Bevölkerung, an Renzi und ihre zehn Gefährtinnen das Ordenskleid.

Das Institut begann zu wachsen und sich auszubreiten. In der Führung ihrer Frommen Lehrschwestern der Schmerzensmutter erwies sich Renzi stets als von überdurchschnittlicher Klugheit und ausgeprägter Willenskraft. Urgrund ihres Eifers war die tiefe Überzeugung, dass es – um Gott den Seelen näher zu bringen – eines eingehenden Studiums der christlichen Lehre bedurfte, und daher betonte sie immerzu: „Beim Katechismus gibt es keinen Urlaub!“
In den letzten zwanzig Jahren ihres Lebens konzentrierte sich ihr ganzer Einsatz auf die Ausbildung ihrer Schwestern sowie auf die Konsolidierung und Ausbreitung des Instituts, weil die vielen Neuzugänge die Eröffnung weiterer Häuser ermöglichten. Gleichzeitig bestand sie darauf, dass die Mädchen in ihrer Ausbildung ganzheitlich erfasst würden, um in ihnen jene intellektuellen und emotionalen Fähigkeiten zu entwickeln, die ihnen von Natur aus eigen waren.

1845 beschloss sie, für die Schülerinnen von Coriano einen Originaltext zu verfassen, der dann 1850 in Anlehnung an die von Papst Clemens XIII. für alle Institute der Schulschwestern festgesetzten Regeln modifiziert wurde.

Als sie spürte, dass es dem Ende zuging, machte sie am 14. August 1859 ihr Testament zugunsten des Instituts und arrangierte alles zum Besten. Nachdem sie dreimal die Worte ausgerufen hatte: „Ich sehe… Ich sehe… Ich sehe“, verschied sie im Herrn. Der Leichnam wurde unter dem Fußboden der Kapelle der Pfarrkirche von Coriano bei Rimini, Italien, beigesetzt, 1896 dann exhumiert und im Innenraum der Kapelle bestattet.

Am 18. Juni 1989 wurde Elisabeth Renzi von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1986 – 1990. Innsbruck: Resch, 2005 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 2). XIII, 298 S., 69 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-076-X, Ln, EUR 25.70 [D], 26.52 [A]

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