Andreas Resch: Eduard Johannes Maria Poppe


EDUARD JOHANNES MARIA POPPE
(1890-1924)

DIÖZESANPRIESTER

Selig: 3. Oktober 1999
Fest: 10. Juni

EDUARD JOHANNES MARIA POPPE wurde am 18. Dezember 1890 als drittes von elf Kindern einer einfachen Familie in Temsche, Belgien, geboren. Bei der Taufe erhielt er den Namen Eduard Johannes Maria. Seine Eltern erzogen ihn zu einem soliden christlichen und kulturellen Leben. Von der Mutter hatte er nicht nur eine natürliche Neigung zum Gebet und zur Großzügigkeit geerbt, sondern auch die Gabe einer klaren Ausdrucksweise und einen gesunden Hausverstand. Vom Vater, einem Bäcker, lernte er die Liebe zur Arbeit und zu den Armen. Seine erste Ausbildung genoss er bei den Barmherzigen Brüdern, wo er mit Erfolg die Grundschule besuchte.

Mit 15 Jahren trat Eduard in das Kleine Seminar von Sint-Niklaa in der Diözese Gent (Gand) ein, wo er seinen Gefährten Vorbild und Ansporn war. Am 20. Mai 1909 beschloss er, Priester zu werden, um so dem „armen Flandern“ zu dienen. Eduard liebte sein Land, das er durch seine Familie und die flämische Jugendbewegung „Blauvoeterie“ kennengelernt hatte. 1910 inskribierte er sich während des Militärdienstes in Löwen an der philosophischen Fakultät der lokalen katholischen Universität. Die Erfahrungen beim Militär dienten der Reifung seiner Berufung, die sehr schweren Prüfungen ausgesetzt war, doch konnte ihn nicht einmal das raue Kasernenleben davon abbringen. In dieser Zeit wurde die Geschichte einer Seele von der hl. Theresia vom Kinde Jesu zu seiner Lieblingslektüre. Er widmete sich einem fruchtbaren Apostolat unter den Soldaten, indem er vor allem die Verehrung der Eucharistie und der Mutter Gottes förderte.

Nach Beendigung des Militärdienstes am 13. Mai 1912 trat er mit 22 Jahren in das philosophische Seminar „Leo XIII.“ von Löwen ein, wo ihm nach eigener Aussage die Grundlagen für sein künftiges Glück vermittelt wurden: die Liebe zu Gott, das Bewusstsein der Gegenwart Gottes, die Demut und die Liebe zur Jungfrau Maria. Es war eine Zeit intensiver Spiritualität, verantwortungsbewusster Selbstkontrolle und glühender Innerlichkeit, in der er die Lehre und den Geist des Buches Die wahre Andacht zur seligsten Jungfrau Maria des hl. Alois Grignon de Montfort in sich aufsog und sich ganz in den „Dienst der Liebe“ stellte. Am 14. Juli 1913 promovierte Poppe in Philosophie und Literatur und wechselte für die letzten theologischen Studien in das Große Seminar von Gent (Grand) in seiner Diözese. In den Ferien ermunterte er seine Gefährten zum Kampf für die Emanzipation seines geliebten „Arm Vlandeeren“ (Armes Flandern) und lehrte sie nach der Methode von „Sehen – Urteilen – Handeln“. Darüber hinaus widmete er sich der katechetischen Unterweisung und der liturgischen Erziehung der Kinder.

1914 wurde Poppe zum Militär einberufen, wo ihm als Sanitäter im Dienst des Roten Kreuzes die Betreuung der Kriegsverwundeten in dem kleinen wallonischen Dorf Bourlers zugeteilt wurde. Dort machte er für sein künftiges Leben als Priester eine zweifache Erfahrung: 1. Im Vorbereitungsunterricht zur Kommunion, mit dem ihn der Pfarrer betraut hatte, entdeckte er seine Begabung für Katechese und Glaubenserziehung. 2. Bei der Lektüre der Biografie des Pater Chevrier sah er darin sein persönliches Priesterideal beschrieben. Von da an folgte er seinem Herrn und Meister in seiner Armut (Krippe), seiner Hingabe (Kreuz) und in seiner Liebe (Tabernakel), und Chevriers Motto – „Mein Leben ist Jesus Christus“ – wurde das seine.

Nach dem Abschied vom Militär ersuchte Poppe um Aufnahme in das Seminar von Mechelen (Malines), kehrte jedoch im April 1915 in das Seminar von Gent zurück, wo er am 1. Mai 1916 zum Priester geweiht wurde. Nach der Ernennung zum Vikar der Pfarre zur hl. Coletta des Arbeiterviertels von Gent am 16. Juni 1916 begann Poppe unverzüglich mit der seelsorglichen Arbeit, die ihm vor allem die Wertschätzung der armen Bevölkerung einbrachte. Alle sahen in ihm einen heiligmäßigen Priester – arm, zurückhaltend und demütig. Trotz seines pastoralen Einsatzes reduzierte er, ob nun bei Tag oder Nacht, weder die Stunden des Gebets noch die prolongierte Anbetung des Allerheiligsten. Zur Vorbereitung auf die Erstkommunion führte er für die Kinder, deren Eltern fast ausschließlich dem sozialistischen oder antiklerikalen Lager angehörten, die Katechese ein, indem er dafür eigens eine Gruppe von Katecheten schulte, die wunderbarerweise auch in anderen Pfarreien der Diözese eine Vielzahl an Nachahmern fand. Für sie entwickelte Poppe als Antwort auf die Dekrete des hl. Pius X. die eucharistische Erziehungsmethode, deren Grundlagen er im Handbuch der eucharistischen Katechese (1917) festhielt. Außerdem gründete er die „Liga der häufigen Kommunion“ unter Kindern und Arbeitern. Von diesem Augenblick an war die größte Sorge seines Lebens die sich immer stärker abzeichnende Entchristlichung.

Am Ende des Krieges 1918 war Poppe aus gesundheitlichen Gründen gezwungen, die Pfarre zur hl. Coletta zu verlassen und zur Erholung nach Moerzeke-lez-Termonde zu übersiedeln. In den vier Jahren, in denen er in diesem Dorf als Spiritual der Schwestern des hl. Vinzenz von Paul Almosenier war, befand er sich mehr auf dem Krankenlager als auf den Beinen. Die langwierige Erkrankung ließ ihm viel Zeit, sich dem Gebet, dem Studium und der Betrachtung zu widmen, wodurch seine besten Werke zur Reifung gelangten. Für die Kinder des „Eucharistischen Kreuzzugs Pius X.“ in ganz Belgien begann er mit einer Veröffentlichung unter dem Titel Zonneland (Sonnenland), von der Tausende kleiner Leser allwöchentlich die Botschaft ihres Apostels erwarteten, lebendig und in einer einfachen Sprache geschrieben, aber voller eucharistischer und marianischer Leidenschaft. In diesem Zusammenhang gab Poppe 1920 auch die Spirituelle Führung der Kinder heraus.

In seiner Abgeschiedenheit wurde Poppe häufig von Priestern aufgesucht, die sich bei ihm Rat für die Lenkung ihrer Seele auf dem Weg des Herrn holten. Auf diese Weise begann er eine neue Mission unter Priestern und Ordensleuten, die er zu einem Leben der Innerlichkeit, zur Feier der Eucharistie, zur Verehrung Mariens und zum katechetischen Apostolat anspornte. Jeder fand bei ihm, was er brauchte. Dort wurde gebetet, man wurde ermuntert, neu gestärkt, geheilt und auf den Weg des Friedens und der Versöhnung geleitet – und dies in einem durch Kriegswirren geteilten Flandern.

Der Besuch am Grab der kleinen Karmelitin Theresia vom Kinde Jesu in Lisieux am 5. September 1920 führte zu einer Wende in Poppes Spiritualität. Eigenen Aussagen zufolge wurden ihm an jenem Ort „die größten Gnaden seines Lebens“ zuteil. Im Januar 1922 machte er sich selbst zur Opfergabe an die barmherzige Liebe des Herrn, was für ihn den vollkommenen Verzicht auf sein eigenes Wollen und stattdessen die völlige Unterwerfung unter den Willen des Vaters bedeutete.

Als Kardinal Mercier 1921 einen geistlichen Leiter für das CIBI (Centre Instruction Brancardiers Infirmiers) zu bestellen hatte, welches Ordensmissionaren, Theologiestudenten und Militärangehörigen vorbehalten war, dachte er sogleich an Poppe. So übersiedelte dieser am 6. Oktober 1922 nach Leopoldsburg, wo er unter den Jugendlichen, die zum Dienst am Altar berufen waren, eine sehr fruchtbringende Tätigkeit entfaltete. Herzleidend und tagsüber an den Lehnstuhl gefesselt, verfasste er seine Werke für die Priester: Retten wir die Arbeiter (1923), Eucharistische Pfarrseelsorge (1923), Die eucharistische Erziehungsmethode (1924) und Der Freund der Kinder (1924), das sofort eine Auflage von 200.000 Stück in flämischer Sprache erlebte. Nach seinem Tod erschienen: Abhandlungen zur Liturgie (1925), Geistliche Führung (1934), Sicuti fratres (1935) und Kurze Sprüche (1938). Das Werk, das ihm den Titel „Pädagoge der Eucharistie“ einbrachte, war jedoch Die eucharistische Erziehungsmethode. Kardinal Mercier nennt es im Vorwort „ein kleines Meisterwerk“ – „kurze Seiten reich an christlicher Substanz, durchdrungen von priesterlicher Liebe und gut geeignet für die Aufgaben der christlichen Erziehung“.

Anfang 1924 hinderte eine plötzliche Verschlechterung des Gesundheitszustandes Poppe, der sich in Moerzeke in Ferien befand, an der Rückkehr nach Leopoldsburg. Er schrieb sein Testament und bot dem Herrn sein Leben zur Heiligung seiner Mitbrüder. Eduard Poppe starb am Morgen des 10. Juni 1924 im Konvent von Moerzeke-lez-Termonde, die Augen auf die Statue des Heiligen Herzens Jesu gerichtet, auf dessen Barmherzigkeit er sein ganzes Vertrauen gesetzt hatte, indem er, wie die hl. Theresia vom Kinde Jesu, sagte: „Ich finde das Sterben ebenso schön wie das Leben; das heißt, wenn ich wählen könnte, würde ich das Sterben bevorzugen. Nachdem aber der gute Gott für mich wählt, will ich, was Er will. Ich mache lieber, was Er wählt.“

Ganz Flandern war in Trauer. In seinem Kondolenzbrief an Poppes Mutter schrieb der Kardinal: „Ich werde nicht zögern, ihn anzurufen, weil ich überzeugt bin, dass Ihr Sohn ein Heiliger ist und dass ihn der Gott des Friedens bereits in seine Herrlichkeit aufgenommen hat.“

Seine sterblichen Überreste ruhen in der Grabkapelle „Eduard Poppe“ in Moerzeke-lez-Termonde in Belgien.
Am 3. Oktober 1999 wurde Eduard Johannes Maria Poppe von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1996 – 2000. Innsbruck: Resch, 2010 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 4). XIII, 376 S., 86 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-088-9, Ln, EUR 39.90 [D], 40.98 [A]

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